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über die Wangen; und Ihr müsst wissen, ich bin keine Frau, die schnell weint! Und dann begegneten mir immer öfter Menschen, die von Gottes Liebe und Vergebung sprachen, ohne Ablass zu bezahlen, den sie auch gar nicht hätten aufbringen können. Ich ahnte, dass sich die frohe Botschaft in einer Weise ausbreiten will, wie es noch nie vernommen wurde, als ob Christus selbst wieder vom Himmel stiege. Luther sah ich das erste Mal zwei Tage nach meiner Flucht. Ich war seiner Lehre zugetan, aber ich fand ihn so hässlich wie alle anderen Mönche, die mir begegnet waren.“

      „So hat er Euch gar gezwungen?“

      „Nein, nein. Er wollte mich ja ständig mit einem andern verheiraten. Er wollte, dass alle entlaufenen Nonnen brave Pfarrfrauen würden.“ Katharina schwieg eine Weile und erklärte dann: „Ich liebte Hieronymus Baumgärtner von ganzem Herzen. Er studierte zu Wittenberg, und er wollte mich ehelichen. Doch seine Eltern verboten ihm, eine entlaufene Nonne als Schwiegertochter zu bringen. So ließ er mich im Stich. Nicht im Stich ließ mich jedoch Martinus, der sich weiter sorgte, welchen Mann ich denn ehelichen könnte. Aber mir gefiel keiner von denen, die er mir vorschlug. Was mir gefiel, war ein Leben an der Seite Luthers. Als er mich wieder drangsalierte zu heiraten, sagte ich es in aller Öffentlichkeit, dass ich am liebsten ihn selber heiraten wolle. Darüber hat er gespottet und es allen weitererzählt. Da drehten seine Kollegen den Spieß um und sagten: ‚Du zwingst uns zu heiraten, aber selber nimmst du dir keine Frau.‘ Er entschuldigte sich damit, dass er ja in ständiger Lebensgefahr sei und nicht ehelichen könne … Seinen Eltern erzählte er auch von mir, und die waren es, die ihm ins Gewissen redeten, weil sie mich zur Schwiegertochter wünschten.“

      „So seid Ihr den Bund der Ehe eingegangen, ohne einander wirklich zu begehren?“

      „Jedenfalls begehrten wir uns nicht vor der Ehe. Die Liebe wuchs jedoch von der Stunde an, als wir Ja sagten. Und um nichts auf der Welt wollten wir uns nun missen.“ Katharina machte wieder eine Pause und sprach zufrieden: „Mein Martinus muss mich nirgends hinschicken und zu keiner Arbeit oder Liebesdiensten ermuntern, denn es ist alles so, wie ich es selbst gewählt habe.“

      „Verzeih, werte Lutherin, aber ich habe auch gehört, dass Luther gesagt habe, er würde Euch eine Backpfeife geben, wenn Ihr ihm noch einmal bei Tisch widersprechen würdet.“

      „Ja, das hat er gesagt, und er sagte auch, dass er, wenn er noch einmal freien würde, sich ein gehorsam Weib aus Stein hauen würde.“

      „So hat er also bereut, was er tat?“

      Doch auch daraufhin lachte das Weib nur: „Wer bereut nicht ab und zu das, wofür er sein Leben hingibt? Und wie stünde ein Mann da, der sich nicht ab und zu seiner Frau laut überlegen zeigt?“

      Wir fuhren durch ein schmales Tor in ein großes Gehöft ein. Katharina lenkte den Wagen im Innenhof einmal um den Brunnen und brachte ihn zum Stehen. Wie auf ein geheimes Zeichen wachte Hans auf und gähnte. „Wir sind da, Hans!“, rief die Lutherin.

      Ich erhob mich, steif vom langen Sitzen. Ich wollte nicht Luthers Eltern begegnen. Wer weiß, ob sie mich erkannt hätten? Ich wickelte den Jungen aus meinem Mantel und hob ihn der Lutherin auf den Arm.

      „Danke. Ihr habt unseren Sohn gehalten, wie ein Vater ihn halten würde.“ Sie blickte mit weichen Augen auf den kleinen Hans. Langsam regte sich Leben im Hof. „Wir wollen keine Zeit verlieren“, redete die Lutherin weiter.

      „Das ist auch in meinem Sinn“, gab ich ihr zur Antwort.

      „Ihr sollt Euch hier noch stärken. Ihr könnt auch gewiss über Nacht beiben, aber ich habe jetzt zu tun.“

      Ich verneigte mich vor ihr, doch sie gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Wange und sagte, ich sei ihr immer ein willkommener Gast. Hans sprach es ihr nach. Ich hatte während der Fahrt einen kleinen Freund gefunden. Ohne sich umzuschauen, verschwand sie mit Hans hinter der dicken Holztür. Sie hatte mich wohl schon vergessen.

      Das Gesinde sammelte sich auf dem Hof, der Gastwirt wollte auch ein gutes Geschäft mit mir machen. Und mir brannte noch der herzliche Kuss der Lutherin auf meiner Wange, weil ich ihren Sohn gehalten hatte.

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