Скачать книгу

href="#n_81" type="note">[81] In den Jahren 1798 bis 1800 setzte Friedrich – zum Teil gegen den Landtag – eine Erhöhung der Mannschaftsstärke des württembergischen Heeres von etwa 3.000 auf über 6.300 Mann und eine Neuaufstellung der Formationen durch. In einem für „Neuwürttemberg“ gültigen Rekrutierungsgesetz vom 21. Februar 1803 wurde erstmals eine allgemeine Dienstpflicht der Untertanen formuliert. Der französisch-württembergische Allianzvertrag vom Oktober 1805 brachte eine Erhöhung der Mannschaftsstärke und eine Neuformierung der Truppen. Anfang 1806 hielt Württemberg knapp 10.000 Mann unter Waffen. Bereits im Januar 1806 und nochmals im Jahr 1807 wurde das nunmehrige königliche Armeekorps erneut reorganisiert. Im März 1806 wurde zudem neben dem bereits seit 1704 bestehenden, kollegial organisierten Kriegsrat das Amt eines Kriegsministers geschaffen und mit Herzog Wilhelm von Württemberg, einem Bruder des Königs, besetzt. De facto spielte jedoch der Kriegsrat weiterhin die wichtigste Rolle in der Militärverwaltung. Für die folgenden Entwicklungen auf dem Gebiet des Militärwesens waren die Verpflichtungen maßgebend, die Friedrich beim Beitritt zum Rheinbund im Sommer 1806 eingegangen war. Württemberg oblag, im Kriegsfall 12.000 Mann für die französische Armee zu stellen. Kurz nach der Gründung des Rheinbundes erließ König Friedrich am 6. August 1806 eine Militärkonskriptionsordnung, in der eine Wehrdienstverpflichtung aller Untertanen festgeschrieben wurde. Die militärische Dienstzeit bei der Infanterie betrug acht, bei der Kavallerie zehn Jahre. Zudem war vorgesehen, die Veteranen in sogenannte Landbataillone einzugliedern. Faktisch existierten nach 1806 noch zahlreiche Ausnahmen von der allgemeinen Wehrpflicht. Diese wurden in den Jahren 1809 und 1810 erheblich eingeschränkt. Eine vom König am 20. August 1809 erlassene Militärkonskriptionsordnung, ausführlichere „Instruktionen zum Konskriptionsgesetz“ vom 19. September 1809 sowie einzelne Anweisungen Friedrichs weiteten die militärische Dienstpflicht auf nahezu alle männlichen Württemberger aus. Die Bestimmungen Friedrichs ermöglichten eine Vermehrung der württembergischen Armee auf knapp 29.000 Mann. Die Erhöhung der Mannschaftsstärke machte bereits 1809 eine erneute Reorganisation der Streitkräfte nötig. Auch in den folgenden Jahren fanden Umstrukturierungen der einzelnen Truppenteile statt, deren Zahl sich jedoch nicht mehr grundlegend änderte. Der Kriegsrat, dessen Leitung ab 1809 faktisch der Vizepräsident übernommen hatte, war seit dem 1. Juli 1811 nicht mehr kollegial, sondern monokratisch organisiert. Die tatsächliche Leitung der württembergischen Militärverwaltung lag seit 1810 in den Händen von Friederich August Freiherr von Phull (1767 – 1840), einem Cousin des früheren preußischen Generalstabschefs Karl Ludwig von Phull, der im Dezember 1806 in russische Dienste getreten war.[82] Für den Feldzug gegen Russland stellte Württemberg ein Kontingent von 15.800 Mann, von denen im Winter 1812/13 nur etwa 500 Mann ins Herzogtum Warschau zurückkehrten. Der fast vollständige Verlust des ins Feld gezogenen Armeekorps machte im Winter 1813 umfangreiche Rekrutenaushebungen sowie eine rasche Reorganisation der Armee erforderlich. Im Frühjahr 1813 umfasste das württembergische Heer etwa 24.000 Mann, von denen 11.600 Mann ins Feld zogen, während die übrigen 12.400 in den Garnisonen verblieben. Auch das württembergische Armeekorps des Jahres 1813 erlitt schwerste Verluste. Ende Oktober 1813 langten etwa 1.200 Mann in der Heimat an. Da sich Friedrich bei seinem Bündniswechsel auf die Seite der Gegner Napoleons Ende Oktober/ Anfang November zur Stellung großer Truppenkontingente (je 12.000 Mann 1813 und 1814) verpflichtet hatte, musste erneut binnen kurzer Frist eine Armee aufgebaut werden. Württemberg rief zudem im Januar 1814 den Landsturm auf, der das Land bei einem eventuellen französischen Angriff verteidigen sollte. Die entsprechenden Planungen gingen von 100.000 bis 110.000 Mann aus und erfassten alle Waffenfähigen zwischen 18 und 60 Jahren. Aufgrund der alliierten Erfolge in Frankreich im Frühjahr 1814 kamen sie allerdings nicht zur Umsetzung. Weitere Reformen, die das württembergische Militärwesen auf eine neue Grundlage stellten, folgten nach dem Sieg über Frankreich im März 1814 bzw. nach dem definitiven Ende der napoleonischen Herrschaft im Jahr 1815. Sie wurden zum Teil noch von König Friedrich, im Wesentlichen jedoch von seinem Nachfolger Wilhelm durchgeführt und brachten eine Anpassung der Militärverwaltung und der Heeresgliederung an die Erfordernisse eines Friedensheeres. In diesem Zusammenhang wurde der Personalbestand des württembergischen Heeres deutlich reduziert.

