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      Ist unser Bewusstsein in der Cloud?

      Die ewige Frage, die uns damals wie heute verfolgt, ist die von Zweck und Vorsehung. Ist der Mensch das Ergebnis von Zufall? Oder gibt es einen Ursprung, von dem alles stammt? Was ist meine Bestimmung in dieser Welt? Und wohin soll ich mich entwickeln? Ist das Universum unendlich? Und wenn nicht, was ist außerhalb seiner Grenzen zu finden? Gibt es tatsächlich eine Vergangenheit und Zukunft, oder ist das nur Illusion? Was war vor dem Urknall?

      Was ist Bewusstsein? Ist es eine Begleiterscheinung, etwas, das aus dem Gehirn »hervordringt«, wie manche Wissenschaftler vermuten, oder hat unser Bewusstsein eine von unserem Gehirn unabhängige Präsenz in dieser Welt? Ist unser Gehirn nicht mehr als eine Art Hardware, um Prozesse auszuführen, während unser Bewusstsein in einer Art Cloud liegt? Es scheint klar zu sein, dass Bewusstsein eine faszinierende, aber immer noch mystische Kombination aus Gehirn und Seele darstellt, aber es ist völlig unklar, wie sie zusammenwirken, um ein bewusstes Erleben zu ermöglichen.

      Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, wann ich Pierre Teilhard de Chardins Der Mensch im Kosmos zum ersten Mal gelesen habe, aber diese kluge und leidenschaftliche Vision von Sinn, Zweck und den Möglichkeiten des Menschen hat mich tief berührt. Teilhard schrieb das Buch, das sein Hauptwerk wurde, während des Zweiten Weltkriegs, als er als Geologe und Paläontologe im chinesischen Exil arbeitete. Der Jesuitenpater versuchte darin die Hindernisse zwischen naturwissenschaftlichem und theologischem Denken auszuräumen.

      Die Zukunft gehört der Sympathie und Energie der Liebe

      Die Evolution, so war sich der visionäre Kirchenmann sicher, stehe vor einer entscheidenden Phase: Nicht mehr dem kriegerischen Gegeneinander gehöre die Zukunft, sondern der globalen Zusammenarbeit in Sympathie und aus der »Energie der Liebe«. Nur so sei der »Punkt Omega« zu erreichen, der Idealzustand, auf den die Religionen uns Menschen hoffen lassen. Um unsere Träume in die Wirklichkeit umzusetzen, müssen wir von einer überrationalen Intuition erleuchtet werden, dass der Charakter unserer Welt die Einheit sei. Ohne diesem hätten wir keine Orientierung.

      Doch die Kirche wollte Teilhards faszinierende Thesen nicht verbreiten, der Vatikan enthielt ihm die Druckerlaubnis für das Buch. Er schrieb es schließlich mehrfach um, reiste nach Rom, fügte versöhnliche Anmerkungen hinzu, doch der Vatikan stellte sich vehement dagegen. Es sollte erst 1955 nach Teilhards Tod erscheinen.

      Teilhard de Chardin war davon überzeugt, dass der Mensch »nicht einsam in den Einöden des Weltalls verloren ist, sondern dass ein universeller Lebenswille in ihm zusammenströmt und sich in ihm vermenschlicht«. Was Teilhard schon lange vor der Zeit des Internets feststellte: Wir werden eins – wir haben gar keine andere Chance.

      John F. Kennedy, Jitzchak Rabin, Prinzessin Diana

      Es gibt Persönlichkeiten, die haben einen festen Platz im Bewusstsein der Menschen auf unserem Planeten. Wenn sie sprechen, hören wir ihnen zu, und wenn sie auf tragische Weise aus dem Leben gerissen werden, fühlen wir Mitleid und geteilte Trauer, vielleicht sogar Verzweiflung.

      Bei John F. Kennedy und Jitzchak Rabin war ihr Tod doppelt tragisch, denn sie wurden Opfer von Attentaten. Der Schock, der die ganze Welt erfasste, und die synchronisierten Emotionen von vielen Millionen Menschen waren gewaltig. Prinzessin Dianas Tod ist eine andere Art von Tragödie. Ein Unfall, der die Menschen erschütterte, denn sie war nicht nur in ihrer Rolle als Mutter ihrer beiden Söhne William und Harry ein Symbol der Menschlichkeit in einem steifen und mit Kalkül agierenden Hause Windsor, sondern auch durch ihr Streben mit ihren humanitären Aktivitäten etwas von bleibendem Wert zu schaffen und ein Vorbild für Millionen. Diana hat eine wichtige, inspirierende Rolle für viele in ihrem Kampf gegen Landminen eingenommen. Ihre faszinierende und fesselnde Persönlichkeit und die Tatsache, dass sie außerdem eine wunderschöne Frau war, machte die globale Schockwelle gewaltig.

