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100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2. Erhard Heckmann
Читать онлайн.Название 100.000 km zwischen Anchorage, Neufundland, dem Pazifik und New Mexico - Teil 2
Год выпуска 0
isbn 9783957444042
Автор произведения Erhard Heckmann
Жанр Книги о Путешествиях
Издательство Автор
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen verabschieden wir uns von den Kalbhenns und sind der Meinung, dass wir wiederkommen werden. Ein letztes Winken, dann brummt unser Gefährt den Berg hinauf zum Highway 20, wo wir nach links, Richtung Bella Coola, einbiegen. Der Asphalt zieht jetzt nordwärts, es wird wieder grüner, und am Wegesrand blüht die Indian Paint Brush in vielen Farben. Kleine Seen und Koppeln mit Rindern und Pferden begleiten uns nach Nimpo- und Anahim Lake, wo der Highway wieder nach Westen abknickt und nach weiteren 150 Kilometer zu Bella Coola, am North Bentinck Arm des Burke Channels, sein Ende findet. Nimpo Lake, die „Hauptstadt der Wasserflugzeuge von British Columbia“, verweist im Wesentlichen auf Bäckerei, Post, Café, Motel, Laden, Lodge, See und die „Tweedsmuir Air“, die 1988 gegründet wurde, pauschale Ausflüge und Charterflüge anbietet, aber auch alle Eigenkreationen der Touristen mit ihren „Buschfliegern“ „Beaver und Cessna“ erfüllt. Ob es dabei zu abgelegenen Wanderzielen, Seen, Anglerzielen wie dem Blackwater- oder Dean River geht, oder Flüge in den Regenbogenberge, zu den Hunlen Falls, Eisfeldern, Gletschern oder Transferflüge zu verschiedenen Orten gewünscht werden, hier ist so ziemlich alles möglich, auch morgens zum Wunschziel hinfliegen, und abends wieder abholen lassen. Und das Wichtigste dabei, für europäische Ohren klingen die Preise sehr zivil, obwohl stets die komplette Maschine bezahlt werden muss. Wer im Dreisitzer nur mit dem Piloten unterwegs ist, zahlt allein, ansonsten wird der Gesamtpreis entsprechend geteilt. Mit diesen Fliegern werden wir auch noch Bekanntschaft machen, doch kam das eher unerwartet.
Neunzehn Kilometer weiter, und 330 Kilometer von Williams Lake entfernt, erreichen wir die Weiler und die Ansiedlung, die sich Anahim Lake nennt. Der kleine Ort ist einer jener „Gateways“, die die Kanadier als Ausgangspunkte ins „Backcountry“ bezeichnen, und die in der Regel schon selbst weit ab und als idyllisch gelegen Oasen der Ruhe vom geschäftigen Alltag zu finden sind. Anahim Lake ist vor allem das Tor zum Tweedsmuir Park und den Itcha-Ilgachuz Bergen, aber auch in die restliche großartige Landschaft, denn die Buschflieger landen und starten hier direkt hinter der Haustür auf dem gleichnamigen See. Reine Angler können auf deren Dienste aber auch verzichten, denn der Anahim Lake ist fischreich, und der Dean River, der den See verlässt und zum Ozean zieht, gilt als einer der allerbesten Stealhead-Flüsse des Kontinents, doch ist er auch voller Lachse und Regenbogenforellen. Aber nicht nur er, sondern auch die anderen großen, wilden Flüsse der Cabrio-Chilcotin-Küste – Atnarko, Bella Coola, Kwatna, Chilck, Taseko, Chilcotin, Quesnel oder Blackwater – sind Weltklasse-Fischgewäs-ser. Anahim Lake ist aber auch eine Ausgangsbasis für Wanderer, die, mit oder ohne Buschflieger, zu Fuß oder Pferd unterwegs sein möchten, während der wirkliche Städter in dieser Gegend alles vermisst, was er schätzt.
Das unmittelbare Juwel ist hier der 981.000 Hektar große Tweedsmuir Provincial Park mit seinen farbenprächtigen Rainbow Mountains. In den 1990er Jahren wurden ihm im Nordwesten die Kitlope Heritage mit dem gleichnamigen Regenwald-Tal, und inzwischen auch der neu geformte Entiako Park im Osten zugeordnet, um den Wildtieren genügend Überlebensraum garantieren zu können. Das Backcountry im Park ist isolierte Wildnis mit Grizzlys und Schwarzbären, die sich zur Laichzeit besonders an den Flüssen Dean, Atnarko, der ein äußerst gefährliches Gewässer ist, und Bella Coola konzentrieren. Während in der Bergregion in jedem Monat des Jahres mit Schneefällen gerechnet werden muss, gelten Juni, September und Oktober als die regenreichsten im Schutzgebiet, und der Juli kann auch mit 30 Grad aufwarten. Straßen und Wege gibt es im Schutzgebiet ebenso wenig wie andere Einrichtungen. Wer hier marschiert, muss nicht nur absolut fit und mit speziellen Karten ausgerüstet sein, sondern auch alles im Rucksack haben, was er auf seiner Tour braucht. Und wer sich nicht auskennt, der braucht unbedingt einen Guide! Viel einfacher lässt sich diese Wildnis aber zu Pferd erkunden, und ein solches Abenteuer, ein achttägiger Trailritt, wartet morgen auf uns. Und das ist auch der Grund, weswegen wir nach weiteren acht Kilometern vom Highway nach rechts abbiegen, denn unser Treffpunkt ist „Eagles Nest“, ein kleines Juwel, das man mitten „im Busch“ so nicht unbedingt erwartet. Haupthaus, Blockhütten, Pool und Duschanlagen überschauen hier auf einer kleinen Erhöhung das Seeufer, gegenüber Wald, dahinter leuchten verschneite Bergspitzen. Und das Adlernest, nachdem diese Einkehr benannt ist, das gibt es auch. Als wir um die letzte Ecke biegen, werden wir schon erwartet, und alles was hier an Zweibeinern umherläuft steht vor der Tür und winkt. Dem kurzen Hallo folgen ein paar Worte und ein Willkommensdrink, dann wird erst das Wohnmobil an seinen Platz rangiert,