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tüchtigen Messerstich mit auf den Weg zu geben.

      Der Nähe der Quelle wegen schlugen wir also beim »Irish John« unser Nachtlager auf. Holz mußten wir natürlich von dem berechnenden Iren kaufen — was keine geringe Ausgabe verursachte —, da die kalten Abend- und Morgenstunden ein tüchtiges Lagerfeuer wünschenswert machten und der »ehrliche« John es angemessen fand, Gouvernementsausgaben, für die er die unsrigen erkannte, doppelt zu berechnen. »Uncle Sam ist reich und kann zahlen«, bemerkte er in wohlwollendem Ton, als er das empfangene Geld in seine Tasche schob.

      Auf den Rat unseres »ehrlichen« Wirts verließen wir am 15. November die Hauptstraße und schlugen eine mehr östliche Richtung ein, die uns auf kürzerem, wenn auch nicht besserem Weg nach Fort Tejon bringen sollte. Nach einem mühseligen Marsch durch die sandige Ebene erreichten wir die Sierra Nevada und lenkten auf dem wenig befahrenen Weg in eine weite Schlucht, die stark ansteigend auf die Höhe der nächsten Bergkette führte. Eine angenehme Überraschung gewährte mir dort der veränderte Charakter der Umgebung. Es war nicht mehr das Wüstenähnliche, welches das Auge so leicht ermüdet, sondern eine Vegetation, die durch Kraft und malerische Verteilung die ansprechendste Unterhaltung gewährte. Mächtige Eichen standen verstreut umher, hier mit den weitverzweigten Kronen sich berührend, dort den Sonnenstrahlen Öffnungen lassend, durch welche diese ihren Weg zu den rotblätterigen Sumachstauden und Brombeerranken fanden, deren dichte Gruppen eigentümlich gegen den gebleichten Rasen kontrastierten. Auf der Höhe entdeckten wir in dem schwindenden Schnee frische Spuren von Wagen und zahlreichen Maultierherden, welche auf die Nähe des Militärpostens deuteten und zugleich den von uns einzuschlagenden Weg bezeichneten, der in einer schroffen, engen Schlucht gegen Norden abwärts führte.

      Wir befanden uns dort oben in einer Höhe von 4256 Fuß über dem Meeresspiegel. Vor uns, jedoch 1000 Fuß tiefer, lag die Cañada de las UvasDiese Schlucht windet sich in nördlicher Richtung durch das Gebirge dem Tularetal zu. Die schroffen, spärlich mit Zwergeichen geschmückten Seitenwände zeigen die Formation der Sierra Nevada, freilich nur im kleinsten Maßstab, nämlich granitisches und metamorphosiertes Gestein, das am südlichen Ende der Cañada in erhöhtem Grad mit der tertiären Formation bedeckt ist. und in derselben versteckt Fort Tejon, unser Bestimmungsort. Ohne Unfall gelangten wir auf dem abschüssigen, für Wagen so gefährlichen Pfad hinab in das Castecatal, das eine reizende, von hohen Bergen eingeschlossene und mit kräftigen Eichen eingefaßte Grasebene bildet. Das Tal hat von Osten nach Westen eine Länge von ungefähr zwei Meilen, ist vielleicht halb so breit und nach einem kleinen See benannt worden, von dem zur Zeit unserer Ankunft nur das flache, ausgetrocknete und mit einer dicken Salzkruste überzogene Bett sichtbar war. Wir fuhren quer durch das Salzfeld des Casteca LakeDas Salz in dem Seebett ist augenscheinlich bei der Verdunstung des Wassers zurückgeblieben, das sich dort zu nassen Jahreszeiten ansammelt. Dasselbe bildet eine mehrere Zoll starke, weiße Kruste, die, einem kleinen Schneefeld nicht unähnlich, einen eigentümlichen Kontrast zu der grünenden Umgebung bildet. Die Winde entführen in Wolken oder Wirbelwindsäulen den Salzstaub und bestreuen die Nachbarschaft in weitem Umkreis mit dem weißen Pulver, das dann zu anderen Zeiten von dem niederströmenden Wasser wieder in das Seebett zurückgewaschen wird.

      Das Salz rührt wahrscheinlich von den tertiären Aufschwemmungen her, die sich zahlreich in jener Gegend befinden, und ist von der niederschlagenden Feuchtigkeit oder von Quellen durch Filtrierung ausgeschieden. Da der See eine umfangreiche Strecke dieser Formation entwässert und keinen Abfluß hat, so unterliegt es keinem Zweifel, daß die Masse des Salzes von Jahr zu Jahr langsam im Zunehmen bleibt. Süßwasserseen können also allmählich salzig werden, indem sie das Salz einer älteren Seeformation und nicht, wie in den meisten Fällen, der Verdunstung von Gewässern entnehmen, welche im Laufe der Zeit vom Ozean getrennt wurden. — Das Salz des Castecasees ist bitter und widerlich, wahrscheinlich infolge des Vorhandenseins von Chlormagnium. Auch Pflanzen, die dem Strand des Ozeans eigentümlich sind, wachsen in der Nähe des Castecasees.

