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      Es folgten ein herrlicher Sommer und ein warmer Herbst, und sie fanden reichlich Futter. Die Jungen wuchsen schnell und waren nach kurzer Zeit fast so groß wie die Altvögel. Ihr Gefieder allerdings war noch fleckig braun-weiß. Nur das älteste Jungtier hatte im Spätherbst genau so ein herrlich weißes Kleid wie die Eltern.

      Inzwischen war bereits Dezember. Es gab Nachtfröste. Der Rand des Teiches war schon über einen Meter breit gefroren. In mehreren Schüben waren Dutzende von Schwänen zur gemeinsamen großen Reise nach Süden gestartet. Außer unserer Familie waren nur noch wenige Tiere auf dem Schwanenteich. Wie lange würden sie es hier noch aushalten? Hoffentlich würde der Winter nicht zu grimmig.

      Noch einmal kam ein herrlich sonniger winterlicher Tag. Da hörte man vom Wasser das laute, aufgeregte Schreien und Rufen der Schwäne. Einer nach dem anderen erhob sich mit lang gestrecktem Hals, Schwingen schlagend von der Wasserfläche und stieg in die Luft. Sie formierten sich als kleiner Zug – die letzten zehn Tiere – und flogen dreimal einen Kreis, um, wie es schien, Abschied zu nehmen von der allein zurückbleibenden siebenköpfigen Gruppe – drei weiße Schwäne und vier flugunfähige Jungtiere – bevor sie Richtung Südwesten in die Sonne stiegen.

      Vom nächsten Tag an zeigte der Winter seinen wahren Charakter. Der Wind blies scharf über das Wasser. Es schneite, graupelte und hagelte. Die zurückgebliebenen Schwäne drückten sich am Südufer dicht an die Wurzelstöcke des Gebüsches. Hier oder im Inneren der Insel wollten sie ausharren, bis die Sonne wieder höher stieg und sie im Frühjahr ihre Kameraden von der langen Flugreise zurückerwarteten. Nach und nach wurde das Gefieder der letzten Jungtiere weiß. Mit Hilfe der Altvögel lernten auch sie schließlich fliegen.

      Aber dann kam der Februar, ein harter Mann mit grimmigem Frost, wenn es auch windstill war und die Sonne schien. Er ließ die kleineren Teiche in der weiten Umgebung komplett zufrieren. Hier konnten die Wasservögel nicht mehr schwimmen und fanden keine Nahrung mehr. Die große Fläche unseres Gewässers aber blieb am Quellzufluss trotz strengster Kälte immer offen und das Futter für die Tiere war gesichert. So fanden sich innerhalb weniger Tage weitere Schwanenfamilien mit Jungtieren ein und bildeten hier eine kleine Kolonie.

      Der Schwanenteich macht seinem Namen alle Ehre!

      Die beiden Schildkröten

       Eine Fabel

      Die beiden Landschildkröten Rinchen und Linchen lebten bereits das zweite Jahr gemeinsam im Haus und im Garten einer jungen Familie.

      Gerade hatten sie ihre Winterruhe beendet und begaben sich erstmals wieder hinaus in den sonnigen Frühlingsgarten. Sie rannten, was ihre kleinen Schildkrötenbeine nur hergaben. Jede wollte die Erste sein in dem viel versprechenden Gelände. Sie lechzten nach frischem Frühlingsgrün. Die ersten zarten Hälmchen und Triebe schmeckten immer am besten. Und es gab ja noch nicht so viel wie im Sommer. Sie suchten nach den hellsten Sonnenplätzen. Dabei wackelten ihren Köpfchen nach rechts und links.

      Plötzlich hatte Rinchen etwas entdeckt. Dort in der Sonne leuchtete es frischgrün und glitzerte feucht. Und wie das duftete, lecker!

      Nur hin, nur schnell hin! Ihre Beinchen aber waren nicht so flink, wie ihr Kopf dachte. Sie stolperte. Fast überschlug sie sich …

      Das etwas kleinere Linchen hatte sofort erfasst, worum es ging.

      „Nein!“, rief sie. „Du nicht allein! Ich will die Hälfte haben.“

      Das passte dem Minchen gar nicht.

