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hat, ist euer tremendum.

      Ich werde diese Spielchen im Rest des Textes unterlassen.

      Wenn wir uns nun einmal unter den „Linkshändern“ dieser Welt umschauen, so stellen wir sehr schnell fest, dass es da mit fascinans und tremendum nicht besonders weit her ist. Wieviele Luziferianer haben schon unsterblich verliebt vor dem Spiegel gestanden? Welcher Saturngnostiker hat schon die Welt dafür bedauert, dass sie keinen Gott außer ihm hat? Es gibt sicher Beispiele für so eine Haltung – obwohl mir nur Austin Osman Spare einfallen will – aber sie sind meinem Dafürhalten nach zumindest ausgesprochen selten.

      Die meisten Anhänger des Pfades zur Linken, die ich kennengelernt habe, sagen zwar, sie wären ihr eigener Gott, verhalten sich diesem Gott gegenüber aber keineswegs so, wie es eines Gottes würdig wäre. Daran ist erst einmal nichts Verkehrtes, als Gottheit wird man ja wohl selbst wissen, ob es angemessen ist, sich beispielsweise zur besseren Verehrung eine eigene Kirche zu bauen. Aber eins ist dennoch Fakt: da ist kein tiefes Erschüttertsein durch das Göttliche, da ist kein Absolutes als Angelpunkt, an dem sich in höchste Höhen der Leistungsfähigkeit aufzuschwingen wäre. Kurz, da ist kein Fanatismus. Unter der Folter würdet ihr alle zerbrechen.

      Nach dem, was oben über den Zusammenhang von fascinans und tremendum gesagt worden ist, dürfte auch klar sein, woran das liegt: die meisten Linkshänder finden sich selbst zwar toll (was zumindest in Richtung fascinans geht), haben aber keine Angst vor dem Ausmaß ihrer Macht (tremendum). Es fehlt ihnen Gottesfurcht. (Wie jeder beliebige Christ bestätigen wird, dem man nicht zu genau erklärt, wem die Gottesfurcht gelten soll.) Damit haben wir für das konkrete Problem, wie luziferianischer Fanatismus zu erreichen wäre, erst einmal eine recht abstrakte Lösung: Gottesfurcht entwickeln, das eigene tremendum kennenlernen.

      Kein Problem. Wer als Okkultist mit der magischen Technologie vertraut ist, Veränderungen im Einklang mit dem eigenen Willen herbeizuführen, hat es natürlich wesentlich leichter, Gottesfurcht herbeizubeschwören als, sagen wir, ein Imam in einer pakistanischen Koranschule. Um ein paar erste Anregungen zu geben, und damit dieser Text nicht als abgehobenstes Theoriegeschwafel seit Fra. Ratatosks „Chaos Magick Theory“ in die Magiegeschichte eingeht, hier noch ein paar Ideen für die rituelle Praxis der Invokation des Selbst in seiner ganzen göttlichen Pracht und Entsetzlichkeit.

      Bei invokatorischen Arbeiten funktioniert nichts so gut wie der Exzess.

      – Pete Carroll –

      Luziferianischen Fanatismus hervorrufen heißt genau und ausschließlich: gleichzeitige Invokation des tremendum und des fascinans. Beide hängen zusammen (bei Otto heißt der Gesamtbegiff: das Numinose), das heißt auch wenn man bei der Invokation nur auf eines der beiden Gefühle zielt, bekommt man eine Dosis vom anderen mit hinzu. Der Rest ergibt sich von allein. Wenn tremendum und fascinans invoziert sind, strahlt das eigene göttliche Selbst alles aus, was irrational gläubig macht. Zunehmend wächst der Glaube an die eigene Göttlichkeit. Der irrationale (weil rein mit Gefühlswahrnehmungen begründete) Luziferianismus wird durch immer unmittelbareren Kontakt zum (selbstverkörperten) luziferianischen Prinzip zusehens radikaler. Und das bewirkt in der Summe, wie oben ausgeführt, Fanatismus und alle seine Eigenarten.

      Und natürlich bleibt die beeindruckende und furchteinflößende Ausstrahlung, die durch die Invokationen entsteht, nicht nur für einen selbst wahrnehmbar.

