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      JOSEF IMBACH

      Sternstunden und Schandflecke der Kirchengeschichte

      JOSEF IMBACH

      Sternstunden und Schandflecke der Kirchengeschichte

      Echter

      Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

      Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im

      Internet über ‹http://dnb.d-nb.de› abrufbar.

      1. Auflage 2019

      © 2019 Echter Verlag GmbH, Würzburg

       www.echter.de

      Umschlag: Vogelsang Design, Jens Vogelsang, Aachen

      (Foto: akg-images / British Library)

      Satz: Satzsystem metiTec, me-ti GmbH, Berlin

      E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de

      ISBN 978-3-429-05353-6 (print)

      ISBN 978-3-429-05010-8 (PDF)

      ISBN 978-3-429-06420-4 (ePub)

      Inhalt

      Zur Einführung: Göttliches Feuer und menschlicher Rauch

      Machtkämpfe oder Seht, wie sie miteinander streiten!

      Papst und Kaiser oder Eine Fälscherwerkstatt am päpstlichen Hof

      Die Stunde der Aussteiger oder Gottsuche unter der Wüstensonne

      Abschied von der Welt oder Die Grünen sind im Kommen

      Isidor von Sevilla oder Der erste »Brockhaus«

      Die Leichensynode oder Schändung der Totenruhe

      Das »Dunkle Zeitalter« oder Wie es zum Konklave kam

      Fußkuss für den Papst oder Canossa und die Folgen

      »Deus lo vult« oder Die Gier nach Macht und Geld

      Thomas von Aquin oder Ein Leuchtstern am Gelehrtenhimmel

      Der mächtige Papst und der bärtige Bettler oder Der Konflikt zwischen Gott und Geld

      Klara und ihre mutigen Schwestern oder Eine Adelstochter probt den Aufstand

      »Eine höchst verhasste Institution« oder Wie die Verfolgten zu Verfolgern wurden

      Ein Kirchenfürst auf Reisen oder Der Bischof nimmt ein Bad

      Fürstinnen im Petersdom oder Frauen und Politik

      Fijo de mignotta oder Ein Papst erfindet die Musiktherapie

      Das Kloster als Alternative oder Das Zeugnis der Frauen

      »Concilium superat Papam« oder Das letzte Wort dem Konzil

      Jan Hus und Michel Servet oder Ketzerverbrennung auf Katholisch und auf Calvinistisch

      Der Mönch und der Mammon oder Ein Kreuz auf dem Kontobuch

      Papstkinder oder Das ›Erbe des Petrus‹ geht an den Familienclan

      Andere Zeiten, andere Unsitten oder Venus im Kirchenstaat

      San Giovanni Decollato oder Trost am Schafott

      Zucht und Unzucht oder Blick ins Vatikanische Geheimarchiv

      Verurteilt zum Klosterkerker oder Sadismus im Namen des Glaubens

      Gaukler oder Mystiker? oder Filippo lacht und Gott lächelt

      Freikarten fürs Himmelreich oder Das Geschäft mit der Jenseitsangst

      Der Streit um die Bilder oder Die Schandtaten der Reformer

      Ein Papst macht Ernst oder Die Römer begehren auf

      Bartolomé de Las Casas oder Machtwissen und Dienstwissen

      Erasmus von Rotterdam oder Der Satiriker als Seher

      »Geh in dein Herz und denke nach …«oder Ein Liederdichter für alle Konfessionen

      Neues zum Fall Galilei oder Wie Aristoteles einen Gelehrten beinahe auf den Scheiterhaufen brachte

      »Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?« oder Ein Verzweifelter kämpft gegen den Hexenwahn

      Klamotten und Küchenzettel oder Die Faszination von Statussymbolen

      »Ein Geläute von Narrenschellen und Kirchenglocken« oder Von einem, der aufrichtet statt abkanzelt

      »Was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan« oder Weihnachten in Trastevere

      Was ist evangelisch? oder Woran christliche Identität sich misst

      Literaturhinweis (Auswahl)

      Dank

       Zur Einführung: Göttliches Feuerund menschlicher Rauch

      »Jésus annonçait le royaume, et c’est l’Église qui est venue – Jesus verkündete das Reich Gottes, und dann kam die Kirche.« Diese oft zitierte Äußerung des französischen Theologen und Historikers Alfred Loisy bringt das Problem auf den Punkt. Tatsächlich hat Jesus nicht daran gedacht, eine Kirche zu gründen. Er hat Menschen in seine Nachfolge gerufen. Und die sich ihm beigesellten, bildeten eine Gemeinschaft, die sich bald einmal institutionalisierte. Die Frage ist daher nicht, ob Jesus eine Kirche wollte, sondern ob die Menschen, die sich auf ihn berufen, tatsächlich seine Absichten verwirklichen und entsprechend handeln. Dass es innerhalb der Jesusbewegung schon früh zu Kontroversen kam, was im konkreten Fall dem Willen des Nazareners entspreche, verwundert nicht. Nachdenklich stimmt jedoch die Tatsache, dass bei der Umsetzung des Jesusprogramms längst nicht immer uneigennützige Motive, sondern oft auch Machtgelüste, Geldgier und persönliche Rivalitäten eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten.

      Was ist die Kirche? Auf diese Frage antwortet der 1566 im Anschluss an das Reformkonzil von Trient herausgegebene Catechismus Romanus: »Die Kirche ist das Reich Gottes auf Erden.« Womit sie sich praktisch gegen jede Art von Kritik immunisierte.

      »Kirche? Was ist denn das?« Diese Frage stellt auch Friedrich Nietzsche in seiner Schrift Also sprach Zarathustra. Dort lautet die Antwort: »Kirche – das ist eine Art von Staat, und zwar die verlogenste.«

      Auch wenn man Nietzsches Behauptung mit guten Gründen widersprechen kann, bedeutet das noch lange nicht, dass man sich deswegen die erwähnte Katechismusantwort zu eigen machen muss. Ausdrücklich wurde diese quasi häretische Ansicht erst vom Zweiten Vatikanischen Konzil zurückgenommen, wenn es in seinem Grundsatzdokument Über die Kirche lehrt, dass diese auf dem Weg zum Gottesreich ist, bis zum Ende der Zeiten. Weiter unterstreicht das Konzil, dass die Kirche eine »komplexe Wirklichkeit« ist, »die aus göttlichen und menschlichen Elementen zusammenwächst«. Ins Alltagsdeutsch übersetzt: Aus dem von Jesus entfachten göttlichen Feuer züngeln nicht nur geistliche Flammen; vielmehr steigt daraus auch viel garstiger menschlicher Rauch empor. Was das praktisch bedeutet, hat Joseph Ratzinger vor Jahren, als er in Regensburg noch Theologie unterrichtete, so formuliert:

      Es ist nicht zu verkennen, dass auch von Amts wegen vieles in der empirischen Kirche geschieht, was, theologisch gesehen, unkirchlich oder gar antikirchlich ist. Die Folgen dieser für unser heutiges Empfinden ob ihrer Selbstverständlichkeit beinahe banal klingenden Aussage sind schwerwiegend. Denn wenn es so steht, und zwar nach kirchlicher Lehre so steht, dann kann und darf gerade die Kirche selbst eine Totalidentifikation mit der jeweiligen empirischen [d. h. konkreten] Kirche nicht wollen.

      Kurzum, das göttliche Wesen der Kirche ist an allen Orten und zu allen Zeiten von menschlichem Unwesen durchsetzt. Daraus folgt, dass sich die Treue zur Kirche nicht in blinder Ergebenheit,

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