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aber auch in diesem Boot eher knapp bemessen. Marc testete noch den Aerius 490, einen Kajak-Einer mit Luftschläuchen, kam aber zu dem Ergebnis, dass sein T65 wesentlich agiler ist und sich eher wie ein Wildwasserboot fahren lässt als der Aerius. Auch Gerhard und Hartmut versuchten die unterschiedlichsten Boote, schließlich erlöste Hartmut die Gruppe, indem er den Aerius XXL mit 5,85m Länge kaufte, ein Boot, welches notfalls auch mit bis zu vier Personen gefahren werden konnte und sehr viel Gepäck aufnahm. Marc beteiligte sich ohne Wissen von Gerhard an den Kosten, die allein mit 3500 Euro zu Buche schlugen.

      Das Material wurde vervollständigt. Da Marc am wenigsten Stauraum in seinem Boot hatte, galt es, äußerst platzsparendes und leichtes Material zu wählen. Er entschied sich dabei für ein leichtes nur 1,7kg wiegendes Zweimann-Zelt von sehr geringen Abmessungen. Das gleiche galt für alle anderen Utensilien. Nach zwei Monaten war die Ausrüstung vollständig. Jeder konnte nur zwei Gepäckstücke mit maximal 46 kg mitnehmen. Von vornherein war klar: ein Gepäckstück waren jeweils die Boote, das zweite der Rucksack mit allen persönlichen Sachen. Marcs Boot wog 21 kg, der Rucksack 24 kg. Bei seinen beiden Freunden war das Verteilungsgewicht etwas günstiger, da sich das Boot auf zwei Personen verteilte.

      Sie bereiteten sich intensiv auf die Reise vor. Am Anfang benötigte Marc für das Aufbauen des Faltbootes fast 45 Minuten, zum Schluss nur noch 15 Minuten. Gepaddelt wurde nur noch mit den Faltbooten.

      Die Generalprobe stand an. Als Fluss wählten sie die Durance in den Seealpen in Frankreich. Wasserwucht, Kiesbankschwälle, kleinere Verblockungen waren ideales Trainingsgelände. Marc merkte sehr schnell, dass seine Wahl in jedem Fall richtig war. Das Boot ließ sich hervorragend fahren, selbst mit Ballast. Er konnte es extrem auf die Kante legen, was mit dem riesigen Aerius schlichtweg nicht möglich war. Gerhard und Hartmut mussten erkennen, dass sie eine verblockte Engstelle mit wenig Wasser auf keinen Fall fahren konnten.

      Endlich war es soweit, die Reise stand bevor.

       Das Abenteuer beginnt

      Flughafen Stuttgart, der Neubau des Terminals 3 war noch nicht abgeschlossen. Die drei Freunde mussten in den alten Hallen einchecken. Gerhards Frau Susanne hatte sie mit einem großen Kombi von Ulm zum Flughafen Leinfelden-Echterdingen gefahren. Im Land nur kurz L.E. genannt, dabei ausgesprochen wie das amerikanische L.A. Um 11.00 Uhr war Abflug, bereits um 8.30 Uhr stoppte der Kombi direkt am Eingang Abflug. Der Abschied war kurz und schnell, wobei Gerhard seiner Frau versprechen musste, sie nach Möglichkeit einmal in der Woche anzurufen. Währenddessen organisierte Marc zwei große Gepäckwagen für die Rucksäcke und Boote. Einchecken und Gepäckaufgabe geschah ohne Probleme.

      Endlich im Flugzeug. Das Abenteuer konnte beginnen.

      Zuvor stand aber noch zweimaliges Umsteigen in Frankfurt und Vancouver an. Ab Frankfurt ging es weiter im Jumbojet, sie saßen alle in gleicher Reihe. Marc am Gang, Gerhard in der Mitte und Hartmut am Fenster. Die Zeitzonen wurden passiert und das berühmte Jetlag entstand. Inzwischen war es dunkel geworden, die meisten Passagiere schliefen oder dösten. Marc konnte nicht schlafen, immer war er bei Reisen nervös, dieses Mal jedoch etwas mehr. So entschloss er sich zu ein bisschen Bewegung und erkundete das Flugzeug mit seinen zwei Etagen. Vor der Businessklasse wurde ihm der Zutritt verwehrt. Als er sich schon abwenden wollte, bekam er ein paar Wortfetzen von zwei Männern mit, die sich lautstark unterhielten und wohl nicht einer Meinung waren. Es schien um eine junge Frau zu gehen, der man habhaft werden wollte. Das machte ihn neugierig und er stellte sich unauffällig an einen Zeitungsständer, um mehr zu erfahren. Der ältere der beiden Männer schien der Vorgesetzte des etwas jüngeren Mannes zu sein.

      Seine tiefe Stimme war schneidend und ließ keinen Widerspruch zu.

