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war mit einem Pelzhut und einer Pelzboa. Die Dame hob dem Beschauer einen schweren Pelzmuff.

      Gregors Blick richtete sich dann zum Fenster. Er hörte Regentropfen auf das Fensterblech. Das trübe Wetter machte ihn ganz melancholisch.

      «Ich will noch ein wenig weiterschlafen und alle Narrheiten vergessen«, dachte er.

      Aber das war gänzlich undurchführbar. Er war gewöhnt, auf der rechten Seite zu schlafen. Und konnte er sich in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in diese Lage bringen.

      Mit Kraft warf er sich auf die rechte Seite. Aber schaukelte er immer in die Rückenlage zurück[8]. Er versuchte es hundertmal. Er schloß die Augen, um die zappelnden Beine nicht sehen zu müssen. Er ließ erst ab, als er in der Seite einen leichten, dumpfen Schmerz zu fühlen begann.

      «Ach Gott«, dachte er,»was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt! Tag ein, Tag aus auf der Reise[9]. Die geschäftlichen Aufregungen sind viel größer, als im eigentlichen Geschäft zu Hause[10]. Und außerdem ist mir noch diese Plage des Reisens auferlegt. Die Sorgen um die Zuganschlüsse[11], das unregelmäßige, schlechte Essen, ein immer wechselnder menschlicher Verkehr. Der Teufel soll das alles holen![12]«

      Gregor fühlte ein leichtes Jucken oben auf dem Bauch. Er schob sich auf dem Rücken langsam näher zum Bettpfosten, um den Kopf besser zu heben. Er fand die juckende Stelle. Sie war mit lauter kleinen weißen Pünktchen besetzt. Er wollte mit einem Bein die Stelle betasten. Er zog es aber gleich zurück. Bei der Berührung umwehten ihn Kälteschauer.

      Er glitt wieder in seine frühere Lage zurück.

      «Dies frühzeitige Aufstehen«, dachte er,»macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muss seinen Schlaf haben. Andere Reisende leben wie Haremsfrauen[13]. Wenn ich im Laufe des Vormittags ins Gasthaus zurückgehe, um die Aufträge zu überschreiben, sitzen diese Herren erst beim Frühstück. Aber ich? Wenn ich bei meinem Chef das versuche, werde ich auf der Stelle[14] hinausfliegen. Wer weiß übrigens, ob das nicht sehr gut für mich ist. Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhalten muss, habe ich längst gekündigt. Ich werde vor den Chef hin getreten und ihm meine Meinung von Grund des Herzens[15] sagen. Vom Pult[16] wird er fallen! Es ist auch eine sonderbare Art, sich auf das Pult zu setzen und von der Höhe herab mit dem Angestellten zu reden. Und wegen der Schwerhörigkeit des Chefs muss ich ganz nahe herantreten. Nun, die Hoffnung ist noch nicht gänzlich aufgegeben. Ich habe einmal das Geld beisammen, um die Schuld der Eltern an ihn abzuzahlen. Es wird noch fünf bis sechs Jahre dauern. Ja, mache ich die Sache unbedingt. Dann wird der große Schnitt gemacht[17]. Vorläufig allerdings muss ich aufstehen, denn mein Zug fährt um fünf.«

      Er sah zur Weckuhr hinüber, die auf dem Kasten tickte.

      «Himmlischer Vater![18]«, dachte er.

      Es war halb sieben Uhr. Die Zeiger gingen ruhig vorwärts. Es war sogar halb vorüber. Es näherte sich schon dreiviertel. Hat der Wecker nicht geläutet? Er war auf vier Uhr richtig eingestellt. Gewiss hat er geläutet. Ja, aber war es möglich, dieses Läuten ruhig zu verschlafen? Nun, ruhig hatte er ja nicht geschlafen, aber wahrscheinlich desto fester. Was aber sollte er jetzt tun? Der nächste Zug ging um sieben Uhr. Um den einzuholen, muss er sich unsinnig beeilen. Die Kollektion war noch nicht eingepackt, und er selbst fühlte sich durchaus nicht besonders frisch und beweglich. Und selbst wenn er den Zug einholte, ein Donnerwetter des Chefs war nicht zu vermeiden[19]. Der Geschäftsdiener hatte beim Fünfuhrzug gewartet und die Meldung von seiner Versäumnis längst erstattet.

      Es war eine Kreatur des Chefs[20], ohne Rückgrat und Verstand. Wie nun, wenn er krank ist? Das war aber äußerst peinlich und verdächtig, denn Gregor war während seines fünfjährigen Dienstes noch nicht einmal krank gewesen. Gewiss wird der Chef mit dem Krankenkassenarzt[21] kommen. Er wird den Eltern wegen des faulen Sohnes Vorwürfe machen und alle Einwände abschneiden. Für ihn gibt es nur ganz gesunde, aber arbeitsscheue Menschen. Und hat er übrigens in diesem Falle so ganz unrecht? Gregor fühlte sich tatsächlich ganz wohl und hatte sogar einen besonders kräftigen Hunger.

