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fest überzeugt, daß man sich dort demnächst Püffe austeilen wird.«

      »Ah! ah!« versetzte Pitou, nicht sehr entzückt über diese Aussicht: »Sie glauben?«

      Und er hißte sich auf Cadet, wobei ihn Billot wie einen Mehlsack an sich zog. Der gute Pächter erreichte die Landstraße wieder und agierte so gut mit dem Zaum, mit den Knieen und mit den Sporen, daß man in weniger als einer halben Stunde, wie er gesagt hatte, in Dammartine war.

      Billot war in die Stadt durch ein ihm bekanntes Gäßchen eingeritten. Er gelangte in den Pachthof des Vaters Lefranc, ließ Pitou und Cadet mitten im Hof, lief geradeswegs in die Küche, wo der Vater Lefranc, eben im Begriffe auszureiten, um eine Runde in den Feldern zu machen, seine Gamaschen zuknöpfte.

      »Geschwinde, geschwinde, Gevatter,« sagte er zu Lefranc, ehe sich dieser von seinem Erstaunen erholt hatte, »Dein stärkstes Pferd.«

      »Das ist Margot,« erwiderte Lefranc; »das gute Tier ist gerade gesattelt; ich war im Begriff, aufzusitzen.«

      »Gut also, Margot; nur ist es möglich, daß ich sie zu Tode reite, das sage ich dir zum Voraus.«

      »Ah! Margot zu Tode reiten, und warum dies?« frage ich dich.

      »Weil ich heute Abend in Paris sein muß,« sagte Billot mit düsterer Miene.

      Und er machte Lefranc eine äußerst bezeichnende Freimaurergeberde.

      »Dann reite Margot zu Tode,« sprach der Vater Lefranc, »du wirst mir Cadet geben.«

      »Abgemacht.«

      »Ein Glas Wein?«

      »Zwei.«

      »Doch du bist nicht allein, wie mir scheint?«

      »Nein, ich habe einen braven Burschen bei mir, den ich mit mir nehme; er ist so abgemattet, daß er nicht die Kraft gehabt hat, bis hierher zu kommen; laß ihm etwas geben.«

      »Sogleich, sogleich,« sagte der Pächter. In zehn Minuten hatten die zwei Freunde jeder seine Flasche Wein getrunken, und Pitou hatte einen zweipfündigen Laib Brot und ein halbes Pfund Speck verschlungen. Wahrend er aß, rieb ihn ein Knecht vom Pachthof, ein guter Teufel, mit einer Handvoll frischer Luzerne, wie er es mit einem Lieblingspferde gemacht hätte.

      So gerieben, so erquickt, verschluckte Pitou auch ein Glas Wein von einer dritten Flasche, die mit um so größerer Schnelligkeit geleert wurde, als, wie gesagt, Pitou daran teil nahm, wonach Billot Margot bestieg und Pitou, steif wie ein Stück Holz, auf das Kreuz gesetzt wurde.

      Vom Sporne angetrieben, trabte das gute Tier bald unter der doppelten Last mutig gen Paris, wobei es ohne Unterlaß mit seinem kräftigen Schweif nach den Fliegen jagte, dem armen Pitou den staubigen Rücken ausklopfte und von Zeit zu Zeit mit der dicken Rute aus Roßhaar auch an seine dünnen, wegen schlecht aufgezogener Strümpfe schutzlosen Waden schlug.

       X.

      Was am Ende der Straße, der Pitou folgte, nämlich in Paris vorging

      Von Dammartine nach Paris sind es noch acht Meilen. Die vier ersten legte man ziemlich leicht zurück; doch von Bourget an wurden die Beine von Margot, obgleich durch die langen Beine von Pitou angetrieben, am Ende steif.

      Als man nach La Villette kam, glaubte Billot in der Nähe von Paris eine große Flamme zu erschauen.

      Er machte Pitou auf den rötlichen Schein aufmerksam, der am Horizont aufstieg.

      »Sie sehen also nicht,« sagte Pitou, »daß das Truppen sind, die biwakieren und Feuer angezündet haben?«

      In der That, indem er aufmerksam zu seiner Rechten schaute, sah der Vater Billot die Ebene von Saint-Denis besät mit schwarzen Abteilungen, die schweigsam, Infanterie und Kavallerie, in der Finsternis marschierten.

      Ihre Waffen glänzten zuweilen in den bleichen Strahlen der Sterne. Pitou, der durch seine nächtlichen Wanderungen in der Dunkelheit zu sehen gewöhnt war, zeigte sogar seinem Herrn mitten auf dem feuchten Felde Kanonen, die bis zur Hälfte der Räder im Kot versunken waren.

