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       Kasperle auf Burg Himmelhoch

       Josephine Siebe

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      (c) mehrbuch

      Inhaltsverzeichnis

       Impressum

       Erstes Kapitel

       Der Kasperlemann erzählt

       Zweites Kapitel

       Bei den Waldhausleuten

       Drittes Kapitel

       Kasperles Brief

       Viertes Kapitel

       Die Reise nach dem Schloß der Gräfin Rosemarie

       Fünftes Kapitel

       Die Ankunft

       Sechstes Kapitel

       Hochzeit und Reise

       Siebentes Kapitel

       In der Haubenschachtel

       Achtes Kapitel

       Die erste Nacht auf Burg Himmelhoch

       Neuntes Kapitel

       Das traurige Marlenchen

       Zehntes Kapitel

       Eine neue Freundin

       Elftes Kapitel Kasperles Krankheit

       Zwölftes Kapitel

       Es geistert im Schloß

       Dreizehntes Kapitel

       Das Nest auf der Ulme

       Vierzehntes Kapitel

       Das traurige Marlenchen lernt lachen

       Fünfzehntes Kapitel

       »Geh zum Teufel!«

      Erstes Kapitel

      Der Kasperlemann erzählt

      »Bimmelimbim, hollahe, ich bin da!« so rief unverdrossen ein Mann, der vor einem kleinen, mit einem roten Vorhang verhüllten Kasperletheater stand. Das Budchen befand sich auf einem großen Platz, auf dem es noch viele andere Buden gab, denn in dem Städtchen Wutzelheim war Schützenfest; dazu waren Karussellmänner und Schaubudenleute von weither gekommen. Um das Kasperlebudchen herum drängten sich die Kinder. Es sollte, so wurde gesagt, ein besonders lustiges Kasperle sein, das da spielte, und das

      Zusehen war billig. Für einen Pfennig konnte man lange stehen, und manchmal konnte man sogar ausreißen, ohne den Pfennig zu bezahlen. Aber das taten nur wenige, die meisten gaben gewichtig ihren Pfennig hin, man mußte doch Kasperle belohnen.

      Immer wieder tönte das Bimmelimbim des Budenbesitzers, immer mehr Kinder liefen herzu. Endlich ging der rote Vorhang auf, und Kasperle steckte seine große, große Nase heraus und fragte: »Seid ihr alle da?«

      »Ja!« scholl es im Chor.

      »Hm!« Kasperle seufzte, schwang ein Beinchen über die Brüstung und fragte trübselig: »Ihr denkt nun wohl, ich werde kaspern?«

      »Ja,« schrien die Kinder, und ein paar Ungeduldige drängten: »Fang doch an, sonst müssen wir zum Abendbrot nach Hause!« Es war aber erst drei Uhr nachmittags, und das Kasperle lachte etwas. »Abwarten und Tee trinken!« rief es. »Erst muß ich euch eine Geschichte erzählen. Wollt ihr sie wissen?«

      »Ja, ja,« ertönte es von unten herauf.

      »Na, dann paßt mal auf! Glaubt ihr, daß ich lebendig bin?«

      Die Kinder lachten, ein paar kleine sagten schüchtern ja, die größeren aber riefen alle: »Nä, du bist von Holz« – »Von Blech,« rief sogar ein Mädel.

      »So,« brummte Kasperle, »na, das glaube ich doch nicht!« Dabei schlug er mit seinen hölzernen Armen und Beinen an die Bretterwand des Budchens. Es krachte laut, und die Kinder schrien alle: »Das klingt wie Holz, du bist von Holz.«

      »So, gut, also ich bin von Holz. Es gibt aber ein ganz putzlebendiges Kasperle, glaubt ihr das?«

      »Nä,« brüllten wieder die Kinder, »so was gibt’s nicht.«

      »Doch, so etwas gibt’s, und das Kasperle sieht aus wie ich, nur ist es viel, viel größer, so groß wie der da.« Und Kasperle streckte seinen Holzarm aus und zeigte auf Gottfried Schlippermilch, der etwa acht Jahre alt war.

      »Nä,« schrie Gottfried entrüstet, »das ist nicht wahr! Ich bin nicht wie ’n Kasperle.«

      »Doch, es ist wahr, und nun kommt meine Geschichte.«

      »Nä, das ist nicht wahr!« Gottfried war sehr entrüstet, daß er Ähnlichkeit mit einem Kasperle haben sollte, und seine Kameraden mußten ihm erst ein Weilchen gut zureden, bis er schließlich sich beruhigte und still wurde.

      Kasperle beugte sich weit vor und begann: »Ja, denkt euch, es gibt ein lebendiges, flinkes, lustiges Kasperle, und das wohnt seit vielen Jahren in einem Waldhaus. Das Häuschen gehört einem Kasperleschnitzer, der auch mich geschnitzt hat, und darum sehe ich so aus wie das putzlebendige Kasperle.«

      »I nä!« schrien ein paar Buben erstaunt, und Kasperle nahm flink eine alte Kartoffel und warf sie dem dicken Hansjörg an die Nase. Klatsch! Das knallte nur so.

      »Stille sein!« schrie Kasperle. »Was ich erzähle, ist wahr!«

      Hansjörg rieb sich erschrocken seine Nase, und er klappte vor lauter Angst seinen Mund nun gar nicht mehr zu, doch auch die andern schwiegen ein wenig erschrocken, und Kasperle fuhr fort zu erzählen: »Das lebendige Kasperle hat einmal ewig lange geschlafen, vielleicht achtzig Jahre und noch länger. Da hat es in einem alten Schrank gesteckt, und niemand wußte es. Meister Friedolin, der Kasperleschnitzer, aber hat eines Tages in dem Schrank herumgekramt und dabei das schlafende Kasperle entdeckt. Wie das ans Licht gekommen ist, ist’s aufgewacht.«

      »Was hat’s denn da gemacht?« Ein Stimmlein klang hell aus dem Kindergewühl heraus, und diesmal warf Kasperle keine Kartoffel, es drohte nur mit seiner steifen Holzhand, gab aber doch Antwort. »Dummheiten hat’s gemacht, nichts wie Dummheiten. Das Waldhaus hat es bald auf den Kopf gestellt, und dann ist es ausgerissen.«

      Viele Ahs und Ohs

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