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blieb zu Hause. Kaum war ich beim König, so hieß es schon überall, der König hat einen Affen zum Vezier ernannt. Ich aber fiel vor ihm nieder und machte drei Verbeugungen, dann verneigte ich mich vor den hohen Beamten und Verwaltern und kniete vor ihnen hin; alle Anwesenden wunderten sich über meine Artigkeit, am meisten aber war der König erstaunt. Er entließ dann alle Großen, blieb allein mit einem Diener und einem kleinen Sklaven, ließ einen Tisch bringen und winkte mir, ich sollte mit ihm essen; ich stand auf, küßte die Erde vor ihm und wusch meine Hände siebenmal; dann kniete ich nieder und aß ein wenig mit Anstand, nahm das Tintenfaß und die Feder und schrieb auf die Schüssel einige Verse, in welchen ich mein Erstaunen über die zahlreichen und so wohlbereiteten Speisen ausdrückte. Als der König meine Verse gelesen, dachte er eine Weile darüber nach, dann füllte er einen Becher mit dem besten Weine und nachdem er davon getrunken, reichte er mir das Glas; ich küßte die Erde, trank und schrieb darauf:

      »Man verbrannte mich im Feuer, um mich sprechen zu lassen, man fand aber, daß ich jede Qual ertragen kann, deshalb ward ich nachher auf den Händen getragen und habe den Mund der Schönen berührt.«

      Als der König dies gelesen hatte, sagte er: »Schade, daß diese Bildung nicht in einem Menschen sich findet, er würde alle Leute seines Jahrhunderts übertreffen.« Dann ließ der König ein Schachspiel bringen und winkte mir zu, ob ich spielen wolle. Ich küßte die Erde und machte einen bejahenden Wink, stellte die Figuren in Ordnung und verlor hierauf die erste Partie, die zweite und dritte gewann ich aber, so daß der König nicht wußte, was er von mir denken sollte, ich aber nahm wieder Tinte und Rohr und schrieb:

      »Zwei Armeen kämpfen den ganzen Tag miteinander und ihr Kampf wird immer heftiger, bis sie Dunkelheit umhüllt, dann schlafen beide auf einem Lager.«

      Als der König diese Verse gelesen, erstaunte er immer mehr und ward ganz entzückt von mir; er sagte dann einem Diener: »Geh zu deiner Gebieterin Situlhasan, sprich, sie solle herkommen und diese wunderbaren Dinge mit ansehen.« Der Verschnittene blieb eine Weile weg und kam dann wieder mit der Prinzessin. Als diese hereintrat und mich sah, bedeckte sie ihr Gesicht vor mir und sprach: »O Vater! hat deine Eifersucht so sehr abgenommen, daß du mich zu Männern hereinkommen läßt?« Der König erstaunte und sagte: »Meine Tochter! es ist niemand hier, außer dem kleinen Sklaven, diesem Verschnittenen, der dich erzogen, und ich, dein Vater; vor wem bedeckst du also dein Gesicht?« »Vor diesem junge Manne«, antwortete die Prinzessin, »dem Sohne des Königs Aftimerus, des Beherrschers der Ebenholzinseln; ein Geist, Sohn der Tochter des Iblis, hat ihn in einen Affen verzaubert, nachdem er seine Gemahlin, die Tochter des Königs getötet, und der, den du hier als Affe siehst, ist ein gelehrter, verständiger, gebildeter und tugendhafter Mann.« Der König sah mich an und fragte: ob es wahr sei; ich nickte mit dem Kopfe ja. Er wandte sich jetzt zu seiner Tochter mit den Worten: »Ich beschwöre dich bei Gott, sage mir, woher weißt du, daß er verzaubert worden?« Da antwortete sie. »O mein Vater! als ich noch klein war, ist eine alte, falsche, verräterische Zauberin bei mir gewesen, die mich die Zauberkunst lehrte. Ich beschäftigte mich damit, lernte siebzig Kapitel davon auswendig, so daß ich mit dem geringsten Kapitel jeden Stein aus deiner Stadt im Augenblick hinter den Berg Kaf und den Ozean versetzen könnte.« Der König war sehr erstaunt darüber und sprach: »Gottes Name sei mit dir! Wie, du besitztest diese hohe Kunst, ohne daß ich etwas davon weiß? Ich beschwöre dich bei meinem Leben, befreie diesen Affen, daß ich ihn zum Vezier ernenne und mit dir verheirate.« »Recht gerne«, antwortete die Prinzessin und nahm ein Messer. Das Messer war von Eisen und der Name Gottes mit hebräischen Buchstaben darauf eingegraben: die Prinzessin zog mit einem Zirkel einen Kreis mitten im Schlosse und zeichnete Figuren in kusischer Schrift hinein. Dann fing sie an, Beschwörungen und Zaubersprüche herzusagen; da ward es auf einmal dunkel und so schwarz und alles Licht verschwand vor unsern Augen, daß wir glaubten, die Welt verschließe sich vor uns. Als wir in diesem Zustande waren, erschien uns auf einmal der Geist in Gestalt eines Löwen, so groß wie ein Kalb. Wir fürchteten uns und erschraken vor ihm. Da rief ihm die Prinzessin zu: »Zurück, du Hund!« Der Löwe antwortete: »O Verräterin! brichst du so deinen Eid? Haben wir nicht geschworen, daß wir uns einander nicht widersetzen wollen?« Sie antwortete: »Habe ich dir etwas geschworen, du Verruchter?« Da antwortete der Geist: »Du sollst haben, was du verdienst!« und öffnete seinen Rachen und stürzte auf die Prinzessin los; diese nahm aber schnell ein Haar von ihrem Kopfe, bewegte es hin und her mit der Hand und murmelte etwas dazu mit ihren Lippen; das Haar ward sogleich zu einem schneidenden Schwerte, sie schlug den Geist damit und spaltete ihn in zwei Teile. Nun ward aber der Kopf zu einem Skorpion; die Prinzessin hingegen verwandelte sich in eine große Schlange, die lange mit ihm sehr heftig kämpfte; der Geist verwandelte sich dann wieder in einen Adler und flog aus dem Schlosse weg, und die Schlange nahm die Gestalt eines Falken an und folgte dem Adler; es blieben beide eine Weile aus, zuletzt spaltete sich die Erde, es kam eine gefleckte Katze heraus, die brummte, miaute und schnarchte, bald nachher kam ein schwarzer Wolf. Auch diese kämpften lange miteinander, bis zuletzt der Wolf Sieger blieb. Da schrie die Katze und verwandelte sich in einen Wurm und kroch in einen Granatapfel, der neben einem Springbrunnen lag; der Granatapfel schwoll bis zur Größe einer Wassermelone an; da ward der Wolf zu einem weißen Hahn, der hob den Granatapfel bis zur Höhe der Türe hinauf, ließ ihn dann auf den marmornen Boden fallen, daß die Körner sich weit und breit zerstreuten, der Hahn fiel darüber her und fraß eines nach dem andern, bis nur noch ein Körnchen übrig blieb, das neben dem Springbrunnen verborgen war; der Hahn fing an zu krähen, die Flügel zu schütteln und den Schnabel zu öffnen, als wollte er fragen: ob nicht noch ein Körnchen übrig geblieben? wir verstanden ihn aber nicht; er krähte hierauf so stark, daß wir glaubten, das Schloß würde mit uns zusammenstürzen; endlich entdeckte der Hahn das Körnchen neben dem Springbrunnen und sprang darauf los, um es aufzupicken.

