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Die Vampirschwestern – Der Meister des Drakung-Fu. Franziska Gehm
Читать онлайн.Название Die Vampirschwestern – Der Meister des Drakung-Fu
Год выпуска 0
isbn 9783732003815
Автор произведения Franziska Gehm
Серия Die Vampirschwestern
Издательство Bookwire
Please insert your fangs! Gib bitte deine Eckzähne ein!“
Die drei Mädchen sahen sich fragend an. Dann musterten sie den Laptop.
„Wo denn?“, fragte Silvania.
Helene fuhr sich mit der Zunge über ihre menschlichen Stummeleckzähne und runzelte die Stirn.
„Lasst mich mal versuchen.“ Daka baumelte direkt über dem Laptop. Sie hob ihn hoch und betrachtete ihn von allen Seiten. Als sie gefunden hatte, wonach sie suchte, nickte sie zufrieden. Sie hielt sich den Laptop wie eine aufgeklappte Wurststulle vor den Mund und biss hinein.
„Noi!“, rief Silvania.
Helene verzog vor Mitgefühl schmerzhaft das Gesicht.
Daka ließ sich nicht von ihrer Elektrogeräte-Mahlzeit ablenken. Sie biss mit ihren oberen Eckzähnen in die Buchse für den Kopfhörereingang und für den Mikrofonausgang, die direkt nebeneinander an der Seite des Laptops lagen. Die Zähne passten perfekt in die Buchsen.
Helene starrte Daka an. Sie hatte noch nie einen Halbvampir mit einem Laptop im Mund gesehen.
Silvania auch nicht. In ihren Augen schimmerte Angst. Sie hatte keine Angst um Ludos Laptop, sondern um ihre Schwester.
Auf einmal rauschte der Laptop, als würden sich Hunderte von Fledermäusen in die Lüfte erheben. „Hind hir hrin?“, fragte Daka, die noch immer mit den Eckzähnen in den Buchsen steckte.
Silvania und Helene sahen auf den Bildschirm. Die große schwarze Fläche löste sich in unzählige kleine Fledermäuse auf, die aus dem Bildschirmrand und davon flogen. Einen Moment war der Bildschirm weiß, dann lief langsam eine dicke dunkelrote Flüssigkeit vom oberen Rand nach unten. Es sah erschreckend echt aus und hätte Silvania nicht gewundert, wenn das Rot vom unteren Bildschirmrand auf die Tastatur getropft wäre und sich weiter über den Schreibtisch verteilt hätte.
Silvania gab ihrer Schwester ein Zeichen. Daka zog daraufhin die Eckzähne aus dem Laptop und stellte ihn wieder auf dem Tisch ab.
„Schlotz zoppo! Wir sind wirklich drin!“ Daka sah mit offenem Mund auf den Bildschirm.
Das Vampir Vunio Zettercorda, kurz VampirVZ, gab es noch nicht so lange – vor allem, wenn man in Vampir-Zeiträumen dachte –, aber es hatte sich rasant und wie mit einem Flügelschlag unter allen Vampiren auf der Welt verbreitet. Unter allen? Nicht ganz. Das VampirVZ war ein Netzwerk für junge Vampire. Alle Vampire, die älter als 300 Jahre waren, hatten keinen Zugang. Darauf wurde strengstens geachtet.
Auch Silvania starrte ungläubig auf den Bildschirm. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie als Halbvampire überhaupt Zugang bekommen würden. Davon, dass man seine Eckzähne in irgendwelche Buchsen stecken musste, hatte sie auch noch nichts gehört. Wie gut, dass sie ihre Mutter noch nicht zum Abfeilen der Eckzähne aufgefordert hatte. Sie nannte das „wöchentliche Dentiküre“. Daka nannte es „wöchentliche Dentitortur“.
„Guck mal, der kennt dich!“, sagte Helene und zeigte auf den Bildschirm.
HOI BOI, DAKARIA TEPES!, stand dort ganz oben.
„Aber nicht besonders gut“, meinte Silvania.
Daka verdrehte den Kopf, um die Schrift lesen zu können, die jetzt wieder richtig herum auf dem Bildschirm stand. Dann nickte sie. Dakaria wurde sie nur von Lehrern, Reisepasskontrolleuren und anderen zwielichtigen Amtsträgern genannt. Und von Computern.
Daka flog von der Leine und stellte sich neben Helene und Silvania.
Unter der Begrüßungszeile erschienen mehrere Symbole. Es waren lauter kleine Kreise. Wie eine Tapete füllten sie die ganze Seite. In einem Kreis war ein Teller Spaghetti abgebildet, in einem anderen ein Elchkopf, im nächsten der Eiffelturm, im Kreis links davon eine Matroschka, daneben war ein Kreis mit einem Stier. In der Mitte stach ein schwarzer Kreis heraus, in dem eine weiße Fledermaus mit roten Augen blinkte. Insgesamt waren es mindestens 100 Kreise.
