ТОП просматриваемых книг сайта:
Mörderisches Vogtland. Roland Spranger
Читать онлайн.Название Mörderisches Vogtland
Год выпуска 0
isbn 9783839270301
Автор произведения Roland Spranger
Жанр Триллеры
Издательство Автор
19 Grünhaid: Ortsteil von Schönwald, direkt an der B 93 zwischen Rehau und Selb, mit dem Gasthof Turm inklusive Campingplatz samt Ferienschiff und Spielpark (teilweise Indoor). Der Spielplatz ist für Hotel-, Campingplatz- und Restaurantgäste kostenlos.
20 Skizentrum/Trail-Netz Großer Kornberg: 2012 neu gebauter Ski-Lift mit Flutlichtanlage, zwei Abfahrtsstrecken über 700 Meter und 17 Prozent Gefälle, der gleich unterhalb des Aussichtsturms Schönburgwarte beginnt. Dazu Kleinskilift mit Übungshang sowie gespurte Loipen. Anspruchsvolles Mountainbike-Gebiet – manchmal nicht ganz ungefährlich für Wanderer. Über den Kornberg verläuft die Grenze der Landkreise Hof und Wunsiedel/Fichtelgebirge. Der Berg befindet sich also nicht komplett im Vogtland, was Ausflügler jedoch nicht stören dürfte.
21 Modellstadt Rehau: Nach dem großen Stadtbrand 1817 im Folgejahr wiederaufgebaute Stadt. Baukonduktor Baumann entwickelte dafür am Reißbrett einen Plan nach neuesten städtebaulichen Erkenntnissen. Die Rehauer profitieren noch heute von der großzügig angelegten Innenstadt mit breiten Straßen, großen Plätzen, viel Grün.
22 Museen und Ausstellungen in Rehau: Museum am Maxplatz mit umfangreicher stadtgeschichtlicher Sammlung, Ascher und Schlesischer Heimatstube, Rossbacher Weberstube und dem Ascher Archiv. Die Mechanische Werkstätte Gelius erinnert an die Geschichte der Metallbearbeitung ab 1871. Hier lernte Dr. h. c. Hans Vogt (1890 bis 1979), einer der Erfinder des heute noch gebräuchlichen Lichttonverfahrens für Tonfilme.
23 Kunsthaus Rehau: Das Kunsthaus mit dem Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie und dem Archiv Eugen Gomringer gehört der Stadt Rehau. Es ist im früheren Schulhaus untergebracht. Ein gepflegter Skulpturenpark lädt zum Spaziergang ein.
Tod in Klein Sibirien
Maren Schwarz
Hätte sich Norbert Reichenberg an diesem Januartag einen Moment Zeit genommen, um auf die mahnende Stimme in seinem Kopf zu hören, wäre vielleicht alles anders gekommen. Stattdessen beschloss er seine Bedenken auf dieselbe Art zu ignorieren wie seine Skrupel. Dabei konnte Norbert sich eigentlich glücklich schätzen. Er besaß alles, was sich ein Mann wünschte: Einen gut bezahlten Job, eine liebevolle Ehefrau und zwei reizende Kinder. Und doch gab es da etwas, was ihn all das aufs Spiel setzen ließ. Es war der Reiz des Unbekannten. Jener ultimative Nervenkitzel, wie man ihn nur in Extremsituationen erlebte. Das dabei freigesetzte Adrenalin ließ ihn zu Hochtouren auflaufen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Gefühl, das Norbert zum ersten Mal beim Bungeesprung von der Europabrücke erfahren hatte. So lebendig hatte er sich nie zuvor gefühlt. In diesem euphorischen Zustand war ihm Stefanie über den Weg gelaufen. Stefanie, die wie er die Gefahr liebte. Für die es keine Tabus gab und die ihm den besten Sex seines Lebens beschert hatte. Statt die Sache als einmaligen Ausrutscher zu betrachten, verliehen die seither an Stefanies Seite bestandenen Abenteuer seinem Leben einen völlig neuen Sinn. Diesmal wollten sie sich in einer abgelegenen Waldhütte treffen. Es war Stefanies Idee gewesen. Und Norbert hatte ihr zugestimmt. Auch wenn die damit verbundene Herausforderung nicht gerade das war, was er sich vorgestellt hatte. Was sollte bei einer Skitour schon Aufregendes passieren? Er hatte sich nur darauf eingelassen, weil ihm nichts Besseres eingefallen war. Zumal sie von Wildwasserpaddeln bis hin zum Wüstentrekking nahezu alles ausprobiert hatten. Das zu toppen, war nicht leicht.