      Hier müssen – oder dürfen – wir den Zuständigkeitsbereich christlicher Theologen verlassen, denn die halten ja unsinnigerweise Erlebnisse dieser Art für nicht genau erklärbar (obwohl Rudolf Otto interessanterweise anerkennt, dass rituelle, schamanische und andere Praktiken dem Zweck dienen können, das Heilige zu erreichen). Als Magier kennen wir uns da spätestens seit Abra Melin besser aus.

      Ich möchte es mir ersparen, an dieser Stelle ausführlicher auf Invokation und Illuminationsmagie im Stil des Liber Samekh einzugehen, denn wer darin noch nicht bewandert sein sollte, findet alles nötige im Liber Null. Stattdessen stelle ich genau wie Crowley fest, dass die entscheidende Formel lautet:

      INVOZIERE OFT!

      Alles folgende sind bloße Fußnoten zu diesem Zitat.

       Führe in jeder beliebigen Situation folgende Meditation aus. Werde dir intensiv deiner Umgebung bewusst. Erahne außerdem den unermesslichen Strom von vergangenen Ereignissen, die nötig waren, um genau diese Situation zu schaffen – wenn du willst, bis zurück zum Urknall. Mach dir bewusst, dass du allein alle diese Zusammenhänge mit dem ausschließlichen Ziel bewirkt hast, genau diese Situation zu schaffen. Erahne außerdem die Zukunft, die unendlichen Möglichkeiten, die sich aus jeder deiner möglichen Entscheidungen in dieser Situation ergeben können. Mach dir bewusst, dass du allein alle diese Möglichkeiten mit dem ausschließlichen Ziel bewirkt hast, dir deine momentanen Wahlmöglichkeiten zu geben. Nun mach dir bewusst, dass du allein verantwortlich für das bist, was jetzt geschieht. Tu was du willst. Versuch diesen Zustand umfassender Bewusstheit so lange wie möglich aufrechtzuerhalten – anfangs werden es höchstens wenige Sekunden sein. Sei bestrebt, öfter und öfter in diesen Zustand einzutreten. Das ist die beste der hier genannten Techniken.

       Invoziere auf die klassische Weise. Bau einen Tempelraum zu deiner Verehrung. Dekoriere ihn mit Bildern, Besitztümern und Zitaten von dir. Improvisiere Gebete an dich selbst, ruf sie laut und voller Begeisterung für dich selbst. Nimm rituelle Handlungen vor, wie es dir richtig erscheint. Tu stets alles voller Dankbarkeit für die Gnade, und voller Ehrfurcht für die Pflicht, dich selbst verherrlichen zu dürfen. Mach dir bewusst dass alle Welt auf subtile Weise an dem Ritual teilnimmt. Dass die Luft in deinen Lungen glückselig darüber ist, deine Stimme tragen zu dürfen. Dass der Fußboden ängstlich dem Moment entgegen zittert, in dem du deinen göttlichen Fuß wieder von ihm entfernen wirst. Wenn du das Ritual beendest, tu es mit dem Wissen dass du etwas Gutes getan hast. Das ist die leichteste der hier genannten Techniken.

       Fertige Kunstwerke und schreibe Texte, die deine göttliche Natur ausdrücken. Sie sind die Reliquien und heiligen Bücher, auf die die Welt seit Äonen gewartet hat und die du ihr einzig aus deiner göttlichen Gnade heraus zueignest. Verfahre mit den Geschenken deiner Gnade, wie es dir richtig erscheint. Wenn du sie verschenkst, schenkst du den höchsten Segen den ein Mensch erhalten kann. Wenn du sie auf den Müll wirfst, machst du den Müllhaufen zu einem Heiligtum. Das ist die fortgeschrittenste der hier genannten Techniken. Sie ist nur sinnvoll zu verwenden, wenn durch den Gebrauch der vorigen zwei (oder anderer) Methoden die Invokation bereits in hohem Maß verwirklicht ist. Und jetzt los mit dir.

      Von heute an will ich Furcht und Schrecken vor dir auf alle Völker unter dem ganzen Himmel legen, damit, wenn sie von dir hören, ihnen bange und weh werden soll vor deinem Kommen.

      – 5.Mose 2,25 –

       Ich komme, dich überzusetzen über den Strom zu endloser Nacht, lodernden Feuern und klirrender Kälte.

      – Dante Alighieri –

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