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Großmutters gemeinnützige Rezepte und erprobte Hausmittel. A.V. Berg
Читать онлайн.Название Großmutters gemeinnützige Rezepte und erprobte Hausmittel
Год выпуска 0
isbn 9783867779845
Автор произведения A.V. Berg
Жанр Кулинария
Издательство Автор
95. Flanell weiß zu machen. In 50 Kilo Regenwasser löst man 1 1/2 Kilo Marseiller Seife und gießt 3/4 Kilo Salmiakgeist dazu. In dieser Flüssigkeit wäscht man den Flanell und spült ihn danach.
96. Mittel, um waschlederne Handschuhe zu waschen. Man kocht ein Stückchen neue, gewöhnliche weiße Waschseife und wäscht die Handschuhe nur lauwarm darin aus, spült sie dann zweimal in lauem, etwas angebläutem Wasser nach, ringt aus, bläst sie auf und hängt sie so an freier Luft zum Trocknen auf. Wenn die Handschuhe getrocknet sind, werden sie gerieben und mit einem nur warmen Plätteisen geplättet.
97. Eine Seife zur Wäsche für seidenes Zeug und Kattun, dessen Farben leicht ausgehen. Man nehme 1/2 Kilogramm reine, fein geriebene Talgseife, 1/2 Liter frische Ochsengalle, 2 Lot (33 1/3 Gramm) Honig, 3 Lot (50 Gramm) Zucker, 1/2 Lot (8 1/2 Gramm) Terpentin. Diese Ingredienzien werden recht genau, ohne Kneten, miteinander vermischt und in einem reinen, irdenen Tiegel über einem gelinden Feuer geschmolzen, oder auch in einer nicht allzuheißen Ofenröhre zerlassen, so daß sie zusammenfließen; dann taucht man ein leinenes Tuch erst in heißes, dann in kaltes Wasser, und breitet es über einen andern Tiegel aus und gießt die obige Masse darauf. Nach 24 Stunden nimmt man die festgewordene Seife heraus, schneidet sie in Stücke und gebraucht sie bei allen seidnen Zeugen und allen Kattunen, bei denen man ein Ausgehen der Blumen oder der Farbe befürchtet. Sie mit lauwarmem Wasser angewendet.
98. Neuere Hilfsmittel der Wäsche. Hausfrauen klagen so häufig über zahlreiche Übelstände beim Waschen; – es wird aber daher nicht überflüssig sein, wenn ich die Hilfsmittel der Wäsche einmal sämtlich überblicke und die Eigenschaften der neueren vorteilhaftesten den Leserinnen darlege. Gegen die Anwendung der Soda wird vielfach geeifert, dieselbe ist indessen weniger durch ihre chemischen Eigenschaften nachteilig, als durch ihre Kristallisationsfähigkeit beim Eintrocknen auf der Wäsche. Wenn nämlich einzelne Teile des Zeuges beim Kochen mit Soda über die Flüssigkeitsfläche hinausstehen, so können sie durch die Hitze leicht austrocknen, und da sich in ihnen durch die Haarröhrchenkraft der Zeugfaser die Sodaauflösung verdickt und die Soda endlich kristallisiert, so werden dann die feinen sich bildenden Kristallchen die Fasern trennen, bezüglich zerreißen und so mechanisch zerstörend wirken.
Obgleich die Pottasche bedeutend kostspieliger ist so erscheint dennoch ihre Anwendung ungleich vorteilhafter, namentlich aber in der Weise, wie sie früher stattfand, als man noch mit Holz feuerte, die Holzasche auslaugte und diese Lauge als Waschmittel benutzte. Pottasche oder kohlensaures Kali kristallisiert dann bekanntlich nicht so leicht.
In neuerer Zeit hat man aber anstatt dieser beiden alten bekannten noch zahlreiche andere mehr oder minder empfehlenswerte Waschmittel eingeführt.
Vor etwa 15 Jahren wurde vom Apotheker Chapoteaux in Decize folgendes Waschverfahren empfohlen und namentlich in großen Wirtschaften, Hotels u. s. w. eingeführt. In einigen Pfunden heißen Regenwassers werden zwei Pfund gewöhnliche, gute und vorher fein geschabte Hausseife durch Erwärmen aufgelöst und die Auflösung wird mit lauwarmem weichen Wasser bis auf 45 Quart verdünnt. Dann vermischt man 1 Lot Terpentinöl und 2 Lot Salmiakgeist durch Schütteln und rührt dies unter die Seifenauflösung, in welche die Wäsche eingetaucht, wieder ausgedrückt und in einen passenden Bottich gelegt wird, worauf man den Rest der Flüssigkeit darübergießt und die Wäsche je nach ihrem Zustande 4 – 6, ja selbst 24 Stunden hindurch liegen läßt. Hierauf wird sie nur mäßig durchgerieben, sauber ausgespült und erscheint nach dem Trocknen blendend weiß, ohne im geringsten nach Terpentinöl zu riechen.
Zahlreiche Versuche haben sodann ergeben, daß das Benzin, in gleicher Weise und gleichem Verhältnis an Stelle des Terpentinöls angewandt, ganz ebenso wirksam, dagegen durchaus unschädlich sich zeigt. Auch in dieser Flüssigkeit wird die Wäsche 4 – 6 Stunden geweicht, dann Stück für Stück herausgenommen, zwischen den Händen sanft gerieben und in reinem lauwarmem Wasser gespült.