      „Der Salat gehört mir! Ich habe ihn schließlich entdeckt.“

      „Aber es ist auch mein Garten und ich habe zuerst daran gedacht, hinaus zu gehen. Also musst du mit mir teilen!“

      Inzwischen waren sie am Salatblatt angelangt. Linchen versuchte, sich seitlich zwischen das Rinchen und die Mahlzeit zu schieben.

      Das kräftigere Rinchen schob zurück.

      Schließlich hatte jede von ihnen eine Ecke des Blattes, welches groß genug für beide war, erwischt. So standen sie sich gegenüber und ließen sich nicht aus den Augen. Dabei machte jede den ersten Biss mit ihrem kleinen Mäulchen.

      Auf der hohen Linde über ihnen saß ein Rabe, der den Streit genau verfolgt hatte.

      „Na, wonach ihr so gierig seid, das schmeckt mir gewiss auch. Woll’n doch mal sehen, wem die Beute gehört!“, dachte er.

      Während sich die beiden Schildkröten noch argwöhnisch beobachteten, dass die andere ja nicht zu viel bekäme, ließ sich der Rabe vom Baum herunter mitten auf das Salatblatt gleiten, griff mit dem Schnabel das große Mittelstück, gleichzeitig mit den Krallen die rechte und linke Seite des Blattes und erhob sich Flügel schlagend in die Höhe.

      Ehe es sich die beiden Freund-Feindinnen versahen, saß er im Baumwipfel und zerhackte und verschlang das leckere Grünfutter.

      Die Drossel und die Elster

       Eine Fabel

      Am Rande der Siedlung, wo die Gärten in freies Gelände übergehen, wo das Bächlein unter grünem Gebüsch durch die Wiesen plätschert, ist das Reich der Vogelwelt. Hier kann man sie alle finden: Amseln, Finken, Lerchen, Meisen, Zaunkönig, Schnäpper, Elstern und die vielen anderen.

      Hier hat auch die Drossel ihr wohlgeformtes Nest gebaut. Tag für Tag flötet und zwitschert sie viele Stunden ihren fröhlichen, melodischen Gesang in die Welt und erfreut damit nicht nur ihre Artgenossen, sondern vor allem die Menschen, die hier leben, und erleichtert ihnen ihr Tagwerk.

      Im höchsten Baum ist das Nest der Elster. Von hier aus hat sie den Überblick über den gesamten Hain, die angrenzenden Gärten und die angegliederten Höfe. Ihren Augen entgeht nichts. Alles, was leuchtet und blinkt, weckt ihre Gier. In vollem Flug stürzt sie sich auf den Gegenstand, greift ihn mit dem Schnabel und bringt ihn in ihr Nest mit Dach, wo sie ihr Beutegut ansammelt. Laut und triumphierend schallt ihr Ruf über das Gelände: „Schack-schackschack!“ Hohn ist in ihrer Stimme.

      Eines Tages beim Erkundungsflug über das buschige Bachufer fühlt sie sich belästigt vom Gesang der Drossel.

      „Was flötest und tirilierst du den ganzen Tag? Als hättest du einen Grund dazu. Solltest dich lieber um dein armseliges Nest kümmern! Ohne jeden Schmuck. Dagegen ist meines ein Palast. Was ich für Schätze habe! Dir würden die Augen übergehen, wenn du das sehen würdest! Ich hätte Grund, Tag und Nacht zu jubeln. Du aber halt endlich den Schnabel. Schack-schackschack!“

      Die Drossel aber lässt sich von den Drohungen nicht einschüchtern. Mit Selbstbewusstsein und voll Überzeugung entgegnet sie:

      „Wer hier den Schnabel halten sollte, muss erst noch festgestellt werden. Du frohlockst über deine Beutezüge, über dein Diebesgut. Du bist eine Diebin! Ich an deiner Stelle würde mich schämen. Jeder Ton bliebe mir im Halse stecken!

      Ein Richter mag entscheiden, wessen Tun Gott und den Menschen besser gefällt: deine Anhäufung von Gestohlenem oder mein Gesang.“

      Sie drehte den Schwanz Richtung Elster, ließ gezielt einen Klecks fallen, hüpfte auf einen anderen Zweig und ließ erneut ihr Lied erschallen.

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