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Perelandra. C. S. Lewis
Читать онлайн.Название Perelandra
Год выпуска 0
isbn 9783865064295
Автор произведения C. S. Lewis
Жанр Научная фантастика
Издательство Автор
Worte sind umständlich. Man darf nicht vergessen, dass Ransom gerade erst fünf Minuten auf der Venus zugebracht hatte. Er war nicht im Mindesten müde und machte sich auch keine ernsthaften Sorgen, ob er in einer solchen Welt überleben könne. Er vertraute auf die, die ihn hergeschickt hatten, und einstweilen waren die Kühle des Wassers und die Bewegungsfreiheit seiner Glieder noch neu und angenehm. Bedeutsamer aber war etwas anderes, das ich bereits angedeutet habe und das sich kaum in Worte fassen lässt – das seltsame Gefühl eines übermäßigen Genusses, das ihm alle seine Sinne gleichzeitig zu vermitteln schienen. Ich verwende das Wort »übermäßig«, weil Ransom selbst die Empfindung nur so beschreiben konnte. Verfolgt wurde er in den ersten paar Tagen auf Perelandra nicht von einem Schuldgefühl, sondern von der Überraschung darüber, dass er ein solches nicht verspürte.
Allein die Tatsache, lebendig zu sein, war ein so außerordentlich süßes und überschwängliches Gefühl, wie das Menschengeschlecht es meist mit Verboten und Ausschweifungen in Verbindung bringt. Doch es war auch eine heftige Welt. Kaum hatte er das treibende Ding aus den Augen verloren, als er von unerträglich grellem Licht geblendet wurde. Eine gleichmäßige, bläulich-violette Beleuchtung ließ den goldenen Himmel vergleichsweise dunkel erscheinen und enthüllte für wenige Augenblicke mehr von dem Planeten, als Ransom bisher gesehen hatte. Vor ihm erstreckte sich eine grenzenlose Wasserwüste, und in weiter Ferne, am Ende der Welt, erhob sich vor dem Himmel eine glatte Säule aus geisterhaftem Grün, das einzig Feste und Senkrechte in dieser Welt der gleitenden, sich verlagernden Ebenen. Dann kehrte das prächtige Zwielicht zurück (das ihm nun beinahe als Dunkelheit erschien), und er hörte Donner. Doch dieser hörte sich anders an als irdischer Donner, hallte länger nach, und in der Ferne schwang sogar eine Art Klingen mit. Der Himmel schien eher zu lachen als zu toben. Ein weiterer Blitz folgte, und noch einer, und dann war der Gewittersturm über ihm. Riesige, purpurne Wolken trieben zwischen ihm und dem goldenen Himmel, und ohne jedes Vorzeichen ging plötzlich ein Regen nieder, wie er ihn nie zuvor erlebt hatte. Es gab nicht einmal Tropfen; das Wasser über ihm schien nur etwas weniger dicht zu sein als das des Meeres, und er hatte Mühe zu atmen. Ein Blitz jagte den anderen. Wenn er zwischen zweien von ihnen über den Ozean blickte, sah er in jeder Richtung – außer da, wo sich die Wolken befanden – eine völlig veränderte Welt. Es war, als befände er sich im Mittelpunkt eines Regenbogens oder in einer Wolke aus vielfarbigem Dampf. Das Wasser, das nun die Luft erfüllte, verwandelte Himmel und Meer in ein Gewirr von farbenprächtigen, tanzenden Leuchtbildern. Ransom war geblendet und verspürte zum ersten Mal ein wenig Angst. Im Licht der Blitze sah er wie zuvor nur die endlose See und die unbewegliche grüne Säule am Ende der Welt. Nirgends Land – von einem Horizont zum anderen keine Spur eines Ufers.
Der Donner war ohrenbetäubend, und Ransom bekam kaum genug Luft. Alle möglichen Dinge schienen mit dem Regen herunterzukommen – anscheinend Lebewesen. Sie sahen wie seltsam luftige und anmutige, gewissermaßen veredelte Frösche aus und schillerten wie Libellen, aber er war nicht in der Lage, genauere Beobachtungen anzustellen. Er spürte jetzt die ersten Anzeichen von Müdigkeit, und von der Farborgie in der Atmosphäre war ihm ganz wirr im Kopf.
