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lieber Guitaut?«

      »Monseigneur,« sprach Comminges, »ich antwortete, um eine Ligue zu bilden, fehle es ihnen nur an Einem, was mir ziemlich wesentlich scheine, an einem Herzog von Guise; überdieß macht man nicht zweimal das Gleiche.«

      »Nein, aber sie werden eine Fronde machen, wie sie es nennen,« versetzte Guitaut.

      »Man ist das, eine Fronde?« fragte Mazarin.

      »Monseigneur, das ist der Name, den sie ihrer Partei geben.«

      »Und woher kommt dieser Name?«

      »Der Rath Bachaumont soll vor einigen Tagen; im Palaste gesagt haben, alle Emeutenmacher gleichen den Burschen, welche in den Gräben von Paris mit der Schleuder spielen4 und sich zerstreuen, sobald sie den Polizeilieutenant erblicken, um sich abermals zu versammeln, wenn er vorübergegangen ist. Sie haben das Wort aufgeschnappt, wie dieß die Geusen in Brüssel thaten, und nannten sich Frondeurs; heute und gestern war Allen à la Frone, das Brod, die Hüte, die Handschuhe, die Müffe, die Fächer; doch halt, hört einmal.«

      In diesem Augenblick öffnete sich wirklich ein Fenster, ein Mann stellte sich an dasselbe und sang:

      Un vent de Fronde

      S’est levé ce matin;

      Je crois qu’il gronde

      Contre Mazarin;

      Un vent de Fronde

      S’est levé ce matin.5

      »Der Unverschämte!« murmelte Guitaut.

      »Monseigneur,« sagte Comminges, der durch seine Wunde in üble Laune versetzt war und an Wiedervergeltung dachte, »wollt Ihr, daß ich diesem Kerl eine Kugel zuschicke, um ihn besser singen zu lehren?«

      Und er legte die Hand an das Halfter des Pferdes von seinem Oheim.

      »Nein, nein,« rief Mazarin »Diavolo, mein lieber Freund, Ihr würdet Alles verderben; es geht im Gegentheil auf das Beste. Ich kenne Eure Franzosen von dem Ersten bin zum Letzten, wie wenn ich sie gemacht hättet sie singen und werden bezahlen. Während der Ligue, von der Guitaut so eben sprach, fang man nur die Messe. Komm, Guitaut, komm, wir wollen nachsehen, ob man bei Quinze-Vingts eben so gut Wache hält, als an der Barrière des Sergens.«

      Und Comminges mit der Hand begrüßend, kehrte er zu d’Artagnan zurück, der sich wieder an die Spitze seiner kleinen Truppe stellte, unmittelbar gefolgt von Guitaut und dem Cardinal, denen sodann der Rest der Escorte folgte.

      »Das ist richtig, murmelte Comminges, als er ihn wegreiten sah, »wenn man ihn nur bezahlt, mehr verlangt er nicht.«

      Man schlug wieder den Weg in die Rue Saint-Honoré ein, wobei man fortwährend Gruppen auseinander sprengte; in diesen Gruppen sprach man nur von den Edicten des Tages; man beklagte den jungen König, der auf diese Art, ohne es zu wissen, sein Volk zu Grunde richtete; man warf die ganze Schuld auf Mazarin; man sprach davon, sich an den Herzog von Orleans und an den Herrn Prinzen zu wenden; man pries Blancmesnil und Broussel.

      D’Artagnan ritt mitten durch diese Gruppen so sorglos, als ob er und sein Pferd von Eisen wären; Mazarin und Guitaut plauderten ganz leise mit einander, die übrigen Musketiere, welche endlich den Cardinal erkannt hatten, folgten stillschweigend.

      Man kam in die Rue Saint-Thomas–du-Louvre, wo der Posten der Quinze-Vingts war. Guitaut rief einen Subaltern-Offizier, der ihm Meldung machte.

      »Nun, wie steht es?« fragte Guitaut.

      Ah! mein Kapitän, Alles steht gut auf dieser Seite, nur glaube ich, daß in jenem Hotel etwas vorgeht.«

      Und er deutete mit dem Finger auf ein prachtvolles Hotel, das gerade auf der Stelle stand, wo seitdem das Baudeville war.«

      »In jenem Hotel?« sagte Guitaut; »das ist das Hotel Rambouillet.«

      »Ich weiß nicht, ob es das Hotel Rambouillet ist,« versetzte der Offizier, »aber das weiß ich, daß ich sehr viele verdächtige Leute habe hineingehen sehen.«

      »Bah!« sagte Guitaut und brach in ein schallendes Gelächter aus, »das sind lauter Dichter.«

