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sind als die des Opfers. Also handelt es sich tatsächlich um zwei weitere Personen.

      Reichlich Urinspuren an einem benachbarten Baum, die vom Opfer stammen, weisen darauf hin, dass er sich dort am See etwas häuslich eingerichtet hatte. Inklusive Freilufttoilette. Luxus pur!

      Die Inventarliste des Autos beinhaltet mehr Positionen als die meines Wohnmobils. Wieder ein deutliches Anzeichen für ein Globetrotter-Dasein. Wird uns das weiterbringen? Fehlanzeige! Da wird meine Stimmung auch nicht besser.

      Nun rufe ich erst mal den Förster an, weil ich wissen will, ob er den Panda schon mal gesehen hat, was er bejaht, allerdings nicht in den letzten beiden Tagen, an denen er auch nicht am See war. Nein, das war etwa vor einem Vierteljahr, als ihm der Panda mit französischer Nummer schon einmal aufgefallen war.

      Aha. Dann muss doch ein Bezug zu unserem Landkreis da gewesen sein. Ich glaube ja nicht, dass er sich nur wegen der Schönheit des Sees des Öfteren zu uns verlaufen hat.

      Ich bedanke mich bei Phillip Hubertus und in mir keimt endlich etwas Hoffnung. Wenn es uns gelingt, herauszufinden, was Charles wiederholt hierhergelockt hat, dann haben wir endlich eine Spur. Nun beauftrage ich Timo, sich mit dem am See ansässigen Angelverein und dem Sportverein in Verbindung zu setzen. Irgendwer muss doch den Panda und seinen Insassen gesehen haben.

      Sofort setzt sich mein Kollege an seinen Monitor und sucht nach Vorstandsmitgliedern und Telefonnummern.

      Zur gleichen Zeit unterbricht Laura ein Telefonat auf Niederländisch, um „Bingo“ auszurufen. Sofort eile ich zur ihr rüber.

      Nachdem sie aufgelegt hat, berichtet sie: „Die Großmutter väterlicherseits lebt nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim in Venlo und ist linksseitig gelähmt, aber bei klarem Verstand. Sie kann unser Opfer also identifizieren.“

      Richtig! Bingo!

      Nach der Hoffnung entwickelt sich sogar so etwas wie Dynamik. Nun ruft auch der Dritte im Bunde „Bingo“.

      „Was gibt es, Timo?“, will ich sofort wissen.

      „Ich habe den Vorstand des Angelvereins am Telefon“, klärt er uns auf, „und ihm seien der Wagen und sein Insasse nicht unbekannt.“

      „Her mit dem Mann“, nun werde ich sogar etwas euphorisch, „ich brauch ihn umgehend hier.“

      Timo regelt das direkt und kann den Mann dazu überreden, dass er sich im Laufe der nächsten Stunde hier einfindet.

      Nach so vielen guten Nachrichten muss ja doch was Blödes passieren. Etwas, das den in mir aufkommenden Tatendrang wieder bremst. Aber er wird nicht gebremst. Nein, nicht gebremst. Er wird zunichtegemacht, denn es klingelt. Ganz unschuldig ist’s, das Klingeln. Das Display meines Diensttelefons auf meinem Schreibtisch zeigt ein freundliches, neutrales „Nummer unbekannt“.

      „Kripo Neustadt an der Weinstraße in Landau, Schlempert!“, sag ich. Keine Ahnung, ob das einen Sinn ergibt. Ist mir auch völlig egal.

      „Klappt doch schon viel besser“, vernehme ich meinen Chef aus dem Hörer. „Wir werden das nun noch einmal üben. Tun Sie doch einmal, als würden Sie mich anrufen.“

      „Herr Heuler, ich bitte Sie. Wir haben hier einen Arsch voll Arbeit. Da bleibt keine Zeit für Rollenspiele.“

      „Papperlapapp“, kommt da von ihm, „da müssen Prioritäten gesetzt werden. Wenn die Basis stimmt, dann lernen wir den Rest. Los, tun Sie, als würden Sie anrufen.“

      Einen Moment denke ich daran, einfach aufzulegen, um dann die Leitung zu blockieren. Doch ich muss an Timos Worte denken. Gut, spiele ich eben mit. „Palim palim“, trällere ich in den Hörer.

      „Kripo Neustadt an der Weinstraße, Kommissariatsleiter Rüdiger Heuler, Ehrendoktor GGB, einen wunderschönen guten Tag wünsche ich Ihnen, was darf ich für Sie tun?“, meint er allen Ernstes.

      Und überhaupt? Was ist ein Ehrendoktor GGB? Bei seiner Intelligenz kann es nur Gegen GeBühr heißen.