      Ereignisse wie dieses führen dazu, dass eine große Anzahl von Menschen starke Emotionen teilen. Diese Gefühle sind komplex, aber sie verbindet in allen Fällen eine Komponente des Mitgefühls und des Bedauerns für das, was geschah.

      Warum uns der Tod berühmter Persönlichkeiten nahegeht

      Mit einem Mal wird für diese Menschen der Verlust einer öffentlichen Persönlichkeit, der man nie zuvor persönlich begegnet und die – genaugenommen – einem persönlich sogar fremd ist, fühl- und erlebbar. Die Gefühle werden so intensiv, als hätte man einen Freund oder sogar ein Familienmitglied verloren. Das ist eigentlich paradox. Normalerweise nimmt der Grad des Mitgefühls mit dem Quadrat der Entfernung ab. Stirbt unser Nachbar, so berührt uns das deutlich mehr, als wenn tausend Menschen Opfer eines Erdbebens in Asien werden.

      Mit bekannten Persönlichkeiten, die uns faszinieren, scheint es anders zu sein. Daher sind solche Ereignisse und ihre möglichen Auswirkungen auf ein globales Bewusstsein ein wichtiges wissenschaftliches Modell.

      Für JFKS Ermordung 1963 waren wir zu spät dran. Damals gab es keine technologischen Messmöglichkeiten. Aber seit den frühen 1990er-Jahren hatte ich Erfolg damit, einen Zufallsgenerator im PEAR in Princeton dauerhaft 24 Stunden, 365 Tage im Jahr, ohne Unterbrechung laufen zu lassen.

      Schon bei der Ermordung des israelischen Präsidenten Jitzchak Rabin durch einen jungen radikalen Israeli 1995 in Tel Aviv konnten wir umfassendes Datenmaterial sammeln. Obwohl das Attentat von Princeton aus gesehen am anderen Ende der Welt stattfand und ich gerade in Deutschland war, ist die psychologische Distanz gering gewesen. Es war ein Ereignis mit weltweiten Auswirkungen. Die Datensequenz, die wir in Princeton zum Zeitpunkt des Mordes generierten, zeigte eine signifikante, um nicht zu sagen massive Abweichung vom Normwert. Es trat eine Ordnung in den Zahlen ein, die nicht erklärbar war.

      Das Besondere dabei war, dass die Abweichung exakt mit der Minute seiner Ermordung korrelierte, als noch keine Nachrichtenagentur der Welt darüber berichten konnte, weil es eben erst geschah. Die massive Abweichung hielt eine halbe Stunde lang an. Doch ohne wissenschaftliches Protokoll, das wir damals noch nicht hatten, und einer formalen Hypothese für den Test war die eindeutige Korrelation der Daten mit einem Ereignis von globaler Dimension nicht mehr als eine Ermunterung, ein relevantes Set von wissenschaftlichen Werkzeugen zu entwickeln, um einen wissenschaftlich haltbaren Nachweis zu erbringen.

      Bei Prinzessin Dianas Begräbnis war alles anders: Wir waren vorbereitet.

      Eine Welt in Trauer

      Nun war die gesamte Welt in Trauer. Um Mitternacht Eastern Standard Time – sechs Uhr früh in Frankreich – erklärte der leitende Arzt Dr. Alain Pavie im Hôpital de la Pitié-Salpêtrière in Paris Prinzessin Diana für tot. Sie war gegangen.

      Ich habe sie nie persönlich kennengelernt, aber ihr Schicksal ging in diesem Moment selbst mir als Wissenschaftler nahe. Ich habe oft darüber nachgedacht, wie große Ereignisse ein gemeinsames Bewusstsein vieler Menschen erschaffen können, und eines wurde mir in dieser Nacht bewusst: Prinzessin Dianas Begräbnis wird ein solches sein. Hunderte Millionen Menschen – letztendlich waren es laut Schätzungen sogar bis zu zwei Milliarden – werden weltweit im Fernsehen, Radio und im Internet ihren letzten Weg mitverfolgen.

      Zur Zeit von Dianas Begräbnis konnten nur ein Dutzend Wissenschaftler weltweit an unserem Experiment teilnehmen, bei dem ein Netzwerk von Zufallsgeneratoren, die keinerlei Verbindung zueinander hatten, Messdaten generierten. Aber das Resultat dieses Prototyps eines Experiments, um den Impact von einer oder zwei Milliarden Menschen zu messen, die ein tiefes emotionales Erlebnis verband, den Verlust einer strahlenden Persönlichkeit, war wissenschaftlich signifikant.

      Wir konnten signifikante Anomalien in den Daten feststellen, die eine solide Grundlage für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem technischen Instrument bildeten, das die Effekte von weltumspannenden geistigen Verbindungen erfassen konnte. Das war ein Meilenstein in der Erforschung des globalen Bewusstseins.

      Die Macht des Welt-Geistes

      Wir

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