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Ich wünsche mir ... einen Prinzen. Rachel Hauck
Читать онлайн.Название Ich wünsche mir ... einen Prinzen
Год выпуска 0
isbn 9783961400089
Автор произведения Rachel Hauck
Жанр Религия: прочее
Издательство Автор
„Bis hin zu Prinz Michael im Jahre 1834. Er war in Lady Charlene verliebt und wählte die Tradition in der Nacht des Erntefestes, um seine Gefühle für sie zu verkünden. Um Mitternacht rannte er die 182 Stufen des Turms hinauf und läutete eine Minute nach zwölf, gerade als das Geläut der Kathedralen der Stadt verstummte, laut und lange die Glocke. Dann machte er sich auf, um seine wahre Liebe für sich zu gewinnen und am Weihnachtsmorgen in der Watchman Abbey zu heiraten.“
„Doch …“, Hyacinth nahm den Faden auf, „… er rutschte aus und stürzte in den Tod, den er auf dem kalten Steinboden der Kapelle fand. Sein Freund, Lord Paulson Wetherby, wurde Augenzeuge des Ganzen. Es heißt, er sei hinterher nie mehr derselbe gewesen.“
„Seither hat nie wieder ein Mann versucht, die Stufen zu erklimmen oder die Glocke zu läuten.“
Madeline und Hyacinth starrten Colin an.
„Schauen Sie nicht mich an.“ Er rutschte in seinem Stuhl herum. „Es hat schon seinen Grund, warum fast zweihundert Jahre lang keiner mehr diese Stufen hinaufgerannt ist. Den Tod von Prinz Michael nämlich.“
Madeline sah in die Kamera mit dem rot leuchtenden Licht. „Es ist Zeit, die Glocke wieder erklingen zu lassen. Gibt es einen mutigen Mann da draußen, der sich den 182 Stufen stellt? Um das Herz seiner wahren Liebe in 24 Tagen zu gewinnen und sie am Weihnachtsmorgen in der Watchman Abbey zu heiraten?“
Hyacinth hob zu einem leisen, langsamen Sprechgesang an. „Prinz Colin, Prinz Colin, Prinz Colin …“
„Nein, nein, wow, nein, nicht ich. Das könnt ihr einem Knaben wie mir nicht antun.“ Er schlug sich die Hand auf die Brust. „Ich bin gerade erst aus der Marine raus, habe eine neue Arbeitsstelle bei meinem Vater. Wäre es nicht langsam Zeit für die Werbung?“
Madeline spornte den Sprechgesang weiter an, bis seine Brust im Rhythmus des Klagelieds pulsierte und drohte, an den Geheimnissen seines Herzens zu rühren.
Dann neigte sich Hyacinth vor. „Es ist 182 Jahre her, seitdem ein Prinz die Glocke geläutet hat.“ Sie hielt ihre Moderationskarten hoch. „Und es sind 182 Stufen, die zur Turmspitze führen?“ Sie zitterte und wurde unter ihrem Make-up blass. „Das ist seltsam.“
„Ich habe eine Gänsehaut.“ Madeline fuhr sich mit der Hand über den Arm.
„Es ist ein Zeichen.“
Angesichts der Dynamik der beiden Frauen zuckte Colin schmerzhaft zusammen. Es war kein Zeichen. Jedenfalls nicht für ihn. Er mochte Lady Jordan sehr – Lady Jay für ihre engeren Freunde –, aber er war nicht in sie verliebt. Es gab Zeiten, in denen er sich fragte, ob er sich je wieder verlieben würde.
Wohin ging ein Mann, wenn er die Liebe seines Lebens einmal aufgegeben hatte?
„Das macht mich nervös“, sagte Hyacinth in die Kamera. „Wir werden darüber nachdenken, während wir eine Pause machen. Wir kommen gleich mit mehr über Prinz Colin zurück.“
Die Scheinwerfer senkten sich, und die Kameras glitten zurück.
„Sie machen das großartig“, sagte Madeline, indem sie von ihrem Stuhl aufstand. Die Zuschauer machten es sich bequem, griffen nach ihren Handys und machten Fotos von Colin und dem Set.
Jemand reichte Colin eine Flasche Wasser. Die Visagistin tauchte auf, tupfte sein Gesicht ab und bestäubte ihn mit etwas Puder.
„Sie machen das gut. Versuchen Sie nur, ein bisschen weniger zu schwitzen.“
„Die Lampen sind so heiß.“
Sie zwinkerte ihm zu. „Das Gespräch aber auch.“
Colin schnitt eine Grimasse und sah ihr hinterher, während er einen Schluck Wasser nahm. Er würde sich nicht dazu bedrängen lassen, irgendeine Glocke zu läuten oder einem Mädchen, das er nicht liebte, einen Antrag zu machen.
