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Erinnerungen eines Policeman. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Erinnerungen eines Policeman
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Charles Merton bebte anfangs zurück vor dem Abgrunde, in welchen er nicht nur sich selbst, sondern auch seine Familie stürzte. Aber um seine Bedenklichkeiten zu besiegen, wurde ein albernes, aber unter solchen Umständen ganz unfehlbares Mittel angewandt. Merton glaubte sehr geschickt im Ecarté zu seyn; man wählte dieses Spiel und ließ ihn mehre Partien gewinnen, zum scheinbaren Aerger der Verlierenden. In dieser Schlinge hatte ich mich vormals selbst fangen lassen und war daher leicht im Stande sie zu entdecken. Ueberdies merkte ich wohl, daß man einen Hauptschlag vorbereitete.
Während dieser acht Tage war ich natürlich nicht müßig geblieben: ich hatte Sandfort auf einem Wege, den er für ganz zuverläßlich hielt, im Vertrauen sagen lassen, daß ich nach London gekommen sey, um eine Summe von vier- bis fünftausend Pfund Sterling in Empfang zu nehmen; daß diese Summe aber nur ein kleiner Theil des von meinem Oheim Paßgrov geerbten Vermögens sey. Dieselbe Person hatte hinzugesetzt, daß ich nach Empfang jener Summe in die Provinzstadt, wo ich meinen bleibenden Aufenthalt genommen, zurückkehren würde.
Wie funkelten die Augen Sandfort’s und seiner Spießgesellen, als ich gesprächsweise äußerte was er schon wußte!
O! Freund Sandfort, trotz deiner Schlauheit und Arglist habe ich Dich am Gängelbande geführt, wie einen blinden Einfaltspinsel! Denn nur ein Einfaltspinsel kann wähnen, der Mann, den Du ruinirt, fast entehrt hattest, könne deine Ruchlosigkeit und Tücke so leicht vergessen.
Die Angelegenheit war ihrer Lösung nahe, die glückliche oder unglückliche Entscheidung mußte in der Nacht erfolgen. Charles Merton hatte Geld auf Hypothek erhalten, seine Wechsel sollten am andern Morgen eingelöst werden. Ich hatte gesprächsweise gesagt, daß ich die fünftausend Pfund Sterling, die eigentliche Ursache meiner Anwesenheit in London, an demselben Tage erhalten würde.
Durch seine neuen Siege im Ecarté geblendet und durch seinen Freund Sandfort angeeifert, hatte Merton in der vorigen Nacht einen unheilvollen Entschluß gefaßt. Statt neuerlich seine Schulden zu bezahlen, setzte er so viel baares Geld, wie er den Gaunern verschrieben hatte. Wenn ihm nun das Glück, welches ihm in den letzten Nächten gelächelt hatte, fortwährend günstig war, so konnte er Alles, was er seit sechs Monaten verloren, in einer Nacht wieder gewinnen
Merton’s Gegner, die mit Sicherheit auf einen Gewinn zählten, konnten am andern Morgen nicht nur seine Wechsel und Schuldscheine, sondern auch die zu deren Einlassung bestimmte Summe besitzen.
Sandfort wußte die Sache so einzuleiten, daß Charles Merton selbst den Vorschlag machte.
Dieser Vorschlag erfüllte natürlich die feurigsten Wünsche der Spieler, aber zum Schein widersetzten sie sich und machten ihm viele Gegenvorstellungen, und erst als Merton von Sandfort unterstützt, bei seinem Vorsatz beharrte, gab die Gesellschaft nach.
Man kam überein, das; Merton wieder sein Glück im Ecarté versuchen solle, um seine Wechsel und Schuldscheine, und mit ihnen seine verlorene Ruhe wieder zu gewinnen.
Als diese Uebereinkunft getroffen war, legte Merton die Hand auf Sandfort’s Arm und sagte ganz heiter:
»Freund Sandfort, ich schwöre, daß ich nie wieder Karten und Würfel anrühren werde, wenn ich dieses Mal Glück habe.«
Leider bemerkte Merton das spöttische Lächeln nicht, welches diese Worte auf den Lippen der Spieler hervorriefen.
Die Partie sollte in der folgenden Nacht stattfinden. Es stand mehr als eine halbe Million auf dem Spiel, die Partie war daher fast mit einem Duell aus Leben und Tod zu vergleichen.
4
Die von Charles Merton und seinen Gegnern, von den Dieben und dem Bestohlenem so sehnlich erwartete Nacht brach an. Ich hatte sie mit eben so ängstlicher Spannung erwartet, wie die Gauner. Es sollten sich ihrer acht einfinden; ich war der einzige Fremde, der zugelassen wurde, und ich verdankte dieses Vorrecht dem angeblichen Vermächtniß, das mir zugefallen war.
