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der ihn kurz und scharf einschätzte und dann weit hinten im Lokal unterbrachte. Der Butler erhob keine Einwände gegen diesen Platz. Gerade von hier aus war das Lokal gut zu übersehen. Er bestellte sich einen doppelten Whisky und fragte nach dem Zigarettenmädchen.

      Jane Bracer sah entzückend aus, wie Parker feststellte. Sie trug ein knappes Röckchen und hochhackige Schuhe. Der Oberkörper stak in einer eng anliegenden, roten Samtweste. Die Rauchwaren trug Jane Bracer graziös in einem kleinen Korb. Ihre Auswahl beschränkte sich auf die teuersten Sorten. Erst als sie kassierte und Parker genauer ansah, wußte sie, wer vor ihr saß.

      »Hallo...«, sagte sie ohne Begeisterung.

      »Ja, ist denn das die Möglichkeit?« fragte Parker zurück. »Mrs. Bracer wenn mich nicht alles täuscht, wie?«

      »Was wollen Sie denn hier?« fragte Jane Bracer.

      »Mich nur vergewissern, daß es Ihnen noch gutgeht. Ich sorge mich um Sie.«

      »Danke, mir geht es ausgezeichnet«, sagte sie bitter. »Am liebsten würde ich den ganzen Kram hinschmeißen.«

      »Das liebe Geld«, meinte Parker aufseufzend. »Es zwingt uns oft zu Dingen, die wir nicht mögen.«

      »Was soll ich nach dem Tod meines Mannes machen? Ich werde weiterhin Zigaretten verkaufen müssen.«

      »Ein durchaus lobenswerter Beruf«, antwortete Parker vertraulich. »Es gibt schlechtere und eintönigere Beschäftigungen.«

      »Für mich ist das ein schwacher Trost«, sagte Jane Bracer.

      »Denken Sie an Menschen, die den ganzen Tag über Fußmatten flechten oder Tüten kleben müssen«, schwatzte Parker weiter und kicherte vor sich hin. »Nun, das war ein kleiner Scherz, den Sie mir verzeihen wollen.«

      »Ich... ich habe noch zu tun, Mr. Parker », sagte Jane Bracer. »Ich werde übrigens die Stadt verlassen. Sie können das Ihrem Chef sagen.«

      »Sie wollen unsere schöne Stadt verlassen?« erkundigte Parker sich. »Nun, verstehen kann ich Sie. Ich stamme aus London. Das ist wenigstens noch eine Stadt.«

      »Noch etwas«, sagte Jane Bracer. »Ich kann jetzt leider das Geld nicht aufbringen, um Ihren Chef zu bezahlen. Er kann den Auftrag streichen.«

      »Sie sind also an der Entdeckung des Mörders nicht mehr interessiert?«

      »Das natürlich schon. Aber wie soll ich das bezahlen? Ich bin arm, verstehen Sie?«

      »Mr. Rander wird Sie kostenlos vertreten«, erklärte Butler Parker. »Es handelt sich ja immerhin um einen gemeinen Mord. Was schwatz’ ich da, nicht um einen Mord handelt es sich, nein, um drei Morde.«

      »Wie war das? Sie sprechen von drei Morden?«

      »In der Tat, Mrs. Bracer.«

      »Hängen diese Morde mit dem Mord an meinem Mann zusammen?«

      »Sehr wahrscheinlich ja... Übrigens, wann wollen Sie die Stadt verlassen?«

      »Genau weiß ich es noch nicht.«

      »Sie kehren zurück in Ihren alten Beruf?«

      »Wieso...? Was meinen Sie?«

      »Werden Sie wieder als Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft arbeiten?«

      Jane Bracer richtete sich steil auf und starrte den Butler überrascht an.

