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Göttern.

      Den 11. Sept. 76.

G.

      9

      Deinen Abraham erwart ich freundlich. Weiß zwar kein Wort wie ich ihn hätte dramatisiren dörfen, doch will ich deiner Poesey gern förderlich und dienstlich seyn.

      Ueber die Platten hab ich nur so was hingeworfen, damit der Band fertig werde. Wenn du mich nur anbläsest, denn ich sage dir, was du von mir begehrest, dazu sieh bald.

      Gestern tief in dem Getreibe der Meßgeleits-Zeremonien, fiel mir Ariostens Wort vom Pöbel ein: Werth des Todes vor der Geburt.

      Hättest du mir Neuton geschickt – der wäre gesät und geerndtet worden. Du mußt mich kennen lernen wenn du mich brauchen willst, du bist zwar dadrinnen sonst ein feiner Schelm, aber ich will dichs noch weiter lehren.

      Pestaluz hat mir seine Ankunft melden lassen.

      Deinen Abraham hab ich nun. Deinet will ihn drucken, und ich will thun dran wie mirs um’s Herz ist, bin ich doch nicht weder in Abrahams Fall noch Isaacks – das Stück wird gute weite Wirkung thun. Will auch einen Würzruch drein dämpfen hier und da meines Fäßleins, denk ich.

      Pestaluz war sehr gut. Ich sagt ihm gleich ich wünschte du kenntest deine Landsleute besser und sie dich besser – Er redete ganz für dich – ohne aber. Gott geb aus einem feinen Herzen.

      1776.

G.

      10

      Ich habe zwey Pakete von dir erhalten, dazwischen eine Lücke war; sieh nach. In meinem iezigen Leben weichen alle entfernten Freunde in Nebel, es mag so lang währen als es will, so hab ich doch ein Musterstückgen des bunten Treibens der Welt recht herzlich mitgenossen. Verdruß, Hoffnung, Liebe, Arbeit, Noth, Abentheuer, Langeweile, Haß, Albernheiten, Thorheit, Freude, Erwartetes und Unversehnes, Flaches und Tiefes, wie die Würffel fallen, mit Festen, Tänzen, Schellen, Seide und Flitter ausstaffirt; es ist eine treffliche Wirthschaft. Und bey dem allem l. Br., Gott sey Dank, in mir und in meinen wahren Endzwecken ganz glücklich. Ich habe keine Wünsche als die ich wirklich mit schönem Wanderschritt mir entgegen kommen sehe.

      Es ist dein Schicksal daß ich an dir diese Freude nicht erleben soll. Leb wohl, grüs alles.

      Vor Weimar im Garten

      d. 8. Jan. 77.

G.

      Lied

      des Phisiognomischen Zeichners

      O daß die innre Schöpfungskrafft

      Durch meinen Sinn erschölle!

      Daß eine Bildung voller Safft

      Aus meinen Fingern quölle!

      Ich zittre nur, ich stottre nur,

      Ich kann es doch nicht lassen;

      Ich fühl, ich kenne dich, Natur,

      Und so muß ich dich fassen.

      Wenn ich bedenk wie manches Jahr

      Sich schon mein Sinn erschliesset,

      Wie er, wo dürre Haide war,

      Jezt Freudenquell geniesset;

      Da ahnd ich ganz Natur nach dir,

      Dich frey und lieb zu fühlen,

      Ein lustger Springbrunn wirst du mir

      Aus tausend Röhren spielen;

      Wirst alle deine Kräfte mir

      In meinem Sinn erheitern,

      Und dieses enge Daseyn hier

      Zur Ewigkeit erweitern.

G.

      11

      Da hast du von dem herrlichen Lindau einige Blätter. Zimmerm. schreibt mir er sey todt, ich glaube kein Wort davon. Deine Phis. geht immer richtig durch meine Hände, ich kann nichts dafür thun als hie und da ausstreichen. Bey Raphael hab ich einen grosen Schnitt gemacht und mir selbst von einem Tag zum andern versprochen den Riß wieder auszufüllen, es ging aber nicht.

      Ich lebe ganz glücklich in anhaltendem Reiben und Treiben des Lebens, und bin stiller in mir, als ie, schreibe niemanden, höre von niemanden, mich kümmert außer meinem Kreis nun gar nichts.

