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Das Leben und der Tod des Königs Lear. Уильям Шекспир
Читать онлайн.Название Das Leben und der Tod des Königs Lear
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Уильям Шекспир
Жанр Драматургия
Издательство Public Domain
(Geht ab.)
Eilfter Auftritt
(Des Herzogs von Albanien Palast. Gonerill und Haushofmeister treten auf.)
Gonerill.
Wie? mein Vater schlägt meinen Hof-Junker, weil dieser seinen Narren ausgescholten hat?
Hofmeister.
So ist es, Gnädige Frau.
Gonerill. Tag und Nacht beleidigt er mich; es vergeht keine Stunde, da er nicht in diese oder jene grobe Übelthat aufsprudelt, die uns alle an einander hezt; ich will es nicht länger leiden: Seine Ritter fangen an ganz ausgelassen zu werden, und er selbst macht uns um einer jeden Kleinigkeit willen Vorwürffe. Wenn er von der Jagd zurük kömmt, will ich nicht mit ihm reden; sagt, ich befinde mich nicht wol. Wenn ihr von euerm vorigen Dienst-Eifer gegen ihn nachlasset, werdet ihr wohl thun; ich nehme die Verantwortung auf mich.
Hofmeister.
Er kömmt würklich, Gnädige Frau; ich hör' ihn.
Gonerill. Ermüdet seine Geduld durch so viel Nachlässigkeiten, als euch nur beliebt, ihr und eure Cameraden; ich möchte gern, daß es zur Untersuchung käme. Wenn es ihm nicht ansteht, so mag er zu meiner Schwester gehen, deren Sinn mit dem meinigen darinn übereinkömmt, sich nicht beherrschen lassen zu wollen; der thörichte alte Mann, der alle diese Gewalt immer ausüben will, die er doch weggegeben hat. Nun, bey meinem Leben! Alte Leute werden wiederum Kinder, und müssen, wie Kinder, ausgescholten und nicht geliebkoset werden, wenn man sieht daß sie nur unartiger davon werden.
Hofmeister.
Euer Gnaden haben vollkommen recht.
Gonerill. Seinen Rittern kan man auch kältere Blike zukommen lassen; was daraus entstehen mag, das hat nichts zu bedeuten; weiset die übrigen Bedienten deshalben an; ich will sogleich an meine Schwester schreiben, damit sie eben denselben Weg einschlägt – Macht, daß das Mittag-Essen fertig wird.
(Sie gehen ab.)
Zwölfter Auftritt
(Die Scene verändert sich in einen offnen Plaz, vor dem Palast.)
Kent (tritt auf, verkleidet.) Wenn ich eben sowol einen andern Accent und eine langsamere Aussprache annehmen kan, als ich meine Gestalt verändert habe, so kan meine gute Absicht vielleicht zu dem völligen Endzwek kommen, um dessentwillen ich meine Person verläugne. (Man hört Hifthörner. Lear, seine Ritter und Bediente treten auf.)
Lear. Laßt mich nicht einen Augenblik auf das Mittag-Essen warten. Geht, macht es fertig. Wie nun, wer bist du?
(Zu Kent.)
Kent.
Ein Mann, Sir.
Lear.
Wofür giebst du dich? was willt du bey uns?
Kent. Ich gebe mich für nicht weniger, dann ich scheine; für einen, der demjenigen treulich dienen will, der mich in Pflicht nimmt, der ehrliche Leute liebt, und mit vernünftigen Leuten gern umgeht; der nicht viel spricht, weil er sich vor Tadel fürchtet; der ficht, wenn er's nicht vermeiden kan, und keine Fische ißt.*
Lear.
Wer bist du?
Kent.
Ein recht ehrlicher gutherziger Kerl, und so arm als der König.
Lear.
Wenn du für einen Unterthanen so arm bist, als er es für einen König ist, so bist du arm genug. Was willt du?
Kent.
Dienste.
Lear.
Wem willt du dienen?
Kent.
Euch.
