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wir schon früher einmal einen wegen derselben Sache arretiert haben?«

      »Jawohl, den Doktor, Herr Assessor,« erwiderte der Polizist.

      »Richtig, den Doktor, und er gestand. Er saß lange im Arrest und schließlich kam er damit heraus, daß er selber den Einbruch arrangiert hatte, um das Geld von der Versicherungsgesellschaft zu verdienen. Das war eine Geschichte, die viel Aufsehen machte, ich verdiente mir die Sporen dabei, und ich will Dir sagen, Onkel Bus, ich gewann ein Teil Erfahrung bei dieser Sache, die ich mit Freuden der lokalen Obrigkeit zur Disposition stelle. Du kannst versichert sein, mein lieber Onkel, daß ich der Sache freien Lauf lassen werde. Wir beginnen mit der Verhaftung . . .«

      »Willst Du mich verhaften – da soll doch der Teufel . . .« Onkel Bus wurde ganz blau vor Zorn und der Kopf wirbelte ihm, während er wilde Blicke auf die beiden Richter warf.

      »Ruhig, ruhig,« sagte Heiden.

      »Nein, mein guter Mann. Sie können nicht verlangen, daß ich ruhig sitzen und anhören soll, daß Sie mich verhaften wollen. Das hat mir, hol mich der Teufel, noch niemand in meinem eigenen Hause geboten, und das soll zum Henker . . .«

      »Lieber Onkel,« unterbrach ihn Thomas – »Du verletzt meine empfindliche Seele mit Deinen fürchterlichen Flüchen. In der Schrift steht: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein, aber von hol mich der Teufel und zum Henker schweigen die Quellen. Seid Ihr, Tante und Du, die einzigen, die um das Versteck gewußt haben, so müßt Ihr verhört werden. Und Du mußt Dich darein finden. Also Hansen hole die gnädige Frau.«

      Hausen schlug die Hacken zusammen, machte kehrt und schritt auf die Eßzimmertür zu.

      »Was sagst Du,« brüllte Onkel Bus.

      »Ruhig, ruhig,« sagte der Kreisrichter beschwichtigend.

      Thomas genoß die Wut des Onkels, und während dieser fauchend mitten im Zimmer stand, ging er an den Sekretär und zog das Fach auf. »Was lag in dem Fach?«

      »Einige Papiere, eine Stange Siegellack, ein altes Petschaft, ein paar alte Münzen und anderer Kram,« antwortete der Gutsbesitzer. Die Pfeife war ihm ausgegangen und er stand mitten im Zimmer wie ein Stier, der stoßen will, aber nicht weiß, gegen welchen von den zwei Feinden er die Hörner richten soll.

      »Alte Münzen,« fragte Heiden interessiert.

      »Wie viele?«

      »Ein halbes Dutzend,« lautete die mürrische Antwort.

      »Wir wollen das Fach herausziehen,« schlug der Kreisrichter vor.

      Thomas zog das Fach heraus und setzte es mit einer zierlichen Verbeugung vor den Kreisrichter auf den Tisch.

      »Das ist ganz richtig,«' sagte er. »Hier liegen Papiere, ein paar alte Münzen, zwei Uhrschlüssel und ein Stück eines Manschettenknopfes.«

      »Fehlt eine von den Münzen?« fragte der Kreisrichter.

      »Im Gegenteil,« erwiderte Thomas, »es sind zwei mehr als es sein sollen.«

      »Es kann gut sein, daß es 8 waren,« zischte Busgaard.

      »Es gilt in einem Verhör genau zu sein; wenn angegeben wird, ein halbes Dutzend, so bedeutet es 6. Wir stellen also fest, daß es 8 waren.«

      »Ist das nicht gleichgültig,« schob Heiden ein.

      »Nichts ist gleichgültig in einem Verhör,« dozierte der Assessor, »sehen Sie diesen Plunder, Herr Kreisrichter, ein alter Nagel und ein Messer.«

      »Das Messer gehört mir,« schnob Busgaard.

      »Und der Nagel?« fuhr Thomas fort. »Könnte man sich nicht denken, der Dieb habe dieses Werkzeug als Nachschlüssel benutzt?«

      Heiden blickte auf. »Das Werkzeug, das im Fach lag?«

      Onkel Bus warf den Kopf zurück. – »Da sehen Sie selbst den klugen Kopenhagner! Ja, das ist klar. Der Dieb hat einen Nagel benutzt, der im Fach lag, und . . .«

      Thomas richtete sich in die Höhe und sah den Gutsbesitzer streng an. »Du vergißt, daß wir vorläufig garnicht an einen Dieb glauben. Wir befinden uns noch in dem Stadium, wo wir mit vollem Recht den beargwöhnen, der den Diebstahl angezeigt hat, und das bist Du . . .«

      »Da soll doch der Teufel . . .«

      »Nein, er soll nicht,« sagte Thomas ruhig, »aber Du solltest Dir den Nagel ansehen, das Fach ist damit aufgezogen worden, es ist Lack an der Spitze des Nagels und Kratzer an dem Fach in der Umgebung des Schlüssellochs. Das Messer da ist zum schneiden gebraucht worden, es sitzen noch Holzsplitter an der kleinen Klinge.«

      »Und was bedeutet das alles?« brummte Onkel Bus.

