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Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Das Halsband der Königin Denkwürdigkeiten eines Arztes 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Das ist ein Glücksfall, Madame; wollen Sie meiner Schlußkette folgen?«
»Ich folge ihr.«
»Wir folgen ihr.«
Und mit unzweideutigen Zeichen der Theilnahme stützte sich Jeder mit dem Ellenbogen auf den Tisch und horchte.
Cagliostro's Stimme brach das Stillschweigen.
»Was ist die erste Bedingung des Lebens?« fragte er, indem er mit einer zierlichen, leichten Geberde zwei schöne, weiße Hände, beladen mit Ringen, enthüllte, worunter der der Königin Cleopatra wie ein Polarstern glänzte. »Die Gesundheit, nicht wahr?«
»Ja, gewiß,« antworteten alle Stimmen.
»Und die Bedingung der Gesundheit ist?«
»Diät,« sagte der Graf von Haga.
»Sie haben Recht, Herr Graf, die Diät ist es, was die Gesundheit erhält. Nun denn! warum sollten diese Tropfen von meinem Elixir nicht die bestmögliche Diät bilden?«
»Wer weiß es?«
»Sie, Graf.«
»Ja, allerdings, aber…«
»Nicht andere?« versetzte Madame Dubarry.
»Madame, das ist eine Frage, die wir sogleich behandeln werden. Ich habe stets die Diät meiner Tropfen befolgt, und da sie die Verwirklichung des ewigen Traums der Menschen aller Zeiten sind, da sie das sind, was die Alten unter dem Namen Jugendwasser, die Neuern unter dem Namen Lebenselixir suchten, so habe ich beständig meine Jugend, folglich meine Gesundheit, folglich mein Leben bewahrt. Das ist klar.«
»Es nützt sich jedoch Alles ab, Graf, der schönste Körper wie die andern.«
»Der eines Paris, wie der eines Vulkan,« sagte die Gräfin.
»Sie haben ohne Zweifel Paris gekannt, Herr von Cagliostro?«
»Genau, Madame; es war ein sehr hübscher Junge; im Ganzen aber verdient er nicht, was Homer von ihm sagt und was die Frauen von ihm denken. Vor Allem war er roth.«
»Roth! oh pfui! wie abscheulich!« rief die Gräfin.
»Leider war Helena nicht Ihrer Ansicht, Madame,« erwiderte Cagliostro. »Doch kommen wir auf unser Elixir zurück.«
»Ja, ja,« riefen alle Stimmen.
»Sie behaupten also, Alles nütze sich ab. Herr von Taverney? Gut. Sie wissen aber auch, daß Alles sich wieder ausgleicht, sich regenerirt oder sich ersetzt, wie Sie wollen. Das bekannte Messer des heiligen Hubert, das so oft die Klinge und den Griff gewechselt hat, ist ein Beispiel hievon, denn trotz dieses doppelten Wechsels ist es das Messer vom heiligen Hubert geblieben. Der Wein, den die Mönche von Heidelberg in ihrem Keller aufbewahren, ist immer derselbe Wein, man gießt aber jedes Jahr ein Quantum neuen in das Riesenfaß. Der Wein der Mönche von Heidelberg ist daher immer rasch, klar und schmackhaft, während der von Opimus und mir in irdenen Amphoren versiegelte Wein, als ich hundert Jahre später davon kosten wollte, nur noch ein dicker Koth war, der vielleicht gegessen, aber nicht getrunken werden konnte.
»Nun denn! statt das Beispiel von Opimus zu befolgen, habe ich dasjenige errathen, welches die Mönche von Heidelberg geben mußten. Ich habe meinen Körper dadurch erhalten, daß ich jedes Jahr neue Principien darein goß, welche den Auftrag hatten, die alten Elemente zu regeneriren. Jeden Morgen hat ein junges und frisches Atom in meinem Blut, in meinem Fleisch, in meinen Knochen ein abgenutztes, träges Theilchen ersetzt. Ich habe die Trümmer wieder belebt, durch welche der gewöhnliche Mensch allmälig die ganze Masse seines Seins überwältigen läßt: ich habe alle die Soldaten in meinen Zügeln gehalten, die Gott der menschlichen Natur gegeben, um sich gegen die Zerstörung zu vertheidigen. Soldaten, welche der große Haufen verabschiedet oder im Müssiggang erlahmen läßt, habe ich zu einer beständigen Arbeit gezwungen, welche die Eingießung eines stets neuen Reizmittels erleichterte, sogar heischte; eine Folge von diesem unablässigen Studium des Lebens ist, daß mein Geist, meine Geberden, meine Nerven, mein Herz, meine Seele nie ihre Functionen verlernt haben; und da sich Alles in der Welt verkettet, da denjenigen eine Sache am besten gelingt, welche diese Sache immer treiben, so bin ich natürlich geschickter, als jeder Andere gewesen, um die Gefahren eines Daseins von dreitausend Jahren zu vermeiden, und