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Bewegung könnte mit Sicherheit auch versagen«. Krankheiten wie das HI-Virus töten ihren Wirt, indem sie das Immunsystem des Körpers zerstören. Das legt weniger hoffnungsvolle Parallelen nahe, was uns zum nächsten Kapitel bringt.

      Der Titel von Kapitel 5 lautet: »Was, wenn es zu spät ist?« James Lovelock, der erste Vertreter der Gaia-Hypothese, warnte 2009 davor, dass die Menschheit am Ende auf kleine Gruppen reduziert werden könnte, die in der Nähe der Pole leben. Er glaubt auch, dass Versuche, den Klimawandel zu bekämpfen, das Problem nicht lösen können, sondern uns nur etwas Zeit verschaffen. Einige Jahre später äußerten sich Fred Guterl in The Fate of the Species und Clive Hamilton in Requiem for a Species noch pessimistischer. Sie argumentieren, dass das Aussterben des Menschen eine sehr reale Gefahr darstelle, denn »indem die Menschheit andere Arten ins Aussterben treibt, ist sie eifrig dabei, den Ast abzusägen, auf dem sie selbst sitzt«, wie der Stanford-Biologe Paul Ehrlich es unverblümt formuliert. Sind solche Vorhersagen nur Fantasien, um uns zum Handeln aufzuschrecken? Nein, das sind sie sicherlich nicht – aber es ist in der Tat eine weitverbreitete Fantasie, dass die Art industrieller Wachstumswirtschaft, wie sie immer noch von den Regierungen aller (über) entwickelten Nationen gefördert wird, unbegrenzt fortgeführt werden kann, ohne die Biosphäre zu zerstören. Die unmittelbare Bedrohung für das Klima sind nicht nur die Kohlenstoffemissionen, sondern auch »Kipppunkte« wie die Freisetzung von Milliarden Tonnen Methangas, die in den gerade schmelzenden Permafrostböden eingeschlossen sind.

      Einige wenige zeitgenössische Lehrende haben begonnen, sich mit diesen existenziellen Anliegen auseinanderzusetzen. Joanna Macy betont in »Arbeit, die wieder verbindet«, dass unsere Trauer über das, was mit der Erde geschieht, nicht der endgültige Zusammenbruch unserer Hoffnungen ist. Vielmehr ist diese Trauer notwendig für diejenigen, die danach streben, den Weg des spirituellen Engagements zu gehen. Ihr Buch Hoffnung durch Handeln, 2014 erschienen, integriert diese Trauer in eine transformative Spirale, die wir mit der Dankbarkeit beginnen, welche uns befähigt, unseren Schmerz für die Welt zu würdigen, was dazu führt, mit neuen Augen zu sehen und dann weiterzugehen, um uns auf das einzulassen, was sie »den großen Wandel« nennt. Wir müssen tiefer empfinden, um tiefer verwandelt zu werden.

      Thich Nhat Hanhs Antwort auf die Möglichkeit unserer eigenen Auslöschung ermutigt uns, »mit unserem Atem die Ewigkeit zu berühren«. In dieser Ewigkeit gibt es weder Geburt noch Tod. Das ist eine grundlegende buddhistische Belehrung, die umso wichtiger wird, wenn wir nicht nur unsere eigene individuelle Sterblichkeit, sondern auch die unserer Gattung bedenken. Viele Religionen thematisieren die Angst vor dem Tod, indem sie verkünden, dass es eine Seele gibt, die nicht mit dem Körper vergeht. Die buddhistische Ablehnung einer Seele oder eines Selbst (anatta) macht diese Art von Unsterblichkeit unmöglich. Vielmehr ist es für Sie und für mich unmöglich zu sterben, da wir nie geboren worden sind. Wie das Diamant-Sutra besagt: Wenn unzählige Wesen zum Nirvana geführt worden sind, sind letztlich überhaupt keine Wesen zum Nirvana geführt worden.

      Obwohl sich solche Lehren traditionell auf unsere individuelle Situation konzentrieren, haben sie doch wichtige Auswirkungen auf unseren kollektiven Umgang mit der ökologischen Krise. Nicht nur Sie und ich sind ungeboren. Alles ist ungeboren, einschließlich jeder Spezies, die sich jemals entwickelt hat, und aller Ökosysteme der Biosphäre. Aus dieser Perspektive geht nichts verloren, wenn Arten einschließlich unserer eigenen aussterben. Und nichts wird gewonnen, wenn unsere Art überlebt und gedeiht.

      Und doch ist diese Perspektive nicht die einzige. Wir werden an die prägnante Formulierung des Herz-Sutra erinnert: Form ist nichts anderes als Leerheit, Leerheit ist nichts anderes als Form. Ja, von Seiten der shunyata (Leerheit) gibt es kein Besser oder Schlechter. Aber das negiert nicht die Tatsache, dass Leerheit Form ist. Was wir Leerheit nennen – das unbegrenzte Potenzial, das jede Form annehmen kann, je nach den gegebenen Bedingungen –, hat als dieses eindrucksvolle, unglaublich schöne Geflecht des Lebens Form angenommen, das uns einschließt und das in Ehren gehalten und geschützt werden sollte. Wie auch das Herz-Sutra sagt, gibt es »weder Alter noch Tod, noch ein Ende von Alter und Tod«. Einen spirituellen Weg gehen heißt, dieses Paradox zu leben.

