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Tagen lag und sich darum nichts mehr zu sagen hatte.

      Cyrill Fletcher beendete eben ihr viertes Gespräch und nickte Henry aufmunternd zu.

      »Also. Martin Woods wohnt immer noch in einem Apartment in der City. Ich schick dir seine private Telefonnummer.«

      Sie drückte ein paar Knöpfe und in Henrys Sakkotasche piepste es zweimal leise.

      »Danke Cyrill, du bist die Beste.«

      »Und warum willst du mehr über die Wachovia erfahren? Da ist doch etwas im Busch? Woran arbeitest du derzeit, Henry?«

      Der Brite schmunzelte.

      »Darüber darf ich dir leider nichts erzählen, Cyrill. Sonst müsste ich dich anschließend töten.«

      Sein scherzhafter Tonfall nahm den Worten ihre Brutalität, zog sie im Grunde ins Lächerliche. Doch die Frau schmunzelte keineswegs, sondern blickte ihrem guten Bekannten mit forschenden Augen ins Gesicht.

      »Ich kann mir nicht helfen, Henry, aber ich glaub dir das sogar.«

      *

      Toni musste in Las Vegas volle drei Wochen ausharren, bis ihm die Detektei endlich ihren nächsten Bericht über Caspar Jakes schickte, dem General Manager von Hecksmith & Born.

      »Monday, February 22 2010: CJ flog mit AA527 nach Los Angeles, traf um 12:30 PM ein und fuhr mit dem Taxi direkt zur Gage Avenue Nummer 2100, besuchte dort Tracy Egloff, eine Prostituiert, die unter dem Künstlernamen Jamie S. ihre Kunden empfängt. Eine Stunde später kehrte er auf den Flughafen zurück und flog mit AA741 nach Vegas zurück, fuhr in sein Büro, wo er bis 8:00 PM blieb und dann direkt nach Hause fuhr. Keine Aktivitäten in der Nacht.«

      »Tuesday, February 23 2010: CJ arbeitet von 9:00 AM bis 5:00 PM im Büro. Lunch zwischen 1:00 PM und 3:00 PM mit einem Ernesto Herero, einem hiesigen Anlageberater. Redeten über Startup Unternehmen, in die sich Investitionen lohnen könnten. Keine Aktivitäten in der Nacht.«

      »Wednesday, February 24 2010: CJ arbeitet von 8:00 AM bis 3:00 PM im Büro ohne Pause. Kehrte nach Hause zurück, wo eine Party zum Geburtstag seines vierjährigen Sohnes stattfand. Keine Aktivitäten in der Nacht.«

      »Thursday, February 25 2010: CJ flog mit UA 567 nach San Francisco, traf um 9:30 AM ein und nahm sich bei Hertz einen Mietwagen. CJ fuhr nach Downtown in die California Street Nummer 50. Unser Agent vor Ort hat ihn in diesem Bürogebäude verloren. CJ kehrte nach rund fünf Stunden zu seinem Wagen zurück, fuhr direkt zum Flughafen und gelangte mit US Airlines 2973 um 7:00 PM nach Vegas zurück. Direkte Fahrt nach Hause. Um 8:30 PM fuhren er und seine Frau zum Abendessen ins Aureole, besuchten später die Late Show im Caesers Palace, kehrten gegen Mitternacht in ihr Haus zurück.«

      »Friday, February 26 2010: CJ arbeitete von 9:00 am bis 5:00 pm im Büro. Kurzer Lunch-Break mit einem seiner Mitarbeiter im Diego. Redeten bloß allgemein über das Geschäft und über Sportresultate.«

      So oder ähnlich ging es weiter im Bericht. Die Wochenenden gehörten ausschließlich der Familie, einmal die Woche besuchte er ein wechselndes Callgirl in Los Angeles. Wie die meisten Fremdgeher bevorzugte auch Caspar Jakes eine gewisse Distanz zu seinem Wohnort, obwohl doch gerade dies besonders auffiel, sobald jemand zufällig an einem ungewohnten Ort auf einen alten Bekannten stieß. Aber in dieser Beziehung schienen die meisten Männergehirne gleich geschaltet zu sein.

      Interessanter fand Toni, dass Jakes in der dritten Woche wiederum nach San Francisco geflogen war und zum selben Bürogebäude fuhr, diesmal jedoch bloß knapp eine Stunde dort verbracht hatte und ohne Verzögerung nach Las Vegas zurückkehrte. Der Detektiv konnte auch diesmal nicht sagen, welche Firma Caspar Jakes im Gebäude besucht hatte. Doch der Beschattete hatte den Fahrstuhl im 23. Stockwerk verlassen. Dort tummelten sich ein gutes Dutzend kleinerer Unternehmen.