      3. Die württembergische Armee im Krieg 1812 – 1814

      Württemberg war als Rheinbundstaat zur Stellung eines Truppenkontingents für den im Jahr 1812 ausgebrochenen Krieg zwischen Frankreich und Russland verpflichtet.[83] Bereits im Frühjahr 1811, als sich die Spannungen zwischen den Imperien Napoleons und Alexanders zugespitzt hatten und eine russische Militäroffensive gegen das Herzogtum Warschau gedroht hatte, war ein württembergisches Infanterieregiment nach Danzig kommandiert worden. Anfang Februar 1812 erhielt König Friedrich von Napoleon den Befehl zur Mobilmachung eines Armeekorps zum Feldzug gegen Russland.[84]

      Der württembergische König stand einem Krieg gegen das Zarenreich ablehnend gegenüber. Er versuchte im Vorfeld des militärischen Konflikts – vergeblich – mäßigend auf Napoleon einzuwirken und eine Durchführung des Feldzugs zu verhindern. Vor allem zwei Gründe waren hierfür Ausschlag gebend. Zum einen war das Haus Württemberg, wie bereits erwähnt, dynastisch eng mit der Zarenfamilie verbunden. Eine Schwester Friedrichs, Maria Feodorowna, war die Mutter des amtierenden Zaren Alexander. Andere Mitglieder des Hauses Württemberg, zum Beispiel Alexander Herzog von Württemberg, ein Bruder des Königs, sowie Eugen Herzog von Württemberg, ein Neffe aus der schlesischen Linie, dienten in hoher Funktion in der russischen Verwaltung bzw. im Militär.[85] Zum anderen versprach ein Feldzug gegen Russland für Württemberg und seinen König Friedrich keine politischen Vorteile. Arrondierungen des Staatsgebiets, die Friedrich nach dem französisch-österreichischen Krieg 1809 noch erlangen konnte, waren 1812 unabhängig vom Ausgang des Krieges nicht zu erwarten. Hingegen musste Friedrich, der die Verhältnisse im russischen Heer aus seiner eigenen Militärzeit im Zarenreich gut kannte, befürchten, dass ein Großteil seiner Streitmacht für französische Kriegsziele geopfert werden würde.

