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Waldröschen IX. Erkämpftes Glück. Teil 2. Karl May
Читать онлайн.Название Waldröschen IX. Erkämpftes Glück. Teil 2
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Die beiden Söhne des Verbrechens gingen auseinander.
»Verdammt!« murmelte Landola, als er sich allein befand. »Sind diese Kreaturen glücklich entkommen. Welch eine Unvorsichtigkeit, mich während dieser langen Zeit nicht einmal zu erkundigen. Freilich, mir kann ihre Rückkehr weniger schaden. Ich brauche mich einfach nur zu verbergen. Aber dieser Cortejo und seine Sippe, sie sind verloren, sobald es ihm nicht gelingt, der Gefahr gleich anfangs zu begegnen. Fünfzigtausend Dollar. Ah, ich habe noch nicht ja gesagt! Er soll bluten, er soll zahlen! Und dann suche ich mir irgendeinen schönen, verborgenen Erdenwinkel, wo ich meine Reichtümer in Freude und Ruhe genießen kann.«
Cortejo fand den Dampfer, den Landola meinte. Die Falltür war herabgelassen; er stieg an Bord und traf den Kapitän auf Deck.
»Sie gehen nach Rio?« fragte er ihn. – »Ja«, antwortete der Seemann. – »Sie nehmen Passagiere auf?« – »Nur anständige.« – »Ich heiße Cortejo …«
Der Kapitän verbeugte sich.
»Bin Verwalter sämtlicher Besitzungen des Grafen Alfonzo de Rodriganda.«
Zweite, noch tiefere Verneigung des Kapitäns.
»Wir haben große, sehr weitläufige Güter drüben in Mexiko. Der Stand der Dinge nötigt uns, einen Bevollmächtigten hinüberzusenden, der unsere Interessen zu wahren hat Wollen Sie diesen Mann an Bord nehmen?« – »Mit Vergnügen. Wie heißt er?« – »Don Antonio Veridante.« – »Hat er zahlreiche Bedienung bei sich?« – »Einen einzigen Sekretario.« – »Junge Leute?« – »Nein, sondern ältere Herren, still und zurückgezogen. Sie werden Ihre Schiffsordnung nicht im mindesten stören.« – »Das ist mir lieb. Beköstigen sich die Señores selbst?« – »Nein.« – »So werde ich für das Nötige sorgen müssen. Aber mein Schiff ist kein Passagierschiff, ich habe also auch keine festen Preise. Ich richte mich ganz nach den Ansprüchen, die man macht. Wieviel soll gezahlt werden?« – »Dieser Punkt ist der einfachste. Sorgen Sie für alles, was zwei feine Señores während einer solchen Reise brauchen. Sie werden das, was Sie verlangen, sofort bezahlen, nachdem sie an Bord gestiegen sind, vorausgesetzt, daß die Forderung nicht übertrieben ist.«
Somit war die Sache abgemacht. Cortejo wartete in einem Gasthof, bis es dunkel war, und fuhr dann nach Hause.
Als er das erwähnte Gehölz erreichte, hörte er den Anfang der Marseillaise pfeifen. Er ließ anhalten. Landola stieg ein, nachdem sein Koffer auf dem Bock Platz gefunden hatte. Dann ging die Fahrt weiter.
»Fertig mit dem Kapitän?« fragte er. – »Ja.« – »Wann geht es fort?« – »Habe gar nicht zu fragen brauchen. Neben dem Fallreep hing die Ankündigung. Übermorgen früh mit eintretender Ebbe.« – »Sie wird neun Uhr eintreten.« – »So kommen wir zeitig genug, wenn wir des Nachts eintreffen.«
Dieses kurze Gespräch war das einzige, was sie bis Rodriganda führten. Dort angekommen, hütete sich Landola, in den Lichtkreis der Laternen zu treten. Es sollte niemand seine Gesichtszüge sehen – eine sehr notwendige Vorsichtsmaßregel.
Cortejo führte ihn in eines der Gastzimmer und bediente ihn selbst. Dann, nachdem er ihm geraten hatte, keinen Menschen eintreten zu lassen, begab er sich zu Schwester Clarissa.
3. Kapitel
Clarissa hatte Cortejo längst erwartet.
»Mein Gott«, klagte sie, »wie vernachlässigst du mich!« – »Inwiefern?« fragte er. – »Du bist bereits seit einer halben Stunde angekommen.« – »Ohne dich aufzusuchen! Nicht?« – »Ja. Nennst du dies Aufmerksamkeit?« – »Ich hatte vorher zu tun.« – »Vorher? Kann etwas anderes vorgehen?« – »Ja.« – »Was denn zum Beispiel?« – »Ein Gast.« – »Ah! Du hast einen Gast?« – »Ja.« – »Wer ist es?« – »Rate!« – »Wie kann ich das raten?« – »Du weißt doch, bei wem ich gewesen bin.« – »Bei Landola.« – »Nun?« – »Was? Du hast ihn doch nicht etwa als Gast mitgebracht?« – »Warum nicht?« – »Den polizeilich Verfolgten.« – »Gerade darum.« – »Gasparino!«
Clarissa schlug die Hände zusammen. Die Handlungsweise ihres alten Geliebten war ihr unbegreiflich. Er aber meinte lächelnd:
»Es