Als Beweis meiner Theilnahme und auf das Versprechen des tiefsten Stillschweigend hatte ich dem jungen Merton einen Rath gegeben. »Ehe Sie diesen Abend Ihr Spiel beginnen,« sagte ich zu ihm, »tragen Sie Sorge, daß die von Ihnen unterzeichneten Schuldscheine und verspielten Geschmeide sammt der einzusetzenden Summe in Gold oder Banknoten vor Ihnen auf dem Tische liegen.«
Er versprach mir, diese Bedingung zu erfüllen und in keinem Falle davon abzugeben.
Der arme Merton hatte gleichwohl keine Ahnung, wie wichtig diese Bedingung war.
Ich traf meinerseits meine Vorkehrungen wie zu einem Kampf.
Es war Mitternacht, als ich auf das in der vorigen Nacht erhaltene Losungswort Einlaß erhielt.
Als ich eintrat. war Charles Merton mit seiner Gegnern in lebhaftem Wortwechsel. Der junge Gentleman verlangte nach meinem Rathe, daß sie eine seinem Einsatze gleichkommende Summe auf den Tisch legen sollten; denn voll Vertrauen aus das Glück, das er in den letzten Nächten gehabt hatte, hoffte er in der entscheidenden Stunde eben so glücklich zu seyn. Er war entschlossen, seine Verluste bis auf den letzten Penny wieder zu gewinnen; seine Wechsel, seine Schuldscheine und die Geschmeide seiner Schwester lagen nebst einer beträchtlichen Summe bereits aus dem Tische, aber es fehlte noch eine fast eben so große Summe, um den Betrag, den er selbst vor sich hatte, zu ergänzen.
Meine Ankunft unterbrach den Wortwechsel.
»Meine Herren,« sagte Sandfort, als er mich erblickte, »Waters kann uns aus der Verlegenheit ziehen . . . Waters, hast Du die Summe eincassirt, die Dir aus dem Nachlaß deines Onkels zugefallen ist?«
»Ich habe sie in Banknoten bei mir,« antwortete ich.
»Leihe mir viertausend Pfund Sterling,« flüsterte er mir zu ; »in einer Stunde geben wir Dir sechstausend wieder.«
»Schönen Dank,« antwortete ich kalt; »ich gebe mein Geld nur weg, wenn ich es verloren habe.«
Die Antwort auf meine Weigerung war ein Blick, den Sandfort gewiß gerne in eine Dolchklinge verwandelt hätte.
Da die Summe nicht vorhanden und für den Augenblick auch nicht auszutreiben war, so entfernte sich einer der Spießgesellen, um die fehlenden vier- bis fünftausend Pfund Sterling herbeizuschaffen.
Er blieb eine halbe Stunde aus, endlich kam er mit einer Hand voll Banknoten. Es waren, wie ich erwartet hatte, falsche ausländische Banknoten.
Charles Merton betrachtete sie genau und zählte sie, aber erfand nichts Verdächtiges daran; es bedurfte eines geübten Auges, um die Fälschung zu erkennen.
Das Spiel begann. Die Scene erinnerte mich so lebhaft an die Vorgänge der Nacht, in welcher ich selbst mein Vermögen verloren hatte, daß ich mich von einem unwiderstehlichen Fieber ergriffen fühlte. Zum Glück bezwang ich meine Aufregung noch zeitig genug; ich bedachte, daß ich den Uebrigen durch mein unwillkürliches Zittern verdächtig erscheinen würde, da ich selbst nicht mitspielte. Ich trank schnell hintereinander einige Gläser Wasser, welche meine Aufwallung sogleich besänftigtem l
Die Gauner waren glücklicherweise zu sehr auf ihr Spiel erpicht, um meine Aufregung zu bemerken.
Mit Merton ging man ganz offen und rücksichtslos zu Werke. Schon in der ersten Partie verlor er; es wurde ohne Unterbrechung fortgespielt; die Einsätze wurden verdoppelt, verdreifacht; sein Kopf war ein glühender Ofen geworden, der das verzehrende Feuer durch alle Adern und Fibern seines Körpers trieb, und er begann mit dem beharrlichen Wahnwitz eines Tollhäuslers zu verlieren.
Die Tischuhr schlug zwei. Die Töne verhallten, es wurde weiter gespielt. Aber jeder Glockenschlag hatte in der Tiefe meines Herzens einen Wiederhall gefunden: es war der Augenblick, wo dem Treiben der Gaunerbande