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in der Arenen Spaniens, das Blut zu verbergen; der Henker löst den Kopf mit einem Säbelhiebe ab. Nun wohl, ich, ich habe, – ich sage Ihnen, mit meinen eigenen Augen, – gesehen, wie einer von diesen Körpern ohne Kopf aufstand, ein paar Schritte stolpernd machte und erst wieder niederfiel, als er an den Sandhaufen stieß, der vor ihm war. Ah! sagen Sie, mein Herr, Ihre Maschine sei rascher, abkürzender, in Revolutionszeiten biete sie den Vortheil, daß sie thätiger vernichte, als eine andere, und ich werde Ihrer Ansicht beitreten, – und das wird schon ein der Gesellschaft geleisteter großer Dienst sein; – doch daß sie milder sei? nein, nein, nein, mein Herr, das leugne ich!«

      »Nun wohl! meine Herren,« sprach Guillotin, »die Erfahrung wird Sie das lehren,«

      »Ei! Doctor,« fragte Danton, »wollen Sie damit sagen, wir werden den Versuch mit Ihrer Maschine machen?«

      »Mein lieber Freund, meine Maschine ist nur für die Verbrecher bestimmt . . . Ich will damit sagen, man werde sie an den Köpfen der Verbrecher versuchen.«

      »Wohl, Herr Guillotin, stellen Sie sich zum ersten Verurteilten, dessen Kopf durch die Anwendung Ihres Mittels fallen wird; heben Sie diesen Kopf im Augenblicke auf; schreien Sie ihm den Namen ins Ohr, den er im Leben hatte, und Sie werden diesen Kopf die Augen wieder öffnen und dieselben gegen Sie drehen sehen; das werden Sie sehen, mein Herr.«

      »Unmöglich!«

      »Das werden Sie sehen, mein Herr, wiederhole ich Ihnen; und Sie werden es sehen, weil ich, nachdem ich gethan, was ich Ihnen sage, daß Sie thun sollen, dies gesehen habe!«

      Marat hatte diese Worte mit einer solchen Ueberzeugung ausgesprochen, daß Niemand es versuchte, nicht einmal der Doctor Guillotjn, die Fortdauer, wenn nicht des Lebens, doch wenigstens des Gefühls in den abgeschnittenen Köpfen zu leugnen.

      »Aber bei alle dem, Doctor,« sagte Danton, »und trotz Ihrer Beschreibung habe ich keinen sehr genauen Begriff von Ihrer Maschine.«

      »Sieh,« sagte aufstehend und Danton eine Skizze darbietend ein junger Mann, der eingetreten war, ohne gesehen zu werden, so belebt war das Gesprächs sich gesetzt und auf ein Papier eine Skizze von der von Herrn Guillotin beschriebenen entsetzlichen Maschine gezeichnet hatte; »sieh, Danton, hier ist die Sache . . . Begreifst Du nun?«

      »Ich danke, David,« erwiederte Danton. »Ah! sehr gut . . . Doch mir scheint. . . Deine Maschine functionirt.«

      »Ja,« antwortete David, »sie ist im Zuge, an drei Mördern Gerechtigkeit zu üben; einer ist da, den man, wie Du siehst, gerade executirt, und zwei, welche warten.«

      »Und diese drei Mörder sind Cartouche, Mandrin und Poulailler?« fragte Danton.

      »Nein, diese drei Mörder sind Vanloo, Boucher und Watteau.«

      »Und wen haben sie denn ermordet?«

      »Bei Gott! die Malerei.«

      »Mein Herr, es ist aufgetragen,« meldete ein Diener in großer Livree, indem er die zwei Thüren des Arbeitscabinets von Danton öffnete, das, nur für einen Tag, Speisezimmer geworden war.

      »Zu Tische! zu Tische!« rief Danton.

      »Herr Danton,« sprach Marat, »zum Andenken an das Glück, das ich heute gehabt, mit Ihnen zusammenzutreffen, schenken Sie mir die Zeichnung von Herrn David.«

      »Oh! sehr gern,« erwiederte Danton. »Du siehst, David, man beraubt mich!«

      Und er reichte die Zeichnung Marat.

      »Sei ruhig,« versetzte David, »ich werde Dir eine andere machen, und Du wirst vielleicht nichts beim Tausche verlieren!«

      Nach diesen Worten ging man ins Cabinet oder vielmehr, wie gesagt, ins Speisezimmer.

       V

      Das Mittagsmahl

      Die Doppelthüre öffnend, hatte der Diener vom Speisezimmer in den Salon eine wahre Lichtwoge einströmen lassen; denn man hatte, obgleich es erst vier Uhr Nachmittags war, zu welcher Stunde man damals zu Mittag speiste, Läden und Vorhänge schließend die Nacht improvisirt und diese Nacht erleuchtet mittelst einer großen Verstärkung von Lustres, Candelabres und sogar Lämpchen, von denen eine doppelte Reihe am Karnieß hinlaufend das Zimmer mit einem Feuerdiadem bekränzte.

