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mit den Schultern. Ein Hauch Traurigkeit lag in ihrer Stimme. „Du? Warst du in letzter Zeit mal da?“

       „Nein, meine Arbeit hält mich auf Trab. Ich bin Seniorberater bei 105.“ Der Schnee fiel dichter, und er entdeckte einen bläulichen Schimmer auf ihren Lippen.

       „105? Sehr schick. Für die würde ich auch gerne einmal arbeiten. Aber wie ich höre, ist Hops Williams nicht gerade einfach.“

      „Das stimmt schon, aber wenn man ein paar Tricks kennt …“ Er zwinkerte und freute sich über das Lächeln, das sie ihm zur Antwort schenkte. „Sag mal, ich erfriere gleich. Kann ich dich auf eine Tasse Kaffee einladen? Oder Tee oder so?“

       „Na ja …“ Sie schaute himmelwärts, betrachtete prüfend die Schneewolken. „Mein Auftrag wurde gerade abgesagt. Aber was genau meinst du eigentlich mit ‚oder so‘?“

       Sie hatte ihn. Genau da und dort. „Mittagessen?“

       „Perfekt. Ich bin verhungere.“

      Aus dem Mittagessen wurden ein Schaufensterbummel, eine Pause in einem Café, dann ein Abendessen. Danach ein Treffen auf einen Kaffee am Morgen. Wieder ein Abendessen. Genauer gesagt, jeden Abend ein Abendessen, bis zu ihrer spontanen Hochzeit.

      „Jack?“ Taylors Berührung holte ihn aus seiner Erinnerung. „Du warst arbeiten?“

      „Ja, tut mir leid, ich wollte eigentlich anrufen. Wie war dein Tag?“ Hatte sie nicht einen Fototermin oder etwas in der Art gehabt? Stimmt, für Morgen ist ein neuer Tag. Vermittelt durch den arroganten Doug Voss.

      „Gut.“ Ihre Antwort unterstrich sie mit schnellen Gesten. „Der Shoot mit dem Ensemble von Morgen ist ein neuer Tag ist gut gelaufen. Ich habe Colette gesehen.“

      „Ja, was hat sie denn gesagt?“

      „Gar nichts eigentlich. Ich meine, wir sind wie Fremde. Wir haben das gleiche Blut in den Adern, aber das war’s auch schon. Obwohl Addison fand, wir sähen uns ähnlich.“

      „Die Macht der Suggestion. Das beste Werkzeug in der Werbebranche.“

      „Und der Grund dafür, dass wir glauben, eine Pille könnte uns schlank machen.“

      Sie beugte sich zu ihm, und er atmete einen Teil seiner Wut aus, aber nicht genug, um ihn von der Kante wegzuholen. Dort fühlte er sich wohl. Da hatte er den größten Teil seines Lebens verbracht. „Hat sie etwas über den Tod deiner Granny gesagt?“

      „Nein. Sie hat mich einem ihrer Co-Stars als ihre Nichte vorgestellt, aber sonst hätte man auch nicht gemerkt, dass wir zur selben Familie gehören. Oh Jack, sie ist hinreißend. Sie sieht aus, als wäre sie siebzig.“

      „Wie alt ist sie denn?“

      „Ein Jahr jünger als Granny. Also zweiundachtzig?“

      „Hmmm. Hat vielleicht eine Pille genommen, damit sie jung bleibt?“

      Taylor schubste ihn mit der Hüfte. „Sehr witzig.“

      „Wie hast du dich wegen Voss entschieden?“ Der Unterton lag wieder in seiner Stimme. Er hörte es. Er fühlte es.

      Sie wich zurück. „Was meinst du, wie ich mich entschieden habe?“

      „Wirst du die Emmys fotografieren?“

      „Echt jetzt, Jack? Willst du, dass ich mit Doug nach L.A. fahre?“

      „Es ist ein Auftrag.“ Er konnte sich selbst hören. Und er klang dumm. Aber er wollte selbstbewusst sein. Sie wissen lassen, dass er mit allem umgehen konnte, was da auf ihn zukommen mochte. „Ich muss mir doch um nichts Sorgen machen, oder?“ Wenn sie immer noch Gefühle für Voss hatte, dann ab an die Oberfläche damit.

