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Katharine Blum. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Katharine Blum
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Ein Mädchen, – die Heldin dieser Geschichte, – Namens Katharine Blum, hatte dieses Haus bewohnt, aber sie bewohnte es seit achtzehn Monaten nicht mehr.
Übrigens werden wir die Ursachen der Abwesenheit und Anwesenheit, das Alter, das Aussehen und den Charakter der Personen bei ihrem Austreten angeben, wie wir es gewöhnlich tun.
Versetzen wir uns zunächst in die genannte Zeit, nämlich den 12. Mai 1829.
Es ist halb vier Uhr früh; der erste Schein des Tages schimmert durch die Baumblätter, welche noch jene jungfräuliche grüne Farbe haben, die nur einige Wochen dauert; beim kleinsten Wind regnet kalter Thau herab, der auf der äußersten Spitze der Zweige zittert und auf das grüne Gras wie ein Diamantregen fällt.
Ein blonder junger Mann, drei- bis vierundzwanzig Jahre alt, mit lebhaften und verständigen Augen, kam in dem taktmäßigen Schritte, der geübten Fußgängern eigen ist, in der kleinen Uniform der Aufseher, das heißt mit der blauen Jacke mit dem silbernen Eichenblatt am Kragen, einer ähnlichen Mütze, Rippsammet-Beinkleidern, und großen ledernen Gamaschen mit kupfernen Schnallen, mit der einen Hand die Flinte auf der Achsel und mit der andern einen Hund an der Koppel haltend, durch eine Bresche der Parkmauer und schritt, indem er, mehr aus Gewohnheit, als um den Tau zu vermeiden, der ihn bereits ganz durchnässt hatte, in der Mitte des Weges auf das neue Haus zu, dessen westliche Seite er schon lange bemerkte.
Als er am Ende des Weges angekommen, sah er, daß die Türe und die Fenster geschlossen waren. Alles schlief bei Watrin's noch.
»Hm!« murmelte der junge Mann, »man macht es sich wahrhaftig gar recht bequem beim Vater Wilhelm! Vom Vater und von der Mutter begreife ich es; aber Bernhard, ein Verliebter! Kann ein Verliebter schlafen?«
Und er ging über den Weg, und näherte sich dem Hause in der augenscheinlichen Absicht, die Ruhe der Schlafenden gewissenlos zu stören.
Als die beiden Hunde Schritte hörten, kamen sie ans ihrer Hütte heraus, um gegen den Mann, als auch gegen den Hund zu bellen; aber sie erkannten ohne Zweifel zwei Freunde, denn ihre Schnauzen öffneten sich übermäßig, nicht zu einem drohenden Bellen, sondern zu einem freundschaftlichen Gähnen, während ihre Schwänze wedelnd den Boden fegten, je mehr die Beiden näher kamen, welche übrigens, ohne eigentlich zum Hause zu gehören, da nicht ganz fremd zu sein schienen.
An der Türe machte sich der Hund mit den beiden Dachshunden vertraut, während der Aufseher den Flintenkolben auf die Erde stützte und mit der Hand an die Türe pochte.
Auf dieses erste Klopfen erfolgte keine Antwort.
»Heda, Vater Watrin!« sagte der junge Mann, der zum zweiten Male und derber, als das erste Mal, anklopfte; »sollten Sie vielleicht zufällig taub geworden sein?«
Und er legte sein Ohr an die Türe.
»Endlich,« sagte er, nachdem er einen Augenblick aufmerksam gehorcht hatte; »'s ist auch ein Glück.«
Diesen Ausruf der Zufriedenheit veranlaßte ein leichtes Geräusch, welches er im Innern hörte.
Dieses Geräusch, das durch die Entfernung und vorzüglich durch die Dicke der Türe geschwächt wurde, kam von der Treppe, die unter den Tritten des alten Obereraufsehers knarrte.
Der junge Mann hatte ein viel zu geübtes Ohr, um sich zu täuschen und den Tritt eines Fünfzigjährigen für den eines Fünfundzwanzigjährigen zu halten. Darum dachte er denn auch sogleich bei sich:
»'s ist Vater Watrin,« und laut setzte er hinzu: »Guten Morgen! . . . Machen Sie nur auf; ich bin's.«
»Ah,« antwortete eine Stimme drinnen, »Du, Franz? Ich komme schon, ich komme.«
»Nehmen Sie sich immer die Zeit, erst die Hosen anzuziehen; 's hat keine so große Eile, wenn's auch gar nicht sehr warm ist. Brrr!« Und der junge Mann stampfte abwechselnd mit dem einen und dem andern Fuße auf, während der Hund, vom Tau naß, zitternd neben ihm saß.
