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er, das obere Stück des Baumes von dem größeren Stamm zu trennen. In einigen Augenblicken war er fertig mit Schlagen. Als dann der Wipfel zu schwanken begann, ließ er sich plötzlich tiefer herab, grub seine Steigeisen fest in den Stamm ein, warf sich an seinem Gurt zurück und erwartete den Gegenschlag. Schon im nächsten Augenblick setzte er ein, doch zu seinem Schrecken verpasste er die rechte Schwingung. Gleich darauf fühlte er den mächtigen Stamm gegen sein Gesicht schlagen. Weiter schwankte der Baum hin und her, bis es schien, als seien ihm alle Knochen zerbrochen. Er fühlte das heiße rote Blut hervorströmen, und als er aufwachte, war sein Gesicht in Schweiß gebadet, seine Nerven flogen vor Erregung.

      Wieder schlief er ein. Dieses Mal schwang er seine Axt hoch oben auf dem Stamm und war nur durch seinen Gurt gehalten. Plötzlich verfehlte er den rechten Schlag, und in einem Augenblick war sein Gurt durchschnitten. Er fühlte, wie er in die Tiefe stürzte, und mit einem Mark und Bein durchdringenden Schrei wollte er sich krampfhaft an einem Ast festhalten, griff aber daneben. Dann kam das schreckliche Gefühl, das er so oft als Junge gehabt hatte, wenn er träumte, dass er fiel. In einem Augenblick war alles vorbei, als er mit schwerem, dumpfem Aufprall auf die Erde aufschlug. Er erwachte zum zweiten Male und fand sich auf dem Fußboden neben seinem Bett.

      Er hatte Angst, sich wieder schlafen zu legen, noch einmal verließ er den Schlafsaal und wanderte zwischen den hohen Douglastannen, er wusste selbst nicht, wohin. Immer weiter ging er, achtete weder auf die Zeit noch auf die Richtung, und als er so dahinschritt, überkamen ihn wieder die Erinnerungen, gegen die er sich vergeblich gewehrt hatte.

      Er sah sich zurückversetzt in die große Stadt. Es war vor einem Jahr gewesen. Eine Woche lang waren große Versammlungen gehalten worden, an denen auch er teilnahm. Durch die magnetische Kraft des Sprechers angezogen oder unter dem Zwang eines ihm unerklärlichen Einflusses hatte er plötzlich seinen Platz verlassen und sich einer Reihe von jungen Männern und Mädchen angeschlossen, die nach vorne gingen, um der Aufforderung nach Freiwilligen für die Missionsarbeit zu folgen. Es war ein ergreifender Augenblick in seinem Leben gewesen. Noch fühlte er die erhabene Weihe, die ihn bei diesem bedeutenden Erleben überkommen hatte.

      Ja, auch er hatte es ganz aufrichtig gemeint. Doch bald schloss die Versammlung, und die große Begeisterung ließ nach. Er sah sich harten Tatsachen gegenübergestellt und musste die Kosten überschlagen. Als der zauberische Glanz verschwunden war, trat der heilige Entschluss immer mehr zurück. Weltliche Vergnügungen gewannen wieder ihre Macht über ihn, und in einigen Wochen hatte er die innere Stimme erstickt, und es war ihm wenigstens für geraume Zeit gelungen, sein Gelübde zu vergessen.

      Doch ab und zu, besonders in ruhigen Augenblicken, war das Mahnen tief in der Brust wieder da und forderte Anerkennung. Mochte er kämpfen, wie er wollte, ganz vergessen konnte er doch nicht, was er einmal getan hatte. Endlich hatte er sich eines Tages in einem plötzlichen Anflug von Verzweiflung auf die Reise nach dem fernen Westen begeben und, um es kurz zu machen, war schließlich ein geschickter »High Rigger« in den großen Holzfällerlagern von BritischKolumbien geworden. Nachdem jetzt ein Jahr darüber verflossen war und er alles endgültig begraben glaubte, war er nun noch einmal unausweichlich seinem Ruf gegenübergestellt worden.

      Zwei Stunden lang kämpfte und rang er mit sich selbst.

      Drohend ragte der Preis vor ihm auf, den er zu zahlen hatte. Das darin einbegriffene Opfer sollte auch nicht einfach unterschätzt werden. Der Ruhm, den er sich als »High Rigger« erworben hatte, zog ihn zu den Wäldern. Seine Freiheit in dem Lager der Holzfäller, der Genuss des ungebundenen Lebens ließen ihn zögern und schwanken.

      Doch plötzlich tauchte ein anderer vor seinem geistigen Auge auf, der auch versucht hatte, vor Gott zu fliehen. Und in einem Augenblick kam es ihm zum Bewusstsein, wie nutzlos das doch alles war. Jona war es schlecht ergangen. Ihn könnte sogar noch ein schlimmeres Ende treffen. Es konnte ihm teuer zu stehen kommen, wenn er die Entscheidung noch länger hinausschob.

