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Nox Arcanum. Asenath Mason
Читать онлайн.Название Nox Arcanum
Год выпуска 0
isbn 9783944180304
Автор произведения Asenath Mason
Жанр Философия
Издательство Автор
Im Namen des Set, roter Gott, schwarzer Gott.
Wir preisen Dich, Set,
Vielverkannter, Ofterkannter,
Brecher der ehernen Tafeln,
Brecher, Zerbrecher,
Grenzerhöher, Grenzzerstörer,
erschaffender Geist,
sich erhebend aus totem Gebein und der Asche der Sterne.
Du gelangst in unsere Welt aus den endlosen Wüsten,
der Weite des Meeres,
den Unendlichkeiten des Alls,
umgürtet mit der Schlange Leviathan,
Dein Kelch ist ein schwarzes Loch,
verschlingend und gebärend am Firmament hinter dem Westtor,
wo sich die Nebel des Chaos umwinden.
Dein pulsierendes Herz ist reine, rote Glut,
auf dem Amboss der Zeit geschmiedet in der Stadt der Pyramiden.
Und das Feuer lodert auf und blitzt durch Deine Augen,
die entflammen, was sie erblicken.
Du bist fest verwurzelt in den Tiefen der Erde,
in Ewigkeit verschlungen mit Deiner Mutter,
die Deine Geliebte ist im Zentrum Deines Zeichens,
dem Taukreuz.
Und doch trägt der Nachtwind Dich fort in die fernen Reiche bis
hinter die Sterne,
hinein in unsere Träume,
unser Sehnen, Wünschen und Lieben,
unser Streben, Hassen und Zähnezeigen.
Seth, ich bin wie Du, ein Werdender!
Ich habe mich aufgerüstet zu voller Größe.
Da ist ein Gott, wo ich bin.
Alles Heil dieser Welt,
wir bleiben Deiner Erde treu, Set!
Wir leben im Wind, im Sturm.
Wir leben auf der Erde und graben unsere Hände tief hinein.
Wir sind das Feuer und unsere Stütze ist ein Stab,
der die Schlange birgt. 1
(Frater Eremor)
Diese Anrufung des Gottes Seth beinhaltet mit der Gottwerdung, dem Schwur an die Erde und der Symbolik der Schlange die drei prägnantesten Motive des Vama Marg. Ebenfalls in diesem Kontext muss das Sinnbild Kephras gesehen werden, dem Skarabäus, der sich aus sich selbst heraus erschuf. Kephra gilt als Erscheinungsform des Urgottes Atum und würde in späterer Zeit als ein Aspekt des Sonnengottes Re gedeutet. Kephra symbolisiert das sich selbst Erschaffen, das aus sich selbst heraus Werden. Kephra gebiert sich selbst, aus seinem eigenen Willen heraus formt er sich und erhebt sich am östlichen Firmament. Die diesem Sinnbild innewohnende Symbolik ist zutiefst mit dem Linkshändigen Pfad verbunden, ist Kephra doch keiner höheren Macht unterworfen, sondern wird selbst zum Schöpfer. Er befindet sich in einem permanenten Schöpfungsprozess, denn er „ist“ niemals, sondern er „wird“ beständig. Kephra ist vergleichbar mit dem ewig strömenden Tao und dem „Wyrd“ der nordischen Mythologie. Eine ständige und niemals abgeschlossene Schöpfung, die lediglich dem eigenen Willen folgt. Dieser Logik folgend zeigt die ägyptische Hieroglyphe für den Terminus „Entstehung“ eben jenen Käfer. Interessanterweise haben wir es hier aber mit einem gezähmten Aspekt des Linkshändigen Pfades zu tun, denn anders als Seth, der auch zu altägyptischer Zeit gefürchtet wurde, erfreute sich die Gestalt Kephras großer Beliebtheit, was sich nicht zuletzt an der bis heute anhaltenden Tradition der Verwendung Kephras als Glücksbringer in Gestalt des Skarabäus zeigt.
Schwerer zu fassen ist der Linkshändige Pfad im Rahmen der germanischen Religion. Es gibt hier kein klassisches dualistisches Schema, alle Götter haben gute und schlechte Eigenschaften und ihre Schicksale sind zutiefst miteinander verwoben. Das Gute entsteht hier aus dem Bösen und umgekehrt – die komplexe Mythologie, die wir aus den Götterliedern der Edda und den wenigen religiösen Überlieferungen rekonstruieren können, zeugen zumeist von einer neutralen Schilderung der Verhältnisse. Die moralischen Elemente sind vergleichsweise rar gesät.
Dennoch gibt es auch hier Hinweise, dass es eine Form des Linkshändigen Pfades gegeben hat. So stürmt im Lied Aegisdrecka eda Lokasenna der zweigesichtige Loki ein von Aegir für die Götter bereitetes Festmahl und provoziert jeden Gast mit vermeintlichen Schandtaten der Vergangenheit. Auch Odin, der oberste Göttervater, bleibt davon nicht verschont und nimmt von Loki folgende Schmähworte entgegen:
Du jedoch, sagt man, schlichest auf Samsö
Umer und klopftest, als Hexe verkleidet,
an den Hausthüren an. Du wandertest zu den Völkern
als Weissage-Bettel, als schlimmes Scheusal
nach meiner Schätzung.
Diese Worte deuten auf die altgermanische Seiðr-Magie hin, die in erster Linie von Frauen praktiziert und zur Zukunftsdeutung angewandt wurde. Seiðr stand in dem Ruf „unmännlich“ zu sein, was wir, in Anbetracht des ethischen Wertesystems der Germanen, durchaus gleichsetzen können mit dem, was in manchen Kulturen der Begriff „links“ ausdrückt. Zentral ist beim Seiðr der Verlust der Kontrolle über den Körper; ein ekstatischer Zustand wird angestrebt, in dem der Kontakt zur Anderswelt hergestellt wird. Die Sagas berichten von verschiedenen Seiðr-Seherinnen und auch ihre Verfolgung wird dort gut dokumentiert. Seiðfrauen und Seiðmänner schienen als kultische Söldner zu agieren, sie standen in dem Ruf, Hagel- und Schadenszauber zu verbreiten. Interessanterweise sind das die gleichen Vorwürfe, die man noch heute den Böns vorwirft und die ihr berühmtester Vertreter, der Yogi Milarepa, in seiner Jugend auch intensiv praktizierte. Ähnlich wie in den buddhistischen Strömungen, in denen sich zahlreiche schamanische Elemente aus der Vorzeit eingebunden haben, so mag auch der Seiðr eine Praxis sein, die vor dem Einfall der indoeuropäischen Asen gemeingültig war. Wir stoßen hier erneut auf das bekannte Prinzip: Der Seiðr gehört zu den Wanen, den Erdgöttern, den chthonischen Kräften, während es die Asen in den Himmel, nach Asgard, zieht. Auch hier lässt sich die Trennung vollziehen, wenn die beiden Kräfte in der Mythologie auch ihren Frieden miteinander schließen und sich gegenseitig achten und respektieren.
Ein oft genanntes Werkzeug auf dem Weg des Linkshändigen Pfades ist die Feuerschlangenmeditation: Kundalini-Yoga. Als Kundalini wird die Feuerschlange bezeichnet, die im Körper des Menschen schlummert und durch die nach ihr benannten Meditation erweckt werden soll: Sie ruht im Schoß und wenn sie sich durch die Kraft der tantrischen Übungen erhebt und durch die