      »Daß ich Eure Herrlichkeit nicht arretieren will, alldieweil Du nicht nötig hattest, einzubrechen, wenn Du den Schlüssel hattest. Und ich habe einen gewaltigen Respekt vor Deiner gesunden und natürlichen Begabung, aber ich will Dir, und ohne daß Du mich deshalb aufzufressen brauchst, doch nicht die Abgefeimtheit zutrauen, daß Du die Geschichte mit dem Nagel und dem Messer arrangiert hast. Nicht wahr, Herr Kreisrichter, ein Richter soll sich wohl vor genialen Hypothesen hüten! Man kann berühmt damit werden, man kann aber auch niederträchtig in die Tinte geraten damit. So ging es neulich einem überbegabten Kollegen von mir, den wir jedoch in diesem Zusammenhang ungenannt bleiben lassen wollen. Wenn Du dagegen angezeigt hättest, es sei ein Dietrich benutzt worden, so wärst Du es selbst gewesen. Lerne daraus, daß man vorsichtig sein soll, ehe man in einem wohlgeordneten Staat einen Diebstahl anmeldet.«

      »Ja, das kann ich bei Gott merken,« brummte der Gutsbesitzer. »Aber sonst verstehe ich kein Wort von der ganzen Geschichte.«

      »Nein,« sagte Thomas, »und das ist Dein Glück. – Du bist unschuldig.«

      »Willst Du mich verschonen . . .«

      Thomas lachte. »Du wirst doch nicht etwa auch zornig werden, weil wir sagen, daß Du unschuldig bist. Deine Entwicklung hat Dich in den letzten Jahren wirklich etwas von der geordneten Gesellschaft entfernt. Willst Du Dein Geld wieder haben, oder nicht?«

      »Selbstverständlich,« schrie Onkel Bus.

      Heiden blickte ärgerlich in die Höhe: »Dann müssen Sie ruhig sein.«

      Polizeidiener Hansen kam mit Frau Busgaard zurück; er hatte sie im ganzen Hause gesucht. Sie war im Keller. Tyr und Tut zeigten sich in der Tür mit großen Augen und roten Köpfen, sie fanden es furchtbar spannend, aber sie wurden nicht zum Verhör zugelassen, sondern im Gegenteil von ihrem Vater ziemlich unsanft vor die Tür gesetzt.

      Tante Mus fühlte sich bei der feierlichen Zurüstung ein wenig schwach in den Knien, aber sie wußte ja nichts und konnte nur beteuern, daß sie die Benutzung des Sekretärs als Schatzkammer keiner Menschenseele gegenüber erwähnt hatte, und damit war man um keinen Schritt weiter.

      Thomas wühlte weiter in dem Fach, besonders interessierte er sich für das Bruchstück des Manschettenknopfes, das darin lag. Es war eine gebogene Metallplatte, mit dem geprägten Bild der Haupthalle von der Ausstellung zu Aarhus 1908. Es fuhr Thomas durch den Kopf, daß der Dieb diese Platte verloren haben könnte, und es galt daher zu konstatieren, ob sich ein Seitenstück zu dem Knopf im Hause fand.

      »Onkel,« sagte Thomas scharf, in richtigem Untersuchungsrichterton, »darf ich Deine Manschettenknöpfe sehen?«

      »Willst Du nicht lieber meine Hosenknöpfe sehen,« lautete die mürrische Antwort.

      »Danke, nein, vorläufig nicht, laß mich die Manschettenknöpfe sehen.«

      Er bekam sie zu sehen. Sie waren von Gold und glatt. »Onkel,« fragte er weiter, »kennst Du das Stück hier? Es lag im Fach.«

      Onkel Bus schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich nie gesehen. Ich habe es nicht in das Fach gelegt, und ich kann Dir nicht sagen, wie es dahin gekommen ist.«

      Thomas nickte. »Nein, das habe ich mir gedacht.« Er wendete sich an Frau Busgaard. »Danke, Tante, Du kannst gern wieder gehen.«

      »Danke,« sagte sie. »Ihr habt mich furchtbar erschreckt.«

      Heiden stand auf und verbeugte sich. – »Das

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