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wagt Ihr, mir zu sagen, mir, der gelehrten Emeria! Ich einen Schnurrbart! Ich, ich, ich! Und der Kopf meines angebeteten Heulmeier soll ein Schafskopf sein! Man sollte – –«

      »Heulmeier?« fiel Sam ihr in die Rede. »Ja, das stimmt, das stimmt sehr genau. Dieser Kopf war ganz gewiß ein Heulmeierkopf!«

      Er hatte das gesagt, um sie noch mehr in Harnisch zu bringen, darum war er sehr erstaunt, daß seine Worte eine ganz entgegengesetzte Wirkung hervorbrachten. Ihr Gesicht glättete sich plötzlich und nahm den Ausdruck freudigster Spannung an; ihre Hände, welche sie bereits geballt hatte, wie um auf ihn einzuschlagen, sanken wieder herab, und in einem Tone, dessen freundlicher Klang gegen den vorigen wunderbar abstach, sagte sie zu ihm:

      »Ein Heulmeierkopf meint Ihr?«

      »Ja; das ist das richtige Wort. Der Kopf sieht ganz und gar heulmeierlich aus.«

      »Kennt Ihr denn Heulmeier?«

      »Ja, freilich,« antwortete er, da ihm sonst eine andere Antwort nicht gleich auf die Lippen wollte.

      »Meinen Geliebten?«

      »Ist er Euer Geliebter?«

      »Ja, er war es und er ist es noch. Er ist die Sonne meiner Tage und der Mond meiner Nächte, das Brod meines Hungers und das Wasser meines Durstes. Ihr kennt ihn? Wo habt Ihr ihn denn kennen gelernt?«

      Heulmeier ist ein deutsches Wort. Darum antwortete Sam dreist:

      »Drüben in Deutschland.«

      »Ah! So wart Ihr drüben?«

      »Ich bin ja ein Deutscher.«

      »Ihr ein Germano, ein Allemanneo?«

      »Natürlich.«

      »Ein Deutscher! Und ich bin so zornig auf Euch gewesen. Das thut mir leid!«

      »Ja, freilich! Ihr habt mich sehr beleidigt und ich meinte es doch so gut mit Euch.«

      »Das glaube ich. Ihr kennt meinen Heulmeier, also müßt Ihr es sehr gut mit mir meinen. Nicht wahr, er ist Professor?«

      »Ja.«

      »Der Zoologie?«

      »Natürlich, der Zoologie, und zugleich Rector der Universität meiner Vaterstadt.«

      »Wie heißt diese Stadt?«

      »Herlasgrün.«

      »Diesen Namen habe ich noch nie gehört.«

      »Nicht? Nie? Das ist zu verwundern! Ihr, die gelehrte Emeria, habt den Namen dieser berühmten Haupt- und Residenzstadt noch nicht gehört?« Da hört freilich das Hören auf, denn das ist unerhört.«

      So durfte sie sich doch nicht blamiren, darum that sie, als ob sie sich jetzt eben erst besinne:

      »Ach, richtig! Jetzt fällt es mir ein! Diese berühmte Stadt Her – her – – her – –«

      »Herlasgrün!«

      »Ist die Haupt- und Residenzstadt von – von – von –«

      »Von Ober-, Mittel- und Niederoderwitz.«

      »Richtig! Eine spanische Zunge kann diese deutschen Namen nicht gut aussprechen. Also Professor und Rector der Universität! Ja, das stand zu erwarten. Ist er verheirathet?«

      »Nein.«

      »Nicht? Oh, oh!«

      »Er heirathet nie. Wenn ich ihn ja einmal fragte, ob er sich nicht nach einer weiblichen Xantippe umsehen wolle, so schüttelte er stets den Kopf und sagte mir, daß er sein Herz in Amerika gelassen habe.«

      »In – – Amerika!« flötete sie. »Sein Herz! Hat er Euch keinen Namen genannt?«

      »Sehr oft, ich habe ihn mir aber nicht gemerkt. Es war wie Emeritus oder Emerenzia oder Emaille!«