Wasserglas hat man in mehreren großen Anstalten als Waschmittel ausprobiert und mit Erfolg eingeführt.
Nach Angabe der Deutschen Industriezeitung verfährt man in folgender Weise: In einer Auflösung von 1/2 kg Wasserglas [Als Wasserglas werden aus einer Schmelze erstarrte, glasartige, also amorphe, wasserlösliche Natrium-, Kalium- und Lithiumsilicate oder ihre wässrigen Lösungen bezeichnet. Je nachdem, ob überwiegend Natrium-, Kalium- oder Lithiumsilicate enthalten sind, spricht man von Natronwasserglas, Kaliwasserglas oder Lithiumwasserglas Quelle: Wikipedia.] in 50 kg Wasser wird die Wäsche eingeweicht, in 24 Stunden mit Seife nachgewaschen und dann gespült und getrocknet. Eine nachteilige Einwirkung des Wasserglases auf das Zeug ist nicht wahrzunehmen, wohl aber soll die leinene Wäsche viel weißer werden als beim Einweichen in Aschenlauge. Durch zahlreiche Versuche ist sodann noch festgestellt, daß dies Waschen mit Wasserglas in Hinsicht der Abnutzung und des Aussehens im Verhältnis zum Waschen mit Seife sich für leinene Wäsche sehr vorteilhaft, für baumwollene dagegen weniger und für wollene entschieden unvorteilhaft zeigt. Die Entfettung der Gewebe erfolgt in einer siedenden Wasserglasauflösung augenblicklich: man braucht das Zeug deshalb nicht lange zu brühen, wodurch die Wäsche jedesmal leidet. Außerdem ist die mechanische Arbeit geringer beim Waschen mit Wasserglas als mit Seife. Die Kosten des Waschens mit Wasserglas stellen sich um Zweidrittel niedriger.
Borax oder borsaures Natron ist ebenfalls als Waschmittel mit gutem Erfolg zur Verwendung gekommen. Für grobe Wäsche ist er zwar zu teuer und zu wenig wirksam, allein für die feine Wäsche ist er um so vorzüglicher, da er nicht wie die Soda die Wäsche gelb macht. In einer Lösung von 1/2 kg Borax in 70 Quart heißen Regenwassers wird das Zeug 5 – 10 Stunden hindurch eingeweicht, dann mit Seifenwasser rein gewaschen und in klarem Wasser gespült. Die fettigen und harzigen Unreinlichkeiten werden durch den Borax ebensogut als durch die Soda aufgelöst, dabei greift der erstere aber die Fasern der Gewebe durchaus nicht an; man erzielt damit die blendendste Weiße des Zeuges, ohne daß dieses im geringsten ruiniert wird und zugleich erspart man beinahe die Hälfte der Seife. Da 1/2 kg Borax 1 – 1,20 Mark kostet, so ist das Verfahren auch gar nicht zu teuer.
Alle gefärbten baumwollenen, wollenen und seidenen Zeuge bedürfen noch gelinderer Waschmittel. Ein solches ist das Glyzerin oder Ölsüß, welches sehr leicht in die Gewebe eindringt, den Staub und Schmutz von den Fasern förmlich abhebt und ihn, da es sich sehr leicht in Wasser auflöst, durch einfaches, vorsichtiges Auswaschen entfernen läßt. Vorzugsweise eignet es sich (das Glyzerin) jedoch nur für die staubschmutzigen Gewebe, deren zartesten und empfindlichsten Farben es aber nicht im mindesten schadet; fettigen Schmutz dagegen vermag es nicht zu entfernen.
Zum Waschen der mit diesem letzteren verunreinigten Gewebe wendet man vorteilhaft schon längst die bekannte Seifenwurzel an, welche einen eigentümlichen Stoff »das Saponin« enthält, der im Wasser sich auflöst, es schäumend macht und ihm auch die reinigenden Eigenschaften des Seifenwassers gibt.
Anstatt dieser letzteren braucht man neuerdings die noch viel kräftigere »Quillaya-Seifenrinde« aus Südamerika, welche jetzt bereits in jeder Drogenhandlung, das Pfund etwa für 1 M. 20 Pf. verkäuflich ist. Man zerschneidet diese Quillaya-Seifenrinde in recht feines Häcksel und übergießt sie in einem Eimer mit der zwanzigfachen Menge warmen Wassers. Nach 12 – 16 Stunden seiht man die nur wenig gefärbte Brühe durch ein wollenes Tuch ab und weicht in dieselbe nun die Wäsche, namentlich feine Stickereien, Bänder und dergleichen ein. Durch Auswaschen in reinem Wasser unter gelindem Reiben mit der Hand oder einer Bürste, nebst tüchtigem Ausspülen wird die Reinigung vollendet. Seit kurzem empfiehlt man anstatt in warmem, die »Quillaya-Rinde« nur in kaltem Wasser zu weichen.
99. Seife zum Waschen und Bleichen gebrauchter Strohhüte, Wollenstoffe und Seidenstoffe. Man nehme eine gute Natronseife, scheide dieselbe mit verdünnter Lauge und Kochsalz ab und setze ihr, solange sie noch weich ist, 1/5 ihres Gewichtes zerriebenes schwefligsaures Natron zu. Schneide sie sodann wie gewöhnlich, trockne sie und bewahre sie zum Gebrauche auf. Die Anwendung geschieht auf folgende Weise: Zunächst werden die zu bleichenden Gegenstände in Wasser