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      Diejenigen von uns, die Achtsamkeit lehren oder in ihrer Arbeit anwenden, tragen die Verantwortung, sicherzustellen, dass die Menschen, mit denen sie arbeiten, bei der Achtsamkeitsmeditation so sicher und stabil wie möglich sind. Das Ziel jedweder Traumaarbeit, schrieb Babette Rothschild, muss es sein, „das Leid zu mindern und nicht zu intensivieren“. (2010, S. xi) Dies kann in Anbetracht dessen, dass Achtsamkeitsmeditation oft Stillsitzen mit geschlossenen Augen beinhaltet, eine erstaunlich schwierige Aufgabe sein. Woher können wir also wissen, ob jemand auf die von uns angebotenen Meditationsanleitungen traumatisch reagiert?

      Es gibt keine einfachen Antworten auf diese Frage. Jede Person und jede Situation ist einzigartig. Jedoch können wir als Lehrer und Experten für seelische Gesundheit unser Bestes tun, um uns stetig fortzubilden. Wir können lernen, wie man Trauma erkennt und wie man effektiv darauf reagiert; wir können unsere Klienten an Menschen überweisen, die auf die Arbeit mit Trauma spezialisiert sind, und wir können unsere Achtsamkeitsarbeit an die Bedürfnisse traumatisierter Klienten anpassen – all dies kann einer Retraumatisierung vorbeugen. Mein Ziel ist es, Ihnen praktische, vernünftige Wege anzubieten, die zumindest versuchen, sicherzustellen, dass sich die Menschen in Ihrer Obhut nicht selbst schaden.

      2 Ein systemisches Verständnis von Trauma voranbringen

      Dieses Ziel wurde durch meine Arbeit mit Generative Somatics geprägt. Ich glaube, dass es mehr bedarf als des bloßen Abwandelns traditioneller therapeutischer Techniken, um ein traumasensitiver Achtsamkeitspraktiker zu werden. Wir müssen erkennen, was Trauma mit der Welt um uns herum zu tun hat. Wenn wir uns ausschließlich auf einzelne Teilbereiche von Trauma konzentrieren, gehen wir das Risiko ein, dass unsere Aufmerksamkeit von den unterdrückenden Systemen, die so oft die Wurzel von Traumata bilden, abgelenkt wird. Traumatischer Stress ist eine körperliche und seelische Erfahrung, aber darüber hinaus ist er eben auch eine politische Erfahrung. Dies zu verstehen – unseren eigenen soziologischen Kontext eingeschlossen –, kann Sicherheit und Vertrauen aufbauen und uns dabei helfen, die Menschen, mit denen wir arbeiten, bestmöglich zu unterstützen.

      3 Für eine kontinuierliche Partnerschaft zwischen

      Achtsamkeitspraktikern und Traumaspezialisten eintreten

      EINE WEGBESCHREIBUNG

      Teil I dieses Buches bringt gewissermaßen Achtsamkeit und traumatischen Stress miteinander ins Gespräch. Ich definiere Trauma und Achtsamkeit, betrachte ihre jeweilige besondere Geschichte und untersuche, wie moderne Neurowissenschaft unser Verständnis von beidem formt. In Teil II behandle ich die fünf Prinzipien der traumasensitiven Achtsamkeit, indem ich relevante Theorien und Modifikationen präsentiere, die Sie bei Ihrer Arbeit anwenden können.

      Dazu noch einige Vorbemerkungen. Erstens: Manchmal werde ich gefragt, ob es Achtsamkeit ist, die für Traumaüberlebende problematisch ist, oder ob es Achtsamkeitsmeditation ist, welche die Schwierigkeiten verursacht. Wie Sie sehen werden, tendiere ich zu Letzterem. Es ist wichtig, zwischen Achtsamkeit als Geisteszustand und der Art und Weise, wie dieser Zustand erreicht wird, zu unterscheiden. Achtsamkeit an sich verursacht kein Trauma – es ist die Ausübung von Achtsamkeitsmeditation, die ohne ein entsprechendes Traumaverständnis angeboten wird, die traumatische Symptome verstärken und verfestigen kann. Menschen praktizieren Achtsamkeit in unterschiedlichen Kontexten: zu Hause, im Rahmen einer Psychotherapie oder wenn sie an längeren Retreats teilnehmen. Angesichts der beschränkten Zahl empirischer Studien zur Beziehung von Achtsamkeit und Trauma bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Was für den einen Traumaüberlebenden ein Trigger sein kann – wie zum Beispiel ein Meditationsretreat im Schweigen –, tut dem anderen gut. Wir sollten daher in der Lage sein, für die individuellen und andauernden Bedürfnisse unserer traumaüberlebenden Klienten empfänglich zu bleiben.

      Zweitens: Traumasensitive Achtsamkeit ist nicht als Ersatz für bewährte Methoden der Traumaheilung gedacht. Sie werden von mir nicht die Behauptung hören, dass Achtsamkeit „heilen“ kann, was für viele ein so komplexes, intensives und andauerndes Thema ist. Statt dessen werde ich mich darauf konzentrieren, in welcher Weise Achtsamkeit eine Ressource für Traumaüberlebende sein kann, genauer gesagt, in welcher Weise Achtsamkeit dabei helfen kann, Erregungszustände zu regulieren und Stabilität beim Erleben von traumatischen Symptomen zu unterstützen – ein notwendiger Schritt innerhalb der Traumaheilung.

      Zuletzt möchte ich klarstellen, dass ich nicht behaupte, dass Achtsamkeit – oder das Umfeld, in dem Menschen diese lehren und praktizieren – fehlerhaft ist. Ganz im Gegenteil glaube ich, dass sie eine tiefgreifende Ressource für Traumaüberlebende ist und dass Achtsamkeitsgemeinschaften sich zutiefst dem Wohlergehen ihrer Mitglieder verpflichtet fühlen. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass wir es besser machen können. Achtsamkeit muss nicht für jeden funktionieren, aber ich bin überzeugt, dass bestimmte Modifikationen dabei helfen können, Traumaüberlebende zu unterstützen – zumindest aber verhindern können, dass diese sich innerhalb ihrer Praxis selbst retraumatisieren. Die Rahmenbedingungen des Lehrens und Praktizierens von Achtsamkeit trauma-bewusst zu gestalten, ist ein natürlicher – und wie ich finde, notwendiger – Schritt in der Entwicklung einer zeitgenössischen Achtsamkeitsbewegung.

      Die Auseinandersetzung mit Trauma verlangt uns eine Menge ab. Wie die feministische Psychiaterin und Professorin Judith Herman schrieb, konfrontiert es uns „mit der Verwundbarkeit des Menschen in seiner natürlichen Umwelt und mit der Fähigkeit zum Bösen als Teil der menschlichen Natur“. (2003, S. 17) Trauma zu studieren bedeutet auch, das Leid, das in größeren unterdrückenden Systemen gebunden ist, zu untersuchen – Systeme, die ganze Gemeinschaften von Menschen anfälliger für Trauma machen und andere Gemeinschaften wiederum davor schützen. Achtsamkeit kann uns dankenswerterweise dabei helfen. Sie stärkt unsere Fähigkeit, mit dem Unerträglichen gegenwärtig zu sein. Dies, so glaube ich, ist eine Aufgabe innerhalb der traumasensitiven Arbeit: sich dem Leid in seinen vielen Formen zu stellen. Wie der Schriftsteller und Gesellschaftskritiker James Baldwin schrieb: „Nicht alles lässt sich ändern, aber nichts ändert sich von selbst.“

      TEIL I

      Grundlagen

      traumasensitiver

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