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aufgeben sollen. Ich verlange, daß Sie warten.

      – Ich will warten, sagte sie, ruhig und willig.

      – Wollen Sie Frank zum Warten bewegen?

      – Ja.

      – Wollen Sie ihn nach China fortlassen?

      Ihr Haupt sank auf ihre Brust herab, und sie schlug wieder schweigend die Hände zusammen. Mr. Clare sah, wo die Schwierigkeit lag, und ging sofort gerade darauf los.

      – Ich will mir nicht anmaßen, in Ihre Gefühle für Frank oder Franks Gefühle für Sie einzudringen, sprach er. Dieser Gegenstand hat keinen Reiz für mich. Wohl aber erlaube ich mir zwei einfache Wahrheiten aufzustellen. Es ist eine einfache Wahrheit, daß Sie nicht heirathen können, bis Sie Geld genug haben, um das Dach, welches über Ihnen ist, die Kleider, welche Sie tragen, die Lebensmittel, die Sie essen, bezahlen zu können. Eine andere einfache Wahrheit ist, daß Sie nicht das Geld finden können, daß ich nicht das Geld finden kann und daß Franks einzige Aussicht es zu finden, die ist, daß er nach China geht. Wenn ich ihm sage, daß er gehen soll, so wird er sich in einen Winkel setzen und weinen. Wenn ich darauf bestehe, so wird er Ja sagen und mich täuschen. Wenn ich einen Schritt weiter gehe und ihn mit eigenen Augen an Bord des Schiffes sehe, so wird er in dem Boote des Lootsen wieder herausschlüpfen und heimlich zu Ihnen zurück schleichen. Das ist seine Art.

      – Nein! sagte Magdalene Seine Art ist das nicht, seine Liebe zu mir ist es.

      – Nennen Sie es, wies beliebt, gab ihr Mr. Clare zurück. Kriecher oder Herzblättchen – gleichviel, er ist in jeder von diesen beiden Eigenschaften für meine Finger zu aalartig schlüpfrig, um ihn festzuhalten. Verschlösse ich ihm die Thür, so würde ihn Das nicht hindern zurückzukommen. Verschließen Sie ihm die Thür, dann allerdings. Haben Sie den Muth, Dies zu thun? Lieben Sie ihn stark genug, um nicht seiner Zukunft im Wege zu stehen?

      – Ob ich ihn liebe! Ich würde für ihn sterben!

      – Wollen Sie ihn nach China fortlassen?

      Sie seufzte bitterlich

      – Haben Sie ein wenig Mitleid mit mir, sprach sie. Ich habe meinen Vater verloren, ich habe meine Mutter verloren, ich habe mein Vermögen verloren – und nun soll ich auch Frank verlieren! Sie lieben die Frauen nicht, ich weiß es, aber schenken Sie mir doch ein wenig Mitleid! Ich sage ja nicht, daß es nicht in seinem Vortheil ist, wenn er nach China gehen soll, ich sage ja nur, es ist hart, sehr, sehr hart für mich.

      Mr. Clare war taub gewesen für ihre Heftigkeit, unempfindlich für ihre Liebkosungen, blind für ihre Thränen, aber unter der harten Schale seiner Philosophie hatte er ein Herz, und dies gab der hoffnungslosen Bitte Gehör, es hatte Gefühl für diese rührende Sprache.

      – Ich leugne nicht, daß Ihre Lage eine harte ist, sagte er. Ich will sie nicht noch härter machen. Ich verlange nur, daß Sie in Franks Interesse thun sollen, was Frank selbst zu thun zu schwach ist. Es ist nicht Ihre Schuld, es ist nicht meine Schuld, aber es ist nichtsdestoweniger wahr, daß das Vermögen, das Sie ihm zuzubringen im Begriffe waren, die Eigenthümer gewechselt hat.

      Sie sah plötzlich auf mit einem unheimlichen Leuchten des Auges, mit einem drohenden Lächeln auf der Lippe.

      – Er kann wieder die Eigenthümer wechseln, sagte sie.

      Mr. Clare sah die Veränderung in ihrem Ausdruck und hörte auch die ihrer Stimme. Aber die Worte waren leise gesprochen, gesprochen als wie zu sich selbst, sie drangen nicht bis über die Breite des Zimmers zu ihm. Er hielt augenblicklich in seinem Gehen inne und fragte, was sie gesagt habe.

      – Nichts, antwortete sie, wandte das Haupt weg nach dem Fenster zu und sah leer hinaus in dem fallenden Regen. – Nur meine eigenen Gedanken.

      Mr. Clare nahm seinen Gang wieder auf und kam auf den Gegenstand zurück.