      Ich antworte dann mal ganz zuckersüß: „Das haben Sie aber schön gesagt. Ich werde es mir zum Beispiel nehmen. Was darf ich denn für Sie tun?“

      „Tja, Herr Schlempert, da ich von Ihrer Abteilung erwartungsgemäß noch keinen Bericht erhalten habe, bin ich nun gezwungen, mich selbst um den Informationsfluss zu kümmern.“

      Was werfe ich ihm denn nun vor die Füße? Den Mailverkehr hat er selbst auf dem Schirm. Damit kann ich schon mal keinen Eindruck schinden. Ich hab’s: „Wir haben die Großmutter des mutmaßlichen Opfers gefunden und auch noch einen Zeugen ausfindig gemacht, der ihn sogar lebend am See gesehen hat. Der Zeuge wird in den nächsten Minuten hier in der Wache vorstellig werden.“

      „Ja prima“, ist der Heuler nun von unserer Arbeit begeistert. „Sofort in die Gerichtsmedizin mit dem Mann.“

      „Mit dem Zeugen?“, frage ich verwundert. „Was soll er denn dort?“

      „Ja, Schlempert, machen Sie Ihren Job zum ersten Mal? Identifizieren soll er den Toten. Identifizieren, wissen Sie, was das ist?“

      Klar weiß ich das. „Und was bitte schön soll er identifizieren? Dass der Tote sich am See aufgehalten hat? Das wissen wir schon. Nur zur Identität wird er uns wohl keine rechtlich verwertbare Aussage machen können. Er hat ihn ja nur gesehen und ist nicht mit ihm aufgewachsen.“

      „Gut“, sagt mein Chef dann unverdrossen, „dann schaffen Sie eben die Großmutter bei.“

      So langsam kommt er auf die richtige Fährte, doch leider muss ich ihn wieder enttäuschen: „Geht leider nicht. Sie lebt im Heim und ist ein Pflegefall.“

      „Ja, haben Sie denn auch einmal eine eigene Idee?“, wird er nun aufbrausend. „Dann müssen Sie eben hinfahren. Mein Gott, Schlempert, ist das denn so schwer?“

      Schwer ist das nicht, aber ich hab absolut keine Lust, einen ganzen Tag im Auto zu sitzen, um eine Omi zu besuchen, die ich nicht einmal kenne. „Nein, da mailen wir ein paar Fotos zu den Kollegen in Venlo“, sag ich deshalb, „dann können die das machen.“

      „Das kommt überhaupt nicht infrage“, überschlägt sich Heulers Stimme, „dass die am Ende noch die Lorbeeren einheimsen? Das machen schön Sie! Sie persönlich.“

      „Aber hier wäre ich doch nützlicher.“

      „Hören Sie, das ist doch eine Kleinigkeit für Sie. Sie fahren da morgen hin. Die paar hundert Kilometer sitzen Sie doch auf einer Pobacke ab. Ist doch nur eine Fahrzeit von gut drei Stunden.“

      Sagen kann der doch, was er will, ich tu dann auch einfach, was ich will.

      „Mensch Schlempert, einfach die A61 bis zum Ende durch und dann nur noch über die Grenze. Schon sind Sie in Venlo.“

      Moment! Die A61? Das ist doch die Gelegenheit, in der Dienstzeit meine Familie in Köln zu besuchen. Sogar den Kraftstoff zahlt der Staat.

      „Ja, da sind Sie platt, Schlempert“, spricht Heuler weiter, „nicht nur mein kriminalistischer Spürsinn ist legendär, nein, auch mein geografisches Wissen ist unerreicht.“

      Ja, ja, googeln kann ich auch, durchs Telefon kann ich sogar hören, wie er auf den Tasten herumhämmert. Aber egal.

      „Sehr geehrter Herr Heuler. Ich muss Ihnen zugestehen, dass ich Ihrer Argumentation nichts entgegenzusetzen habe.“ Ich schleime, was das Zeug hält. „Selbstverständlich werde ich mich Ihrer Anweisung fügen.“

      Nun hat der Chef sein Erfolgserlebnis, ich meine Ruhe und wir können so unser Gespräch in beidseitigem Glücksgefühl beenden.

      „Leute, ich bin morgen im Außendienst“, kläre ich mein Team auf.

      „Na prima, und was machen wir so lange?“, will Laura wissen.

      „Ihr könnt ja mal unsere bisherigen Ermittlungsergebnisse in einem Bericht erfassen. Zudem wird das Protokoll der Aussage von dem Angelvorstand zu tippen sein.“ Damit sollten sie zu tun

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