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Mann und Weib. Уилки Коллинз
Читать онлайн.Название Mann und Weib
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уилки Коллинз
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Nein, Herrn Julius Delamayn! Ich komme vom Hause meines Herrn mit einer Botschaft für Herrn Geoffrey Delamayn hergeritten.«
»Können Sie ihn nicht finden?«
»Man hat mir gesagt, ich würde ihn hier treffen, aber ich bin hier fremd und weiß nicht wohin ich gehen soll.« Er hielt inne und zog eine Karte aus der Tasche. – »Mein Herr sagte, es sei sehr wichtig, daß ich diese Karte sofort abgebe! Haben Sie wohl die Güte, meine Herren, mir zu sagen, wo Herr Geoffrey Delamayn sich aufhält?
Arnold wandte sich an Sir Patrick, »ich habe ihn nicht gesehen, haben Sie ihn gesehen?«
»Gerochen habe ich ihn!« antwortete Sir Patrick. »So lange ich in dem Garten-Pavil1on bin, herrscht hier ein sehr abscheulicher Tabaksgeruch der mich auf sehr unangenehme Weise an Ihren Freund erinnert.«
Arnold ging lächelnd zur Thür hinaus. »Wenn Sie mit Ihrer Nase auf der rechten Spur find, Sir Patrick, so wollen wir ihn schon finden!«
Er blickte umher und rief laut: »Geoffrey!«
Eine Stimme aus dem Rosengarten antwortete: »Halloh!«
»Du wirst verlangt, komm her!«
Geoffrey schlenderte, die Hände in den Taschen, die Pfeife im Munde verdrossen heran. »Wer verlangt nach mir?«
»Ein Reitknecht Deines Bruders!«
Die Antwort schien den trägen und verdrossenen Athleten zu elektrisiren. Mit raschen Schritten ging er auf den Garten-Pavillon zu und redete den Reitknecht an, noch ehe dieser ein Wort hatte sagen können; mit dem Ausdruck des Entsetzens und der Verzweiflung rief er aus: »Um’s Himmelswillen, hat Ratcatcher einen Rückfall gehabt?«
Sir Patrick und Arnold sahen einander starr vor Staunen an.
»Das beste Pferd im Stalle meines Bruders!« rief Geoffrey erklärend und zugleich an ihre Theilnahme appellirend »Ich habe den Kutscher schriftlich instruirt und Medicin auf drei Tage bereiten lassen. Ich habe ihm zur Ader gelassen« fuhr Geoffrey mit zitternder Stimme fort, »ich habe ihm selbst gestern zur Ader gelassen.«
»Bitte um Verzeihung« fiel hier der Reitknecht ein.«
»Warum bittest Du mich um Verzeihung? Wo ist Dein Pferd, ich will nach Hause reiten und dem Kutscher die Knochen im Leibe zerschlagen. Wo ist Dein Pferd?«
»Verzeihen Sie, es handelt sich nicht um Ratcatcher, der ist ganz wohl.«
»Der ist ganz wohl? Was willst Du denn?«
»Ich habe eine Botschaft in Betreff Ihres Herrn Vater.«
Geoffrey zog sein Schnupftuch heraus und wischte sich offenbar sehr erleichtert den Schweiß von der Stirn: »Ich habe geglaubt, es handle sich um Ratcatcher,« sagte er aufathmend und blickte Arnold dabei lächelnd an. Er steckte die Pfeife wieder in den Mund und fachte die verglimmende Tabaksasche wieder an. "»Nun,« fuhr er, da die Pfeife wieder im Gange war, mit beruhigter Stimme fort, »was ist mit meinem Vater?«
»Ein Telegramm von London. Schlimme Nachrichten von seiner Lordschaft.« Mit diesen Worten überreichte der Reitknecht die Karte seines Herrn.
Geoffrey las auf derselben die folgenden Worte von der Hand seines Bruders: »Ich habe nur einen Augenblick Zeit, eine Zeile auf meine Karte zu kritzeln, unser Vater ist gefährlich krank! Er hat verlangt, sein Testament zu machen, Du mußt mit dem nächsten Zug mit mir nach London gehen, triff’ mich an der Station!« – Ohne ein Wort an einen der drei Anwesenden, die ihn Alle schweigend beobachteten, zu richten, sah Geoffrey nach der Uhr. Anne hatte ihm gesagt, er solle eine halbe Stunde warten und möge annehmen, daß sie fortgegangen sei, wenn er in dieser Zeit nichts von ihr gehört haben werde. Diese Zeit war vorüber und er hatte nichts von ihr gehört, ihre Flucht aus dem Hause war also glücklich bewerkstelligt. Anne Silvester mußte in diesem Augenblick auf dem Wege nach dem Gebirgs-Gasthof sein.
