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      In dem Zusammenhang möchte ich aber auch an einen mutigen Pfarrer aus Weimar erinnern: Pfarrer Alexander Wessel (1880-1954). (Nicht zu verwechseln mit Pastor Ludwig Wessel, den Vater von Horst Wessel, der den Text des Horst-Wessel-Liedes geschrieben hat: „Die Fahnen hoch! Die Reihen dicht geschlossen!“) Alexander Wessel war Pfarrer des Luther-Sprengels. Er war ein sozial denkender Mann, der den „Christbaum für alle“ eingeführt hatte, der jährlich in der Adventszeit vor dem Kunstgewerbemuseum (Neues Museum) aufgestellt wurde. Als Fritz Saukel, der Reichsstatthalter, der im Kunstgewerbemuseum seinen Sitz hatte, 1936 das Kreuz auf der Spitze des Baumes verbieten ließ, beendete Pfarrer Wessel diese Tradition. Als der sich schließlich in einem Brief an seine Gemeinde öffentlich gegen den Krieg wandte, wurde Pfarrer Wessel von der Gestapo verhaftet und in Buchenwald interniert. Über die Länge seines Aufenthaltes dort gibt es unterschiedliche Angaben. Auf jeden Fall durfte Wessel bis zum Ende des Krieges nicht auf eine Kanzel. Es heißt, Hitler habe gesagt, ein Mann dieses Namens könne nicht in einem KZ bleiben! Hat der kleine Schnauzbärtige aus Braunau auch einmal etwas auf der Habenseite?

      Zuletzt möchte ich noch folgendes bemerken. Es ist leicht, sich als später Geborener auf die Seite der Empörten zu stellen im Sinne von „Wie konnten die nur…!“ Als ich vor Jahren die Vakanz Esperstedt hatte, wo der spätere Bischof der Ev.-Luth. Kirche in Thüringen, Ingo Braecklein, Vikar gewesen war, fand ich dessen Schreiben stets mit „Heil Hitler!“ signiert. Und ebenso soll selbst ein Mann wie Paul Schneider anfangs seine Briefe beendet haben.

      Was wissen wir von der Begeisterung und von der „Bewegung“, von den Aufmärschen, Jubel-Inszenierungen und Hoffnungen jener Tage? Noch heute geht von solchen Filmen eine eigenartige Faszination aus. Dennoch muss es gestattet sein, mit Namen und Vornamen von den Verirrungen jener Zeit zu berichten. Das sind wir unseren Kindern und Enkeln schuldig! Das sind wir Gott Jahwe schuldig!

      p.s: Im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg, schreibt mein Freund Olaf, seien ca. 2000 ev. Pfarrer gefallen bzw. gestorben. Etwa 20 ev. Pfarrer seien im Widerstand gegen das 3. Reich umgekommen. Ein Prozent! Das wirft ein eindeutiges Licht auf das Verhältnis der Evangelischen zum 3. Reich und relativiert die Bedeutung der sogenannten „Bekennenden Kirche“ für die Gesamtheit der Ev. Kirche in Deutschland enorm!

       Doch, du auch!

      Es war in meinem zweiten Jahr in Schöndorf, genauer: am 16. April 1995, Ostersonntag. Die Eheleute Angelika und Viktor Sorokin, fleißige Gottesdienstbesucher, hatten sich entschlossen, ihre fünf Kinder zur Heiligen Taufe zu bringen: Katharina, Christina, Anna, Daniel und Benjamin. Mit den größeren Kindern hatte ich einige Male zusammen gesessen und mit Ihnen über Gott und Mensch, Schöpfung und Verheißung, Schuld und Vergebung, Taufe und Glauben geredet. Das war ein sehr erfreuliches Erlebnis! Und über den Ablauf des Tauf-Gottesdienstes hatten wir natürlich auch gesprochen. Als nun die eigentliche Taufe erfolgte und sich ein Kind nach dem anderen über das Taufbecken beugte, die Taufformel hörte, mit Wasser übergossen wurde, den Segen empfing und mit strahlenden Augen die Taufkerze entgegen nahm, flüsterte der kleine Benjamin seiner Mutter zu: „Gelt, Mutti, ich nicht!?“ Und die Mutter antwortete seelenruhig und bestimmt: „Doch, du auch!“ Und so habe ich denn nach dem Wunsch der Eltern auch den Kleinsten getauft, obwohl er eine unbestimmte Furcht vor der Taufe hatte. Er hat weder geweint noch sich gesträubt. Vielleicht war ihm die Sache ja einfach etwas zu feucht? Denn nachdem vor Jahren einer meiner Kollegen eine Taufe von mir miterlebt und von einer „Tröpfeltaufe“ gesprochen hatte, habe ich fortan immer reichlich Wasser verwendet… Nun, die Menge macht’s nicht. Aber nach katholischem Ritus soll bei der Taufe Wasser fließen.

       Ein ganz besonderes Ersatzteil

      Für eine vierköpfige Familie, Vater, Mutter und zwei Kinder, ist ein Waschautomat geradezu eine Notwendigkeit. Damals, 1975, wohnten wir in Bad Berka, L.-Brauer-Straße 15, und erfreuten uns eines WA 45 aus Schwarzenberg im Erzgebirge. Bis er nach gut zwei Jahren plötzlich im Programm stehen blieb.

      Wir benachrichtigten die Vertragswerkstatt Wellhöfer in Weimar. Die stellte uns, da Ersatzteile Mangelware waren, eine sechswöchige Wartezeit in Aussicht. Doch als die Frist verstrichen war, konnte uns die Firma immer noch nicht helfen und riet uns, an den Hersteller zu schreiben. Wir schrieben also an den VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg, Kombinat Monsator, Abteilung Kundendienst, schilderten die Sachlage und baten angesichts der besonderen Dringlichkeit, berufstätige Eltern, zwei Kinder, neun und vier Jahre, um ein Steuergerät (Schaltverstärker) für den WA 45.

      Wie lange das noch einmal gedauert hat, habe ich vergessen. Doch eines Tages kam das Gerät tatsächlich bei der Firma Wellhöfer an als „personengebundenes Ersatzteil“ für unsere Familie, und der Schaden konnte behoben werden.

      Kann sich das eine junge Familie von heute vorstellen???

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