Dabei sollte sich zeigen, dass das Wetter durchaus noch zur Herausforderung werden sollte. Als Norbert Reichenberg mit aufgedrehtem Gebläse von zu Hause losfuhr, lag die Außentemperatur bei minus 27 Grad. Der Wetterbericht warnte vor umfangreichen arktischen Luftmassen. Bei solchem Wetter schickte man normalerweise keinen Hund vor die Tür. Der Meinung war auch der Tankstellenangestellte, der gegen 18 Uhr im tschechischen Kraslice 24 sein Geld entgegennahm. Er sei seit mehreren Stunden der einzige Kunde, der sich bei diesem Wetter heraustraue, hatte er ihm in gebrochenem Deutsch zu verstehen gegeben. Doch Norbert ignorierte den besorgten Tonfall in seiner Stimme mit dem lapidaren Hinweis, dass so ein bisschen Kälte noch niemandem geschadet habe. Inzwischen hatte er den deutsch-tschechischen Grenzübergang passiert. Heute wollte Norbert nicht in die Rundkirche ›Zum Friedefürsten‹ 25 , wie bei seinem letzten Aufenthalt hier, als er mit seiner Frau das Weihnachtsoratorium gehört hatte. Nein, seine Absicht war ganz und gar nicht fromm. Nachdem er den Kreisverkehr auf Klingenthaler Seite hinter sich gelassen hatte, streifte sein Blick das Navi und seine Miene verdüsterte sich.
Ausgerechnet heute musste es ihn im Stich lassen. Zum Glück lag im Handschuhfach ein alter Straßenatlas. Doch sich anhand der Karten zu orientieren, war für Norbert, der sich bislang stets auf sein Navi verlassen hatte, gar nicht so einfach und deshalb auch gründlich schiefgegangen. Er war falsch abgebogen. Es dauerte eine Weile, bis er den Irrtum bemerkte. Statt der Hauptstraße in Richtung Aschberg mit seinem Wanderaussichtsturm 26 zu folgen, war er nach links zur Vogtlandschanze 27 gefahren, die er nur aus dem Fernsehen kannte. War er hier wirklich richtig? Hätte er nicht in Mühlleithen an Skilift und Sommerrodelbahn 28 vorbeifahren müssen? Als er ein paar Kilometer weiter das Ortseingangsschild von Muldenberg passierte, dem weit über seine Grenzen hinaus bekannten Flößerdorf 29 , wusste er, dass er sich verfahren hatte. Einen Moment lang erwog Norbert umzukehren. Ein Blick in die Karte zeigte ihm, dass er einen Umweg gefahren war. Doch der ließ sich wettmachen, indem er der Straße nach Hammerbrücke folgte. Der darauffolgende Ort hieß Jägersgrün. Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung bis nach Rautenkranz. In der Frischhütte mit ihrer Bowlingbahn 30 hatte er einmal ein Wochenende mit seiner Clique verbracht. Befand sich in den Wäldern dazwischen nicht auch der Waldpark Grünheide 31 ? Obwohl es ein paar Jahre her war, konnte Norbert sich noch gut an das in der Nähe des Vogtlandsees 32 gelegene Kinder- und Jugenderholungszentrum erinnern. Es musste an die fünf Jahre her gewesen sein, dass sein Sohn in den Sommerferien an einem Fußballcamp in besagtem Waldpark teilgenommen hatte.
In diesem Moment tauchte vor Norbert das Ortseingangsschild von Rautenkranz auf. Dem Geburtsort von Sigmund Jähn, der am 26. August 1978 als erster Deutscher ins All gestartet war. Bevor Norbert den Kreisverkehr in Richtung Morgenröthe verließ, erhaschte er einen Blick auf das neue Gebäude der Deutschen Raumfahrtausstellung 33 . Kurz darauf kamen die ersten Häuser von Morgenröthe in sein Blickfeld. Der Ort lag abgeschieden im Tal der Großen Pyra und war bekannt durch die ehemalige Glockengießerei 34 . Das Industriedenkmal kannte er, doch heute konnte er es nicht sehen. Je weiter er vorankam, desto enger und unpassierbarer wurde die Straße, an deren Rändern sich der Schnee türmte. Es hatte die letzten Tage fast ununterbrochen gestürmt und geschneit. Inzwischen hatte sich der Schneefall zwar gelegt, dafür war es bitterkalt. Laut Wettervorhersage stand die kälteste Nacht des Winters bevor. Mittlerweile hatte Norbert die etwas weiter südlich im gleichen Tal gelegene Siedlung Sachsengrund 35 mit ihren malerischen Häusern erreicht. Endlich war Skifahren angesagt. Norbert stellte seinen Jeep an der Gaststätte Weidmannsheil ab. Als er die Autotür öffnete, schlug ihm ein Schwall arktische Luft entgegen. Die Kälte traf sein Gesicht wie eine Ohrfeige und trieb ihm Tränen in die Augen. Das war ja noch frostiger, als er befürchtet hatte. Schnell schloss er die Tür. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Sache abzublasen. Norbert hatte den Gedanken noch gar nicht zu Ende gedacht, als er ihn auch schon verwarf und sich einen Ruck gab. Das bisschen Kälte würde er die letzten Meter auch noch überstehen. Selbst das man Sachsengrund auch als Klein Sibirien bezeichnete, konnte ihn nicht mehr zurückhalten.
Ein Blick auf die Uhr am Armaturenbrett zeigte ihm, dass es kurz nach 19 Uhr war. Bevor Norbert ausstieg, studierte er nochmals die Karte, die Stefanie ihm zugemailt hatte. Eine dünne Linie schlängelte sich bergauf, zu einem mit Bleistift markierten Punkt, an dem sich die Hütte befand: schätzungsweise fünf bis sechs Kilometer von seinem jetzigen Standort entfernt. Eine Entfernung, die er jeden Morgen vor dem Frühstück lief. Das sollte zu schaffen sein. Er würde sich einfach die Skier anschnallen und loslaufen. Hauptsache,