      II

      Als er dies alles in größter Eile überlegte, gerade schlug der Wecker dreiviertel sieben. Dann klopfte die Mutter vorsichtig an die Tür am Kopfende seines Bettes.

      «Gregor«, rief die Mutter,»es ist dreiviertel sieben. Willst du nicht wegfahren?«

      Die sanfte Stimme! Gregor erschrak, als er seine antwortende Stimme hörte. Das war unverkennbar seine frühere Stimme, in die sich aber ein schmerzliches Piepsen mischte. Gregor wollte ausführlich antworten und alles erklären. Aber sagte er bei diesen Umständen[22]:

      «Ja, ja, danke, Mutter, ich stehe schon auf.«

      Die Mutter beruhigte sich mit dieser Erklärung und schlürfte davon. Aber durch das kleine Gespräch sahen die anderen Familienmitglieder, dass Gregor noch zu Hause war. Schon klopfte an der einen Seitentür der Vater, schwach, aber mit der Faust.

      «Gregor, Gregor«, rief er,»was ist denn?«

      Und nach einer kleinen Weile[23] mahnte der Vater nochmals mit tieferer Stimme:

      «Gregor! Gregor!«

      An der anderen Seitentür aber klagte leise die Schwester:

      «Gregor? Ist dir nicht wohl?[24] Brauchst du etwas?«

      Nach beiden Seiten hin antwortete Gregor:

      «Ich bin schon fertig«.

      Er bemühte sich, seiner Stimme alles Auffallende zu nehmen. Der Vater kehrte auch zu seinem Frühstück zurück. Aber die Schwester flüsterte:

      «Gregor, mach auf, ich beschwöre dich!«

      Gregor aber dachte gar nicht daran aufzumachen. Zuerst wollte er ruhig und ungestört aufstehen, sich anziehen und frühstücken, und dann das Weitere überlegen. Denn, das merkte er, im Bett wird er mit dem Nachdenken zu keinem vernünftigen Ende kommen. Er erinnerte sich, schon oft im Bett irgendeinen durch ungeschicktes Liegen erzeugten, leichten Schmerz empfunden zu haben. Aber der sich beim Aufstehen als reine Einbildung herausstellte. Er war gespannt, dass die Veränderung der Stimme nichts anderes war, als der Vorbote einer tüchtigen Verkühlung, einer Berufskrankheit der Reisenden, daran zweifelte er nicht.

      Die Decke abzuwerfen war ganz einfach. Er brauchte sich nur ein wenig aufzublasen. Sie fiel von selbst. Aber weiterhin wurde es schwierig, besonders weil er so ungemein breit war. Er braucht Arme und Hände, um sich aufzurichten. Statt dessen aber hatte er nur die vielen Beinchen, die in der verschiedensten Bewegung waren. Und konnte er die nicht beherrschen. Wollte er eines einmal einknicken, so war es das erste, dass es sich streckte[25]. Und gelang es ihm endlich, mit diesem Bein das auszuführen, was er wollte, so arbeiteten inzwischen alle anderen, in schmerzlicher Aufregung.

      «Nur sich nicht im Bett aufhalten«, sagte sich Gregor.

      Zuerst wollte er mit dem unteren Teil seines Körpers aus dem Bett hinauskommen. Aber dieser untere Teil, den er noch nicht gesehen hatte, erwies sich als zu schwer beweglich. Es ging so langsam. Als er schließlich, fast wild, mit gesammelter Kraft, ohne Rücksicht sich vorwärtsstieß, hatte er die Richtung falsch gewählt.

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<p>8</p>

Aber schaukelte er immer in die Rückenlage zurück. – Но он опять сваливался на спину.

<p>9</p>

Tag ein, Tag aus auf der Reise. – Изо дня в день в разъездах.

<p>10</p>

als im eigentlichen Geschäft zu Hause – чем на месте, в торговом доме

<p>11</p>

die Zuganschlüsse – стыковки поездов

<p>12</p>

Der Teufel soll das alles holen! – Черт бы все это побрал!

<p>13</p>

Haremsfrauen – наложницы

<p>14</p>

auf der Stelle – сразу же

<p>15</p>

von Grund des Herzens – от всего сердца

<p>16</p>

vom Pult – с конторки

<p>17</p>

Dann wird der große Schnitt gemacht. – Вот тогда-то я с этим и покончу.

<p>18</p>

Himmlischer Vater! – Отец Небесный! Боже правый!

<p>19</p>

ein Donnerwetter des Chefs war nicht zu vermeiden – разноса от шефа было не избежать

<p>20</p>

Es war eine Kreatur des Chefs. – Это был ставленник шефа.

<p>21</p>

der Krankenkassenarzt – врач из больничной кассы

<p>22</p>

bei diesen Umständen – в этих условиях

<p>23</p>

nach einer kleinen Weile – через несколько мгновений

<p>24</p>

Ist dir nicht wohl? – Тебе нездоровится?

<p>25</p>

so war es das erste, dass es sich streckte – так она первым делом вытягивалась