      »Habe ich Sie erschreckt?« fragte Parker. »Das wäre mir aber ungemein peinlich.«

      »Woher wissen Sie...? Ich meine, spionieren Sie mir eigentlich nach?«

      »Aber ganz gewiß nicht in dem Sinne, den Sie meinen«, antwortete Parker versöhnlich. »Es gehört zu unseren Gewohnheiten, daß wir erst einmal unsere Klienten durchleuchten. Das liegt in der Natur der Dinge. Stellen Sie sich vor, wie viele Klienten versuchen, Mr. Rander zu belügen!«

      »Hat Mr. Rander noch mehr herausgefunden?«

      »Ihr damaliger Chef hieß Glenn Torch, wenn ich Mr. Rander richtig verstanden habe, ja?«

      »Na und...?«

      »Tut mir leid, Sie werden an einem Tisch verlangt«, sagte Butler Parker. »Ich möchte Sie in Ihrer Arbeit nicht stören, Mrs. Bracer.«

      Unwillig griff sie nach dem Körbchen mit den Rauchwaren und verschwand zwischen den Tischen. Nun war Parker doch sehr gespannt, ob sie noch einmal zurückkehren würde.

      Und sie erschien nach einer Weile erneut an Parkers Tisch.

      »Ich gebe zu, ich hätte Ihren Chef informieren sollen, daß ich für Glenn Torch gearbeitet habe«, sagte sie verlegen. »Aber ich hielt das nicht für sehr wichtig.«

      »Torch beteiligte sich damals an dem Bankraub?« fragte Parker.

      »Später erfuhr ich davon«, erwiderte Jane Bracer.

      »Kannten Sie Butch Debtor?«

      »Nein, den habe ich nie gesehen.«

      »Sagt der Name Ihnen etwas?«

      »Auch nicht, Mr. Parker. Wollen Sie mich verhören?«

      »Aber nein, ganz gewiß nicht«, meinte Parker versöhnlich. »Ich bin nichts anderes als ein alter, neugieriger Mann.«

      »Man hört es«, sagte Jane Bracer etwas abfällig.

      »Aber John Bleeding lernten Sie kennen, nicht wahr?« fragte Josuah Parker.

      »Was sollen eigentlich diese Fragen?« wollte sie wissen. »Glauben Sie, ich hätte meinen Mann umgebracht?«

      »Ganz sicher nicht! Den Mörder Ihres Mannes kennen wir bereits!«

      »Was Sie nicht sagen? Und warum hat man mich nicht informiert? Den sollten Sie doch suchen.«

      »Es handelt sich um einen gewissen Ben Stickers, der den Mord ausgeführt hat. Er konnte von der Polizei festgenommen werden.«

      »Schade, ich hätte den Auftrag früher zurückgeben sollen«, sagte Jane Bracer. »Jetzt werde ich wohl doch bezahlen müssen, wie?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Parker zweideutig. »Um auf diesen Ben Stickers zurückzukommen, Mrs. Bracer. Im eigentlichen Sinn ist er aber nicht der gesuchte Täter.«

      »Hat er Jeff nun umgebracht oder nicht?«

      »Ja und nein«, gab Parker zurück. »Er handelte nur im Auftrag. Er war nichts anderes, als ein gedungener Mörder.«

      »Und von wem ist er angestiftet worden?«

      »Von Hank Mussel natürlich«, redete Parker wie beiläufig weiter. »Ob dieser Hank Mussel nun mit Butch Debtor identisch ist, wird sich erst noch herausstellen müssen. Aber was belästige ich Sie eigentlich mit meinen Sorgen...!«

      »Ich muß jetzt auch wieder weg«, sagte Jane Bracer. »Der Geschäftsführer ist bereits auf mich aufmerksam geworden. Vielleicht komme ich später noch einmal vorbei, Mr. Parker.«

      »Ich würde mich ungemein freuen und geschmeichelt fühlen«, behauptete Parker kühn. Er nippte an seinem Drink und fragte sich, ob er auch die richtigen Minen gelegt hatte!

      *

      Parkers Höflichkeit und Galanterie war nicht mehr zu überbieten. Als Jane Bracer gegen zwei Uhr morgens das Nachtlokal verließ, um nach Hause zu fahren, erschien Parker im Nebeneingang und lüftete in seiner höflichen Art die Melone.

      »Ich kam gerade zufällig vorbei«, schwindelte er drauflos, daß man es sofort merkte. »Darf ich mich anbieten, Sie nach Hause zu bringen? Die nachtdunklen Straßen sind ungemein gefährlich für eine junge und hübsche Frau. Vor allen Dingen dann, wenn diese Frau sich in einer gewissen Gefahr befindet.«

      »Ich soll mich in einer Gefahr befinden?« fragte Jane Bracer erstaunt.

      »Oh, um ein Haar hätte ich mich verplappert! Du lieber Himmel, man wird

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