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er 1814 dessen letzte Schrift, in der die Wiederherstellung der drei Hansestädte warm befürwortet wird: »Constitutions des trois villes libres anséatiques, Lubeck, Brêmen et Hambourg. Avec un mémoire sur le rang que doivent occuper ces villes dans l'organisation commerciale de l'Europe.« Vorher noch hatte er auf Brockhaus' Wunsch und zugleich auf den der Frau von Staël eine Einführung zu ihrem berühmten Buche »De l'Allemagne«, datirt Göttingen, 20. Juli 1814, geschrieben, die mit einer neuen Ausgabe desselben 1815 bei Brockhaus erschien. Die erste 1810 in Paris in 10000 Exemplaren gedruckte Auflage dieses Buchs war dort vor der Ausgabe von der kaiserlichen Polizei confiscirt und vernichtet, die Verfasserin aber aus Frankreich verbannt worden. Sie ließ es darauf 1814 in London, 1815 in Genf und in Leipzig drucken und erst im folgenden Jahre konnte in Frankreich selbst wieder eine neue Auflage erscheinen.

      Von größern Verlagsunternehmungen Brockhaus' aus dieser Zeit ist zunächst das »Historisch-militärische Handbuch für die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808« von dem ehemaligen niederländischen Oberstlieutenant A. G. Freiherrn von Groß (Amsterdam 1808) zu erwähnen. Dasselbe war von einem großen »Historisch-militärischen Atlas« in siebzehn in Kupfer gestochenen Tafeln begleitet, den Brockhaus in Weimar von Legationsrath Bertuch, Besitzer des Landes-Industrie-Comptoirs, herstellen ließ. Der Verfasser, 6. December 1756 geboren, diente zur Zeit der Revolutionskriege in der niederländischen Armee, vertheidigte unter anderm 1794 die Festung Grave gegen die Franzosen unter Pichegru, lebte dann zurückgezogen mit dem Titel eines herzoglich sachsen-weimarischen Kammerherrn in Weimar und starb daselbst am 18. November 1809. Er war als Militärschriftsteller geschätzt, namentlich wegen des genannten Werks und wegen eines frühern über die höhere Taktik (Gera 1804).

      Im Jahre 1808 trat Brockhaus auch mit einem Manne in Verbindung, der ihn in die ersten, für ihn später so verhängnißvollen Conflicte mit der preußischen Regierung verwickelte. Es war der preußische Oberst August Ludwig Christian von Massenbach. Dieser, 1758 geboren, in dem unglücklichen Jahre 1806 Generalquartiermeister des Fürsten Hohenlohe, veranlaßte, wie es scheint durch eine irrthümliche Meldung, die Ergebung seines Corps bei Prenzlau. Deshalb in eine Untersuchung verwickelt, lebte er erst auf einem ihm vom Könige von Preußen geschenkten Landgute im Posenschen, dann in Würtemberg, und verfaßte dort drei Werke, die bei Brockhaus erschienen und großes Aufsehen erregten. Nachdem er wiederholt um seine Entlassung aus dem preußischen Kriegsdienste angehalten, stellte er 1817 an den preußischen Hof und an den König persönlich verschiedene Anträge, unter der Drohung, im Nichtgewährungsfalle wichtige in seinem Besitze befindliche Papiere zu veröffentlichen. Darauf in Würtemberg auf Ansuchen Preußens verhaftet, wurde er nach Küstrin gebracht, dort kriegsgerichtlich zu 14 Jahren Festungshaft verurtheilt (wegen beabsichtigten Landesverraths durch Bekanntmachung amtlicher Schriften), 1820 nach Glatz gebracht, aber 1826 vom Könige begnadigt. Er starb bald darauf, 27. November 1827.

      Massenbach war ein geistvoller politischer und militärischer Schriftsteller, und seine Werke haben hohen Werth für die Zeitgeschichte. Indessen litt er an großer Selbstüberhebung, indem er fortwährend darzuthun suchte, daß er durch seine Rathschläge das Unglück des preußischen Staats abgewendet haben würde, wenn sie befolgt worden wären. Außerdem ließ er sich oft zu rücksichtslosen und unberechtigten Angriffen auf die leitenden Persönlichkeiten des preußischen Staates hinreißen.

      Die erwähnten drei Werke Massenbach's sind: »Rückerinnerungen an große Männer« (2 Abtheilungen, Amsterdam 1808); »Memoiren zur Geschichte des preußischen Staats unter den Regierungen Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III.« (3 Bände, Amsterdam 1809); »Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit dem Jahre 1794 nebst meinem Tagebuche über den Feldzug von 1806« (2 Theile, Amsterdam 1809). Letzteres und das vorige Werk enthalten mehrere Karten und Pläne.

      Noch drei andere Verlagswerke gehören in diese Zeit: »Parallelen« von Christian Daniel Voß (Professor des Staatsrechts und der Kameralwissenschaften in Halle, geb. 1761, gest. 1821), in zwei Theilen (1808 und 1811 erschienen), eine vergleichende Darstellung der Jahrhunderte Ludwig's XIV. und Napoleon's I.; Dschami's persischer Liebesroman »Medschnun und Leila«, aus dem Französischen übersetzt und erklärt von Anton Theodor Hartmann (damals in Oldenburg, später schwerinischer Consistorialrath und Professor in Rostock, verdienter Orientalist, geb. 1774, gest. 1838), 1808 in zwei Bändchen erschienen; endlich, ebenfalls 1808, das dramatische Gedicht »Aladdin oder die Wunderlampe« von Adam Oehlenschläger, dem bekannten dänischen Dichter (geb. 1779, gest. 1850), der seine meisten Werke gleichzeitig auch in deutscher Sprache veröffentlichte.