      »Nun, Guitaut,« sprach Mazarin, willst Du wohl nicht mit solcher Unehrerbietigkeit von diesen Herren sprechen; Du weißt nicht, daß ich in meiner Jugend auch Dichter gewesen bin, und daß ich Verse machte in der Art derer von Herrn von Benserade.«

      »Ihr, Monseigneur?«

      »Ja, ich. Soll ich Dir davon vorsagen?«

      »Für mich gleichviel, Monseigneur, ich verstehe das Italienische nicht.«

      »Ja, aber Du verstehst das Französische, nicht wahr, mein guter, braver Guitaut?« versetzte Mazarin und legte freundschaftlich die Hand auf seine Schulter, »und Du wirst jeden Befehl vollziehen, den man Dir in dieser Sprache gibt?«

      »Allerdings, Monseigneur, wie ich dieß bereits gethan habe, vorausgesetzt, er kommt mir von der Königin zu.«

      »Oh! ja« sagte Mazarin, sich auf die Lippen beißend, »ich weiß, daß Du ihr ganz ergeben bist.«

      »Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren Kapitän ihrer Garden.«

      »Vorwärts, Herr d’Artagnan,« rief der Cardinal, »Alles geht hier gut.«

      D’Artagnan stellte sich wieder an die Spitze der Kolonne ohne ein Wort zu sprechen und mit dem leidenden Gehorsam, der den Charakter des alten Soldaten bildet.

      Er ritt durch die Rue Richelieu und die Rue Villedo nach der Butte Saint-Roch, wo der dritte Posten stand; dieser war der einsamste, denn er berührte beinahe den Wall, und die Stadt war in dieser Gegend wenig bevölkert.

      Wer commandirt diesen Posten??«

      »Villequier,« antwortete Guitaut.

      »Teufel!« sagte Mazarin, »sprecht allein mit ihm. Ihr wißt, daß wir entzweit sind, seitdem Ihr den Auftrag hattet, den Herzog von Beaufort zu verhaften. Er behauptete, ihm, als dem Kapitän der Garden des Königs, komme diese Ehre zu.«

      »Ich weiß es wohl und sagte ihm wohl hundert Mal, er hätte Unrecht. Der König hätte ihm diesen Befehl nicht geben können, weil er zu dieser Zeit kaum vier Jahre alt gewesen wäre.«

      »Ja, aber ich konnte ihm diesen Befehl geben, ich, Guitaut, und ich zog es vor, Euch dies ausführen zu lassen.«

      Guitaut trieb, ohne zu antworten, sein Pferd vorwärts, und ließ, nachdem er sich der Wache zu erkennen gegeben. Herrn von Villquier rufen. Dieser kam heraus.

      »Ah, Ihr seid es, Guitaut,« sprach er mit dem bei ihm gewöhnlichen Tone schlechter Laune. »Was Teufels, wollt Ihr hier?«

      »Ich komme, um Euch zu fragen, ob es hier etwas Neues gebe?«

      »Was Teufels soll es hier geben?« Man ruft: es lebe der König und nieder mit Mazarin! Das ist nichts Neues, wir sind schon seit geraumer Zeit an diesen Geschrei gewöhnt.«

      »Und Ihr macht Chorus dazu,« erwiderte Guitaut lachend.

      »Meiner Treue, ich fühle oft große Lust in mir, und ich finde, daß sie ganz Recht haben, Guitaut. Gern gäbe ich fünf Jahre von meinem Gehalt, den man mir nicht ausbezahlt, wenn der König fünf Jahre älter wäre.«

      »Wirklich! Und was würde geschehen, wenn der König um Jahre älter wäre?«

      Es käme der Augenblick, wo der König volljährig würde und seine Befehle selbst geben müßte, und wahrlich, es ist doch mehr Vergnügen dabei, dem Enkel von Heinrich IV., als dem Sohne von Pietro Mazarin zu gehorchen. Für den König, Mord und Hölle! ließ ich mich mit Vergnügen tödten; wenn ich aber für Mazarin getödtet würde, wie dieß heute Eurem Neffen beinahe widerfahren wäre, so gäbe es kein Paradies, so schön es auch sein dürfte, das mich jemals tröstete könnte.«

      »Gut, gut, Herr von Villequier,« sagte Mazarin, »seid unbesorgt. ich werde dem König über Eure Ergebenheit Bericht erstatten.« Dann, sich gegen die Eskorte umwendend, fuhr er fort: »Vorwärts, meine Herren. Allen geht

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<p>4</p>

Frondent.

<p>5</p>

Ein Fronde-Wind hat sich diesen Morgen erhoben, ich glaube, er braust gegen Mazarin.