Außerdem konnte man heutzutage von keiner Frau mehr erwarten, mit nur 24 Tagen Vorlauf in der berühmtesten Kathedrale des Landes zu heiraten. Er hatte zwei jüngere Schwestern, und wenn er eine Sache über Frauen und Hochzeiten gelernt hatte, dann dass die ganze Heiraterei nach den Bedingungen der Braut abzulaufen hatte.
Neben ihm blieb Hyacinth völlig ungerührt. „Ist das nicht eigenartig? Dass wir diese Tradition, 182 Jahre nachdem Prinz Michael in den Tod gestürzt ist, wieder ansprechen? Und dann sind es genau 182 Stufen von ganz unten bis zur Spitze.“ Sie zitterte wieder. „Ich fühle mich, als hätte ich etwas jenseits des Schleiers berührt.“
Colin nippte an seinem Wasser. „Alles Aberglaube, wenn Sie mich fragen. Da ist nichts dran. Das ist purer Zufall.“
„Waren Sie mal oben im Kapellenturm?“ Hyacinth wies ihn mit einer Geste an, ihr auf die andere Seite des Sets zu folgen. Sie wollten für das Erntefest typische Tänze und Reigen vorführen.
„Ein paar Mal.“ Colin wollte dieser Medientussi sein Geheimnis nicht verraten. Sonst würde sie es womöglich nach der Werbung ins ganze Königreich hinausposaunen.
„Je daran gedacht, die Glocke zu läuten?“
„Niemals.“
Die Moderatorin lächelte. „Ich mach Ihnen bestimmt keine Vorwürfe deswegen. Sie sind jung. Leben Sie ein bisschen.“ Sie zwinkerte. „Aber für die Show musste ich schon meine Rolle spielen und ein bisschen sticheln.“
„Und ich musste meine spielen und alles abstreiten.“
„Stimmt, mein Lieber, wie wahr, wie wahr.“
Seltsamerweise hatte Dad neulich ins gleiche Horn gestoßen. „Wird es nicht allmählich Zeit?“ Mum hatte sich an Dads Andeutungen gehängt und schon einen Platz beim Weihnachtsessen für Lady Jordan eingeplant.
„Ich habe gehört, die Stufen des Turms seien glitschig wie Wintereis“, sagte Hyacinth. „Da würde ich nie rennen wollen.“
„Das habe ich auch gehört.“ Colin wusste nur zu gut, dass sie glitschig waren, abgenutzt und rund vom Alter, das Regenwasser lief ungehindert an ihnen herunter, aber er und sein Kumpel kamen schon zurecht.
Vor ein paar Jahren wäre Guy Smoot beinahe in sein Verderben gestürzt. Das Geländer war nach Prinz Michaels Unglück repariert worden, aber nach all der Zeit, die seither vergangen war, war es abgenutzt und ausgedörrt. Guy hatte sich nur gerade eben so noch einmal fangen können.
Vielleicht hatten sie ein Glas zu viel getrunken. Der Vorfall ernüchterte sie auf einen Schlag. Colin hatte sein jugendliches Trinkverhalten seitdem ziemlich eingeschränkt.
„Man muss schon Hals über Kopf verliebt sein, um die Glocke zu läuten, ohne dass die Angebetete vorher davon weiß“, sagte Hy. „Und um sie dann zu umwerben und an Weihnachten zu heiraten.“
„Ein mutigerer Mann als ich“, sagte Colin.
„Waren Sie schon einmal Hals über Kopf verliebt?“ Sie beugte sich zu ihm vor. „Lady Jay ist bezaubernd, aber ich sehe da kein ‚Ich-bin-verrückt-nach-ihr‘ in Ihren Augen.“
Er hatte Hyacinth unterschätzt. „Versteht überhaupt irgendjemand die Liebe?“
„Genau. Das sage ich Maddie auch immer.“
Der Bühnenmanager rief: „Eine Minute!“
Aber Hyacinths Frage hallte in Colin wider. War er jemals Hals über Kopf verliebt gewesen? Doch. Ja. Einmal. Vor langer Zeit. Vor beinahe fünf Jahren. In ein Mädchen, das Welten entfernt war. Doch damals war er ein anderer gewesen als der Mann, der gerade kurz davor war, einen traditionellen brightonschen „Reel“ bei Madeline & Hyacinth Live! vorzuführen.
Er war ein junger, sorgenfreier Collegestudent namens Colin Tattersall gewesen, der ganz und gar nicht darauf vorbereitet war, sich so leidenschaftlich in Avery Truitt zu verlieben.
Aber