      »Ho! ho!« sagte Billot, »es giebt also neues dort? Beeilen wir uns, Junge, beeilen wir uns.«

      »Ja, ja, es giebt Feuer dort,« erwiderte Pitou, der sich auf dem Kreuze von Margot erhoben hatte. »Sehen sie, sehen Sie die Funken!«

      Margot blieb stehen. Billot sprang von ihrem Rücken auf das Pflaster und trat zu einer Gruppe blau und gelber Soldaten, die unter den Bäumen an der Straße biwakierten.

      »Kameraden,« fragte er sie, »könnt Ihr mir wohl sagen, was es neues in Paris giebt?«

      Doch die Soldaten beschränkten sich darauf, daß sie ihm durch einige Flüche in deutscher Sprache antworteten.

      »Was Teufel sagen sie?« fragte Billot Pitou.

      Pitou antwortete mit gewaltigem Zittern: »Lieber Herr Billot, ich kann Sie bloß versichern, daß es nicht lateinisch ist, was sie reden.«

      Billot dachte nach und schaute.

      »Ich Dummkopf, der ich bin, daß ich mich an Kaiserliche wende, rief er.«

      Und in seiner Neugierde blieb er unbeweglich mitten auf der Straße.

      Ein Offizier kam auf ihn zu.

      »Ziehen Sie Ihres Weges,« sagte er, »und zwar geschwinde.«

      »Verzeihen Sie, Kapitän,« erwiderte Billot, »ich gehe nach Paris.«

      »Nun?«

      »Und da ich Sie quer auf dem Wege sehe, so befürchte ich, daß man nicht bis zu den Barrièren passiert.«

      »Man passiert.«

      Billot stieg wieder zu Pferde und passierte wirklich; aber nur, um unter die Husaren von Berchigny zu geraten, die La Villette versperrten.

      Diesmal hatte er es mit Landsleuten zu thun, und er fragte daher mit besserem Erfolg.

      »Mein Herr,« sagte er, »was giebt es denn neues in Paris?«

      »Eure wütenden Pariser,« antwortete ein Husar, »wollen ihren Necker haben, und sie schießen auf uns, als ob das uns anginge.«

      »Necker haben!« rief Billot, »Sie haben ihn also verloren?«

      »Gewiß, da ihn der König abgesetzt hat.«

      »Der König hat Herrn Necker abgesetzt?« sprach Billot mit dem Erstaunen eines Adepten, der über Ruchlosigkeit schreit; »der König hat diesen großen Mann abgesetzt?«

      »Oh, mein Gott, ja, mein Braver; dieser große Mann ist sogar schon unterwegs nach Brüssel.«

      »Wohl! dann werden wir lachen,« rief Billot mit einer furchtbaren Stimme, ohne sich um die Gefahr zu bekümmern, die er dadurch lief, daß er mitten unter zwölf bis fünfzehnhundert royalistischen Säbeln sich als Aufrührer gebärdete.

      Und er bestieg abermals Margots Rücken und trieb sie mit grausamen Fersenstößen bis zur Barrière.

      Während er immer weiter ritt, sah er den Brand um sich greifen und sich röten; eine lange Feuersäule stieg von der Barrière zum Himmel auf. Die Barrière selbst brannte.

      Eine brüllende, wütende Menge, vermischt mit Weibern, die ihrer Gewohnheit gemäß lauter drohten und schrieen als die Männer, schürte die Flamme mit Trümmern von Zimmerwerk, Hausgeräte und Effekten des Octroieinnehmers.

      Auf der Straße schauten die ungarischen und deutschen Regimenter, das Gewehr bei Fuß, der Verwüstung zu und verzogen keine Miene.

      Billot hielt nicht bei diesem Flammenwall an. Er trieb Margot durch den Brand. Margot setzte mutig über die weißglühende Barrière; doch jenseits der Barrière mußte Billot vor einer dichtgedrängten Volksmenge anhalten, die aus dem Mittelpunkte der Stadt in die Vorstädte zurückströmte, wobei die einen sangen, die andern: Zu den Waffen! riefen.

      Billot hatte das Aussehen von dem, was er war, nämlich von einem guten Pächter, der in seinen Geschäften nach Paris kommt. Er schrie, vielleicht ein wenig zu laut: »Platz! Platz!« Doch Pitou wiederholte so artig hinter ihm:

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