      Ohne Gefahr einer Entdeckung konnte die Detektei den genauen Besuchsort von Jakes nicht herausfinden, wie sie im Bericht versicherte. Der Lift endete im 23. Stockwerk in einem langen, schmalen Flur ohne Empfang, von dem die Türen zu den einzelnen Firmen abgingen. Falls ihr Privatdetektiv mit Jakes zusammen den Fahrstuhl verlassen würde oder ihn bereits auf dem Stockwerk erwarten wollte, dann könnte der CEO von Hecksmith & Born Verdacht schöpfen.

      Toni flog darum selbst nach San Francisco und schaute sich das Gebäude gründlich an. Im Erdgeschoss, neben der Lifttür, war eine riesige Tafel mit allen Firmennamen und den jeweiligen Stockwerken angebracht. Der Mann am Empfang war gerade mit einem Telefonat beschäftigt und so zog Toni seine kleine Pentax hervor und fotografierte unbemerkt die Tafel.

      Zurück im Hotelzimmer wertete er die Namensliste aus und verglich die Unternehmen mit den Eintragungen im elektronischen Telefonbuch. Die Firmen auf dem dreiundzwanzigsten Stock schienen ihm allesamt unverdächtig. Also widmete er sich den benachbarten Etagen. Dort wurde er rasch fündig. Denn die G. H. Import & Export Company auf dem 22. war in keinem Verzeichnis zu finden. Sie schien nicht einmal über einen Telefonanschluss zu verfügen. Das war mehr als seltsam.

      Womöglich fuhr Jakes jeweils zum dreiundzwanzigsten Stock hoch und stieg dann das Treppenhaus eine Etage nach unten? So wurden mögliche Verfolger zuverlässig abgehängt oder sie wären gezwungen, ihm zu Folgen und sich so zu erkennen zu geben. Einfachste Routine in Geheimdienstkreisen.

      Caspar Jakes und seine Besuche in San Francisco wurden für Toni immer interessanter.

      *

      »Und wie kommst du in Delaware voran?«

      Toni hatte sich mit Jules auf halbem Weg zwischen Las Vegas und Genf in Manhattan getroffen. Sie saßen in einer Ecke im Palm Too, hatten sich als Vorspeise die vorzügliche Lobster Bisque gegönnt und saßen nun vor ihren Porterhouse Steaks, die ihnen der Kellner wärmstens empfohlen hatte.

      Es war noch recht früh am Abend, kurz vor halb sieben und erst wenige Tische waren besetzt. Doch das Restaurant würde sich in der nächsten halben Stunde sicher füllen.

      »Als Erstes die schlechte Nachricht«, begann sein Freund, »das Einschleusen von Michael Langtry bei Sun, Heuscher & Bush hat nicht funktioniert. Ich hab doch versucht, dort ein paar der Mitarbeiter abzuwerben, um Platz für Langtry zu schaffen. Ohne jeglichen Erfolg.«

      Jules stutzte: »Was meinst du damit?«

      »Na, egal wie verführerisch die Konditionen und wie hoch die neue Bezahlung auch ausfiel, die Leute gaben meinem beauftragten Head Hunter stets einen Korb. Sie haben sich freundlich bedankt und abgelehnt.«

      Jules schüttelte verständnislos den Kopf.

      »Das ist wirklich seltsam. Glaubst du, dass Sun, Heuscher & Bush eine direkte Zweigstelle der CIA ist? Das würde zumindest deine Misserfolge beim Abwerben der Mitarbeitenden erklären. Doch was willst du nun weiter unternehmen?«

      »Ich habe zwei von meinen eigenen Männern angesetzt. Es sind vertrauenswürdige Kerle, die für mich auch als Türsteher in meinem Club in Miami arbeiten.«

      »Ich hoffe doch, sie gehen mit der notwendigen Vorsicht und Diskretion vor?«

      Jules Stimme verriet ein gewisses Unbehagen bei der Vorstellung, wie zwei unbeholfene Elefanten im Porzellanladen herum stampften.

      »Keine Sorge. Es sind zwar kräftige Jungs, ehemalige Navy Seals aus Virginia. Doch sie haben nicht nur Muskeln, sondern auch einiges auf dem Kasten und im Kopf. Einer ist von der Ausbildung her Sprengstoffspezialist, der andere Scharfschütze. Und sie wissen genau, auf was sie sich in Delaware einlassen.«

      »Stammen sie aus Team Four?«

      Toni sah seinen Freund überrascht an.

      »Du meinst Team Four bei den Navy Seals? Das weiß ich leider nicht auswendig. Warum fragst du?«

      »Ach nur so. Das Seal Team Four aus Little Creek wird speziell für Mittel- und Südamerika ausgebildet, du weißt schon, fließendes Spanisch, vertieftes Kulturwissen und so weiter.«

      »Ach, von daher weht der Wind. Du meinst, vielleicht könnten sie dir und Henry auch in Mexiko ein wenig unter

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