      Er ließ sich auf den Boden niedersinken, barg den Kopf zwischen seinen Knien und schluchzte, als sollte ihm das Herz brechen. Er vergoss Tränen bitterer Reue, als er in abgebrochenen Sätzen seine Schuld bekannte und Vergebung für seinen Ungehorsam suchte, indem er sich Gott aufs Neue für den Missionsdienst verpflichtete. Und als alles vorbei war, da senkte sich ein Friede auf ihn, den er nie zuvor gekannt hatte.

      Der »High Rigger« war von Gott beschlagnahmt worden.

       Gemeinde Jesu Christi?

      Wir wollen gemeinsam einen Schriftabschnitt aus Hesekiel 3, V. 17–19 betrachten. Ich werde in diesem Text einige Worte abändern, um ihn auf unsere heutige Lage anzuwenden. Bitte achte genau auf die Veränderungen. Ich möchte unseren Text auf das Missionsfeld anwenden. Wir lesen von Vers 17 an:

      »Knecht Gottes, ich habe dich zum Wächter gesetzt; du sollst aus meinem Munde das Wort hören und die Menschen in meinem Auftrag warnen. Wenn ich dem Heiden sage: ›Du musst des Todes sterben‹, und du warnst ihn nicht und sagst es dem Heiden nicht, damit er sich vor seinem heidnischen Wesen hüte, auf dass er lebendig bleibe; so wird der Heide um seiner Sünde willen sterben. Aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Doch wenn du den Heiden warnst und er sich nicht bekehrt von seinem Heidentum und von seinem heidnischen Wesen, so wird er um seiner Sünde willen sterben; aber du hast deine Seele errettet.«

      »Sein Blut will Ich von deiner Hand fordern.« Wenn ich diese Worte lese, dann fange ich an zu zittern. »Sein Blut will Ich von deiner Hand fordern.«

      Jahrelang waren es immer große missionarische Parolen, die mein Leben ungeheuer beeinflussten und mich wie ein Motor unentwegt weiter vorwärts trieben. Eins dieser Worte, das mir besonders wichtig geworden ist, wohl noch mehr als alle anderen, lautet: »Die Hauptaufgabe der Gemeinde Jesu Christi ist die Evangelisierung der Welt.« Davon bin ich felsenfest überzeugt. Die allerwichtigste Arbeit, die die Kirche Jesu Christi zu leisten hat, ist die Weltevangelisierung.

      Die Welt

      Ich möchte drei Worte aus diesem Motto herausgreifen und sie eins nach dem andern besonders beleuchten. Ich fange bei dem letzten Wort an, die »Welt«. »Die höchste Aufgabe der Gemeinde ist die Evangelisierung der Welt.« Als Gott liebte, da liebte Er eine Welt. Als Er Seinen Sohn dahingab, da gab Er Seinen Sohn für eine Welt. Als Jesus Christus starb, da starb Er für eine Welt. Gott hat die ganze Welt im Auge, und darauf soll auch unser Blick ausgerichtet sein.

      So viele von uns haben einen eng begrenzten Blick. Wir sehen nur unseren eigenen Sprengel, unser eigenes Dorf oder unsere Stadt und nichts darüber hinaus. Es gibt solche Leute, die nur an ihre eigene Kirche oder Gemeinschaft denken und nicht das geringste Interesse für andere und ihre Arbeit aufbringen. Es gibt auch Menschen mit einem weiten Blick. Vor ihrem geistigen Auge steht eine ganze Stadt oder eine Provinz, und sie sind bereit, ihr Leben und ihre Arbeit für die Evangelisation dieses Gebietes einzusetzen. Doch auch sie haben noch Scheuklappen an, sie schauen niemals weiter über die Grenzen ihrer Stadt oder Provinz hinaus. Dann gibt es aber auch noch Menschen mit einem weiteren Herzen; sie denken an ein ganzes Land und wollen sich für die Evangelisationsarbeit dieses Landes einsetzen. Doch auch ihr Blickfeld ist noch begrenzt; denn sie sehen niemals über die Grenzen des Landes hinaus, in dem sie leben. Es gibt auch Leute, deren Blick noch weiter reicht. Vor ihrem geistigen Auge steht ein ganzer Kontinent, und sie wollen mit allen Kräften an der Evangelisierung ihres Kontinentes arbeiten. Doch ist auch ihr Blick noch örtlich begrenzt; denn sie machen an den Grenzen ihres Kontinents halt. Dann gibt es aber auch noch Menschen, auf denen die Verantwortung für eine ganze Welt lastet. Sie sehen Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika und alle Inseln im Meer. Sie schauen die Sache mit Gottes Augen an, und Er will, dass wir diese Blickrichtung haben sollen: einen Blick für die ganze Welt.

      Wie kommt es nur, dass so viele von uns solch einen eng begrenzten Horizont haben? Warum denken wir nur an uns selbst? Liegt Gott denn an den Schwarzen, die hier wohnen, mehr als an den Gelben, die weit dort drüben leben? Bekümmert Er sich um jene braunen Leute mehr als um die weißen? Liegt es in unserer Kurzsichtigkeit begründet, dass wir uns keinen Blick für die ganze Welt schenken lassen? Als ich bei meiner

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