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genau gleichzeitig ihre Blicke, als würden sie für die Meisterschaften im Synchronschwimmen üben.

      »Der Laserstrahl kommt direkt von … Boah«, murmelte Tom, und er spürte, wie sich in seinem Bauch die Wut sammelte.

      »Woher sonst«, grollte Welf.

      Direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Schaustellerstraße, stand das Spiegelkabinett von Zoracz – dem Mann, der schon bei der Testamentseröffnung versucht hatte, Tom die Geisterbahn abzuschwatzen. Der Laserstrahl traf genau durch den Türspalt in der Einfahrt und reichte so bis ins rechte Eck von Vlarads Dekoration, wo der Sarg stand.

      »Das kann doch nicht wahr sein. Spinnt der?«, schimpfte Mimi.

      Letzteres steht außer Frage, und wahr ist zumindest, dass Zoracz sich bemüßigt fühlt, einen Lichtstrahl auf uns zu richten, warf die Mumie ein.

      »Warum auch immer, ich geh da jetzt mal fragen, was das soll. Und wenn Zoracz hinter dem Verschwinden der beiden steckt, dann kann er sich auf was gefasst machen«, knurrte Tom und klang dabei fast wie ein kleiner Werwolf, so wütend war er.

       Kapitel 6: Zoracz

      Sieh an, sieh an. Der kleine Kollege von gegenüber und sein wortkarrrger Wildhund. Wie kann ich helfen?«

      Zoracz war wie immer in Schwarz gekleidet. Da das Festgelände jeden Moment die Tore öffnen würde, trug er auch schon seinen glänzenden Zylinderhut und das riesige Cape, das er mit jeder Bewegung zum Aufbauschen animierte. Gerade hatte er die Kette abgehängt, die den Zugang versperrt hatte, und drehte nun das Schild hinter der Scheibe des kleinen Kassenhäuschens von ›Geschlossen‹ zu ›Geöffnet‹ um. All das tat er mit ausladenden, übertrieben schwungvollen Bewegungen. Sein sorgfältig getrimmter Spitzbart zusammen mit dem seltsam künstlichen Akzent machten es einem schwer, ihn wirklich ernst zu nehmen. Doch Tom hatte gute Gründe dafür, auf der Hut zu sein. Hinter der Fassade des aufgeblasenen, operettenhaften Schaustellers lauerte ein durchtriebener Fiesling mit undurchsichtigen Motiven und mysteriösen Kräften.

      »Warum haben Sie einen Laserstrahl auf uns gerichtet?«, fragte Tom ganz direkt und bemühte sich, dem bohrenden Blick seines Gegenübers standzuhalten.

      »Laserstrrr… Ach das, hahahaha!«, lachte Zoracz künstlich und winkte viel zu theatralisch ab. »Das ist nichts anderes als Konkurrrrrrenzbeobarrrrrchtung, mein Junge.«

      »Konkurrenzbeobachtung …«, wiederholte Tom und runzelte die Stirn.

      »Aber ja doch, sieh her: Der Laserstrrrrahl leuchtet von dorrrt oben auf dem Dach meines Spiegelkabinetts hinüber dirrrekt in eure Schrrreckensfahrt

      »Sag uns etwas, was wir noch nicht wissen, Zoracz«, grollte Welf so barsch, dass Zoracz ein paar Zentimeter zurückwich.

      »Nicht so angrrriffslustig, wenn ich bitten darf. Und falls Sie mal an einer Drogerie vorbeilaufen, genehmigen Sie sich doch einen Schluck voll Mundwasser. Ihre Umwelt wird es Ihnen danken«, gab Zoracz zurück.

      Der traut sich was, dachte Tom bei sich, ließ sich aber nichts anmerken. »Also weiter, wir hören«, sagte er stattdessen laut und deutlich.

      Zoracz warf in gespielter Entrüstung die Hände in die Luft: »Hach, die jugendliche Ungeduld! Selig ein Kind noch zu sein, und zudem noch ein so naives Kerlchen, aber sei’s drum. Jedes Mal, wenn ein zahlender Gast in einem eurer Wägelchen sitzt, durchtrrrennt er mit seinem Körper einmal kurz den Laserstrrrrahl. Dieses unsichtbare Ereignis wird elektronisch gezählt, und ich kann des Abends ganz genau sehen, wie viele zahlende Gäste ihr an diesem Tag begrüßen durrrftet. Voilà.«

      Tom schaute zu Welf, der sah ebenso verwundert aus, wie er selbst sich fühlte. »Sie … zählen unsere Besucher? Aber wozu?«

      Die Antwort von Zoracz überraschte Tom und Welf gleichermaßen: »Nun, ich wollte einfach wissen, wie die Verdienstaussichten sind«, schnarrte er. »Das würrrde wohl jeder ehrbare Geschäftsmann tun, wenn er, so wie ich, schon morgen Besitzer der Schrrreckensfahrrrt wäre.«

      »B…«, blubberte es aus Tom heraus und für einen Moment dröhnte seine Birne, als hätte ihm ein Elefant eine Kopfnuss gerüsselt.