      »Emeria?«

      »Ja, ja, Emeria!«

      »O, Ihr zehntausend Nothhelfer! Das bin ich! Seine Emeria! Er hat sein Herz bei mir gelassen! Also Ihr kennt ihn genau? Wirklich?«

      »Natürlich! Wir sind ja Collegen! Ich bin Professor der Astronomie an derselben Universität. Wir theilen uns in das Geschäft. Er hat die zoologische Himmelsgegend: Widder, Stier, Krebs, Löwe, Schlange, Scorpion und so weiter. Die anderen Sterne aber bearbeite ich. Und wie!«

      »Ja, ja, das stimmt! Er war ein Thierfreund.«

      »Ja, die Wissenschaft darf nicht stehen bleiben; sie muß immer vorwärts schreiten.«

      »Ganz recht. Auch ich bin vorwärts geschritten, genau auf dem Wege, welchen er mir einst vorgezeichnet hat. Aber, konnte er denn nie wieder nach Amerika?«

      »Nein, das war nicht möglich.«

      »Warum?«

      »Er hat ein Leiden, welches zwar an und für sich nichts zu sagen hat, zur See aber gefährlich wird. Es ist die Bauchwassersucht. Während der Seereise würde er, ringsum von Wasser umgeben, so viel Wasser in sich hineinziehen, daß er zerplatzte, ehe er nach Amerika käme. Zu Lande hat es nichts auf sich. Da wird das Wasser wöchentlich abgezapft. Man nennt das Aqua destillate und braucht es bei der Syrupfabrikation.«

      »So konnte er wenigstens einmal schreiben.«

      »Das hat er gethan und das thut er noch. Er hat aber so ungeheuer viel zu sagen, daß er mit seinem Briefe bis dato noch nicht fertig geworden ist. Darum bat er mich, mich nach Euch zu erkundigen.«

      »Hat er Euch darum gebeten? Wirklich?«

      »Gewiß, Sennorita.«

      »Und was sollt Ihr mir sagen, falls Ihr mich findet?«

      »Daß er jetzt eine Papierfabrik gebaut hat, um genug Papier für die Gedichte zu haben, welche er nächtlicher Weile auf Euch macht.«

      »Er dichtet?«

      »Und wie! Wie ein Herkules.«

      »Und auf mich, auf mich! Sennor, wie nenne ich Euch?«

      »Barth ist mein Name.«

      »Also Sennor Professor Barth.«

      »Ja, das genügt, obgleich ich noch verschiedene andere Titel besitze, auf welche ich mir aber nicht viel einbilde, zum Beispiele auf diejenigen, welche vorhin Ihr mir gabt, Sennorita.«

      »Welche meint Ihr?«

      »Schafskopf und Esel.«

      »Ihr vergeßt, daß Ihr die Büste meines Heulmeier mit einem Schafskopfe verwechselt habt.«

      »So war es nicht gemeint. Ich hätte nicht Schafskopf sondern ›Widder‹ sagen sollen. Weil Heulmeier Zoologe ist, hat man ihm diesen zoologischen Namen gegeben.«

      »So habe ich Euch also vollständig mißverstanden?«

      »Ja, vollständig. Desto bessere Freunde aber sind wir nun jetzt, wie ich hoffe.«

      »Ja, Freunde sind wir! Nur der Tod soll uns trennen, mein bester Sennor Barth!«

      »Nein, nein! So lange darf ich mich hier doch wohl nicht verweilen, meine theure Sennorita. Ihr vergeßt ganz, daß ich doch meinen Kometen suchen muß.«

      »Ich werde Euch ja dabei helfen. Bis wir ihn gefunden haben, bleibt Ihr bei mir!«

      »Darauf könnte ich eher eingehen, wenn ich nicht gezwungen wäre, die Zustimmung Anderer einzuholen.«

      »Seid Ihr denn noch von Anderen abhängig?«

      »Freilich. Ich habe Reisegefährten.«

      »Wer sind sie?«

      »Einige sehr ehrenwerthe Herren, welche ich Euch nachher vorstellen werde.«

      »Kommen

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