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König Heinrich der vierte. Der Erste Theil. Уильям Шекспир
Читать онлайн.Название König Heinrich der vierte. Der Erste Theil
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уильям Шекспир
Жанр Драматургия
Издательство Public Domain
(Falstaff geht ab.)
Nun, mein lieber süsser Zuker-Prinz, reitet morgen mit mir. Ich hab einen Spaß im Kopf, den ich allein nicht ausführen kan. Falstaff, Bardolph, Peto und Gadshill sollen diese Leute berauben, auf die wir einen Anschlag gemacht haben; ihr und ich wollen nicht dabey zugegen seyn; wenn sie dann die Beute haben, und ihr und ich sie ihnen nicht abjagen, so haut diesen Kopf von meinen Schultern.
Aber wie werden wir von ihnen kommen, wenn wir mit ihnen ausreiten?
Wie? Wir wollen vor oder nach ihnen fort, und ihnen einen gewissen Plaz bestimmen, wo wir zusammentreffen wollen, und den können wir ja hernach verfehlen, wenn's uns beliebt; und dann werden sie das Abentheuer allein unternehmen, und sobald sie damit fertig sind, so wollen wir über sie her.
Gut; aber es ist vermuthlich, daß sie uns an unsern Pferden, an unsern Kleidern, und an hundert andern Merkmahlen erkennen werden.
Für das ist schon Rath geschaft. Unsre Pferde sollen sie nicht sehen, denn die wollen wir im Wald anbinden; unsre Visiere wollen wir gegen andre verwechseln, wenn wir von ihnen weg sind; und, Sapperment! ich habe Ueberröke von Schetter im Vorrath, unter denen niemand unsre Kleider kennen soll.
Aber ich besorge, sie werden uns zu stark seyn.
O was das anbetrift, zween von ihnen kenne ich als ein Paar so ächt- gebohrne Memmen, als jemals den Rüken gewiesen haben; und was den dritten betrift, wenn der sich länger wehrt als recht ist, so will ich alles Gewehr verschwören. Der gröste Spaß von der Sache wird in den miraculosen Lügen bestehen, die dieser nemliche dike Spizbube uns vorsagen wird, wenn wir zum Nacht-Essen zusammen kommen; wie er es zum wenigsten mit dreyßig aufgenommen, was für Hiebe er bekommen, was für Gefahren er bestanden habe; und in der Art, wie wir ihn aller dieser Aufschneidereyen überweisen werden, ligt der Spaß.
Gut, ich will mit dir gehen; sorge für alles was wir nöthig haben, und erwarte mich auf morgen Nachts in East-Cheap. Leb' wohl.
Lebet wohl, Milord.
(Poins geht ab.)
Ich kenne auch alle, und will noch eine Weile diesen zügellosen Humor eurer müßigen Lüderlichkeit in der Höhe halten; aber hierinn will ich die Sonne nachahmen, die den unedeln anstekenden Dünsten erlaubt, ihre Schönheit der Welt zu verbergen; damit, sobald es ihr gefällt, wieder sie selbst zu seyn, sie desto mehr bewundert werde, wenn sie, eine Zeitlang vermißt, auf einmal durch die faulen und häßlichen Wolken hervorbricht, welche sie zu erstiken geschienen hatten. Wenn das ganze Jahr aus lauter Fest-Tagen bestünde, so würde man des Feyerns so überdrüßig werden als des Arbeitens; sie sind nur erwünscht, weil sie selten kommen, und nichts gefällt mehr als seltne Dinge. So werde ich, wenn ich einst dieses ausgelaßne Wesen von mir werfe, und eine Schuld bezahle die ich nie versprochen habe, die Besorgnisse der Leute um so mehr zuschanden machen, je besser ich seyn werde als mein Wort. Und gleich einem glänzenden Edelstein auf einem dunkeln Grund, wird meine Verbesserung, meine Fehler überschimmernd, schöner scheinen, und mehr Augen auf sich ziehen, als ein Leben, das keine Folie hat, wodurch es erhoben wird.
(Er geht ab.)
Vierte Scene
(Verwandelt sich in einen Saal des königlichen Palasts.)
(König Heinrich, Northumberland, Worcester, Hot-Spur, Sir Walter Blunt, und andre treten auf.)
Mein Blut ist zu kalt und zu milde gewesen, daß es bey einem so unanständigen Betragen nicht aufwallte; ihr habt meine schwache Seite gefunden, und tretet deßwegen meine Geduld mit Füssen; aber versichert euch, ich will künftighin mehr seyn, was meine Würde, als was meine Gemüthsart fordert, die zu sanft und milde gewesen ist, und deßwegen die Ehrfurcht verlohren hat, die eine stolze Seele nur dem Stolzen bezahlt.