      „Das kann nicht dein Ernst sein.“ Er fühlte die Wärme ihres Seufzers. „Warum sagst du mir nicht, was nicht stimmt?“

      „Nichts.“

      Sie rutschte nach rechts, weg von ihm. „Übrigens haben die Leute vom Architecture Quarterly angerufen. Danke für den Auftrag. Sie haben gesagt, sie bräuchten mich nächstes Wochenende. Rate mal, wo.“

      „L.A.?“ Sarkasmus war seine Grundeinstellung.

      „Okay, Jack, fein.“ Taylor wandte sich zur Tür. „Dann sei halt hier draußen und schmolle. Ich habe keine Zeit für so was.“

      „Warte.“ Er streckte die Hand nach ihr aus. Seine Fingerspitzen berührten die weiche Unterseite ihres Unterarms. „Schlechter Tag. Also, wo ist denn der AQ-Termin?“

      „Es ist schon okay. Das braucht dich nicht zu interessieren.“

      „Es interessiert mich aber. Schau, ich … Bei der Arbeit ist es nicht so gut gelaufen heute.“

      „Was meinst du mit ,es ist nicht gut gelaufen‘?“, erschrak sich Taylor. „Ist Hops wütend, weil du mir den AQ-Job zugeschanzt hast?“

      Er lachte. Ihre Aufrichtigkeit berührte ihn. „Nein, er ist nicht wütend geworden.“

      Hops war das Gegenteil von wütend. Er wollte, dass Jack ins Londoner Büro wechselte. Und ehrlich gesagt sollte Jack das Taylor besser früher als später sagen. Aber die Angst vor der Ablehnung führte zu allerhand Verzögerungsstrategien. Wenn Taylor sich weigerte, mitzukommen, was dann? Würde er ohne sie gehen?

      Wie sehr hingen sie eigentlich an ihrer sechs Monate alten Ehe? Einer Ehe, aus Leidenschaft und Spontaneität an einem Strand von Martha’s Vineyard geschlossen.

      Als er ihr den Antrag gemacht hatte, hatten sie noch nicht einmal über Dinge wie Finanzen oder Kinder gesprochen. Oder wie es ihr damit gehen würde, ans andere Ende des Ozeans zu ziehen. Aber jetzt gerade musste sich Jack unmittelbar darauf konzentrieren, einen wichtigen Kunden zurückzugewinnen.

      „Wir haben ein Problem mit dem FRESH Water-Geschäft. Also, wo ist denn nun der AQ-Termin?“

      „Welche Sorte Problem?“

      „Der Fototermin, Taylor. Wo soll’s hingehen?“

      „Heart’s Bend.“

      „Heart’s Bend?“ Jack sah überrascht zu ihr hinunter. „Das gute alte Heart’s Bend? Um was geht es denn? Um Fotos von heruntergekommenen Häusern an der Hauptstraße?“

      „Um eine Hochzeitskapelle, wenn du es unbedingt wissen willst.“

      „Eine was? Es gibt doch gar keine Hochzeitskapelle in Heart’s Bend.“

      „Anscheinend doch. Abseits der River Road. Jimmy Westbrook hat sie gebaut.“

      „Coach Westbrook?“

      „Glaub schon …“

      „Der hat eine Hochzeitskapelle gebaut? Abseits der River Road?“ Jack tauchte in die dunklen Gassen seiner Erinnerungen ein. Er war früher immer durch die Wiesen gestrolcht, hatte sich von der einen oder anderen Pflegefamilie weggeschlichen.

      Bis Sam und Sarah ihn aufgenommen hatten. Dann hatte er mit ihnen und ihrer erweiterten Familie dort gepicknickt. Alle hundert Leute saßen zusammen und aßen Brathähnchen und Kohl. Aber eine Kapelle hatte er nie gesehen.

      „Also fährst du nach Hause?“

      „Sieht so aus. Ich nehme an, das ist eine glückliche Fügung, weil ich sowieso geplant hatte, runterzufahren und mich um Grannys Haus zu kümmern.“

      Taylor hatte Grannys Haus geerbt, aber sie war in den letzten vier Monaten nur einmal zu Hause gewesen, um sich mit ihrem Erbe zu beschäftigen. Ihre Schwester brachte sie immer wieder auf den neuesten Stand, wenn sie Dinge nahm oder weggab, trotzdem war es an Taylor, die Sache zu einem Abschluss zu bringen. Doch wie Jack schien sie glücklicher damit zu sein, ihre

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