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dem Sklavenmarkte feil geboten.

      Der Spanier wäre gefaßt gewesen, da er überzeugt seyn durfte, bald von seiner reichen Familie losgekauft zu werden, aber er führte seine neunjährige Tochter mit sich, und hatte schon auf dem Raubschiffe gefleht, sie nicht von ihm zu trennen. Dies war aber umsonst gewesen, wie das Winseln der ihn umklammernden Isabelle; der Corsar hatte Weiber und Männer theilend, sie im Hafen auf zwei verschiedene Chaluppen gesetzt, die nicht weit von einander dem Strande zuruderten.

      Isabelle, so kühn wie zärtlich, hatte sich aber in einem Augenblicke, wo beide Fahrzeuge fast mit den Borden zusammenstießen, aufgerafft und einen Sprung gewagt, um zu ihrem Vater zu gelangen. Indem aber waren die Boote wieder nach zwei Seiten gewichen, und die Unglückliche in die Wogen gesunken. Das Bestreben, sie zu retten, blieb unbelohnt, um so mehr, als die Dunkelheit des hereinbrechenden Abends, und die Strömung der See hinderlich waren. Der trostlose Vater hörte nichts mehr von der geliebten Isabelle.

      Nach einem halben Jahre langte die Ranzionsumme an, und frei, doch traurig und gebeugt begab sich der Spanier an den Ort seiner Bestimmung. —

      Sechs Jahre darauf langte eine Caravane von Fezzan zu Cairo an. Unter vielen mitgebrachten verkäuflichen Gegenständen, sah man auch den Sklavenmarkt durch diese Caravane gefüllt. Man fand dort Eunuchen und glänzende Negerinnen, mit perlweissen Zähnen. Doch vor allen fesselte ein funfzehnjähriges europäisches Mädchen, die Aufmerksamkeit der Käufer. Wuchs, Auge, Haar, alles bezauberte an ihr, wie sich von selbst versteht, und gegen die Sitte, war sie bekleidet, weil sie dem Sklavenhändler erklärt hatte, daß sie sich den ersten gelegenen Tod geben würde, wenn er sie, gleich den andern Mädchen, ohne Hülle ausstellte.

      Die Beis waren grade in Krieg verwickelt, und dachten nicht an den Harem, die reichen Muselmänner versteckten ihr Geld, deshalb konnten sich Europäer auf dem Bazar einfinden.

      Unter andern befand sich eben ein Italiener zu Cairo, der egyptische Seltenheiten einkaufte, Namens Signor Perotti. Alte Münzen von den Ptolemäern, kleine Götzenbilder aus der Pharaonenzeit, Steine mit Hieroglyphen, hatte er schon in Menge zusammengebracht. Schon öfter hatte er vordem eine solche Handelsreise gethan, war denn mit seinen Waaren nach Neapel, Rom und Venedig gegangen, wo er sie meistens an reiche reisende Britten, mit unerhörtem Vortheil abgesetzt hatte.

      Signor Perotti erschien auch auf dem Bazar, das lüsterne Auge an den Reizen der enthüllten Mädchen zu weiden. Da er aber Isabellen sah, deren Verhüllung grade die lieblichsten Ahnungen erweckte, ward ihm der glühende Wunsch nach Besitz rege, und er fragte zitternd um den Preis. Es wurden Tausend Piaster gefordert. Viel für einen Geitzhals, doch überwand die Leidenschaft, und da der Verkäufer nichts ablassen wollte, so zahlte Signor Perotti.

      Isabelle rang weinend die Hände, da sie ihren Käufer betrachtete. Sie redete ihn an, er verstand sie aber nicht. Wohl hatte sie erst gewünscht, ein Europäer mogte sie erstehn, dem sie sich entdecken, und ihn bewegen mögte, an ihre Familie zu schreiben, allein das ganze Wesen dieses Pantalons deutete ihr nichts Gutes.

      Eben aber, da der Handel abgeschlossen wurde, trat auch ein junger Franzose hinzu, wurde plötzlich von des holden Mädchens Schönheit bewegt, und fragte den Welschen mit Ungestüm, ob er sie mit hohem Vortheil ihm überlassen wollte? Nein, versetzte Jener, und so ich zehntausend Piaster gewönne. Das Mädchen blickte vielsagend nach dem Franzosen, und er begriff, daß sie sich lieber in seinen Händen befinden würde. Eine Entdeckung, die das Feuer seiner Liebe natürlich noch um so mehr anfachte.

      Er schlich dem Italiener nach, seine Wohnung zu erkunden, holte dann eine bedeutende Summe, und begab sich wieder zu ihm. Dieser schlug aber alles fest ab, und der Franzose ward, da er wieder erschien, nicht ins Haus gelassen.

      Trostlos berathete dieser mit seinem Diener, was hier anzufangen sei.

      Das Haus hatte nach morgenländischer Sitte keine Wohnzimmer vorne heraus, es bestand also nicht einmal die Hoffnung, die Schöne im Vorübergehn zu erblicken, weit weniger ihr ein Billet zuzuwenden. Ins Haus zu gelangen, das war ein Problem, welches er vollends nicht zu lösen wußte. Wie die Eifersucht ihn unter solchen Umständen quälte, fühlt auch jedermann.