      Kaufm. ist wieder da, ich hab ihn nur einen Blick gesehn, er sitzt bey Lyndern auf dem Gute.

      Linnaeus Petern erwart ich mit dem Frühjahr, ich will sehn obs glückt was ich mit ihm vorhabe. Herder ist wohl und vergnügt.

      Leb wohl, grüs dein Weibele, Buben und Kaysern.

      W. d. 19. Febr. 77.

G.

      Nachts in meinem Garten, in einem warmen Stübgen, da mir draußen über Schnee und hellen Mondenschein, Waldhörner übers Thal herüber blasen.

      12

      Da schicke ich dir Briefe von Peter Baumgartner die du weiter spediren sollst. Mich machts lachen, daß er zum Anfang einen Spiesruthen lauffen, und einen ausprügeln sieht, das er, wie er sagt, nicht wieder sehen mag. Der Junge ist nun mein, und wenn ichs recht kann, so soll er, wenn ich die Augen zuthue, oder ihn verlasse, oder er mich, von niemandem abhängen, weil er von allem abzuhängen fühlen muß. Adio man sagt immer was Dummes wenn man was allgemeines, oder was künftig zu thuendes sagt.

      Schreib mir auch ein Wort von Lindaus Vermächtniß für den Buben, ich denke wir werden kein Kraut damit fett machen.

      Schreib mir auch ein Wort von dir. Sag Kayser daß ich ihm das Verlangte schicken werde. Adio.

      Weimar d. 14. August

      1777.

      13

      Der Jacobis Portrait sind angelangt, ich schick sie dir aber nicht, sie sind abscheulich. Friz grüßt dich sehnlich, und wird dir von hier aus schreiben.

      Der Herzog hat mir sechs Schädel kommen lassen, habe herrliche Bemerkungen gemacht, die Ew. Hochwürden zu Diensten stehn, wenn dieselben sie nicht ohne mich fanden.

      Cassir doch, ich bitte dich, die Familientafel von uns, sie ist doch scheuslich. Du prostituirst dich und uns. Meinen Vater laß ausschneiden, und brauch ihn als Vignette, der ist gut. Ich bitte dich inständig drum. Mit meinem Kopf mach auch was du wit, nur meine Mutter soll nicht so dastehn. Hast du noch einige Abdrücke, schick mir sie mit denen um die ich auf beyliegendem Zettel bitte – es ist nur der Vater herauszuschneiden.

      Hier Linien von Fettmilchs Kopf. Das Kurz- und starrsinnige drückt sich auf dem schlechten Kupfer, wovon es genommen ist, noch stärker, hat auch zugleich etwas Thierisch-niedriges, das der Umriß nicht hat. Was hältst du von der Idee? wär in Silhouetten herrlich auszuführen. Du kennst Hogarths Schönheitslinie von der Verzerrung bis zum Leblosen. Der reine Punkt der Schönheitslinie ist die Linie der Liebe, Stärke und Schwäche stehn ihr zu beyden Seiten. Liebe ist der Punkt wo sie sich vereinigen. Gieb mir Beyträge dazu, und wir wollen ein herziges Kapitelgen machen, vielleicht kein ganz unreiner Faden aus dem grosen Gewebe ausgezogen.

      Ich schicke dir hier eine Bouteille Himbeerensafft. Grüs mir Herr Schmoll.

      Der Friede Gottes, der sich täglich mehr an mir offenbaret, walte auch über dich und die deinigen, und daß dein Glaube unüberwindlich werde. Sieh hier wieder daß er mich überwindet. Ich hab deinen Brief, und sende dir sogleich was über Homer. Adieu! Ich will dir einige Sachen zeichnen und schicken.

      1778.

      14

An Herrn Caspar Lavater nach ZürichThun d. 8. Oktbr. 79.

      So nah bin ich bey dir l. Br. wie dir der Ruf schon wird gemeldet haben.

      Wir sind im Begriff auf die Gletscher so weit es die Jahrszeit erlaubt zu gehen. Dann solls noch durch einen Umweg zu dir.

      Schreibe mir doch mit umlaufender

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