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o wende die Flügel und fliege

        Her zu meiner Rechten! Es flog der Vogel und setzte

        Sich zur Linken des Katers, auf einem Baume zu singen.

        Hinze betrübte sich sehr, er glaubte sein Unglück zu hören,

        Doch er machte nun selber sich Mut, wie mehrere pflegen.

        Immer wandert' er fort nach Malepartus, da fand er

        Vor dem Hause Reineken sitzen, er grüßt' ihn und sagte:

        Gott, der reiche, der gute, bescher Euch glücklichen Abend!

        Euer Leben bedrohet der König, wofern Ihr Euch weigert,

        Mit nach Hofe zu kommen; und ferner läßt er Euch sagen:

        Stehet den Klägern zu Recht, sonst werdens die Eurigen büßen.

        Reineke sprach: Willkommen dahier, geliebtester Neffe!

        Möget Ihr Segen von Gott nach meinem Wunsche genießen.

        Aber er dachte nicht so in seinem verrätrischen Herzen;

        Neue Tücke sann er sich aus, er wollte den Boten

        Wieder geschändet nach Hofe senden. Er nannte den Kater

        Immer seinen Neffen und sagte: Neffe, was setzt man

        Euch für Speise nur vor? Man schläft gesättiget besser;

        Einmal bin ich der Wirt, wir gingen dann morgen am Tage

        Beide nach Hofe: so dünkt es mich gut. Von meinen Verwandten

        Ist mir keiner bekannt, auf den ich mich lieber verließe.

        Denn der gefräßige Bär war trotzig zu mir gekommen.

        Er ist grimmig und stark, daß ich um vieles nicht hätte

        Ihm zur Seite die Reise gewagt. Nun aber versteht sichs,

        Gerne geh ich mit Euch. Wir machen uns frühe des Morgens

        Auf den Weg: so scheinet es mir das beste geraten.

        Hinze versetzte darauf. Es wäre besser, wir machten

        Gleich uns fort nach Hofe, so wie wir gehen und stehen.

        Auf der Heide scheinet der Mond, die Wege sind trocken.

        Reineke sprach: Ich finde bei Nacht das Reisen gefährlich,

        Mancher grüßet uns freundlich bei Tage, doch käm er im Finstern

        Uns in den Weg, es möchte wohl kaum zum besten geraten.

        Aber Hinze versetzte: So laßt mich wissen, mein Neffe,

        Bleib ich hier, was sollen wir essen? Und Reineke sagte:

        Ärmlich behelfen wir uns; doch wenn Ihr bleibet, so bring ich

        Frische Honigscheiben hervor, ich wähle die klärsten.

        Niemals eß ich dergleichen, versetzte murrend der Kater:

        Fehlet Euch alles im Hause, so gebt eine Maus her! Mit dieser

        Bin ich am besten versorgt, und sparet das Honig für andre.

        Eßt Ihr Mäuse so gern? sprach Reineke: redet mir ernstlich;

        Damit kann ich Euch dienen. Es hat mein Nachbar, der Pfaffe,

        Eine Scheun im Hofe, darin sind Mäuse, man führe

        Sie auf keinem Wagen hinweg: ich höre den Pfaffen

        Klagen, daß sie bei Nacht und Tag ihm lästiger werden.

        Unbedächtig sagte der Kater: Tut mir die Liebe,

        Bringet mich hin zu den Mäusen! denn über Wildbret und alles

        Lob ich mir Mäuse, die schmecken am besten. Und Reineke sagte:

        Nun wahrhaftig, Ihr sollt mir ein herrliches Gastmahl genießen.

        Da mir bekannt ist, womit ich Euch diene, so laßt uns nicht zaudern.

        Hinze glaubt' ihm und folgte; sie kamen zur Scheune des Pfaffen,

        Zu der lehmernen Wand. Die hatte Reineke gestern

        Klug durchgraben und hatte durchs Loch dem schlafenden Pfaffen

        Seiner Hähne den besten entwendet. Das wollte Martinchen

        Rächen, des geistlichen Herrn geliebtes Söhnchen; er knüpfte

        Klug vor die öffnung den Strick mit einer Schlinge; so hofft' er

        Seinen Hahn zu rächen am wiederkehrenden Diebe.

        Reineke wußt und merkte sich das und sagte: Geliebter

        Neffe, kriechet hinein gerade zur öffnung; ich halte

        Wache davor, indessen Ihr mauset; Ihr werdet zu Haufen

        Sie im Dunkeln erhaschen. O höret, wie munter sie pfeifen!

        Seid Ihr satt, so kommt nur zurück, Ihr findet mich wieder.

        Trennen dürfen wir nicht uns diesen Abend, denn morgen

        Gehen wir früh und kürzen den Weg mit muntern Gesprächen.

        Glaubt Ihr, sagte der Kater, es sei hier sicher zu kriechen?

        Denn es haben mitunter die Pfaffen auch Böses im Sinne.

        Da versetzte der Fuchs, der Schelm: Wer konnte das wissen!

        Seid Ihr so blöde? Wir gehen zurück: es soll Euch mein Weibchen

        Gut und mit Ehren empfangen, ein schmackhaft Essen bereiten;

        Wenn es auch Mäuse nicht sind, so laßt es uns fröhlich verzehren.

        Aber Hinze, der Kater, sprang in die öffnung, er schämte

        Sich vor Reinekens spottenden Worten, und fiel in die Schlinge.

        Also empfanden Reinekens Gäste die böse Bewirtung.

        Da nun Hinze den Strick an seinem Halse verspürte,

        Fuhr er ängstlich zusammen und übereilte sich furchtsam,

        Denn er sprang mit Gewalt: da zog der Strick sich zusammen.

        Kläglich rief er Reineken zu, der außer dem Loche

        Horchte, sich hämisch erfreute und so zur öffnung hineinsprach:

        Hinze, wie schmecken die Mäuse? Ihr findet sie, glaub ich, gemästet.

        Wüßte Martinchen doch nur, daß Ihr sein Wildbret verzehret;

        Sicher brächt er Euch Senf: er ist ein höflicher Knabe.

        Singet man so bei Hofe zum Essen? Es klingt mir bedenklich.

        Wüßt ich Isegrim nur in diesem Loche, so wie ich

        Euch zu Falle gebracht, er sollte mir alles bezahlen,

        Was er mir übels getan! Und so ging Reineke weiter.

        Aber er ging nicht allein, um Diebereien zu üben;

        Ehbruch, Rauben und Mord und Verrat, er hielt es nicht sündlich.

        Und er hatte sich eben was ausgesonnen. Die schöne

        Gieremund wollt er besuchen, in doppelter Absicht: fürs erste

        Hofft er von ihr zu erfahren, was eigentlich Isegrim klagte;

        Zweitens wollte der Schalk die alten Sünden erneuern.

        Isegrim war nach Hofe gegangen, das wollt er benutzen.

        Denn wer zweifelt daran, es hatte die Neigung der Wölfin

        Zu dem schändlichen Fuchse den Zorn des Wolfes entzündet.

        Reineke

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