zwar weil es mir gelungen ist, aus Allem eine solche Erfahrung zu ziehen, daß ich die Nachtheile jeder Lage vorhersehe und ihre Gefahren fühle. So werden Sie mich nie vermögen, in ein Haus einzutreten, das vom Einsturz bedroht ist. Oh! nein, ich habe schon zu viele Häuser gesehen, um nicht mit dem ersten Blick die guten von den schlechten zu unterscheiden. Sie werden mich nicht bewegen, mit einem ungeschickten Tölpel zu jagen, der seine Flinte schlecht handhabt. Seit Kephales, der seine Frau Prokris tödtete, bis auf den Regenten, der dem Herrn Prinzen das Auge ausstach, habe ich zu viele Ungeschickte gesehen; Sie werden mich im Kriege nicht veranlassen, diesen oder jenen Posten einzunehmen, den der erste Beste einnehmen würde, insofern ich im Augenblick alle geraden Linien und alle parabolischen Linien, die auf eine tödtliche Weise nach diesem Posten zulaufen, berechnet haben werde. Sie sagen mir, man sehe eine verlorene Kugel nicht vorher? Ich antworte Ihnen, ein Mann, der eine Million Flintenschüsse vermieden, sei nicht entschuldbar, wenn er sich durch eine verlorene Kugel tödten lasse. Ah! machen Sie keine Geberde der Ungläubigkeit, denn ich bin hier als ein lebendiger Beweis. Ich sage Ihnen nicht, ich sei unsterblich; ich sage Ihnen nur, ich wisse das, was Niemand weiß, nämlich den Tod zu vermeiden, wenn er durch einen Zufall kommt. So würde ich, zum Beispiel, um keinen Preis der Welt hier allein mit Herrn von Launay bleiben, denn er denkt, wenn er mich in einer seiner Zellen in der Bastille hätte, so würde er meine Unsterblichkeit mit Hilfe des Hungers versuchen. Ich würde eben so wenig mit Herrn von Condorcet zusammenbleiben, denn er hat in diesem Augenblick den Gedanken, den Inhalt des Ringes, den er am Zeigefinger der linken Hand trägt, in mein Glas zu werfen, und dieser Inhalt ist Gift. Alles ohne irgend eine boshafte Absicht, sondern nur aus wissenschaftlicher Neugierde, um ganz einfach zu erfahren, ob ich daran sterben würde.«
Die zwei Personen, welche Cagliostro genannt hatte, machten eine Bewegung.
»Sie können es frei gestehen, Herr von Launay; wir sind kein Gerichtshof, und überdieß bestraft man die Absicht nicht. Lassen Sie hören, haben Sie gedacht, was ich gesagt habe? Und Sie, Herr Condorcet, tragen Sie wirklich in Ihrem Ring ein Gift, das Sie mir gern im Namen Ihrer vielgeliebten Gebieterin, der Wissenschaft, einflößen möchten?«
»Meiner Treue,« antwortete Herr von Launay, lachend und zugleich erröthend, »ich gestehe, daß Sie Recht hatten, Herr Graf, es war eine Tollheit. Doch diese Tollheit ging mir gerade in dem Augenblick, wo Sie mich anschuldigten, durch den Kopf.«
»Und ich,« sagte Condorcet, »ich will nicht minder offenherzig sein. Ich dachte wirklich, wenn Sie von dem kosteten, was in meinem Ring enthalten ist, gäbe ich nicht einen Obol mehr für Ihre Unsterblichkeit.«
Ein Schrei der Bewunderung war um den ganzen Tisch hörbar.
Dieses Geständniß bestätigte nicht die Unsterblichkeit, wohl aber den Scharfsinn des Grafen von Cagliostro.
»Sie sehen wohl,« sagte Cagliostro ruhig, »Sie sehen, daß ich errathen habe. Nun denn! ebenso ist es mit Allem, was geschehen soll. Die Gewohnheit zu leben hat mir mit dem ersten Blick die Vergangenheit und die Zukunft der Leute, die ich sehe, enthüllt.
»Meine Unfehlbarkeit in dieser Hinsicht ist so groß, daß sie sich auf die Thiere, auf die träge Materie erstreckt. Steige ich in meinen Wagen, so sehe ich an der Miene der Pferde, daß sie durchgehen werden, an der Miene des Kutschers, daß er mich umwerfen oder mit mir hängen bleiben wird; schiffe ich mich auf einem Fahrzeuge ein, so errathe ich, der Capitän werde ein unwissender Tropf oder ein Starrkopf sein, und folglich nicht das erforderliche Manöver machen können oder wollen. Ich vermeide dann den Kutscher wie den Capitän; ich lasse die Pferde wie das Schiff. Ich leugne den Zufall nicht, ich verringere ihn. Statt ihm hundert Chancen zu lassen, wie es alle Welt thut, benehme ich ihm neunundneunzig. Hiebei kommt es mir sehr zu Statten, daß ich dreitausend Jahre gelebt habe.«
»Ah,« sagte Lapérouse lachend unter dem durch die Worte Cagliostro's veranlaßten Enthusiasmus oder Aerger, »dann müßten Sie mich bis zu den Schiffen