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nicht eher wird Er zurückkehren, um hier Seine Herrschaft aufzurichten, als bis die Botschaft des Evangeliums in Alaska, Tibet, Afghanistan und in unseren anderen Besitzungen verkündigt worden ist, in denen sie bis jetzt noch nie gehört wurde.«

      Da fuhr der Fürst von Französisch-Indochina plötzlich auf: »Dann können wir also Seine Wiederkehr und die Aufrichtung Seiner Herrschaft auf dieser Erde verhindern, wenn wir alle Seine Boten aus den verschlossenen Ländern fern halten und somit den Willen des Allerhöchsten durchkreuzen!«

      »Gerade das wollen wir ja«, rief der stolze Fürst von Kambodscha und fuhr dann fort: »Neulich schrieb gerade noch ein Missionar: ›Im Augenblick können wir noch von keinem einzigen Eingeborenen hier sagen, dass er die Heilsgewissheit durch unsern Herrn Jesus Christus gefunden hätte.‹ Wir wollen schon dafür sorgen. Eure Majestät, dass uns keiner entwischt.«

      »So ist’s recht«, sprach Satan. »Wir wollen noch viel wachsamer sein und jeden Angriff auf die verschlossenen Länder mit aller Gewalt im Keim ersticken.«

      Als ihnen dieser großartige Plan aufgedämmert war, brachen sie in ein lautes Freudengeheul aus und eilten zu ihren Königreichen zurück, fester denn je entschlossen, das Entwischen auch nur einer einzigen Seele zu verhindern.

      Fünfzig Jahre waren seitdem ins Land gegangen. Unstet schreitet Seine Satanische Majestät auf und ab. Finstere, unheilverkündende Schatten lagern auf seiner gerunzelten Stirne. Etwas ganz Ungewöhnliches musste ihm seine Ruhe geraubt haben.

      »Es darf nicht sein«, murmelte er vor sich hin, und lauter werdend: »Dazu auch noch der ganze Plan! Oh, dieser Plan macht mir zu schaffen! Schließlich müssen sie die Sache doch klar durchschaut haben. ›Evangelisieren‹, ›Pionierarbeit‹, ich kann diese Wörter nicht ausstehen. Und dann noch erst ihre Richtlinien: ›Die Gesellschaft erstrebt Folgendes: Beschleunigung der Rückkehr unseres Herrn, indem wir Seinen Befehl für unsere heutige Zeit befolgen‹, ›Aller Welt das Evangelium zu predigen zu einem Zeugnis für alle Völker‹ und ›Aus ihnen ein Volk für Seinen Namen zu gewinnen‹, wie Er gesagt hat: ›Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur!‹ Ziel der Gesellschaft ist es, sich nur an solchen Unternehmungen zu beteiligen, die tatsächlich zur Weltevangelisation beitragen. Wir wollen keine Verdoppelung schon bestehender ausländischer Missionsgesellschaften, sondern wir wollen unsere ganze Kraft der Pionierarbeit unter den Völkern, Stämmen und Nationen zuwenden, wo der Name Christi noch nicht bekannt ist.‹

      ›Jenseits liegende Regionen!‹ ›Unerreichte Zonen!‹ ›Pionierarbeit unter Völkern, Stämmen und Nationen, wo Christi Name noch nicht genannt wird!‹ Und ›Beschleunigung der Wiederkunft unseres Herrn, indem wir Seinen Befehl an unsere Generation in die Tat umsetzen‹. Dann weiter ihre Redensart: ›Den König zurückbringen.‹ – ›Den König!‹ Immerfort: ›Der König!‹ – Es darf nicht sein! Ich muss ihre Absicht vereiteln! Wie wird es mir ergehen, wenn Er kommt? Ich muss sofort den Kriegsrat einberufen.«

      Einige Minuten später waren sie alle versammelt. Von den äußersten Enden der Welt kamen sie herbei – mächtige gefallene Engel, hohe Würdenträger, Fürsten, Gewaltige, Weltbeherrscher im Finsternisreich dieser Zeit. – In zahllosen Scharen sammelten sie sich um ihren Gebieter, der mit bitterem Ingrimm unter ihnen stand. Stille, tiefe Grabesstille lastete auf ihnen. Jetzt ergreift Satan das Wort:

      »Fürst von Alaska, vortreten!«

      Zitternd vor Furcht nähert er sich seinem schrecklichen Monarchen. Die zusammengekauerte Gestalt erinnert nicht im Geringsten an sein stolzes Auftreten vor fünfzig Jahren.

      »Fürst von Alaska«, fragt Satan, »sind sie bei dir schon eingedrungen?«

      Langsam bejaht der Fürst, der vor Angst kaum mehr die Augen aufzuheben wagt.

