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Eben nicht nur Meinungsverschiedenheiten, sondern tiefe Gegensätze in menschlichen Grundhaltungen und spiritueller Ausrichtung. Eine Kluft zwischen denen, die daran festhalten müssen, Gott wirke nur durch ein für alle Mal festgelegte biblische und traditionelle Lehren, Gesetze und Rituale und denen, die darauf vertrauen, dass diese geheimnisvoll liebende göttliche Macht heute auch in jedem Menschen lebt und erfahrbar ist. Dadurch können letztere sich zutrauen, die guten Traditionen nicht einfach wegzuwerfen, aber doch ihre Wirkkraft zur je größeren Liebesfähigkeit der Menschen gemeinschaftlich zu überprüfen, zu verwerfen oder zu gestalten.

      Eine mögliche Lösung läge in der Bekehrung der verhärteten Herzen, eine Sinnwendung nach innen in die befreiende Selbstwahrnehmung

      Auch hier in dieser historischen Krisensituation der Kirche(n) gilt es, wahrhaftig hinzuschauen, wahrzunehmen, was ist und nicht eine fromme Decke beschworener Einheit über etwas zu legen, das gerade auseinanderfliegt.

      Eine mögliche Lösung läge in der Bekehrung der verhärteten Herzen, eine Sinnwendung nach innen in die befreiende Selbstwahrnehmung:

       Rückrufaktion

      »Wir haben uns geirrt.

      ›Es tut uns leid‹ trifft es nicht.

       Wir sind zerknirscht,

       wir könnten im Boden versinken:

       Wir haben Euch gesagt,

       wir wüssten allein,

       wer Gott ist

      und wie ihr zu ihm kommt.

       Wie furchtbar,

      Gott an die Perlenkette zu legen.

       Es ist hart, aber wahr:

       Jede und jeder muss

       sich selbst auf den Weg machen

      und ihr und sein großes Herzensdu suchen.

       Wir möchten Euch beistehen

       und anbieten,

       unser kleines gesammeltes Wissen

       mit Euch zu teilen,

      auf dass jede und jeder entdecke das Eigene.

       Wir könnten für das Wunderbare

       gemeinsam

       eine neue Sprache finden,

       schillernd schön mit tausenden Zungen

       wie glitzerndes Licht auf gewelltem Meeresspiegel,

       auf dass jede und jeder Heil finde.«

       Das aus einer Kirche Mund

      und der christliche Glaube wäre rund.

       Bis dahin wird es genügen,

       wenn wir über Gott sprechen,

      ohne zu lügen.

      (aus: Johannes Lieder, herzoffen – Inspirationen zur Zukunft der Religionen, Echter Verlag 2017, S. 26)

      Doch derzeit sieht es nicht nach dieser Bekehrung aus. Denn zu viele sagen: »Wo kämen wir denn da hin?« So wird dieser Teil der Kirche immer mehr zu einer musealen Sekte hinter verschlossenen Türen in einer modernen Gesellschaft.

      Eine ähnliche Situation muss den Propheten Ezechiel zu diesen Worten inspiriert haben:

       »So spricht GOTT, der Herr: Weh den Hirten Israels, die sich selbst geweidet haben! Müssen die Hirten nicht die Schafe weiden?…

      … Die Schwachen habt ihr nicht gestärkt, das Kranke habt ihr nicht geheilt, das Verletzte habt ihr nicht verbunden, das Vertriebene habt ihr nicht zurückgeholt, das Verlorene habt ihr nicht gesucht; mit Härte habt ihr sie niedergetreten und mit Gewalt.

       Und weil kein Hirt da war, zerstreuten sie sich …«

      … darum, ihr Hirten, hört das Wort des HERRN:

      So spricht GOTT, der Herr: Siehe, nun gehe ich gegen die Hirten vor und fordere meine Schafe aus ihrer Hand zurück.…

      … Siehe, ich selbst bin es, ich will nach meinen Schafen fragen und mich um sie kümmern.

      Wie ein Hirt sich um seine Herde kümmert an dem Tag, an dem er inmitten seiner Schafe ist, die sich verirrt haben, so werde ich mich um meine Schafe kümmern und ich werde sie retten aus all den Orten, wohin sie sich am Tag des Gewölks und des Wolkendunkels zerstreut haben

      … Ich, ich selber werde meine Schafe weiden und ich, ich selber werde sie ruhen lassen – Spruch GOTTES, des Herrn.

       Das Verlorene werde ich suchen, das Vertriebene werde ich zurückbringen, das Verletzte werde ich verbinden, das Kranke werde ich kräftigen. Doch das Fette und Starke werde ich vertilgen.« (Ez 34,1–5,9–12,15–16)

      Jesus sagt es noch deutlicher:

      »Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder.

      Auch sollt ihr niemanden auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im Himmel.

       Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur einer ist euer Lehrer, Christus.« (Mt 23,8–10)

      Wie konnten diese Worte nur so übergangen werden? Überall Exerzitienmeister, Patres, Pfarrherren, Obere und Kirchenlehrer, Geweihte oder Ungeweihte, statt Schwestern und Brüder auf dem Glaubensweg! Was für ein dramatischer Ungehorsam dem Sinn und Geist Jesu gegenüber! Nein, die göttliche Weisheit wirkt nicht zuerst von außen durch Machtmenschen und schriftliche Lehren und Gesetze.

      Eine Vision von Kirche

      Denn zuallererst scheint mir das Göttliche von innen als Stimme des Hirten oder der Hirtin in mir, der Meisterin oder des Meisters oder der Vater-Mutter im eigenen Herzen zu wirken. Alle sind darin Geschwister, die das Hören auf diese Stimme üben. Erst danach muss das von Einzelnen innerlich Vernommene in organisierten Gesprächsprozessen geprüft, mit den bisherigen Erkenntnissen abgewogen und in konkrete Handlungen umgesetzt werden. Dazu braucht es dann verschiedene Aufgaben, Rollen und Talente auf geschwisterlicher Augenhöhe, aber keine klerikale Männerhierarchie mit allwissenden Kongregationen.

      Es braucht den historischen Mut, im Geiste Jesu, also aus seinem Gotteserfahrungsraum heraus, ganz neue Entscheidungen zu treffen, für die uns die bisherigen Quellen keinen Halt mehr geben können.

      Dazu aber müssen sich die herzoffenen Kräfte sammeln – auch der aufgeschlossene Teil der Bischöfe – und organisieren und gemeinsam hingehen und nachschauen, wo wir hinkämen, wenn wir hingingen (nach Kurt Marti)!

      Es braucht den historischen Mut, im Geiste Jesu, also aus seinem Gotteserfahrungsraum heraus, ganz neue Entscheidungen zu treffen, für die uns die bisherigen Quellen der Heiligen Schrift und der Tradition keinen Halt mehr geben können. Von spirituell erfahrenen konsensfähigen Teams begleitete kommunikative geistliche Entscheidungsfindungswege in Lehre und Moral wie es sie z. B. in der ignatianischen Gebetstradition schon gibt, aber auch in modernen Unternehmensführungen und soziologischen Konzepten. So den »sensus fidelium«, den tiefen Glaubenssinn der Menschen – nicht nur der Religiösen – herausfiltern und aktuelle theologische und andere wissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehen, ohne dies alles als willkürlichen Zeitgeist zu verunglimpfen.

      Und wieder, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, sage ich, dass dieses wahrhaftig geistlich-spirituelle Vorgehen des herzoffenen Hörens im Gebet besonders in stillen Exerzitienzeiten eingeübt werden muss. Die Gesprächssituation

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