      Da der König keine Möglichkeit hatte, sich seinen Bündnisverpflichtungen zu entziehen, rückte im März 1812 ein württembergisches Truppenkontingent ins Feld. Es umfasste etwa 10.000 Mann Infanterie, 1.000 Mann Artillerie und 2.300 Mann Kavallerie. In späteren Kriegsphasen sollten noch das seit Frühjahr 1811 in Danzig stationierte Infanterie-Regiment Nr. 7 sowie Ergänzungstruppen in den Krieg gegen Russland involviert werden. Das Oberkommando über die württembergischen Regimenter hatte König Friedrich seinem Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, dem späteren König Wilhelm I., übertragen. Der König verband mit dieser Personalentscheidung unter anderem die Hoffnung, dass die württembergischen Truppen als geschlossener Verband am Krieg teilnehmen konnten. Diese Hoffnung sollte sich nicht erfüllen: Der Großteil der württembergischen Regimenter bildete seit Ende März die 25. Division des französischen Heeres, die Teil des dritten, von Marschall Michel Ney geführten Armeekorps war. Hingegen wurde das Kavallerie-Regiment Nr. 3 Jäger Herzog Louis dem 40.000 Mann starken Kavalleriereservekorps der Grande Armée zugeschlagen, welches vom neapolitanischen König Joachim Murat befehligt wurde.[86] In der ersten Phase des Feldzuges hatte die Ernennung des Kronprinzen zum Oberbefehlshaber der württembergischen Truppen sogar deutlich negative Rückwirkungen auf die Situation der Soldaten. Napoleon, der durch die Berufung der hochgestellten fürstlichen Persönlichkeit seine unumschränkte Befehlsgewalt über die württembergischen Regimenter – wohl nicht zu Unrecht – gefährdet sah, zielte darauf ab, Friedrich Wilhelm und seine Truppen zu demütigen. Aus diesem Grund benachteiligte er das württembergische Kontingent bei der Verpflegung und bei der Zuweisung von Quartieren. Hohe Befehlshaber der 25. Division stellte er beim Durchmarsch durch Polen ungerechtfertigterweise vor der ganzen Armee bloß. Der Kaiser bemängelte die Disziplin der württembergischen Regimenter und behauptete, schwäbische Soldaten hätten gegen seinen Befehl im Land geplündert. Erst nachdem Kronprinz Friedrich Wilhelm im Juli wegen einer Erkrankung die Armee verlassen musste, besserte sich die Behandlung der Württemberger durch die französische Armeeführung.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст

Скачать книгу


<p>82</p>

Mährle 2014.

<p>83</p>

Zu den Feldzügen von 1812 bis 1814 aus württembergischer Sicht vgl. bes. [Rössler] 1820, S. 195 – 456; Miller 1822; Pfister 1897a; Pfister 1897b; Gerhardt 1937; Kraft 1953, S. 192 – 232. Demnächst: Bickhoff/ Mährle (vgl. Anm. 1).

<p>84</p>

HStA Stuttgart, G 243 Bü 60, Brief Napoleons an König Friedrich I. von Württemberg vom 27. Januar 1812.

<p>85</p>

Zum Dienst von Angehörigen des Hauses Württemberg in Russland vgl. Maleewa. Zu Alexander Herzog von Württemberg vgl. bes. Wiebeking 1835; Sauer 1997b; Raberg 2001, S. 1038. Zu Eugen Herzog von Württemberg vgl. bes. Ow 1997; Eliseew 1999; Ow 2000; Raberg 2001, S. 1041. Demnächst: Denis Sdvižkov: Très brave au feu, peu fortuné. Der russische General Eugen von Württemberg im Porträt, in: Bickhoff/ Mährle, Armee im Untergang (wie Anm. 1).

<p>86</p>

Starklof 1862, hier bes. S. 185 – 277.