      »Wie! Was!«, donnert Satan jetzt los. Er weiß sich kaum mehr zu beherrschen. »Warum hast du mein Reich nicht besser bewacht?«

      »Eure Majestät, wir taten unser Bestes – doch alles umsonst. Die Sache war irgendwie bekannt geworden; man entdeckte die Leichen der beiden ersten, die erfroren waren. Dadurch wurde die ganze Gemeinde zu neuer Tat angefeuert. Andere wagten’s. Verschiedene konnten wir vernichten. Mehrere verloren den Mut und kehrten um. Endlich kamen sie aber doch durch, all unsrer Abwehr zum Trotz. Wohlbeschützt unter der wachsamen Bedeckung von Millionen von Engeln drangen sie hinein und behaupteten sich da; wir konnten sie auch nicht mehr hinaustreiben. Hunderte von Eskimos haben heute das Reich Gottes angenommen, Tausende hörten die Frohe Botschaft!«

      Die nun folgende Szene spottete aller Beschreibung. Satan schäumte und kochte vor Wut. Selbst die Luft schien von Millionen von bösen Geistern zu wimmeln. Seine hohen Fürsten wanden sich vor ihm, um nur seinen fürchterlich lodernden Blicken zu entgehen.

      Einen Augenblick später brüllte der rasende Teufel:

      »Fürst von Tibet, vortreten!« Und als jener bedeutende Anführer nach vorne kam, setzte er hinzu: »Hoffentlich weißt du Besseres zu berichten!«

      »Nein, Euer Gnaden, es ist mir nicht viel besser ergangen«, antwortete der Fürst.

      Jetzt polterte Satan los: »Wie, Fürst, hat irgendjemand in deinem Reich den Namen vernommen?«

      »Keine mir zu Gebote stehende Macht konnte es hindern«, erwiderte der Fürst gelassen. »Wir taten unser Bestes. Tag und Nacht mühten unsere Heere sich ab, um sie zu besiegen. Anscheinend ist eine Bewegung ins Leben gerufen worden, die nur das eine Ziel verfolgt, dorthin zu gehen, wo noch niemand vorher war, und in den so genannten ›Unerreichten Zonen‹ der Welt das Evangelium zu predigen. Umsonst versuchte der Fürst von China, sie mit seinen Armeen zu vernichten. Unter dem Schutze von Legionen von Engeln blieben sie lebendig. Hunde wurden auf sie gehetzt. Mit tödlichem Hass erfüllten wir die Priester gegen sie. Überall legten wir ihnen Fallen. Wir griffen zur Aushungerungstaktik. Krankheiten und Seuchen mussten ihr Teil mit dazu beitragen. Doch umsonst! Immer weiter drängten sie voran. Heute sind Scharen von Tibetanern auf ewig für uns verloren. Tausende hörten die Botschaft, weit und breit wurde sie bezeugt.«

      Die rasende Wut Satans kannte nun keine Grenzen mehr. Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, wandte er sich ab und erteilte den letzten Befehl:

      »Fürst von Afghanistan, vortreten!«

      Kurzes Zaudern; dann kommt der Angeredete mit langsamem Schritt und gesenktem Blick näher. Nun steht er zitternd vor seinem obersten Gebieter.

      »Fürst von Afghanistan«, hebt der Satan wieder an, »du treuer Wächter meiner Besitzungen, solltest du mich auch noch im Stich lassen, dann weiß ich nicht mehr, wohin ich mich wenden soll.«

      Keine Antwort! Wie gebannt lauscht die große Versammlung in das Schweigen.

      »Fürst, sprich! Sind sie bei dir eingedrungen?«

      »Jawohl, Hoheit!«

      In rasender Wut sprang der Erzfeind auf. »Fürst von Afghanistan, wo bleibt deine Treue?« fuhr er ihn an.

      »Mein Herr und Gebieter, es half alles nichts. Wir taten unser Bestes. Bis vor einem Jahr hatte keine Menschenseele etwas davon gehört. Aber dann wurden zwei junge Männer von dieser Pioniergesellschaft ausgesandt, und –«

      »Verfluchte Bande!« knirschte der Satan dazwischen.

      »Die ganze Gemeinde vereinigte sich zum Gebet«, fuhr der Fürst fort. »Anscheinend wissen sie alle, dass Er Seine Herrschaft nicht eher aufrichten wird, bis das Evangelium in jeder Sprache gepredigt worden ist. Engelmächte hielten die Wacht. Wir haben gekämpft, konnten ihnen aber nicht widerstehen. Immer weiter drangen sie vorwärts, vor einer Woche hat ein Mann Christus angenommen, verschiedene andere haben das Evangelium schon gehört.«

      Wutschnaubend brüllte Satan: »Jetzt ist alles aus! In Indien und China sind Tausende errettet, aber was ich eben hören musste, schlägt dem Fass den Boden aus. Er kann jetzt kommen. Lange wird’s nicht mehr dauern; denn bei der klaren Blickrichtung dieser Leute werden sie nicht eher ruhen, als bis jeder Stamm, jede Sprache und Nation vom Evangelium erreicht worden ist. Dann aber wehe, wehe mir!«

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