      Der Hahn freute sich schon und glaubte das letzte Körnchen des Granatapfels aufpicken zu können, aber es verwandelte sich in einen Fisch und tauchte in dem Springbrunnen unter; der Hahn nahm hierauf die Gestalt eines Walfisches an und tauchte dem Fische nach; sie durchbohrten nun beide den Boden und verschwanden wieder vor unsern Augen. Nach einer Weile erschreckte uns ein gräßliches Geschrei, und auf einmal erschien der Geist von neuem als eine Feuerflamme und die Prinzessin ward ebenfalls zu einer Feuerflamme. Der Geist blies feurige Funken aus Mund, Augen und Nase. Die beiden Flammen kämpften nun miteinander, aber es verbreitete sich plötzlich ein starker Rauch im Schlosse, daß wir beinahe erstickten, nun sahen wir erst unser Unglück und glaubten uns dem Tode nahe. Indes nahm die Flamme immer zu, der Brand ward größer, ich sagte: es gibt keinen Schutz und keine Macht außer beim erhabenen Gott. Auf einmal schrie der Geist wieder und ging aus dem Feuer als eine einzelne Flamme hervor, schwang sich zu uns in den Saal und blies uns ins Gesicht; die Prinzessin jedoch holte ihn wieder ein und schrie in heftig an. Aber schon war durch das Blasen des Geistes ein Funke auf mein rechtes Auge gefallen und versengte es, als ich noch Affe war; ein anderer Funke traf den König, verbrannte ihm die Hälfte seines Gesichtes, seinen Bart mit dem Halse und schlug ihm seine ganze Zahnreihe aus, ein dritter Funke fiel auf die Brust des Dieners, der vollständig verbrannte und starb. Wir verzweifelten schon an unserm Leben, da hörten wir eine Stimme, welche rief: »Gott ist groß! Gott ist groß! er hat den Unglauben besiegt und zermalmt!« Und wirklich hatte die Prinzessin den Geist überwunden, der zu einem Haufen Asche geworden war. Die Prinzessin kam dann zu uns und sprach: »Bringt mir eine Schüssel Wasser!« und setzte hinzu: »du sollst bei dem Namen Gottes und den heiligsten Schwüren frei sein!« worauf ich folglich wieder zu einem Menschen wurde. Hierauf schrie die Prinzessin: »Ach, das Feuer! das Feuer! O mein Vater, es tut mir leid um dich, ich kann nicht mehr leben: denn es hat mich ein durchdringender Feuerpfeil getroffen; ich bin zwar nicht gewohnt, mit Geistern zu kämpfen, doch habe ich nur einmal zu lange gesäumt; denn als ich der Hahn war und den Granatapfel spaltete, da hatte ich das Körnchen, welches die Seele des Geistes war, nicht gesehen, hätte ich es aufgelesen, so hätte ich ihn längst vernichten können, darum habe ich dann unter der Erde und zwischen dem Himmel noch mit ihm Krieg führen müssen; freilich habe ich, so oft er auch eine neue Art Zauber benutzte, sogleich durch eine höhere Art seine Absicht vereitelt, bis ich zu der des Feuers meine Zuflucht genommen, was selten jemand tut, ohne dabei sein Leben einzubüßen; doch war ich geschickter als er und habe ihn getötet, die Bestimmung war mir dazu behilflich, nun mag Gott, statt meiner, euch beistehen!« Dann schrie sie wieder: »O das Feuer! das Feuer!«

      Als

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