Siebentes Kapitel.
Die Schuld
Arnold war der Erste, der das Schweigen brach.
»Ist Dein Vater ernstlich krank?«
Geoffrey reichte ihm statt jeder Antwort die Karte.«
Sir Patrich der, so lange über den Rückfall Ratcatcher’s verhandelt wurde, ruhig in einer Ecke gestanden und satyrische Betrachtungen über die Sitten und das Wesen der modernen englischen Jugend angestellt hatte, trat jetzt wieder heran und betheiligte sich an der Unterhaltung.
Lady Lundie hätte anerkennen müssen, daß er bei dieser Angelegenheit sprach und handelte, wie es dem Haupte der Familie zukam.
»Habe ich recht verstanden, daß Herrn Delamayn’s Vater gefährlich krank ist?« fragte er Arnold.
»Gefährlich krank in London«, antwortete dieser. »Geoffrey muß Windygates mit mir zugleich verlassen. Der Zug, mit dem ich gehe, trifft den Zug, mit welchem Geoffrey und sein Bruder weiter reisen wollen, bei der Zweigstation. Ich verlasse ihn auf der zweiten Station von hier.«
»Haben Sie mir nicht gesagt, daß Lady Lundie Sie in ihrem Gig nach der Station schicken wolle?«
»Ja!«
»Wenn der Diener kutschirt, wird nicht Platz genug im Wagen für Drei sein.«
»Da thäten wir also wohl besser um einen andern Wagen zu bitten,« bemerkte Arnold.
Sir Patrick sah nach seiner Uhr. Es war keinen Zeit mehr übrig, einen andern Wagen anspannen zu lassen.
Zu Geoffrey gewandt, sagte er:
»Können Sie kutschiren, Herr Delamayn?«
Noch immer in seinem unerschütterlichen Stillschweigen verharrend, antwortete Geoffrey durch ein Kopfnicken.
Ohne von der unschicklichen Art dieser Antwort Notiz zu nehmen, fuhr Sir Patrick fort: »Ja diesem Falle könnten Sie das Gig getrost dem Bahnhofs-Inspector anvertrauen; ich will dem Diener sagen, daß er Sie nicht zu fahren braucht.«
»Erlauben Sie mir, Ihnen diese Mühe abzunehmen, Sir Patrick,« sagte Arnold.
Sir Patrick lehnte dies mit einer Handbewegung ab, und sagte, wieder zu Geoffrey gewendet, mit immer gleicher Höflichkeit: »Die Gastfreundschaft macht es uns in diesem Falle zur Pflicht, Herr Delamayn, Ihre Abreise auf jede Weise zu beschleunigen. Lady Lundie ist mit ihren Gästen beschäftigt, ich selbst muß dafür sorgen, daß Ihre Abreise keinen unnöthigen Aufschub erleide.« Sir Patrick verneigte sich und verließ den Garten-Pavillon.
Als Arnold mit seinem Freunde allein war, drückte er ihm seine Theilnahme ans. »Es thut mir sehr leid, Geoffrey! Ich hoffe Du kommst noch zur rechten Zeit nach London.« Er hielt inne und fand in Geoffrey’s Ausdruck etwas wie eine sonderbare Mischung von Zweifel und Verworrenheit, von Verdruß und Trauer, welches man nicht auf Rechnung der Nachricht, die er erhalten, setzen konnte. Er wechselte wiederholt die Farbe; er kaute mit nervöser Ungeduld an seinen Nägeln, sah Arnold an, als wolle er reden und wandte sich dann schweigend wieder ab.
»Betrübt Dich noch sonst etwas, Geoffrey, außer den schlimmen Nachrichten über Deinen Vater?« fragte Arnold.
»Ich bin in des Teufels Küche,« antwortete Geoffrey.
»Kann ich etwas für Dich thun?«
»Anstatt aller Antwort, erhob Geoffrey seine gewuchtige Hand und gab Arnold einen freundlichen Schlag auf die Schulter, der in ihm eine gewaltige Erschütterung hervorbrachte. – — – Arnold stellte sich aber fest auf seine Füße und wartete ruhig das Weitere ab.
»Hör’ mal!« alter Junge, fing Geoffrey an.
»Nun?«
»Erinnerst Du Dich noch, als Du mit dem Bote im Hafen von Lissabon umschlugst?«
Arnold stutzte. Wenn er sich in diesem Augenblick der ersten Begegnung mit dem alten Freunde seines Vaters erinnert hätte, so würde ihm ohne Zweifel die Prophezeihung Sir Patrick’s eingefallen sein, daß er früher oder später seine Schuld gegen den Mann, der ihm das Leben gerettet hatte, mit