      Das San-Amédio-GebirgeDiese hervorragende Gruppe bildet gewissermaßen das südwestliche Ende der Sierra Nevada oder vielmehr die Scheidewand zwischen letzterer und den Küstengebirgen. Jedenfalls aber gehört sie mit zum System der Sierra Nevada und zeigt wie diese granitisches und metamorphosiertes Terrain, umgeben von tertiärer Formation. Bedeutende Massen von Schwefelantimonerz befinden sich in den Schluchten dieses Gebirges. mit seinen beschneiten Kuppen (7000 Fuß ü. d. M.), das die nordwestliche Grenze des eben beschriebenen Tals bildet, wurde unseren Blicken entzogen, als wir in die Cañada de las Uvas einbogen, welche nunmehr als eine breite, sich gegen Norden verengende Schlucht vor uns lag. Zu beiden Seiten erhoben sich, bis zu einer Höhe von 3000 Fuß über ihrer Basis, Berge, die nur eine spärliche, verkrüppelte Baumvegetation trugen, dafür schmückten die Niederungen doppelt der üppige Graswuchs sowie die riesenhaften Eichen. — Die ganze Umgebung war ansprechend und einladend und nahm an Schönheit zu, als wir auf dem ebenen Weg tiefer in die Cañada hineinfuhren. Ein klarer Bach schlängelte sich durch die Wiesen und Gärten; Häuser, Ställe und Einfriedungen traten allmählich hervor; Pferde und Kühe weideten an den Abhängen, und arbeitende wie müßige Leute, größtenteils in der Uniform der Armee der Vereinigten Staaten, bewegten sich in allen Richtungen.

      Etwa zwei Meilen von Castecatal, wo durch das Einmünden von Nebenschluchten die Cañada erweitert wird, liegt unter den westlichen Abhängen auf einer sanft ansteigenden Fläche der junge Militärposten Fort Tejon, doppelt geschützt durch die zu beiden Seiten und im Rücken aufstrebenden Berge. Man kann sich kaum einen freundlicheren Anblick denken als den, der dem Reisenden geboten wird, wenn er, der Hauptstraße folgend, dem Fort gegenüber angekommen ist. — Graue, von Adobes zierlich aufgeführte Häuser mit langen Verandas bilden den Hof in Form eines länglichen Vierecks, und außerordentlich große Eichen, von der Natur selbst in gleichmäßigen Zwischenräumen gepflanzt, beschatten und verstecken die Gebäude nur so weit, als notwendig ist, um dieselben auf anmutige Weise durchschimmern zu lassen. Ordnung und Reinlichkeit sind weithin auf dem Hof und in der nächsten Umgebung erkennbar und verraten militärische Einrichtungen, selbst auch dann, wenn die nachlässig auf und ab schreitenden Schildwachen sich den Augen zeitweise entziehen oder die Kronen der hohen Bäume den in der Mitte des Hofs aufgestellten Flaggenstock verbergen. Hinter dem Fort führt eine bewaldete Schlucht in die Berge, welche, wie ein zusammenhängender Wall, die ganze westliche Seite der Cañada abschließen und ein Bild vervollständigen helfen, auf das ich lange und mit inniger Freude schaute.

      Freundlich wie das Bild war auch der Empfang, der uns von den Offizieren des Postens zuteil wurde, und mit Recht kann ich sagen, daß ich den Aufenthalt in Fort Tejon und dessen Umgebung mit für den fröhlichsten Teil meiner ganzen Reise halte und daß freundlich wie das Bild auch die Rückerinnerungen sind, die sich an jene Zeiten knüpfen.

      Nachdem der kommandierende Offizier, der Dragonerleutnant Mercer, mit den Aufträgen, die uns dorthin führten, bekannt gemacht war, begleiteten er selbst sowie die übrigen Beamten und Offiziere des Postens uns weiter abwärts in die Schlucht an eine Stelle, die sich vorzüglich zum Lagerplatz eignete. Während nun dort der sorglose Peacock und der schüchterne Taylor den Leuten nähere Anweisungen hinsichtlich ihres Dienstes gaben, die in Los Angeles angenommenen Fuhrleute ablohnten und zurücksandten, gingen Egloffstein und ich mit den Offizieren zurück nach ihren Quartieren, wo wir alle auf das Zuvorkommendste eingeladen wurden, während unserer Anwesenheit in dortiger Gegend im Fort selbst zu wohnen. Natürlich nahmen wir das Anerbieten mit Freuden an und verteilten uns, wie es der Zufall gerade fügte. Dr. Ten Broek, der Arzt der Station, eröffnete mir mit soldatischer Freimütigkeit seine Ansicht, wobei es an derben Versicherungen nicht fehlte, daß er es als eine Beleidigung ansehen würde, wenn ich mein Zelt oder jede andere Wohnung seinem Quartier vorzöge; ich beeilte mich daher, meine Hand herzlich in seine dargebotene Rechte fallen zu lassen, und sogleich wurden Leute abgeschickt, um meine Sachen, unter denen sich auch eine Gitarre befand, vom Lager heraufzuholen. Auch meine drei Kameraden hatten bald Obdach gefunden; Lieutenant Mercer teilte nämlich seine Wohnung mit Peacock und Egloffstein sowie Lieutenant Dehart mit Taylor. Außerdem gehörten noch zu der lebenslustigen Gesellschaft Mr. Alexander, der SutlerSutler = Militärbeamter, der vom Gouvernement kontraktlich verpflichtet ist, für einen bestimmten Preis Waren an Offiziere und Mannschaft zu verkaufen. Er steht im Rang eines Seconde-Lieutenant. der Besatzung, Mr. Hinchmann, ein Rechtsanwalt aus Pueblo de los Angeles, der sich dort besuchsweise

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