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mit einem gewöhnlichen dünnen Docht verbunden, der nicht brennen wollte.

      »Verrathen! verkauft!« riefen die Studenten, die Waffen wegwerfend.

      »Die Sache scheint bedenklich zu werden,« flüsterte Schlick seinem Begleiter ins Ohr; »wir haben freilich immer den Ausweg, daß wir uns nennen können, denn die Baiern sind ja die Verbündeten Ihres Kaisers.«

      Der junge Mann durchlief den Kreis der Soldaten mit einem Blicke, dessen Blitze man sogar durch die Oeffnungen seiner Maske sehen konnte und sagte, seinen Degen zerbrechend:

      »Ich hätte wahrlich lieber gekämpft, wär’s auch gegen Verbündete gewesen.«

      Dann trat er unter die Studenten.

      Der Kreis, den die bairischen Soldaten bildeten, war inzwischen so klein geworden, daß sie nur noch fünf bis sechs Schritte zu machen hatten, um die achtzehn Verschwörer mit ihren Bajonneten zu treffen.

      »Meine Herren,« sagte der Hauptmann, der die Schaar führte, »im Namen des Königs Maximilian verhafte ich Sie. . . Sie sind meine Gefangenen!«

      »Das ist möglichst erwiederte der Vorsitzende, »denn wir sind in Ihrer Gewalt, aber wir haben uns nicht ergeben, wir sind verrathen.«

      »Das ist mir gleichgültig,« antwortete der Offizier; »ich bin nicht hierher gekommen, um mit Worten zu spielen, sondern um meine Pflicht zu thun und meine Befehle zu vollziehen.

      »Freunde,« sagte der Vorsitzende, »wir sind in der Gewalt der Baiern und bereit unser Leben hinzugeben; welches Urtheil fället Ihr über die Abtrünnigen?«

      »Sie sind nicht werth, ein deutsches Volk zu heißen.«

      »Sie mögen sich künftig Franzosen nennen,« setzte ein Anderer hinzu.

      »Sie sind Verräther am Vaterlande!«

      »Jedes Mitglied des Tugendbundes soll das Recht haben . . .«

      »Still!« rief der Offizier mit einer Donnerstimme.

      »Es lebe Deutschland!« riefen die Studenten einstimmig. »Deutschland hoch!«

      »Still,« wiederholte der Offizier. »Stellen Sie sich ohne Widerstand in einer Reihe auf.«

      »Gut,« antwortete der Vorsitzende; »wir fürchten die französischen Kugeln nicht, wir werden zu sterben wissen. . . Ihr echten deutschen Streiter, stellt Euch auf.«

      Alle Tugendbündler stellten sich mit trotziger Haltung und drohenden Blicken in einer Reihe auf. Der Offizier zog ein Papier aus der Tasche und las:

      »Der Hauptmann Ernst von Mühldorf soll hundertfünfzig Mann nehmen und die Burgruinen von Abensberg, die einer Bande von Verschwörern als Versammlungsort dienen, umzingeln und durchsuchen. Alle, die in dem sogenannten Berathungssaale, dem dermaligen Sitzungssaale des Vehmgerichts, betreten werden, soll er verhaften und in einer Reihe aufstellen; sind es zehn, soll er einen von ihnen, sind es zwanzig, zwei erschießen lassen, und so fort; die Uebrigen sollen in Freiheit gesetzt werden.

»München, 16. April1809.»Maximilian.«

      »Es lebe Deutschland!« riefen die Gefangenen einstimmig.

      »Herr Lieutenant,« flüsterte Schlick seinem Begleiter zu, »suchen Sie doch einen andern Platz, ich glaube, Sie sind der Zehnte.«

      Der junge Mann gab keine Antwort und ging nicht von der Stelle.

      »Meine Herren,« fuhr der Hauptmann fort, »ich weiß nicht was Sie sind; aber ich bin Soldat, und ein Soldat muß sich an seinen Befehl halten, die militärische Justiz ist schnell . . .«

      »Nur zu,« antwortete eine Stimme.

      »Nur zu,« antworteten Alle einstimmig.

      Der Hauptmann zählte von der Rechten zur Linken bis zehn.

      Schlick hatte Recht gehabt: der neue Sehende war der Zehnte.

      »Treten Sie heraus,« sagte der Hauptmann.

      Der junge Mann gehorchte.

      »Sie haben den Blutzehnten zu entrichten,« sagte der Hauptmann.

      »Gut,« antwortete der neue Tugendbündler gelassen.

      »Sind Sie bereit?«

      »Ja.«

      »Haben Sie etwa noch Anordnungen zu treffen?«

      »Nein«

      »Haben Sie keine Freunde . . . keine Eltern oder Angehörige?«

      »Ich habe einen Bruder; der Freund, der mein Pathe war und nach dem Buchstaben der uns vorgelesenen Verordnung frei ist, kennt meinen Bruder und wird ihm sagen, wie ich gestorben bin.«

      »Sind Sie Katholik oder Protestant?«

      »Ich bin Katholik.«

      »Sie wünschen vielleicht einen Priester?«

      »Ich bin täglich in Todesgefahr und Gott, der in meinem Herzen liest, weiß, daß ich mir nichts vorzuwerfen habe.«

      »Sie bitten also weder um Gnade noch um Aufschub?«

      »Ich bin mit den Waffen in der Hand, als Verschwörer ergriffen worden . . . machen Sie mit mir was Sie wollen.«

      »Dann bereiten Sie sich zum Tode . . .«

      »Ich habe Ihnen gesagt, daß ich bereit bin.«

      »Es sieht Ihnen frei, Ihre Maske zu behalten oder abzunehmen; wenn Sie sie nicht abnehmen, werden Sie mit ihr begraben, und Niemand wird erfahren, wer Sie sind.«

      »Aber wenn ich sie nicht abnehme, könnte man glauben, ich wolle meine Blässe verbergen . . . ich nehme sie ab.«

      Der junge Mann nahm seine Maske ab und zeigte ein heiteres Gesicht

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      Diese Förmlichkeiten wurden bei jeder Ausnahme eines neuen Mitgliedes genau beobachtet. Ausführlicheres findet sich in dem Drama von Leo Burkard, das wir vor etwa sechzehn Jahren gemeinschaftlich gearbeitet und insbesondere in der von ihm allein geschriebenen vortrefflichen Vorrede. Anmerk. d. Verf.

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