      „Bekommen Sie das Problem endlich in den Griff? Oder muss ich mich darum kümmern. Ich habe endgültig genug von diesen Halbwilden …“

      Der jüngere unterbrach ihn, „es ist aber nun mal ihr Land und wir zerstören es. Vielleicht sollten wir ihnen ein bisschen Entgegenkommen zeigen.“

      Der Ältere wurde zornig.

      „Entgegenkommen? Die haben hier Wald ohne Ende. Flächen so groß, dass man die Schweiz ein paar Mal hineinstecken könnte und dann leben dort eine Handvoll Menschen. Nein, das Maß ist endgültig voll, ich will eine Entscheidung. Keine Ausflüchte mehr, verstanden?“

      Der Jüngere war sichtbar einige Zentimeter kleiner geworden, versuchte einzulenken.

      „Soviel ich weiß ist die junge Frau, die Tochter von Littlefoot, mit ihrem Bruder jetzt in Jade City am Cassiar Highway, einem winzigen Ort mit nur zwanzig Einwohnern. Wir hätten alle Möglichkeiten. Ein Entkommen ist da nicht mehr möglich.“

      Der Ältere dachte kurz nach, ein Lächeln huschte über sein Gesicht.

      „Tun Sie, was Sie tun müssen. Ich will eine endgültige Lösung.“

      In diesem Augenblick fiel Marc eine Zeitung auf den Boden. Der jüngere der beiden Männer kam sofort zu ihm.

      „Was machen Sie hier?“

      Marc heuchelte Überraschung, antwortete in der deutschen Sprache, irritierte den Frager.

      „Was haben Sie gesagt? Ich verstehe nicht, kann kein Englisch.“

      Der winkte nur ab, begab sich zurück zu seinem Vorgesetzten, während Marc sich schnell zurückzog. Völlig durcheinander kehrte Marc an seinen Platz zurück.

      War das jetzt ein Mordauftrag? Ich muss irgendwas unternehmen!

      Er weckte seinen Sitznachbarn Gerhard und erzählte ihm von seinen Beobachtungen. Gerhard weckte wiederum Hartmut. Alle drei beratschlagten die weitere Vorgehensweise. Insbesondere Hartmut wiegelte ständig ab und verharmloste den Vorfall, er wollte auf keinen Fall die Reise gefährden.

      Marc stand schließlich mit seiner Meinung alleine. Er konnte sich damit, alles einfach so zu lassen wie es ist, überhaupt nicht anfreunden. Zuerst musste er wissen, wo dieses Jade City lag. In seinem Reiseführer wurde er schnell fündig. Der winzige Ort lag ganz in der Nähe von Watson Lake, ihrem Reiseziel. Wie Schuppen fiel es ihm von den Augen. Natürlich, die beiden Männer wollen nach Watson Lake, dann ist die junge Frau jetzt in Jade City. Er nahm sich vor, nach Jade City zu gehen und die junge Frau zu suchen, egal was seine beiden Freunde dazu meinten.

      In Vancouver angekommen, hielten sie sich fast drei Stunden im Flughafenbereich auf, um direkt den Anschlussflug nach Whitehorse zu nehmen. Whitehorse, ein moderner viel zu großer Flughafen für eine Stadt mit 18000 Einwohnern, ist eine Drehscheibe im äußersten Norden Kanadas. Dort angekommen suchten sie zuerst ihr gebuchtes Hotel auf.

      Am Abend im Hotel beim Abendessen war Marc sehr einsilbig, während seine beiden Freunde dem Aufbruch förmlich entgegen fieberten. Marc dagegen beschäftigte vorrangig immer noch das Gespräch im Flugzeug, dessen Zeuge er geworden war. Am liebsten wäre er sofort nach Watson Lake aufgebrochen, doch ihr Bus fuhr erst am nächsten Morgen.

      Hartmut ergriff schließlich die Initiative, sein Desinteresse bereitete ihm Sorge. Jedoch interpretierte er dies vollkommen falsch. Hartmut dachte eher an einen Rückfall von Marc.

      „Mensch Marc, freust du dich nicht auf die Tour. Was ist los? An was denkst du?“

      Marc schreckte aus seinen Gedanken auf, er wollte seine beiden Freunde nicht beunruhigen.

      „Klar freu ich mich, ich bin nur ein bisschen müde. Wann fährt der Bus?“

      Der Bus, ein Greyhound, brauchte knapp sechs Stunden bis Watson Lake. Früh am Morgen fanden sie sich am Busbahnhof ein. Ein typischer silbergrauer Bus stand vor ihnen, das Logo des rennenden gestreckten Hundes an der Front aufgemalt. Das Gepäck verschwand im riesigen Stauraum des Busses. Die Fahrt war sehr entspannend und der Bus selbst außerordentlich komfortabel mit viel Fußraum. Die Fahrtstrecke ging über den berühmten Alaska Highway Nr. 1. Auf freier Strecke stoppte der Bus plötzlich.

      Über Lautsprecher drang die Stimme des Busfahrers krächzend durch das Mikrofon: „Sehr geehrte Fahrgäste, leider müssen wir eine nicht geplante

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