Wie lang dies alles dauerte, konnte er nicht sagen, aber das Nächste, was er deutlich wahrnahm, war, dass der Seegang nachließ. Er hatte den Eindruck, sich am Rand eines Wassergebirges zu befinden und in tiefer gelegenes Land hinabzublicken. Lange kam er nicht in dieses Tiefland hinunter; was im Vergleich mit den Wellen, die er bei seiner Ankunft erlebt hatte, wie ruhiges Wasser aussah, erwies sich als eine nur geringfügig niedrigere Dünung, sobald er hineingeriet. Es schien hier viele von den großen treibenden Dingern zu geben. Aus der Ferne wirkten sie wie ein Archipel, doch wenn er näher kam und sie auf den noch immer hohen Wogen reiten sah, glichen sie eher einer Flotte. Schließlich aber gab es keinen Zweifel mehr, dass der Seegang nachließ. Der Regen hörte auf, und die Wellen erreichten nur noch atlantische Höhen. Die Regenbogenfarben verblassten und wurden zusehends durchsichtiger. Der goldene Himmel schien, schwach zuerst, hinter ihnen durch und breitete sich dann schließlich wieder von Horizont zu Horizont aus. Der Seegang ließ weiter nach. Ransom atmete freier, aber nun war er wirklich erschöpft und begann, sich Sorgen zu machen.
Eines der großen treibenden Dinger glitt nur wenige hundert Schritt entfernt eine Welle hinab. Ransom betrachtete es gespannt und überlegte, ob er wohl darauf steigen und sich dort ausruhen könnte. Er hatte die Befürchtung, dass es lediglich Teppiche aus Wasserpflanzen oder die obersten Äste unterseeischer Wälder waren, unfähig, ihn zu tragen. Aber während er dies dachte, wurde das Ding von der Dünung emporgehoben und geriet zwischen ihn und den Himmel. Es war nicht flach. Von seiner bräunlich gelben Oberfläche erhob sich eine Reihe gefiederter und wogender Gebilde von unterschiedlicher Höhe dunkel vor dem mattgoldenen Glanz des Himmelsgewölbes. Dann, als das Ding, das sie trug, über den Wellenkamm glitt, kippte alles auf eine Seite und war nicht mehr zu sehen. Aber da, keine dreißig Meter entfernt, glitt ein anderes zu ihm herab. Er schwamm darauf zu und merkte, wie matt und lahm seine Arme waren, und zum ersten Mal packte ihn wirkliche Angst. Als er sich dem Ding näherte, sah er, dass sein Rand unzweifelhaft aus Pflanzen bestand; es zog nämlich einen dunkelroten Saum aus Röhren, Ranken und Blasen hinter sich her. Ransom griff danach, doch er war noch nicht nahe genug. Er schwamm verzweifelt, denn die Insel glitt mit einer Geschwindigkeit von etwa zehn Meilen an ihm vorbei. Er griff wieder zu und bekam eine Hand voll peitschenartiger roter Ranken zu fassen, doch sie entglitten ihm wieder und zerschnitten ihm fast die Haut. Dann warf er sich mitten hinein und versuchte wie wild, irgendetwas zu packen. Eine Sekunde lang war er in einer Art Pflanzenbrühe aus blubbernden Röhren und platzenden Blasen; dann griff seine Hand etwas Festeres, etwas wie sehr weiches Holz. Schließlich lag er völlig außer Atem und mit aufgeschlagenem Knie bäuchlings auf einer festen Oberfläche. Er zog sich noch ein kleines Stückchen weiter. Ja – kein Zweifel: man brach nicht ein; es war etwas, worauf man liegen konnte.
Anscheinend war er sehr lange auf dem Bauch liegen geblieben, ohne etwas zu tun oder zu denken. Als er seine Umgebung wieder wahrnahm, war er jedenfalls ausgeruht. Als Erstes entdeckte er, dass er auf einer trockenen Oberfläche lag, die bei näherer Betrachtung und abgesehen von der kupferfarbenen Tönung eine gewisse Ähnlichkeit mit Heidekraut hatte. Als er mit den Fingern ein wenig darin wühlte, stieß er auf etwas, das wie trockene Erde zerbröckelte. Doch davon gab es nur sehr wenig, denn gleich darunter lag eine Schicht aus zähen, ineinander verflochtenen Fasern. Dann rollte er sich auf den Rücken und merkte, dass die Oberfläche, auf der er lag, außerordentlich elastisch war. Es war nicht nur die federnde, heideartige Vegetation; Ransom hatte den Eindruck, als sei die ganze schwimmende Insel unter dieser