      Indessen hatte man sich genau um das Treiben des Signor Perotti erkundigt, und Michelet, des Franzosen verschlagener Diener, entwarf einen Plan, seinen Herrn zu dem Mädchen zu bringen, es koste was es wolle.

      Er begab sich nach des Italieners Wohnung, und pochte an. Der Herr erschien vor der Thür, nachdem er das Haus vorsichtig wieder geschlossen hatte, und fragte nach des Fremden Begehren. Dieser vertraute ihm geheimnißvoll, er habe sich in eine der Pyramiden von Gizah gewagt, und sei mittelst der mühvollen Hinwegwälzung eines großen Steines tiefer eingedrungen als wohl noch jemand zuvor. Hier habe er eine kostbare ganz unversehrte Mumie gefunden, und sie bei Nacht, und unter vielen Gefahren nach Cairo geschafft. Wenn Signor Perotti Lust habe, könne er sie kaufen.

      Dieser war gleich dazu geneigt, und fragte: wo er die Seltenheit sehen könne? Bei mir nicht, antwortete Michelet, da würde es Verdacht erwecken, und ich würde um die Entwendung bestraft. Da aber in eurer Wohnung kein Eingeborner lebt, so können wir dort alles ordnen, und ich bin bereit, diesen Abend die Mumie in ihrem Sarge zu euch zu bringen. Zwei vertraute Landsleute sind mir behülflich.

      Der Italiener, in Hoffnung großer Vortheile, war es zufrieden, und erklärte, daß er ihn am Abend erwarten werde.

      Nun ward ein Mumiensarg, deren es in Cairo viele giebt, angeschafft, und wie der Leser wohl schon erwarten mag, der junge Franzose hineingepackt. Liebe, und Intriguengeist ermannten ihn, das Abentheuer zu bestehn, und die Qual der beengten Lage zu dulden. Viele Luftlöcher sicherten ihn gegen Erstickung.

      Es war Abend, Michelet und einige Bekannten trugen die Last an den Ort ihrer Bestimmung. Signor Perotti, ließ nur den Ersteren mit ein, und trug sammt ihm den schweren Sarg in eine Kammer mit Gitterfenstern. Eben sollte er nun geöffnet, und die Mumie geprüft werden, als es draußen mit großem Getöse an die Hausthür pochte. Der Italiener ging mit Michelet aus der Kammer, verschloß sie, und fragte: wer sich am Hause befände? Diener vom Bei des Quartiers, lautete die Antwort. Man mußte öffnen. Zwei Mamelucken standen da, und forderten, daß der Frank unverzüglich zu ihrem Herrn käme. Gegen solchen Befehl gilt im Morgenlande keine Einwendung, Signor Perotti beschied also den Mumienverkäufer nach einigen Stunden wieder, schärfte seinem Bedienten Wachsamkeit ein, versah die Hausthür noch mit einem überflüssigen Vorhängeschloß, und folgte den Mammelucken.

      Der junge Franzos öffnete nun sein ängstliches Behälter, und stieg leise hinaus. Dunkel war die Kammer, das Fenster wohl verwahrt. Aber Liebesritter versehn sich auf solche Fälle. Eine Quantität Scheidewasser und eine scharfe Feile setzten ihn in Stand, durchs Fenster sich Raum zu verschaffen.

      Freilich konnte das nicht ohne Geräusch vollzogen werden. Doch jener Bediente des Signor Perotti, der einen Sarg hatte ins Haus tragen sehn, und nun das Bewegen und Klirren vernahm, ward furchtsam, und wagte nicht nach dem Fenster zu eilen. Er wollte aus dem Hause, hinter seinen Herrn laufen, und diesem berichten, was vorging, doch die Thür war zu.

      In dieser Angst schloß er das Zimmer Isabellens auf, (gegen ihn, da er alt war, argwohnte der Italiener nicht) und begehrte von ihr, sie sollte mit ihm in den Hof kommen, damit er jemand bei sich hätte, und Muth behielt.

      Natürlich fragte Isabelle: was es gäbe? Entweder ward die Mumie lebendig, oder in dem Sarge steckt ein Dieb, erwiederte Antonio.

      Es war, als ob Isabellen etwas ahnte, und sie ging um so williger nach, als ihr die Freiheit willkommen war, ihr Zimmer verlassen zu können, denn bisher war sie immer eng eingesperrt gewesen.

      Man kam in den Hof, und hörte die Feile. Isabelle nahte dem Fenster, weil Antonio noch nicht dazu sich bewegen ließ. Der Franzose inwendig, indem er wahrnahm, daß von Außen jemand heranschlich, sah sich verrathen, und versuchte, was eine Geldsumme bewirken mögte. Er sagte leis: Hundert Piaster sind zu gewinnen, so ihr mich zu der Sklavin lasset.

      Isabelle erkannte augenblicklich die Stimme des liebenswürdigen jungen Mannes wieder, der so theilnehmend herangetreten war, als sie neulich verhandelt worden. Besonnen flüsterte sie dem bebenden Diener zu: Hier ist ein Räuber, eile auf mein Zimmer, da wirst du einen Dolch finden, bringe ihn schnell hieher.

      Antonio

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