„Sollen das die Sprachen sein?“, fragte sich Silvania laut.
„Vampwanisch“, sagte Daka und fuhr mit der Maus über den Kreis mit der Fledermaus. Sie wollte schon darauf klicken, als Helene sie am Arm zog.
„Klick da drauf!“ Helene zeigte auf einen Kreis mit einem Gartenzwerg.
Daka klickte auf den Gartenzwerg und eine Seite mit verschiedenen Rubriken baute sich auf.
Auf der rechten Seite konnte man etwas über sich eintragen, zum Beispiel wann man geboren oder gebissen wurde, wo und von wann bis wann man in den Vampirgarten gegangen ist, welche Lieblingsblutgruppe man hat und ob man auf der Suche nach Flugbegleitern, muffigen Abenteuern, gruftigen Sargpartys oder einer vollblutigen Mahlzeit war.
Auf der linken Seite konnte man Anhänger einer bestimmten Blutgruppe werden, virtuelle Fledermäuse verschicken (wahlweise mit Herz, Harzer Käse oder einem Kanister Blut in den Krallen), Eckzahnpflegetipps austauschen und jemanden greißen (was eine Mischung aus liebevollem Beißen und Grüßen war).
In der Mitte der Seite lag ein Sarg. Auf dem Deckel war eine Fledermaus abgebildet. Sie war schwarz und ihre lilafarbenen Augen funkelten. Als Daka auf den Deckel klickte, ging der Sarg mit einem Knarren auf. Eine Fledermaus flog quer über den Bildschirm. Sie wandte den Kopf dabei kurz zum Betrachter und grinste breit.
Auf der Innenseite des Deckels waren verschiedene Wörter eingeritzt. Dort konnte man im VampirVZ nach Freunden suchen und sie dann in seinen Sarg einladen. Man konnte sehen, welche Freunde gerade auch ihren Sargdeckel im VampirVZ geöffnet hatten. Man konnte die Sargbesucher wissen lassen, was man gerade machte. Und man konnte an die Särge der anderen anklopfen. Daneben gab es noch viele verschiedene andere Aktivitäten.
„Virtueller Zwilling“, las Daka vom Sargdeckel vor. „Was ist das denn?“
„Wahrscheinlich jemand, mit dem du viele Gemeinsamkeiten hast“, sagte Helene.
„Oder dein Traumpartner. Dein Seelenverwandter. Der kühne Eroberer deines Herzens“, hauchte Silvania und bekam rote Kringel um die Augen.
Daka sah ihre Schwester einen Moment irritiert an. „Ein echter Zwilling reicht mir.“ Sie richtete den Blick wieder auf den Bildschirm. Der Sargboden war, abgesehen von ein paar Spinnweben, leer. Ungefähr dort, wo der Kopf ruhen würde, lag ein Zettel, auf dem mit blutroter Schrift stand: Hier können deine Freunde dir mit ihren Eckzähnen eine Nachricht einritzen.
„Los, suchen wir mal jemanden“, sagte Helene. „Wie wäre es mit … Murdo?“ Jetzt war es Helene, die rote Kringel im Gesicht bekam.
Daka tippte beziehungsweise ritzte Murdos vollständigen Namen in den Sargdeckel: Murdo Dako-Apusenu. Kaum hatte sie auf Enter gedrückt, flog eine dicke Fledermaus links aus dem Bildschirm und hinterließ eine dunkelblaue Wolke, die aus ihrem Hinterteil kam. Zwei Sekunden später kam die dicke Fledermaus rechts wieder ins Bild, als wäre sie eine Runde um den Laptop geflogen. Sie setzte sich auf den Sargrand, rülpste einmal leise und daraufhin erschienen mehrere Informationen.
Silvania kniff die Augen zusammen und studierte den Bildschirm. „Also, die gute Nachricht ist, Murdo ist auch beim VampirVZ …“
„Aber die schlechte Nachricht ist, er ist gerade nicht online“, fuhr Helene fort.
„Bestimmt geben Krypton Krax gerade irgendwo ein unterirdisch krachendes, modermäßig geniales Konzert“, meinte Daka.
„Du kannst ihm ja eine Nachricht in seinen Sarg ritzen“, schlug Silvania vor.
„Oder ihn greißen“, sagte Daka.
„Aber dann denkt er, du warst das. Das ist doch deine VampirVZ-Seite“, sagte Helene zu Daka.
Darüber musste Daka kurz nachdenken. Ganz ehrlich gesagt, würde sie Murdo Dako-Apusenu auch gerne mal greißen. Aber ganz ehrlich gesagt und wirklich nur, weil er der Sänger der besten Band der Welt und Unterwelt war. Er war ein Star, ein Idol, ein Überflieger unter den Vampiren. So liebte ihn Daka. Helene hatte es dagegen viel schlimmer erwischt: Sie hatte sich in den richtigen Murdo verliebt,