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      Wilhelm Tramitzke

      WO BIST DU, BIAN?

      Erinnerung an die Zeit

      als Fremdenlegionär in Vietnam

      Engelsdorfer Verlag

      Leipzig

      2016

      Bibliografische Information durch die

      Deutsche Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese

      Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

      detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

      über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

      Alle Rechte beim Autor

      Titelfoto: beautiful girl on the creek © sutiporn

      Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

       www.engelsdorfer-verlag.de

       Inhaltsverzeichnis

       Cover

       Titel

       Impressum

       Ich suche dich

       „Nuoc Mam“

       Der Adjutant

       „Illusionen. Illusionen Illusionen“

       In der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1949.

       Epilog

       Ich suche dich

      Es ist lange, lange her, das diese, meine Geschichte geschah. Gehen wir zurück in das Jahr 1948. Kaum ist der Krieg vorbei und schon steckte ich wieder im Schlamassel, doch diesmal in einer ganz anderen Welt. Französisch Indochina, genauer gesagt: Cochinchina. Süd Vietnam, das sumpfige Gebiet im Mekongdelta.

      Zum besseren Verständnis.

      Bian ist ein Mädchenvorname in Vietnam, und es heißt so viel wie: geheimnisvoll, verborgen.

      Geben wir der ominösen Dame Bian den Familienname „Duong“ und nennen sie bei ganzem Namen, „phu nu tre Bian Duong“ (Fräulein Bian Duong). Ich nannte sie „con gai“ (Tochter).

      Was will ich mit diesem Bekenntnis erreichen? Will ich mein schlechtes Gewissen erleichtern, oder gar mich mit irgendwelchen fadenscheinigen Erklärungen aus dem Geschehenen fortschleichen?

      Nein! Nichts dergleichen.

      Bis diese Geschichte von Bian begann, vergingen viele Monate, und ich möchte diese Zeit nun erklären, um mich auch verstehen zu können.

      Mein Schöpfer muss mich falsch gewickelt haben, denn er hat mir das Gen der Angst irgendwie blockiert, oder sogar genommen.

      Dies erklärt auch die Lebensweise, wie ich mich der Bevölkerung gegenüber verhalten habe.

      Bei der Ankunft in Indochina sagte ich zu meinem Freund, Walter von Z., als wir auf dem Schiff von Cap Saint Jaques, auf dem Fluss nach Saigon schipperten, dass ich so ein komisches Gefühl hätte, dass uns nichts Gutes erwartet, und ich am liebsten wieder umkehren würde.

      Das war ein Wunschdenken, denn die Speerspitzen der Viêt Minh waren nicht abgestumpft und hießen uns willkommen.

      Nach einigen Tagen wurden wir im „Centre Medical Nr. III, Zentrum für Geschlechtskrankheiten als Wachzug abkommandiert. Mit dem Krankenrevier hatten wir nichts zu tun, sondern wir bewachten nur das Areal, welches am Stadtrand von Cholon lag.

      Cholon, auch „Chinatown“ genannt, hatte viele Gesichter. Opiumhöhlen, der Schwarzmarkt blühte, und die Prostitution war nicht zu übersehen. Am Stadtrand befanden sich eine ganze Reihe von Bambushütten, eingerichtet mit einem Vorraum, der mit einem Vorhang getrennt war und im hinteren Raum war das Liebesnest eingerichtet. Solche Hütten waren nur von einer Liebesdame bewohnt.

      Ob die Damen die Besitzerinnen der Hütten waren, ist zu bezweifeln, eher waren es Chinesen, welche ihren Profit daraus zogen.

      Zwischenbemerkung: Phu nu tre Bian Duong hat mit all dem nichts zu tun, denn Bian war ein bildhübsches Mädchen, aus den Klauen der Việt Minh gerissen, und ich glaubte, dass ich sie aus ihrer misslichen Lage befreien kann und sie sollte dann meine Frau werden. Natürlich mit ihrem Einverständnis. Diese Geschichte soll allerdings erst am Ende meiner Erzählungen zur Sprache kommen.

      In Saigon, in der „rue Gallieni“ befand sich ein Etablissement von besonderer Güte. Von Cholon kommend, gleich am Anfang der Stadt Saigon, traf man auf die rue Gallieni, was einem zur Einkehr animierte. Das Gebäude war im Karree mit Innenhof gebaut. Gleich links vom Eingang befand sich ein großer Saal mit Restauration, einer Bühne für Vorführungen und für die Musikkapelle.

      Die Küche bot vom Feinsten und der Service war perfekt. Man konnte sich mit den Damen unterhalten ohne dass man mit ihnen in ihr Gemach gehen musste. Man speiste und trank seinen „Pinard“. In diesem Fall war der Pinard kein erlesener Wein, sondern der „Vin ordinaire.“ (Tafelwein)

      Im Innenhof, beginnend von links nach rechts, befanden sich einzelne Zimmer, welche von je einer Dame im Besitz war. In diesem Etablissement ging es sehr familiär zu, und man könnte meinen, dass es ein nobles Restaurant wäre, wenn nicht die vielen Damen an den Tischen gesessen hätten.

      Immerhin war es eine abwechslungsreiche Zeit, sich mit den Damen zu unterhalten, während man seine Mahlzeit einnahm und seinen „vin“ ordinaire“ trank.

      Die Damen waren in keiner Weise aufdringlich, sondern sie unterhielten sich als ob sie die guten Freundinnen wären.

      Nun haben wir die Bambushütten in Cholon, das Etablissement in der „rue Gallieni in Saigon, und kommen nun zu den Bambushütten vis-á-vis des „Centre Medical Nr III „ am Rande von Cholon. In diesen Hütten wohnten Frauen, welche sich mit den Soldaten verheirateten, das heißt, nur auf Zeit, gewöhnlich für einen Monat. So menschenunwürdig es auch klingt, diese entwurzelten Geschöpfe hatten möglicherweise kein Elternhaus mehr, waren von Gott und der Welt verlassen, und nun bestritten sie ihr Leben auf ihre Weise. Die Frauen in der „rue Gallieni“ waren unter Kontrolle, doch jene in Cholon oder die in den Hütten vor dem Centre Medical ist mir nicht bekannt, doch nie hatte ich gehört, dass jemand, welcher mit den Frauen verheiratet war, erkrankte. Zur Ehrenrettung der „Con Gai’s“ (Töchter) muss ich sagen, dass nach Bezahlung der 100 Piaster für einen Monat verheiratet zu sein, die Frauen treu wie Gold waren und bekochten ihren Angetrauten, wuschen und versorgten seine Wäsche. War der Monat vorüber, ließen sie sich nicht mehr anfassen, außer man verlängerte die Ehe mit erneuten 100 Piaster.

      Woher ich das alles weiß? Ich war nicht verheiratet, aber mein Freund Walter von Z. den ich oft in seiner Hütte besuchte, wandte diese Methode an. Die Hütten in Cholon kannte ich nur vom Hören-Sagen, und die „rue Gallieni“ ist keine Frage.

      Diese Beschreibungen habe ich zum besseren

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