      Welf war dafür umso schneller, denn sofort hatte er Zoracz am Kragen seines Fracks gepackt. Er zog ihn so nah zu sich heran, dass seine Schneidezähne nur Millimeter von Zoracz’ Nasenspitze entfernt waren.

      »Du wirst Besitzer der Schreckensfahrt? Erzähl mir, wie du das anstellen willst …«, zischte der Werwolf, und seine blitzenden Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

      Einen Windstoß und einen roten Wischer später jedoch war der Werwolf schon verschwunden, und Zoracz ordnete sich seelenruhig die Kleidung. Tom fuhr erschrocken herum und sah, wie sich Welf zwischen Spiegelkabinett und dem Wohnmobil von Zoracz mehrfach auf dem staubigen Boden überschlug. Ihm folgte mit weit greifenden Schritten Dada. Die katzenhafte Assistentin und Leibwächterin von Zoracz trug immer Rot. Tom hatte schon einmal einen Kampf zwischen Welf und Dada miterlebt. Die beiden hatten problemlos die gesamte holzgetäfelte Kanzlei seines Anwalts zerlegt. Sie hatten Stühle und Schränke aneinander zerschlagen und sich gegenseitig so heftig gegen die Wände geschmettert, dass man danach die Abdrücke im bröckelnden Putz sehen konnte.

      Da sprang Welf auch schon wieder auf und blockte Dadas Fußtritt mit seinem Ellbogen ab. Gleichzeitig griff er ihr anderes Bein und riss es ruckartig in die Höhe.

      Die Frau überschlug sich in der Luft und schaffte es tatsächlich während des Saltos, einen Hieb mit der linken Hand auszuteilen. Als sie überraschend sanft wieder auf beiden Beinen gelandet war, hielt sich Welf die Wange, auf der sich vier sichtbare Kratzspuren abzeichneten.

      Dada ließ dem Werwolf jedoch keine Zeit, seine Wunden zu lecken und griff sofort wieder an. Welf wich blitzschnell zur Seite aus und gab ihr mit der flachen Hand einen so heftigen Stoß auf den Rücken mit, dass die Frau mehrere Meter weit flog. Mit einem lauten Krachen prallte sie gegen den Bretterzaun. Alle Schausteller bauten solche hohen Zäune als Sichtschutz um ihre Wohnwagen herum auf.

      Fast sah es so aus, als würde sie eine Sekunde lang dort kleben bleiben wie eine Comicfigur, doch dann rutschte sie bewusstlos hinunter und zu Boden.

      Was dann passierte, erstaunte Tom wohl genauso wie Zoracz. Welf eilte zu der Frau, um nachzusehen, ob sie denn schlimm verletzt war! Behutsam hob er ihren Kopf, prüfte Atem und Puls.

      Tom und sein Widersacher tauschten irritierte Blicke aus. »Ähm … wissen Sie zufällig, ob die beiden sich näher …«, begann Tom verwundert, und Zoracz schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre mir neu.«

      »Nicht, dass zwischen denen etwas läuft … Ich fänd’s ja fast irgendwie nett, aber leider würde das alles gleichzeitig einfacher und komplizierter machen«, seufzte Tom.

      »Da muss ich dir rrrecht geben, verehrter minderjähriger Widersacher«, antwortete Zoracz. »In der Tat. Wo ist denn da der Schutz für beide Parteien gewährt, wenn die jeweiligen Leibwächter einander betätscheln wie Rrrromeo und Jurrrlia!«

      »Ich glaub, da ist kein R in Julia«, murmelte Tom.

      »Sicher?«

      »Sicher.«

      »Scharrrde.«

      Der Aufprall von Dadas hochhackigem Schuh auf Welfs Stirn klatschte laut und wenig betätschelnd über den Platz. Welf kippte um wie ein gefällter Baum. Doch noch während des Sturzes schien er wieder zu Bewusstsein zu kommen. Kaum hatte sein Rücken den Boden berührt, rollte er sich auch schon zur Seite und schlug Dada, die gerade aufgesprungen war, beide Beine unter dem Körper weg. Hart landete die Frau neben Welf und krallte sich sofort wild fauchend an seinem Hals fest.

      »Hm, das wiederum sieht

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