In diesem Augenblicke ging die Türe auf und man sah den grauen Kopf des alten Holzaufsehers, der, so früh es auch noch war, schon die Tabakspfeife im Munde hatte, wenn sie auch nicht brannte.
Diese Pfeife, welche in Folge von allerlei Unfällen sehr kurz geworden war, verließ die Lippen Watrins eigentlich nur in der Zeit, welche er bedurfte, um die Asche aus dem Kopfe zu klopfen und frisch zu stopfen: war dies geschehen, so nahm sie unfehlbar an der linken Seite des Mundes zwischen zwei Zähnen, die eine Art Zange bildeten, ihren Platz wieder ein.
Allerdings gab es auch noch einen Fall, in welchem die Pfeife Watrins in dessen Hand, statt zwischen den Lippen rauchte, nämlich wenn sein Inspektor ihm die außerordentliche Ehre erzeigte, mit ihm zu sprechen. Da nahm Vater Watrin ehrerbietig die Pfeife aus dem Munde, wischte sich die Lippen mit dem Ärmelaufschlage ab, legte die Hand mit der Pfeife auf den Rücken und antwortete.
Vater Watrin schien ein Schüler des Pythagoras zu sein; wenn er den Mund zu einer Frage auftat, hatte diese stets die kürzeste Form; that er ihn auf zu einer Antwort, so lautete diese jedes Mal kurz und bündig. Eigentlich hätten wir nicht sagen sollen: wenn er den Mund auftat, denn der Mund Vater Watrins that sich nur zum Gähnen auf, wenn er jemals gegähnt hat, was freilich weder bewiesen, noch auch wahrscheinlich ist.
In aller übrigen Zeit trennten sich die Kinnladen Watrins nicht, da sie fortwährend eine Tabakspfeife halten mußten, die freilich meist nur der Stummel einer Pfeife war; die Folge dieses Nichtauseinandermachens war eine Art Zischen, das dem einer Schlange nicht unähnlich klang, weil die Worte zwischen dem schmalen Räume hindurch mußten, den die Dicke der Pfeifenspitze zwischen den Zähnen bildete.
Wenn die Pfeife den Mund Watrins verlassen hatte, entweder um von der Asche befreit oder neu gestopft zu werden, oder, um ihm zu gestatten, einem angesehenen Manne zu antworten, wurden die Worte keineswegs deutlicher oder fanden einen leichteren Ausgang; das Zischen minderte sich nicht, sondern nahm zu und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: da die Pfeifenspitze die Zähne nicht mehr auseinander hielt, drückten die oberen mit aller Wucht auf die unteren.
Es gehörte dann auch viel Geschick dazu, das zu verstehen, was Vater Watrin sagte.
Er war, wie gesagt, ein Fünfziger, etwas über mittelgroß, dürr und gerade, mit nur noch wenigem grauen Haar, dicken Augenbrauen, einem Backenbart, der das Gesicht wie ein Rahmen umgab, kleinen scharfen Augen, einer langen Nase, einem etwas höhnischen Munde und einem spitzen Kinn. Obgleich er meist that, als sähe und höre er nach nichts, war Auge und Ohr bei ihm doch stets auf der Lauer und so sah und hörte er vortrefflich Alles, was im Hause zwischen Frau, Sohn und Nichte vorging, und was draußen im Walde die Rebhühner, die Kaninchen, die Hasen, die Füchse, die Marder vornahmen.
Watrin verehrte namentlich meinen Vater und mich selbst hatte er auch sehr lieb. Unter einer Glasglocke bewahrte er das Glas, aus welchem der General Dumail zu trinken pflegte, wenn er mit ihm auf die Jagt ging und aus dem er später mich trinken ließ, wenn wir zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre nachher jagten.
Das war der Mann, der mit dem Pfeifenstummel im Munde das spöttische Gesicht an der halbgeöffneten Türe des neuen Hauses zeigte, um früh vier Uhr den jungen Mann einzulassen, den er Franz genannt hatte und der sich über die Kälte beklagte, obgleich man seit einem Monat und siebenundzwanzig Tagen, der Aussage des Kalendermannes zu Folge, in die schöne Zeit des Jahres eingetreten war, die man Frühling nennt.
Vater Watrin machte die Türe ganz auf, als er sich überzeugt hatte, wen er vor sich habe, und der junge Mann trat ein.
Drittes Kapitel
Mathias Goguelue
Franz ging geraden Weges nach dem Kamine und stellte seine Flinte in die Ecke, während sein Hund, welcher den charakteristischen Namen Schielax hatte, ohne weiteres sich in die vom vorigen Abende her noch warme Asche setzte.
Den Namen hatte der Hund von einem Buschelchen rother Haare, einer Art Schönheitsfleckchen, erhalten, das am Augenlidwinkel gewachsen