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die Pickelhaube, den Helm

      Mit der stählernen Spitze nach oben.

      Das ist so rittertümlich und mahnt

      An der Vorzeit holde Romantik,

      An die Burgfrau Johanna von Montfaucon,

      An den Freiherrn Fouqué, Uhland, Tieck.

      Das mahnt an das Mittelalter so schön,

      An Edelknechte und Knappen,

      Die in dem Herzen getragen die Treu

      Und auf dem Hintern ein Wappen.

      Das mahnt an Kreuzzug und Turnei,

      An Minne und frommes Dienen,

      An die ungedruckte Glaubenszeit,

      Wo noch keine Zeitung erschienen.

      Ja, ja, der Helm gefällt mir, er zeugt

      Vom allerhöchsten Witze!

      Ein königlicher Einfall war’s!

      Es fehlt nicht die Pointe, die Spitze!

      Nur fürcht ich, wenn ein Gewitter entsteht,

      Zieht leicht so eine Spitze

      Herab auf euer romantisches Haupt

      Des Himmels modernste Blitze! —

      Zu Aachen, auf dem Posthausschild,

      Sah ich den Vogel wieder,

      Der mir so tief verhaßt! Voll Gift

      Schaute er auf mich nieder.

      Du häßlicher Vogel, wirst du einst

      Mir in die Hände fallen;

      So rupfe ich dir die Federn aus

      Und hacke dir ab die Krallen.

      Du sollst mir dann, in luft’ger Höh’,

      Auf einer Stange sitzen,

      Und ich rufe zum lustigen Schießen herbei

      Die rheinischen Vogelschützen.

      Wer mir den Vogel herunterschießt,

      Mit Zepter und Krone belehn ich

      Den wackern Mann! Wir blasen Tusch

      Und rufen: »Es lebe der König!«

      CAPUT IV

      Zu Köllen kam ich spätabends an,

      Da hörte ich rauschen den Rheinfluß,

      Da fächelte mich schon deutsche Luft,

      Da fühlt ich ihren Einfluß —

      Auf meinen Appetit. Ich aß

      Dort Eierkuchen mit Schinken,

      Und da er sehr gesalzen war,

      Mußt ich auch Rheinwein trinken.

      Der Rheinwein glänzt noch immer wie Gold

      Im grünen Römerglase,

      Und trinkst du etwelche Schoppen zuviel,

      So steigt er dir in die Nase.

      In die Nase steigt ein Prickeln so süß,

      Man kann sich vor Wonne nicht lassen!

      Es trieb mich hinaus in die dämmernde Nacht,

      In die widerhallenden Gassen.

      Die steinernen Häuser schauten mich an,

      Als wollten sie mir berichten

      Legenden aus altverschollener Zeit,

      Der heil’gen Stadt Köllen Geschichten.

      Ja, hier hat einst die Klerisei

      Ihr frommes Wesen getrieben,

      Hier haben die Dunkelmänner geherrscht,

      Die Ulrich von Hutten beschrieben.

      Der Cancan des Mittelalters ward hier

      Getanzt von Nonnen und Mönchen;

      Hier schrieb Hochstraaten, der Menzel von Köln,

      Die gift’gen Denunziatiönchen.

      Die Flamme des Scheiterhaufens hat hier

      Bücher und Menschen verschlungen;

      Die Glocken wurden geläutet dabei

      Und Kyrie eleison gesungen.

      Dummheit und Bosheit buhlten hier

      Gleich Hunden auf freier Gasse;

      Die Enkelbrut erkennt man noch heut

      An ihrem Glaubenshasse. —

      Doch siehe! dort im Mondenschein

      Den kolossalen Gesellen!

      Er ragt verteufelt schwarz empor,

      Das ist der Dom von Köllen.

      Er sollte des Geistes Bastille sein,

      Und die listigen Römlinge dachten:

      In diesem Riesenkerker wird

      Die deutsche Vernunft verschmachten!

      Da kam der Luther, und er hat

      Sein großes »Halt!« gesprochen —

      Seit jenem Tage blieb der Bau

      Des Domes unterbrochen.

      Er ward nicht vollendet – und das ist gut.

      Denn eben die Nichtvollendung

      Macht ihn zum Denkmal von Deutschlands Kraft

      Und protestantischer Sendung.

      Ihr armen Schelme vom Domverein,

      Ihr wollt mit schwachen Händen

      Fortsetzen das unterbrochene Werk,

      Und die alte Zwingburg vollenden!

      O törichter Wahn! Vergebens wird

      Geschüttelt der Klingelbeutel,

      Gebettelt bei Ketzern und Juden sogar;

      Ist alles fruchtlos und eitel.

      Vergebens wird der große Franz Liszt

      Zum Besten des Doms musizieren,

      Und ein talentvoller König wird

      Vergebens deklamieren!

      Er wird nicht vollendet, der Kölner Dom,

      Obgleich die Narren in Schwaben

      Zu seinem Fortbau ein ganzes Schiff

      Voll Steine gesendet haben.

      Er wird nicht vollendet, trotz allem Geschrei

      Der Raben und der Eulen,

      Die, altertümlich gesinnt, so gern

      In hohen Kirchtürmen weilen.

      Ja, kommen wird die Zeit sogar,

      Wo man, statt ihn zu vollenden,

      Die inneren Räume zu einem Stall

      Für Pferde wird verwenden.

      »Und wird der Dom ein Pferdestall,

      Was sollen wir dann beginnen

      Mit den Heil’gen Drei Kön’gen, die da ruhn

      Im Tabernakel da drinnen?«

      So höre ich fragen. Doch brauchen wir uns

      In unserer Zeit zu genieren?

      Die Heil’gen Drei Kön’ge aus Morgenland,

      Sie können woanders logieren.

      Folgt

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