Unser Haus, Gnädigster Herr verdienet wahrlich nicht daß die Geissel der Grösse gegen selbiges gebraucht werde, und dazu noch eben dieser Grösse, die unsre eigne Hände so stattlich zu machen geholfen haben.
Mein Gnädigster Herr —
Worcester, entferne dich; ich sehe Ungehorsam und Drohung in deinen Augen. O Sir, eure Mine ist zu kühn und zu entschlossen, und die Majestät kan unmöglich trozbietenden Stolz auf der Stirne eines Unterthanen dulden. Ihr habt Erlaubniß uns zu verlassen. Wenn wir euern Rath oder eure Dienste nöthig haben, werden wir euch ruffen lassen.
(Worcester geht ab.)
Ihr wolltet ja reden —
(Zu Northumberland.)
Ja, mein Gnädigster Herr; diese Gefangne die in Eu. Majestät Namen abgefordert wurden, und die Heinrich Percy zu Holmedon gemacht hat, sind, wie er sagt, nicht so schlechterdings verweigert worden, wie man Euer Majestät berichtet hat. Entweder Mißgunst oder Mißverständniß ist dieses Vergehens schuldig, nicht mein Sohn.
Mein Gnädigster Herr, ich versagte keine Gefangne; aber dessen erinnre ich mich, wie die Action zu Ende war, und ich, ganz aufgetroknet von Hize und Arbeit, athemlos und abgemattet auf mein Schwerdt mich lehnte, da kam ein gewisser junger Herr, nett, zierlich aufgepuzt, frisch wie ein Bräutigam, und sein kürzlich abgeschohrnes Kinn sah aus wie ein Stoppeln-Feld im Herbst. Er war parfumirt wie ein Specerey-Krämer, und hielt zwischen seinem Finger und seinem Daumen eine Schnupf-Büchse, die er alle Augenblike vor die Nase hielt; immer hatte er was zu lächeln und zu schwazen; und wie die Soldaten todte Körper vorbey trugen, hieß er sie ungezogne Flegel, eine so unsaubre und unartige Bürde zwischen den Wind und seine Adeliche Person zu bringen. Er fragte mich mit einem Strom von Sonntags- und Frauenzimmer-Redensarten nach hundert Sachen, und forderte mir endlich auch, zu Handen Eurer Majestät meine Gefangnen ab. Ich, den meine Wunden überall schmerzten, und verdrießlich darüber, daß mich ein solcher Papagay zur Unzeit übertäuben sollte, antworte ihm im Unmuth und in der Ungeduld, ich weiß nicht was; er sollte sie haben, oder er sollte sie nicht haben; denn es machte mich toll, etwas das einem Mann ähnlich sah, vor mir zu sehen, das von so vielen Farben schimmerte, und so süß roch, und von Flinten und Trummeln und Wunden so Kammerfräulein-mäßig redte, und mir sagte, für eine innerliche Quetschung sey kein unfehlbarers Mittel als Spermacet, und es sey recht zu bedauren, sey es, daß dieser verfluchte Salpeter aus den Eingeweiden der unschuldigen Erde hervorgegraben worden sey, der so viele brave wolgewachsene Leute so elendiglich umgebracht habe: Und wenn nur diese nichtswürdigen Flinten nicht wären, so würde er selbst ein Soldat geworden seyn – Auf alles dieses sein kühles, unzusammenhängendes Geplauder gab ich also, Gnädigster Herr, nur obenhin Antwort wie ich sagte; und ich bitte euch, laßt seinen Bericht nicht die Gültigkeit einer Anklage gegen einen Mann haben, der eurer Majestät so ergeben ist als ich.
Die Umstände in Ueberlegung gezogen, Gnädigster Herr, so könnte alles was Harry Percy damals zu so einer Person, an so einem Ort, und in so einer Zeit gesagt haben möchte, billiger Maassen für todt und abgethan gehalten, und nimmer zu seinem Nachtheil wieder erwähnt werden. Denn was er damals sagte, dem entsagt er ja izo wieder, wie ihr seht.
Wie, und doch weigert er sich seine Gefangnen auszuliefern, ausser mit der Bedingung, daß wir seinen Schwager, den närrischen Mortimer, unverzüglich auf unsre eigne Unkosten auslösen sollen; ihn, der geflissentlich das Leben aller derjenigen aufgeopfert hat, die er gegen diesen Zauberer, diesen verdammten Glendower anführte, dessen Tochter, wie wir hören, Mortimer kürzlich geheurathet hat. Sollen unsre Kisten etwann ausgeleert werden, um einen Verräther heimzukauffen? Nein, auf den nakten Wallischen Bergen laßt ihn verhungern; nimmer werd' ich den Mann für meinen Freund halten, dessen Zunge von mir nur den Aufwand eines Pfennigs