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daß es auf mich den Kurs nähme, aber was gewönne ich? Ich vermöchte wohl mit Gold das Blumenmädchen zur Hingabe, doch niemals zur Liebe der geliebten und liebenden Seele zu zwingen.

      HAITANG: Liebe muß herzlich und sinnvoll mit der reinsten Leidenschaft, dem herrlichsten Herzen errungen, sie kann nicht erzwungen werden.

      PAO: Nichts anderes vermag ich, als dem Blumenschiff eine Blume zuzuwerfen

      (er wirft Haitang eine Blume zu, die sie aufnimmt)

      als Symbol meines Herzens. Vielleicht, daß die Winde des Schicksals es an den Ort seiner Bestimmung führen.

      HAITANG: Sie sind so nachdenklich! Soll ich Sie erheitern? Soll ich tanzen? Ich kann den Tanz der vier Jahreszeiten, den Tanz des Südwindes, den komischen Tanz des Herdgottes. Soll ich spielen? Die ewige Frühlingsmusik? Soll ich singen? Das Lied vom weißen Haupt?

      Wie der Schnee so weiß,

      Wie der Mond so weiß

      Werden unsre Häupter einmal sein.

      Soll ich etwas malen oder zeichnen? Hier ist ein Stück Kreide, mit dem Herr Tong am Türpfosten wohl säumige Schuldner aufzuschreiben pflegt. Ich werde hier auf die schwarze Tapete mit der weißen Kreide einen Kreis zeichnen. (Tut es.)

      PAO: Der Kreis ist das Symbol des Himmelsgewölbes, der Kreis ist das Symbol des Ringes, der Gatten aneinander schmiedet, Herzring an Herzring reiht.

      HAITANG: Was außerhalb dieses Kreises ist, ist das Nichts. Was innerhalb dieses Kreises ist, ist das All. Wie verbinden sich Nichts und All? Im Kreise, der sich drehend fortbewegt,

      (zeichnet Speichen in den Kreis)

      im Rad, das rollt. Ich bin an das Rad geschmiedet, das Rad des Schicksalswagens, den die Sonnenrosse durch die Äonen mit sich reißen. Ein junger Gott steht mit feuriger Peitsche im Wagen und treibt die Rosse. Er achtet meines Jammers und meiner Tränen nicht.

      PAO: Ich knie vor dir, Kwanyin, Göttin der Reinheit.

      HAITANG: Stehen Sie auf, was tun Sie? (Wischt die Speichen aus dem Kreise.)

      Sehen Sie den Kreis, er ist schon wieder leer. jetzt umrundet er das Symbol des Spiegels, in dem ich mich eitel drehe und wende.

      (Dreht sich vor dem Kreis wie vor einem Spiegel.)

      PAO: Lösen Sie ihn, Schwester vom grünen Gürtel.

      HAITANG: In dieser Hand, die noch keinen Mann geliebkost hat, steht mein Schicksal geschrieben. Wie verläuft die Linie meines Lebens? Ich sehe es im Spiegel, verkehrt.

      PAO: Ich werde diesen Spiegel zerschlagen. (Ballt die Faust.)

      HAITANG: Dann schlagen Sie auch das Bild im Spiegel und schlagen mich. Wollen Sie mich schlagen? Ich bin schon einmal heute geschlagen worden.

      PAO: Wer schlug Sie? Ich werde ihn stäupen lassen.

      HAITANG: Ich habe seinen Namen vergessen; es war kein böser, es war nur ein schwacher Mensch. Aber sehen Sie, ich will dem Spiegel einen anderen Charakter geben, ich schreibe ein paar Zauberzeichen in den Kreidekreis,

      (macht mit der Kreide ein paar Striche)

      und schon blickt aus dem Spiegel Ihr Gesicht. Finden Sie sich ähnlich?

      (Lachend.)

      Habe ich Sie gut getroffen?

      PAO: Sie haben mich getroffen, Sie haben mich gut getroffen, Sie haben mich ins Herz getroffen.

      HAITANG (zu dem Bild):

      Ich wollte, dieser wäre mein Freund . . .

      Zwei schwarze Vögel seine Blicke sich wiegen,

      Die mit den Adlern um die Wette fliegen.

      Lange Wimpern schatten ihre Glut,

      Wie Weidengesträuch, das vor einem Waldsee ruht.

      Seine Hände leuchten schlank;

      Blasser Erinnerungen sind sie krank.

      Aber die Lippen hat er schmalrot zusammengebissen,

      Als wollten sie nichts von Küssen

      Und nichts von Lächeln mehr wissen.

      Weh, sie sind wie des großen Räubers gedoppeltes Schwert,

      Das rotsingend durch meine schlaflosen Nächte fährt. –

      Immer, wenn ich morgens in den Spiegel sehe, werde ich an Sie denken.

      PAO: Ich lasse mir jeden Spiegel gefallen, den Sie mir vorhalten. Wie aber, wenn ein anderer mein Bild innerhalb des Kreidekreises auswischt oder auslöscht und sich an seine Stelle setzt?

      (Ein dicker Kopf hat die Papierwand innerhalb des Kreidekreises durchstoßen. Es ist der Kopf des Mandarinen Ma. Haitang und Pao weichen seitwärts zurück.)

      MA: Mein Name ist Ma. Ganz einfach Ma. Wenn ich den Namen Ma nenne, so sollte das eigentlich genügen, daß jedermann sich ehrfurchtsvoll vor mir verneige. Denn ich besitze Geld, Geld, viel Geld, sehr viel Geld, so daß ich mir alles kaufen kann, was ich will, und wonach ich Gelüst und Sehnsucht trage. Wie der Habicht nach Raub ausgeht, so verlasse ich meinen Palast und ziehe auf Abenteuer aus. Sehe ich ein schönes Pferd, besteig ich's. Sehe ich ein schönes Weib, entführ ich's. Wenn es mir paßt, gehe ich durch die Wand, wie im vorliegenden Falle. Was kann die zerrissene Tapete kosten? Ich bezahle alles, und was ich bezahle, zahle ich bar. Ich habe mir den Doktortitel gekauft und bin Ehrendoktor der Universität Peking, obwohl ich das Schriftzeichen für Liebe nicht von dem Schriftzeichen für Geld unterscheiden kann. Ich habe einen Sitz im Gericht gekauft und spreche Recht, obwohl ich nicht einmal recht sprechen kann und mir in meinen eigenen Geschäften der Unterschied zwischen Diebstahl und reellem Kommerz ziemlich schwer fällt. Ich bin Steuerpächter und treibe die mir zustehenden Steuern rücksichtslos ein. Ich bin streng, aber gerecht. Zum Lohn für meine Nachsicht, daß ich ihm die geschuldete Steuer schon einmal stundete, erhängte sich vorgestern ein gewisser Gärtner Tschang vor meinem Hause, zu dem ausgesprochenen Zweck, mir Ungelegenheiten zu bereiten, was dem Lumpen auch gelang. Der Pöbel hat mir die Fenster eingeworfen und mich Blutsauger und Volksverderber geschimpft. Um mich von den Aufregungen der letzten Tage zu erholen und mich zu zerstreuen, betrat ich dies mir wohlbekannte Haus des Herrn Tong. Denn ich liebe, um mich gebildet auszudrücken, die Blumen und Weiden. Ich habe mir von meinem Privatzauberer das Horoskop stellen lassen für heute. Der heutige Tag ist meinen Liebesunternehmungen zweifellos günstig.

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