      – Es ist Ihr Interesse, fuhr er fort, eben so gut als Franks Interesse, daß er gehen muß. Er kann sich Geld genug erwerben, daß er Sie in China heirathen kann, hier vermag er es nicht. Wenn er zu Hause kleben bleibt, wird er Ihrer Beider Ruin sein. Er wird seine Augen verschließen vor jeder Mahnung der Klugheit und sie quälen, ihn zu heirathen. Wenn er dann seinen Zweck erreicht hat, wird er der Erste sein, der umkehrt und klagt, daß Sie eine Bürde für ihn seien… Hören Sie mich zu Ende! Sie sind verliebt in Frank, ich nicht, ich kenne ihn. Kommen Sie Beide nur oft zusammen, lassen Sie ihm Zeit, Sie zu umarmen, zu weinen, zu quälen und zu bitten, und ich will Ihnen sagen, was das Ende sein wird: Sie werden ihn heirathen.

      Er hatte das richtige Register zuletzt gezogen. Es schallte die Antwort zurück, ehe er ein Wort hinzufügen konnte.

      – Sie kennen mich nicht, sagte sie mit Festigkeit Sie können nicht wissen, was ich um Franks Willen leiden kann. Er soll mich nimmer heirathen, bis ich sein kann, was ich, wie mein Vater gesagt hat, für ihn sein soll: das Wesen, das sein Glück macht. Er soll keine Last auf sich nehmen, wenn er mich nimmt, Das verspreche ich Ihnen! Ich will der gute Engel in Franks Leben sein. Ich will nicht als ein blutarmes Mädchen zu ihm gehen und ihn herunterziehen.

      Sie verließ jählings ihren Sitz, ging ein paar Schritte vor auf Mr. Clare zu und blieb in der Hätte des Zimmers stehen. Sie ließ ihre Arme hilflos an beiden Seiten heruntersinken und brach in Thränen aus.

      – Er soll gehen, sagte sie, müßte auch dabei mein Herz brechen, wenn ichs vollbringe. Ich will es ihm morgen beibringen, daß wir uns Lebewohl sagen müssen!

      Mr. Clare kam plötzlich auf sie zu, um zu ihr zu treten und hielt seine Hand ihr entgegen.

      – Ich will Ihnen helfen, sagte er. Frank soll jedes Wort erfahren, das zwischen uns gesprochen worden ist. Wenn er morgen kommt, soll er von vornherein wissen, daß er kommt, um Lebewohl zu sagen.

      Sie nahm seine Hand in ihre eigenen beiden, zögerte, sah ihn an und drückte sie an ihren Busen.

      – Darf ich Sie um eine Gunst bitten, ehe ich gehe? sagte sie furchtsam.

      Er versuchte seine Hand aus der ihrigen loszumachen, aber sie ersah sich ihren Vortheil und hielt sie fest.

      – Wenn aber nun, gesetzt den Fall, hier eine Wendung zum Bessern einträte? fuhr sie fort. Wenn ich nun zu Frank käme, wie mein Vater sagte, daß ich zu ihn: kommen sollte…?

      Bevor sie die Frage vollenden konnte, machte Mr. Clare abermals eine Anstrengung und entzog ihr seine Hand.

      – …Wie Ihr Vater sagte, daß Sie zu ihm kommen sollten? wiederholte er, sie aufmerksam ansehend.

      – Ja, erwiderte sie. Es kommen oft seltsame Dinge vor. Wenn für mich seltsame Dinge vorkommen sollten, wollen Sie Frank zurückkommen lassen vor Ablauf der fünf Jahre?

      Was meinte sie? Hing sie verzweifelt an der Hoffnung fest, Michael Vanstones Herz zu rühren? Mr. Clare konnte nach Dem, was sie eben zu ihm gesagt hatte, keinen andern Schluß ziehen. Im Anfang ihrer Besprechung würde er ihr ihrem Wahn mit rauher Hand genommen haben. Am Schlusse der Besprechung ließ er sie mitleidig im Besitz desselben.

      – Sie hoffen über alles Hoffnungsmaß hinaus, sprach er, doch wenn es Ihnen Muth einflößt, so hoffen Sie nur zu. Wenn dieses Unmögliche Glück Ihnen je widerfährt, so sagen Sie es mir, und Frank soll zurückkommen. Unterdessen…

      – Unterdessen, unterbrach sie ihn traurig, haben Sie mein Versprechen.

      Noch einmal ruhten Mr. Clares scharfe Augen forschend auf ihrem Angesichte.

      – Ich will Ihrem Versprechen Glauben schenken, sagte er. Sie sollen Frank morgen sehen.

      Sie ging gedankenvoll zu ihrem Stuhle zurück und setzte sich schweigend wieder nieder. Mr. Clare war an der Thür, ehe ein förmlicher Abschied zwischen Beiden stattfinden konnte.

      – Ein tiefes Wasser! dachte er bei sich, als er nach ihr hinsah, ehe er hinausging, …erst achtzehn Jahre und schon zu tief für mich zu ergründen!

      In der Flur fand er Nora, welche ängstlich wartete, um zu hören, was geschehen wäre.

      – Ist Alles vorüber? fragte sie. Geht Frank nach China?

      – Geben

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