      Kapitel 6, »Was sollen wir tun?«, untersucht, was diese Sichtweisen eigentlich hinsichtlich unserer Reaktionen auf die ökologische Krise bedeuten. Die kurze Antwort ist, dass die buddhistischen Lehren uns nicht sagen, was wir tun sollen. Aber sie sagen eine Menge darüber, wie wir es tun sollen. Natürlich hätten wir gerne spezifischere Ratschläge, aber angesichts der sehr unterschiedlichen historischen und kulturellen Bedingungen, unter denen sich der Buddhismus entwickelt hat, ist das unrealistisch. Das durch eine ökologische Krise verursachte kollektive Dukkha ist nie thematisiert worden, weil dieses spezielle Problem bislang so nicht aufgetaucht ist.

      Das bedeutet nicht, dass aus buddhistischer Sicht »alles erlaubt« wäre. Unsere Ziele, wie erhaben sie auch sein mögen, rechtfertigen nicht jedes Mittel, denn der Buddhismus hinterfragt diese Unterscheidung. Sein Hauptbeitrag zu unserem sozialen und ökologischen Engagement sind die Grundsätze für geschicktes Handeln aus der Theravada- und der Mahayana-Tradition. Auch wenn diese Grundsätze normalerweise individuell verstanden wurden, ist die in ihnen verkörperte Weisheit ohne weiteres auch auf die eher kollektiven Arten engagierter Praxis und sozialer Transformation anzuwenden, die wir heute brauchen. Am relevantesten sind hier die fünf Grundregeln des Theravada-Buddhismus (und ihre engagierte Variante als fünf Achtsamkeitsübungen bei Thich Nhat Hanh) und die vier »himmlischen Verweilzustände« (brahmaviharas). Die Mahayana-Tradition betont den Weg des Bodhisattva und die sechs »Vollkommenheiten« (Großzügigkeit, Disziplin, Geduld, Eifer, Meditation und Weisheit). Vielleicht am wichtigsten von allem: Der Mahayana-Buddhismus betont die Praxis, ohne Anhaftung an Ergebnisse zu handeln. Zusammengenommen geben uns diese Richtlinien eine Orientierung für unsere Reise auf dem Ökosattva-Pfad.

      Soziales Engagement bleibt für viele Buddhist*innen eine Herausforderung, denn die traditionellen Lehren waren auf das Kultivieren der eigenen Geistesruhe ausgerichtet. Andererseits erleben diejenigen, die sich sozialem Engagement verpflichtet haben, oft Erschöpfung, Wut, Depressionen und Burnout. Weil der engagierte Bodhisattva-/Ökosattva-Pfad eine zweifache Praxis beinhaltet, eine innere (wie Meditation) und eine äußere (Aktivismus), spricht er die Bedürfnisse beider Seiten an. Die Kombination ermöglicht ein intensives Engagement mit weniger Frustration. Ein solcher Aktivismus hilft den Meditierenden auch, die Falle zu vermeiden, sich lediglich mit dem eigenen Geisteszustand und ihrem Fortschritt auf dem Weg zur Erleuchtung zu beschäftigen. Da das Grundproblem in einem unabhängigen Selbstsinn besteht, ist ein mitfühlender Einsatz für das Wohlergehen anderer, auch anderer Spezies, ein wichtiger Teil der Lösung. Die Beschäftigung mit den Problemen der Welt ist daher keine Ablenkung von unserer persönlichen spirituellen Praxis, sondern kann ein wesentlicher Teil davon werden.

      Einsicht und Gleichmut, wie Öko-Bodhisattvas sie kultivieren, unterstützen das unverwechselbare Merkmal des buddhistischen Aktivismus: ohne Anhaftung an Ergebnisse zu handeln. Das kann leicht als Gleichgültigkeit missverstanden werden. Doch es ist unsere Aufgabe, unser Bestes zu geben, ohne zu wissen, was die Konsequenzen sein könnten – sogar ohne zu wissen, ob unsere Bemühungen überhaupt einen Unterschied machen werden. Wir wissen nicht, ob das, was wir tun, wichtig ist. Aber wir wissen, dass es für uns wichtig ist, es zu tun. Haben wir die ökologischen Kipppunkte schon überschritten, und die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist dem Untergang geweiht? Wir wissen es nicht, und das ist in Ordnung. Natürlich hoffen wir, dass unsere Bemühungen Früchte tragen. Aber letztlich sind sie unser offenherziges Geschenk an die Erde.

      Mir scheint, wenn heutige Buddhist*innen das nicht tun können oder wollen, dann ist Buddhismus nicht das, was die Welt jetzt braucht – dieses Buch versucht jedoch zu zeigen, wie sehr der Buddhismus uns dabei helfen kann, die größte Herausforderung, der die Menschheit je gegenübergestanden hat, zu verstehen und darauf zu reagieren. Und es untersucht auch, was das für den Buddhismus von heute bedeuten könnte.

      Alles steht in Flammen.

      – Der Buddha

      Mit diesem globalen Notfall haben wir Neuland betreten,

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