Lear.
Kennst du mich, Bursche?
Kent. Nein, Sir; aber ihr habt etwas in eurer Person, das ich gerne meinen Herrn nennen möchte.
Lear.
Und was ist das?
Kent.
Ansehen.
Lear.
Was für Dienste kanst du thun?
Kent. Ich kan ehrliche Geheimnisse bey mir behalten, reiten, lauffen, ein lustiges Mährchen auf eine langweilige Art erzählen, und eine leichte Commission ungeschikt ausrichten – Wozu ein alltäglicher Mensch nur immer tüchtig ist, dazu bin ich der Mann; und das Beste an mir, ist Fleiß.
Lear.
Wie alt bist du?
Kent. Nicht jung genug, Sir, um ein Weibsbild, wegen ihres Singens zu lieben; und nicht alt genug, um wegen irgend einer Ursache in sie vernarrt zu seyn. Ich hab acht und vierzig Jahr auf meinem Rüken.
Lear. Folge mir, ich nehme dich in meine Dienste; wenn du mir nach der Mahlzeit nicht schlechter gefällst, so werden wir nimmer von einander scheiden. Das Mittag-Essen! hO! das Mittag-Essen! – Wo ist mein Schlingel? mein Narr? Geht, ruft meinen Narren her. Ihr, Ihr, Bengel! Hört ihr, wo ist meine Tochter? (Der Haushofmeister kömmt.)
Hofmeister.
Wenn es beliebt —
(Er geht wieder ab.)
Lear.
Was sagt der Kerl da? Ruft den Lümmel zurük – Wo ist mein Narr? ho!
Ich denke, die ganze Welt ligt im Schlaf Was ists? was sagt der Maulaffe?
Ritter.
Mylord, er sagt, eure Tochter befinde sich nicht wohl.
Lear.
Warum kam der Sclave nicht zurük, als ich ihn rief?
Ritter.
Er antwortete mir rund heraus, er wolle nicht.
Lear.
Er wolle nicht?
Ritter.
Mylord, ich weiß nicht was es zu bedeuten hat; aber meines Bedünkens, wird Euer Hoheit nicht mehr mit der ehrfurchtsvollen Zuneigung begegnet, wie ehmals – Es zeigt sich eine gewaltige Abnahme von Freundlichkeit, sowol bey allen Bedienten, als bey dem Herzog und Eurer Tochter selbst.
Lear.
Ha! sagst du das?
Ritter.
Ich bitte um Vergebung, Mylord, wenn ich mich irre; aber meine Pflicht kan nicht schweigen, wenn ich denke, Eure Hoheit werde beleidiget.
Lear. Du erinnerst mich nur an meine eigne Beobachtungen. Ich habe seit kurzem eine höchst kaltsinnige Nachlässigkeit bemerkt, die ich aber mehr meiner eignen allzu eifersüchtigen Aufmerksamkeit, als einer Absicht Unfreundlichkeit gegen mich zu zeigen, beymaß. Ich will genauer Acht geben. Aber wo ist mein Narr? ich habe ihn diese zween Tage nicht gesehen.
Ritter. Seitdem meine junge Lady nach Frankreich abgegangen ist, ist er ganz niedergeschlagen.
Lear.
Nichts mehr hievon; ich hab es wol bemerkt. Geht, und sagt meiner Tochter, ich möchte mit ihr reden. Und ihr geht, und ruft mir meinen Narren her – ha – Sir! kommt ihr hieher, Sir? wer bin ich, Sir? (Der Haushofmeister kömmt.)
Hofmeister.
Milady's Vater.
Lear. Milady's Vater? Mylords Schurke! ihr Hurensohn von einem Hund, ihr Sclave, ihr Kettenhund!
Hofmeister.
Ich bin nichts dergleichen, Mylord, ich bitte mir's aus.
Lear.
Darfst du solche Blike auf mich schiessen, du Galgenschwengel?
(Er giebt ihm eine Ohrfeige.)
Hofmeister.
Ich