      Ueberdies war es augenscheinlich, daß man Alles im Cabinet des Advocaten beim Cassationshofe dem großen Acte, der darin in Erfüllung gehen sollte, geopfert hatte. – Der Schreibtisch war zwischen zwei Fenster gerückt worden; der große Mahagonifauteuil mit ledernem Polster hatte sich unter ein improvisirtes Buffet gefügt; Vorhänge waren vor den Fachkasten ausgespannt worden, um die Cartons zu verbergen und um begreiflich zu machen, jedes Geschäft, welches es auch sein mochte, sei auf den andern Tag verschoben worden; in der Mitte des Zimmers hatte man endlich die Tafel zugerichtet.

      Diese Tafel von runder Form, bedeckt mit dem feinsten Leinenzeug, war geschmückt mit einem Aufsatze, der von Blumen, Silbergeschirr und Kristallen glänzte, und in der Mitte von diesen erblickte man in den manierirtesten Stellungen kleine Statuen von Flora, Pamona, Ceres, Diana, Amphitrite, Nymphen, Najaden, Hamadryaden, natürlichen Repräsentantinnen der verschiedenen culinarischen Combinationen, die ein wohl geordnetes Mahl bilden, bei welchem die ausgesuchtesten Producte der Gärten, der Felder, der Wälder, des Meeres, der Flüsse, der Bäche und der Quellen erscheinen müssen.

      Jeder Gast hatte auf seiner Serviette eine Karte, worauf mit vollkommen leserlicher Schrift der Küchenzettel des Mahles geschrieben war, damit Jeder, nachdem er zum Voraus seine Wahl getroffen, mit Berechnung und Unterscheidung essen konnte.

      Diese Karte war also abgefaßt:

      1. Austern von Ostende nach Belieben, in Betracht der Jahreszeit, in der man sich befindet, durch außerordentlichen Courier gebracht, welche man auch nur aus dem Seewasser zieht, um auf der Tafel geöffnet und servirt zu werden.

      2. Osmazomsuppe,

      3. Eine sieben bis acht Pfund schwere Truthenne mit Perigord-Trüffeln vollgestopft bis zu ihrer Verwandlung in ein Sphäroid.

      4. Ein großer Rheinkarpfen, reich garnirt, lebendig von Straßburg nach Paris gekommen, in stark eingekochtem Jus und rothem Weine fertig gemacht.

      5. Wachteln mit Trüffeln gefüllt und mit Ochsenmark fertig gemacht, auf gerösteten Brodschnitten mit Basilienkraut zugerichtet.

      S. Ein Flußhecht, gespickt, gefüllt und mit einer Krebsrahmsauce begossen.

      7. Ein Fasan, abgelagert, gespickt, auf einer à la Soubise gearbeiteten gerösteten Brodschnitte liegend.

      8. Spinat mit Wachtelnfett.

      9. Zwei Dutzend Ortolane à la Provencale.

      10. Eine Pyramide Meringuen à la vanille und à la rose.

Tafelweine

      Madeira, Bordeaux, Champagner, Burgunder, Alles von den besten Gewächsen und den besten Jahrgängen,

Dessertweine

      Alicante, Malaga, Xeres, Syrakuser, Cyperwein und Constantiawein.

      Anmerk. Es steht den Gästen frei, die Weine nach ihrer Laune zu fordern und zu vermengen; ein Freund gibt ihnen jedoch den Rath, bei den ersten von den substantielleren zu den leichteren, und bei den andern von den flackerern zu den mit starker Blume überzugehen.

      Die Gäste nahmen jeder seinen Platz und lasen die Karte des Mahles mit verschiedenen Eindrücken: Marat mit Geringschätzung; Guillotin mit Interesse; Talma mit Neugierde; Chénier mit Gleichgültigkeit; Camille Desmoulins mit Sinnlichkeit; David mit Erstaunen, und Danton mit Wollust.

      Dann umherschauend, bemerkten sie, daß ein Gast fehlte: sie waren nur zu sieben bei Tische und die Tafel hatte acht Gedecke.

      Der achte, zwischen Danton und Guillotin vorbehaltene, Platz war leer.

      »Meine Herren,« sagte Camille, »es fehlt uns Einer, wie es scheint; doch auf einen verspäteten Gast warten ist ein Mangel an Rücksicht gegen alle Anwesende; ich verlange als«, daß zur Eröffnung der Sitzung geschritten werde, und zwar ohne Verzug.«

      »Und ich, mein lieber Camille, ich bitte die Gesellschaft tausendmal

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