      Mit diesen drei hervorragenden Schriftstellern trat Brockhaus dadurch in eine dauernde Verbindung, besonders mit Oehlenschläger.

      Bei dieser für einen jungen Verleger mit beschränkten Mitteln staunenswerthen Ausdehnung seiner Unternehmungen war es nicht zu verwundern, daß Brockhaus bald wieder in finanzielle Verlegenheiten gerieth. Die Früchte seiner Arbeit, wenn es überhaupt zu solchen kam, reiften nicht so schnell, als seine sanguinische Natur es erwartete; auch war er als früherer Kaufmann noch nicht daran gewöhnt, daß der Verlagsbuchhändler im besten Falle ein Jahr lang auf das Erträgniß seiner Thätigkeit zu warten hat. Es handelte sich zwar nicht um so große Summen, wie in seinem frühern Geschäftsleben, aber um so ärgerlicher war ihm bei seinem regen Streben und dem guten Gang des Geschäfts das Ausbleiben der zum Fortbetriebe desselben erforderlichen mäßigen Gelder.

      In seiner Sorge wandte er sich natürlich wieder an seinen »einzigen Freund«, wie er ihn oft nennt — seinen Bruder in Dortmund. Er schreibt ihm in dem bereits mehrfach erwähnten Briefe vom 25. August 1807:

      In dieser Zeit faßte ich den Gedanken, vor meine Person und Familie aufs Land zu gehen und für mich nur die Direction der Verlagsunternehmungen zu halten, meine andere sehr lucrative, aber lästige Unternehmung27 zu verkaufen, wenn ich 10000 Fl. dafür erhalten könnte, da mir 6000 Fl. dafür geboten wurden, und die Sortimentsgeschäfte mit Jemandem in Compagnie zu treiben, der sie dann leiten sollte. Es war mein Lieblingsgedanke, der auch um so eher ausführbar war, da ich auf dem Lande mit der Hälfte hätte leben können und ich die mir vorbehaltenen Geschäfte von dort so gut wie von hier (Amsterdam) hätte besorgen können. Indessen aus diesem Idyllenplane wurde nichts, und ich fuhr dann fort, unser Geschäft immer zu erweitern und zu consolidiren. Im Herbst vorigen Jahres bekam ich von Hannover einen sehr geschickten Commis, der seitdem den eigentlichen Sortimentshandel dirigirt und das Meßgeschäft (er war auch Ostern in Leipzig), und mein Departement ist dagegen Verlagsgeschäft, Correspondenz mit den Gelehrten und andere dahin einschlagende Arbeit ... Das Geschäft ist übrigens vortrefflich, und es wird und kann, wenn es so fort geht, mich nicht blos zu einem wohlhabenden Manne machen, sondern auch recht innig zufrieden mit meinem Schicksale und meiner Lage. Von unsern ostensibeln und inostensibeln Verlagsunternehmungen haben wir bisjetzt an keinem Schaden gehabt, an mehrern aber viel gewonnen. Ich werde Dir von beiden Arten (unter den letztern sind die berühmten »Vertrauten Briefe über die innern Verhältnisse am preußischen Hofe«28, woran ich zum Viertel interessirt bin), mit Gelegenheit ein Exemplar senden, daß Du mal sehen kannst, was wir in diesem Fache getrieben haben. Außer diesen Verlagsunternehmungen ist unser Sortimentsgeschäft (Verkauf fremden Verlags hier im Lande) schon so bedeutend, daß wir monatlich im Durchschnitt an 3000 Fl. debitiren. Es wird Dir bekannt sein, daß man auf Bücher an 33 Procent Rabatt hat, und ist ein solcher Umsatz also sehr ansehnlich, und kann sich derselbe, besonders wenn wir mal Frieden bekommen, noch sehr vermehren. Da wir nun sogar unser Sortiment großentheils wieder gegen Verlag changiren und wir am Verlag wieder stark verdienen, so ist es mathematisch klar, daß mein jetziges Geschäft recht sehr vortheilhaft ist und ich, ohne daß ich mir unberufen schmeichele, die wahrhaft glücklichsten Resultate davon erwarten kann.

      Nur in einem, aber in einem sehr wesentlichen Punkte finde ich mich gedrückt, und ich erzähle Dir diesen nun um so eher, da ich auf Sophiens Rath Dich darin zu meinem Vertrauten mache. Ich hätte es ohne diesen nicht übers Herz bringen können, da es nun einmal leider mein Charakter ist, daß ich mich lieber hindrücke und hinwürme, als über solche Sachen laut zu werden. Es ist dies, daß, da wir bei diesen Geschäften Alles und Alles auf Jahresrechnung stellen

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<p>27</p>

Den Rest seines frühern kaufmännischen Geschäfts.

<p>28</p>

Dieses damals großes Aufsehen erregende Werk, dessen weiterer Titel lautet: »seit dem Tode Friedrich's II.«, erschien 1807 anonym und war von dem vielgenannten Kriegsrath von Cölln verfaßt (geb. 1766, gest. 1820), der nach den für Preußen so traurigen Ereignissen von 1806 die preußische Verwaltung heftig angriff, deshalb 1808 in Untersuchung gezogen, später aber im Bureau des Staatskanzlers Hardenberg angestellt wurde. Die Schrift trägt die bekannte pseudonyme Firma »Peter Hammer« mit dem Verlagsort »Köln und Amsterdam«. Nach Obigem und nach andern Mittheilungen war Brockhaus jedenfalls bei dem Verlage derselben betheiligt, obwol sie in keinem seiner Verlagsberichte aufgeführt ist; in Heinsius' »Bücher-Lexikon« ist sein damaliger Commissionär in Leipzig, Heinrich Gräff, als Verleger genannt.